Richard Strauss' Vorspiel zu Ariadne auf Naxos in Kombination mit Hans Werner Henzes Singspiel Das Wundertheater, die aber an zwei Wochenenden einzeln gestreamt werden? Erste Zuschauer konnten gestern in Karlsruhe zurückkehren und bereits die ganze Produktion live sehen, vorausgesetzt sie erbrachten den Nachweis, geimpft, getestet oder genesen zu sein. Was das Badische Staatstheater bieten will, erschließt sich für das digitale Publikum erst am nächsten Samstag, wenn das Wundertheater übertragen wird. Als kurze,
orchestral kleindimensionierte Werke, die vielen Sängern die Chance für
Auftritte verschaffen, ergibt diese Zusammenstellung des genialen Klangmagiers Strauss mit dem spröden, wenig populären Henze einen der Pandemie geschuldeten Sinn. Ob die Kombination gelungen ist, bleibt noch offen. Das gestrige Ariadne-Vorspiel machte schon mal Appetit auf mehr.
Die gelungene Regie zu Ariadne erfolgte hausintern: Anja Kühnhold verlegt Ariadne hinter die Bühne eines Theaters, dessen Sichtbeton stark an das eigene Haus erinnert. "Die beiden Stücke befassen sich mit einem Scheitern des Idealismus an
der Wirklichkeit", so die bedeutungsschwere, zwischen Dünkel und Abgedroschenheit pendelnde These des Badischen Staatstheaters. Man könnte im Falle der Ariadne auch zutreffender sagen, daß Hindernisse neue Chancen und Pfade eröffnen. Ein weltfremder Komponist lernt, wie es in der Welt zugeht und er meistert die Herausforderung, wenn auch wider seinen Willen. Doch da man in Karlsruhe nur das Vorspiel hinter der Bühne zur Ariadne zeigt, bleibt das Ergebnis offen. Der junge Komponist, der vom Mäzen aufgefordert wird, sein neue Oper kurzfristig an die Gegebenheiten anzupassen, ist verzweifelt und unsicher über den Ausgang. Nun ja, das dramaturgische dick aufgetragene Pathos der Dramaturgie nervt ein wenig mit Sätzen wie "Der Künstler und das Werk haben keinen
Schutz". Das etwas zu schwafelnde Programmheft kann man aber getrost ignorieren, denn die Regisseurin hat das Geschehen und ihre Figuren im Griff und schafft ein kurzweiliges Vorspiel, das sie über die Kostüme mit geläufigen Archetypen liebevoll in Szene setzt und das von den Technikern gekonnt digital übertragen wurde. Freude und Motivation aller Beteiligten waren auch über den Bildschirm bemerkbar. Als Komponist hatte Luise von Garnier ihren großen Auftritt und eine Rolle gefunden, die sie am Bildschirm engagiert darstellte. Mit Tomohiro Takada hat man seit dieser Saison einen weiteren wohlkingenden Bariton am Haus und auch alle anderen Bühnendarsteller gefielen. Da nur ca. 17 Musiker aufgrund der Corona-Abstandsregeln in den
Orchestergraben passen, hat man das Orchester auf der Bühne im
Hintergrund platziert, Georg Fritzsch ist Strauss-Experte, der digitale Hör-Eindruck war vielversprechend. Nächste Woche geht's weiter.
Besetzung und Team:
Der Haushofmeister: Klaus Cofalka-Adami
Ein Musiklehrer: Kammersänger Tomohiro Takada
Der Komponist: Luise von Garnier
Der Tenor: Nutthaporn Thammathi
Ein Offizier: Merlin Wagner
Ein Tanzmeister: Matthias Wohlbrecht
Ein Perückenmacher: Äneas Humm
Ein Lakai: Yang Xu
Zerbinetta: Sophia Theodorides
Primadonna: Jennifer Feinstein
Musikalische Leitung: GMD Georg Fritzsch
Regie: Anja Kühnhold
Bühne: Tilo Steffens
Kostüme: Julia Müer
Licht: Stefan Woinke