Montag, 12. Juli 2021

Lieber ein Ende mit Schrecken ... (2)

Bei der FAZ kommentiert ein politischer Korrespondent die Intendanten-Kündigung aus dem Kulturbereich und übt Kritik an Ministerin Teresia Bauer.

Donnerstag, 8. Juli 2021

Lieber ein Ende mit Schrecken ...

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's ziemlich ungeniert (?)
Als im letzten November eine Vertragsauflösung mit dem Generalintendanten des Badischen Staatstheaters (der, dessen Name hier nicht mehr genannt werden sollte) für den Sommer 2021 angekündigt wurde, wirkte das wie eine überfreundliche Überbrückungsgeste, manche dachten dabei an Grünen Filz, immerhin kennen sich die Ministerin und der Intendant gut, neun Monate weitere Gehaltszahlungen fürs Fernbleiben (also spekuliert ca. 200.000 €, ggf. weniger, falls Leistungsanteil vorhanden) plus eine Ablöse sind großzügig. Das wäre auch anders gegangen: anhand der Vorfälle und dem Reputationsverlust des Theaters hätte man den Intendanten im November auch aus wichtigem Grund außerordentlich kündigen können. Es gibt Arbeitnehmer, denen so etwas für weit weniger widerfährt. Der Intendant hätte vor ein Arbeitsgericht ziehen können, um eine Abfindung zu erstreiten. Das wollte man im November aber gerade nicht, denn dabei könnte auch schmutzige Wäsche gewaschen werden. Doch sieben Monate später scheinen sich beide Parteien immer noch nicht auf die finanziellen Details des Abgangs geeinigt zu haben, der Intendant spekuliert wahrscheinlich gerichtlich auf mehr als geboten. Die Situation ist so verfahren, daß Stadt und Land die Reißleine ziehen: Peter Spuhler wurde heute mit sofortiger Wirkung gekündigt.

Sonntag, 4. Juli 2021

Symphoniekonzert als Livestream, 04.07.2021

Wer weiß, vielleicht war das heute Morgen das letzte live gestreamte Konzert, ab Herbst sollte alles -toitoitoi- wieder vor Publikum stattfinden können. Schon  heute um 11 Uhr waren auch wieder einige Zuschauer im Haus erlaubt, das Konzert wird zusätzlich um 18 Uhr vor Publikum musiziert. Mit Schubert, Hummel und Mendelssohn hat man dazu ein zu schönes Programm. Schade, daß es mehr Konzertbesucher verpassen als teilnehmen können.

Henze - Das Wundertheater (als Livestream), 03.07.2021

Der Künstler als Sensibelchen und Weichei
Die Viruspandemie macht's möglich, denn sonst hätte man wohl kaum die Chance, Hans Werner Henzes Kurzsingspiel Das Wundertheater kennenzulernen. Nachdem es letzte Woche den Prolog aus Strauss' Ariadne auf Naxos zu hören gab, folgte nun der zweite Teil in solider Umsetzung, bei dem ein Schwachpunkt im Versuch liegt, die Anknüpfung an die Ariadne aus der wehleidigen Perspektive bedauernswert überempfindlicher Künstlerseelen zu konstruieren.

Sonntag, 27. Juni 2021

Strauss - Vorspiel zu Ariadne auf Naxos (als Livestream), 26.06.2021

Richard Strauss' Vorspiel zu Ariadne auf Naxos in Kombination mit Hans Werner Henzes Singspiel Das Wundertheater, die aber an zwei Wochenenden einzeln gestreamt werden? Erste Zuschauer konnten gestern in Karlsruhe zurückkehren und bereits die ganze Produktion live sehen, vorausgesetzt sie erbrachten den Nachweis, geimpft, getestet oder genesen zu sein. Was das Badische Staatstheater bieten will, erschließt sich für das digitale Publikum erst am nächsten Samstag, wenn das Wundertheater übertragen wird. Als kurze, orchestral kleindimensionierte Werke, die vielen Sängern die Chance für Auftritte verschaffen, ergibt diese Zusammenstellung des genialen Klangmagiers Strauss mit dem spröden, wenig populären Henze einen der Pandemie geschuldeten Sinn. Ob die Kombination gelungen ist, bleibt noch offen. Das gestrige Ariadne-Vorspiel machte schon mal Appetit auf mehr.

