Wer weiß, vielleicht war das heute Morgen das letzte live gestreamte Konzert, ab Herbst sollte alles -toitoitoi- wieder vor Publikum stattfinden können. Schon heute um 11 Uhr waren auch wieder einige Zuschauer im Haus erlaubt, das Konzert wird zusätzlich um 18 Uhr vor Publikum musiziert. Mit Schubert, Hummel und Mendelssohn hat man dazu ein zu schönes Programm. Schade, daß es mehr Konzertbesucher verpassen als teilnehmen können.
Trompetenkonzerte gibt es nicht viele, das Konzert für Trompete und Orchester E-Dur des Mozart-Schülers Johann Nepomuk Hummel ist eines der wenigen, das sich durchgesetzt hat (uraufgeführt 1804, 8 Jahre nach Haydns ebenfalls beliebtem Trompetenkonzert, und zwar als Hummel zum Leiter der esterházyschen Hofkapelle ernannt wurde, die einst Haydn leitete). Jens Böcherer ist Solo-Trompeter der Badischen Staatskapelle und spielte das Werk, das nicht in B-Dur oder Es-Dur, sondern im ungewöhnlichen E-Dur gesetzt ist, voller heiterer Laune und referierte im Pausengespräch über seinen Werdegang, sein Instrument, Haydn und Hummel.
Felix Mendelssohn Bartholdy fand den Beginn seiner Symphonie Nr. 3 a-Moll op. 56 in der romantisch-morbidem Umgebung einer verfallenen schottischen Kapelle, in der Maria Stuart gekrönt wurde. Die Schottische gehört wie die Italienische zu den Symphonien, die so wunderbar Stimmung vermitteln. Diese Landschafts- und Reisemusik, die nichts abbildet und doch etwas formt, gehört zu beliebtesten Werken des Komponisten und als digitaler Zuschauer und Mendelssohn-Bewunderer kann der Verfasser dieser Zeilen nicht umhin, zu beklagen, daß er nicht vor Ort live dabei sein konnte, um endlich mal wieder die Schottische live zu hören. Insbesondere GMD Georg Fritzsch, der im Pausengespräch seine besondere Affinität zu Mendelssohn erklärte und für sein Dirigat keinen Notenständer mit Partitur benötigte, ließ die Badische Staatskapelle beseelt und mustergültig musizieren, auch in der digitalen Übertragung war das Herzblut für diese letzte vollendete und reifste Symphonie Mendelssohn nicht zu überhören. Im September soll die neue Konzertsaison mit dem Violinkonzert eröffnet werden, Arabella Steinbacher soll dann Mendelssohn spielen. Was bleibt, ist Hoffnung und Zuversicht.