Sonntag, 6. Juni 2021

Symphoniekonzert als Livestream, 06.06.2021

Erneut streamt die Badische Staatskapelle ein bemerkenswert schönes Konzert. Werke des Rokoko und des Neobarock standen im Mittelpunkt und Dirigent Johannes Willig führte in den Pausen kenntnisreich durch die Entstehungsgeschichte.

Freitag, 4. Juni 2021

Zukunft Choreographie (Ballett als Livestream), 03.06.2021

Gelungener Positionswechsel
Bridget Breiner setzt Birgit Keils Nachwuchsförderung fort. 16 Tänzer des Badischen Staatsballett präsentierten gestern eigene Choreographien - von Solos über Duette bis zum achtköpfigem Ensembletanz war alles dabei und ein sympathisches, unterhaltsames und abwechslungsreiches Kaleidoskop künstlerischer Kreativität.

Dienstag, 18. Mai 2021

Vorschau auf die Spielzeit 2021/2022

Im Jahr Eins nach so manchem
Durchgeimpft und ohne verheerend neue Virusmutation sollte doch der Spielzeit 2021/22 nichts mehr im Wege stehen. Oper, Ballett und Schauspiel haben nun ihre Planungen öffentlich gemacht, die allerdings noch skeptisch mit Beschränkungen rechnen - ob und wie Abstandsregeln ab Herbst zu beachten sind, ist unklar. Hervorzuheben ist Bridget Breiners Ballett, das besonders ambitioniert und verdienstvoll agiert. Die Oper hat sieben reizvolle Premieren, aber nur wenige Wiederaufnahmen. Nur die Moralapostel des Schauspiels wollen anscheinend, daß dem Publikum das Lachen vergeht - nach einer rasanten Komödie sucht man erneut vergebens, den erhobenen Zeigefinger wird man hingegen zweifellos oft vorfinden.

Donnerstag, 13. Mai 2021

Wer wird neuer Intendant am Badischen Staatstheater?

Stimmt das Gerücht, daß evtl. ein am Badischen Staatstheater Bekannter den Posten des Interimsintendanten ab diesen Sommer übernehmen könnte? Und zwar handelt man aktuell ...

Puccini - Gianni Schicchi (als Livestream), 12.05.2021

Wie die Zeit vergeht! Wer erinnert sich nicht gerne an den letzten Karlsruher Trittico?  In der Spielzeit 2002/2003 inszenierte Robert Tannenbaum die drei knapp einstündigen Opern über Eifersuchtsmord, Himmelfahrt und Erbschaftsbetrug und insbesondere Barbara Dobrzanska als Schwester Angelica rührte dabei zu Tränen. Die dritte Oper des Trittico ist als Komödie ein idealer Kandidat für die Streaming-Premiere des Musiktheaters, Gianni Schicchi (UA 1918 an der New Yorker MET)  bereitete gestern am Bildschirm viel Freude!

Montag, 10. Mai 2021

Berg - In den Gärten oder Lysistrata Teil 2 (Schauspiel als Livestream), 09.05.2021

Feminismus als Frigidität und Freudlosigkeit
Nun streamt auch das Karlsruher Schauspiel gegen die Virusepidemie an und versucht sich sogar an der bundesdeutschen Erstaufführung einer "science-fiction-artigen Komödie", die eher eine mit faschistoiden Vorbildern kokettierende Dystopie ist. Leider bleibt man sich dabei qualitativ enttäuschend treu und inszeniert unoriginell, ohne Witz und Humor und ohne jeden Tiefgang. Seit einem Jahrzehnt versucht man sich angestrengt an Komödien-Inszenierungen, bei denen das Publikum dann kaum lacht, und es ist stark zu bezweifeln, daß In den Gärten, sollte es vor Publikum live gezeigt werden, zu Lachanfällen führen wird. Statt einer Komödie zum Lachen gibt es stattdessen eine lächerliche Komödie. Autorin Sibylle Berg wurde als "Haßpredigerin der Singlegesellschaft" bezeichnet, sie analysierte kürzlich: "Gemeinschaft erleben wir nur noch, wenn wir uns im Haß geeint fühlen" und dieses Motto scheint eine treffende Beschreibung ihres Weltbilds. In ihrer Dystopie über das verkorkste Liebesleben freudlos frigider Frauen durch primitiv plumpe Männer steckt weit mehr Potential als Autorin und Inszenierungsteam ausschöpfen. Stattdessen gibt es einen unfreiwilligen Humor in diesem Stück, das den Feminismus in gewisser Weise als Kompensation für verzweifelte Lieblosigkeit beschreibt und sich an Weisheiten aus der Ratgeberspalte und Horoskopen von Frauenzeitschriften zu bedienen scheint.

Freitag, 30. April 2021

Ballettfilm „Seid umschlungen - Momentaufnahme“, 29.04.2021

Nun gibt es ein weiteres ambitioniertes Angebot des Badischen Staatstheaters: der Ballettfilm Seid umschlungen - Momentaufnahme hatte gestern Online-Premiere und erwies sich als gelungen und sehenswert. Als Erstlingsfilm überzeugte dieses Projekt ästhetisch, Kameraführung und Schnitt fingen die Tänzer und Choreographien wirksam ein, überwiegend neue Choreographien in einer Mischung aus klassischen und modernen Elementen sorgten für Aufmerksamkeit. Ein 80minütiger Appetithappen zur Überbrückung der hoffentlich letzten Epidemiemonate.

Sonntag, 25. April 2021

Symphoniekonzert als Livestream, 25.04.2021

Ein schönes Lebenszeichen mit Mehrwert
Nach dem Ballett meldete sich nun auch die Badische Staatskapelle mit einem live gestreamten Symphoniekonzert zurück und was sich beim Feuervogel bereits abzeichnete, wurde heute morgen deutlich: die Karlsruher Toningenieure haben den Klang optimal eingefangen, das Anhören machte Freude und war ein passabler Ersatz für das fehlende Live-Erlebnis. Und das in der Pause gezeigte Gespräch zwischen GMD Georg Fritzsch und Cellist Isang Enders war hochinteressant und ein weiterer Gewinn.

Sonntag, 18. April 2021

Der Feuervogel (Ballett als Livestream), 17.04.2021

Weiterhin bleiben die Theater geschlossen, aber seit dem 17.04. wird nun in Karlsruhe zurückgestreamt. Das Badische Staatsballett hat eine Ballettpremiere im Livestream kostenlos gezeigt, die Produktion soll nun 14 Tage kostenpflichtig zum Anschauen zur Verfügung stehen. Und auch wenn man am Bildschirm geringdimensionaler und beengter wahrnimmt, so lag der Reiz der gestrigen Live-Übertragung zumindest im Flair einer Aufführung ohne Netz und doppelten Konservenboden. Vieles gelang, tänzerisch, szenisch und musikalisch ist dieser Feuervogel reizvoll mit guten Momenten und man konnte glücklich feststellen, daß das Badische Staatstheater das Live-Erlebnis nicht verlernt hat.

Freitag, 9. April 2021

Wer wird zukünftig die Karlsruher Händel-Festspiele leiten?

Weder Mißverständnis noch Kavaliersdelikt
Im Zweifel immer für den Verdächtigten, doch der frühere Karlsruher Operndirektor und Noch-Leiter der Karlsruher Händel-Festspiele Michael Fichtenholz scheint auch in Karlsruhe nun nicht mehr tragbar. Das Schweizer Fernsehen SRF recherchierte (und zwar aktuell hier), daß hinter Fichtenholz' Abgang in Zürich (mehr auch hier) "Vorwürfe der sexuellen Belästigung stehen. Betroffen sind, so beteiligte Personen, junge Sänger, die Fichtenholz direkt unterstellt waren".

Freitag, 19. März 2021

Ein Jahr im Kulturwinter

Abschied von der Spielzeit 2020/21
Bis mindestens Ende April kann es epidemiebedingt keine Vorstellungen geben, falls danach etwas kommen könnte, wird es im freien Verkauf stattfinden. Das Badische Staatstheater hat nun endgültig alle Abo-Termine bis zum Sommer storniert, die offizielle Spielzeit ist ausgesetzt.

Montag, 8. März 2021

Toxizität von oben

Machtmißbrauch an Opernhäusern: «Wer sich wehrt, wird kaltgestellt»
titelt die Neue Zürcher Zeitung (und zwar hier) und bezieht sich in dem Artikel auch auf Peter Spuhler und Michael Fichtenholz. Durch den Artikel wird untermauert, was man in Karlsruhe spätestens seit letztem Jahr weiß: die Hierarchien im Theater sind in gewisser Weise altertümlich zurückgeblieben. Das selbstverliebte Führungspersonal verwendet zwar gerne den Zeigefinger, verglichen zur freien Wirtschaft herrschen Verhältnisse, die seit einiger Zeit überwunden schienen. Der in der Regel denunzierend eingesetzte Begriff des alten weißen Manns scheint in Wahrheit ein Attribut sich mit Tarnbegriffen wie divers oder bunt aufspielender Kulturmacher zu sein, die das Theater nicht nur in Karlsruhe zum Ort der Spießer und Heuchler gemacht haben. "Der Opernberuf ist ein toxischer Beruf", sagte die während Spuhler/Fichtenholz am Badischen Staatstheater engagierte Mezzosopranistin Katharine Tier der NZZ; "Allein in der Machtfülle, die ein Generalintendant innehat, ist der Machtmißbrauch potenziell angelegt.", wird Barbara Kistner als Vorsitzende des Personalrats am Staatstheater Karlsruhe zitiert.

Sonntag, 28. Februar 2021

Die Affäre Spuhler als die Affäre Bauer

Vom "Treiben eines bösen alten weißen Mannes" und der "Überforderung mit der Führungsverantwortung"
Man mag es bedauern, daß Kulturpolitik wenig öffentliche Aufmerksamkeit genießt, man kann es beklagen, daß auch andere mißglückte Affären um Ministerin Theresia Bauer ihr politisch bisher nichts anhaben konnten, manch einer mag den unguten und beunruhigenden Verdacht hegen, daß Presse und Medien die Affäre um Generalintendant Spuhler dann empört skandalisiert hätten, wenn das Ministerium von einem männlichen Minister von CDU oder FDP statt von einer Grünen geführt wäre, und manch einer mag mit einer gewissen Empörung darauf reagieren, daß viel verschwiegen, geschwiegen und geheuchelt wird und eine Aufarbeitung wohl erst nach Abgang der sich politisch noch im Amt befindlichen Politiker möglich sein wird. Klüngelpolitik und politisches Versagen beklagte im Januar schon die Stuttgarter Zeitung (mehr hier), nun hat auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine kurze Zusammenfassung zur "Affäre Spuhler" veröffentlicht, die auch eine Affäre Bauer ist.

Donnerstag, 25. Februar 2021

Fahrplan in die Zukunft

Die BNN berichten (und zwar hier) wie das Badische Staatstheater wieder Anschluß an die Normalität bekommen soll. Für drei Jahre bis 2024 soll ein Interimsintendant die Geschicke des Theaters leiten. In dieser Zeit sollen Reform- und Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt werden, die eine Strukturkommission erarbeitet. Ab der Saison 2024/25 soll dann die neue Struktur (wahrscheinlich ohne Generalintendanten) bestehen. Und Nicole Braunger bleibt bis 2024 Operndirektorin.

Sonntag, 31. Januar 2021

Von Karlsruhe nach Zürich

"Ein Fall von Machtmißbrauch?" fragt die Neue Zürcher Zeitung (und zwar hier) in Bezug auf Michael Fichtenholz. Der frühere Karlsruher Operndirektor wird seinen Posten am Opernhaus Zürich zum Ende der Saison vorzeitig abgeben. Bei Vorwürfen "in Bezug auf Belästigung und Machtmißbrauch" beauftragt die Oper in Zürich eine "externe spezialisierte Fachstelle". Die NZZ dazu: "«Ein solcher Prozeß wurde auch in Bezug auf Vorwürfe gegen Herrn Fichtenholz verfolgt», heißt es in dem Statement des Opernhauses weiter. Man habe «ohne Verzug nach Kenntnis der Vorwürfe» Abklärungen eingeleitet und die externe Fachstelle hinzugezogen. Über Inhalt und Ergebnis dieser Abklärungen seien die Beteiligten informiert worden. Der Prozeß sei einvernehmlich beendet worden. «Es wurden von keiner Seite her weitergehende Schritte, insbesondere keine rechtlichen, beantragt», teilte das Opernhaus mit." Über die Vorkommnisse wurde Stillschweigen vereinbart, dennoch legt die Vertragsauflösung nahe, daß es nur dann keine Basis für einen Verbleib von Fichtenholz in Zürich geben konnte, wenn ein inakzeptables Verhalten vorlag. Eine Ablöse scheint Fichtenholz nicht zu bekommen, die Schweizer scheinen in der Hinsicht deutlich weniger Verständnis für Fehlverhalten zu haben als die Verantwortlichen in Stuttgart. Wie es mit Fichtenholz' Posten als Leiter der Karlsruher Händel-Festspiele weitergeht, wird sich im Rahmen der Neustrukturierung noch ergeben.

Donnerstag, 14. Januar 2021

Nach der Absetzung ist vor der Aufarbeitung

Verdacht auf grüne Klüngelpolitik
"Es ist eine Art Zeitbombe, an der Theresia Bauer (55) gerade bastelt. Früher oder später wird sie auf jeden Fall explodieren, die Frage ist nur, wann und wie heftig. Geschieht es noch vor der Landtagswahl, wäre der politische Schaden am größten. Aber auch danach kann es unangenehm werden für die grüne Kunstministerin. Dann muß sie der Öffentlichkeit womöglich erklären, warum ein Theatermann viel Geld aus Steuermitteln dafür erhält, daß er künftig nichts mehr tut – und welchen Anteil sie daran hat, daß es so weit kam. ... Für Kunstministerin Bauer kann der Abgang brisant werden: ihr eigenes Ministerium hatte sie einst gewarnt.", schreibt die Stuttgarter Zeitung (eingeschränkt zugänglich hier).

"Offene Theater sind möglich"

Das Fraunhofer-Institut hat in Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus Dortmund die räumliche Ausbreitung von Aerosolen in einem Konzertsaal untersucht, um die damit verbundene  Infektionsgefahr zu bewerten. Das Ergebnis: "Gefahr von Infektionen durch Aerosolübertragung im Saal nahezu ausgeschlossen." Sobald die Infektionslage es zuläßt, scheint nun der erneuten Öffnung der Theater nichts entgegen zu stehen, sofern Symbolpolitik durch wissenschaftliche Erkenntnisse abgelöst werden.

Sanierung oder Neubau?

Die BNN berichten aktuell hier, daß eine weitere Kostensteigerung für die umfangreiche Sanierung des Badischen Staatstheaters möglich ist. Von einst 125 Millionen Euro (2015), dann 325 Millionen (2017) und 500 Millionen (2020) vermuten  manche Lokalpolitiker inzwischen 700 Millionen Euro und regen eine Wirtschaftlichkeitsprüfung an, ob ein Neubau nicht sinnvoller ist. Dabei wird allerdings etwas übersehen und es droht ein Fehler, der bereits vor 50 Jahren stattfand. Nachdem die alte Oper von Heinrich Hübsch am Standort des heutigen Bundesverfassungsgerichts bei dem  Bombenangriff in der Nacht zum 27.09.1944 zerstört wurde, dauerte es trotz Wirtschaftswunder 30 Jahre bis Karlsruhe wieder ein Theater bekam und sein Provisorium verlassen konnte. Doch auch der aktuelle Bau von Helmut Bätzner war eine schwäbische Sparversion, die nicht optimiert auf die Ansprüche des Theaters war und schnell Defizite zeigte. Ein erneuter Neubau sollte den Anspruch haben, langfristig bestehen zu können und architektonisch etwas zu bieten zu haben. Ein attraktives Theatergebäude zieht Publikum an, der Wohlfühl- und Repräsentationscharakter ist Grundlage für guten Inhalt und Karlsruhe als badische Residenzstadt hat ein Anrecht auf einen kulturellen Leuchtturm. Ein günstigerer Neubau bringt Karlsruhe nicht weiter, das Ergebnis muß attraktiv und nachhaltig sein. Das aktuelle Modell scheint dafür die richtigen Voraussetzungen zu haben. Die Frage sollte also lauten, ob es günstiger ist, das aktuell geplante Endergebnis neu zu bauen oder die bestehende Substanz zu sanieren und zu erweitern. Kurzfristig zu sparen und erneut günstig zu bauen und damit ein Provisorium durch das nächste Provisorium abzulösen, verschiebt die Fragestellung nur um wenige Jahrzehnte. Die Verwaltung eines Problems ist aber nicht gleichbedeutend mit der Lösung dieses Problems, auch wenn die politischen Parteien gerne diesen Eindruck erwecken möchten. Karlsruhe braucht endlich einen zukunftsfähigen Theaterbau und keinen weiteren faulen Kompromiß.

Donnerstag, 24. Dezember 2020

Das Prinzip Hoffnung

Der Ludwigshafener Philosoph Ernst Bloch hat in einem zur Redewendung gewordenen Buchtitel die Hoffnung zu einem Prinzip erklärt, das als Grundsatz dem Handeln zugrunde gelegt werden soll. Für das Badische Staatstheater war die fehlende positive Perspektive das große Thema des Jahres und 2021 scheint doppelt Anlaß zur Hoffnung zu geben: aktuell scheint es, als ob in sensationell kurzer Zeit mehrere wirksame Impfstoffe gegen Covid-19 hergestellt wurden und der unterbrochene Spielbetrieb irgendwann nächstes Jahr bzw. zur nächsten Spielzeit (fast) zur Normalität zurückkehren könnte. Und die Landespolitik mag in mancher Hinsicht orientierungs- und ahnungslos agiert haben, doch sie hat sich richtig entschieden; es wird den dringend erforderlichen personellen Wechsel durch den Abgang von Intendant Peter Spuhler geben. Es wird virusbedingt ein verlorenes Jahr sein, eine verlorene Spielzeit, für Künstler, Mitarbeiter und Zuschauer. Doch das Badische Staatstheater hat viele treue Fans und Freunde und die Sehnsucht nach gutem Theater, Oper und Ballett ist groß.  Bis zu 85.000 Seitenaufrufe/Monat verzeichnete dieser Blog in diesem Jahr und buchstäblich hunderte E-Mails und Nachrichten erreichten den Verfasser dieser Zeilen - mehr als geordnet zu kommentieren und beantworten waren, manch einer fand sich hier nicht wieder oder blieb echolos, es ging in diesem seltsamen Jahr leider nicht anders. In diesem Sinne herzlichen Dank an alle, die mich kontaktierten, Kommentare schrieben, Hinweise und Informationen lieferten und denen das Badische Staatstheater am Herzen liegt. Wenn das Badische Staatstheater wieder seine Türen öffnet, warten Gianni Schicchi (in der Regie von Anja Kühnhold und Armin Kolarczyk in der Titelrolle) sowie Opernarien und -duette von Giuseppe Verdi, Toni Erdmann (anscheinend mit Timo Tank in der Titelrolle), und der Feuervogel als Ballett. Der Autor dieses Blogs kann nicht umhin, hoffnungsfroh nach vorne zu schauen und bereits Vorfreude auf diese Vorstellungen und auf die kommende Spielzeit zu empfinden.

Dienstag, 1. Dezember 2020

Die Rückkehr der Zukunft

Offizieller Neubeginn zum Spielzeitende
Seit 2. November ist der Spielbetrieb epidemiebedingt unterbrochen, die Politik hat kürzlich auf 3 Monate erhöht, bis zum 31.01.2021 wird es keine Vorstellungen geben. Und auch der Rest des Winters steht unter viralem Vorbehalt. Mit dem angekündigten Impfstoff scheint zumindest ab der kommenden Spielzeit 2021/22 eine Rückkehr zur Normalität möglich. Das Badische Staatstheater erhält darüber hinaus eine zweite Gelegenheit, den Blick nach vorne zu wenden: Der Verwaltungsrat hat beschlossen, den Vertrag mit Generalintendant Peter Spuhler aufzulösen, und zwar zum Ende der Spielzeit.