Seit Samstag wurde ich wiederholt wegen eines Beitrags aus der Karlsruher Tageszeitung kontaktiert, den einige (auch ich) nicht gelesen haben, der aber Gerüchte und Spekulationen auslöste. Laut BNN vom 26.10.2013 soll es personelle Änderungen in der Karlsruher Operndirektion geben. Das Badische Staatstheater schweigt allerdings bisher dazu und gibt trotz Zeitungsartikels keine Stellungnahme im Internet ab.
Ein wenig überraschend ist das schon: Joscha Schaback wird also seinen meines Wissens auf drei Jahre befristeten Vertrag als Operndirektor nicht verlängern und verlässt das Badische Staatstheater am Ende dieser Spielzeit. Überrascht kann man sein, da Intendant Spuhler einen Vertrag für fünf Jahre hat. Falls Spuhlers Vertrag nicht verlängert werden würde, müsste man sich in den beiden kommenden Jahren mit einem Interimsdirektor begnügen, der wahrscheinlich hauptsächlich verwaltet und keine Weichen mehr stellt. Mit allen Gefahren und Risiken für den Erhalt und die Qualität des Ensembles. Kommt es also zu einem Stillstand und dem großen Warten auf einen Neubeginn 2016?
Über die Gründe für Schabacks ... ja was eigentlich? Schabacks früh- oder rechtzeitigen Rückzug? Oder sogar Schabacks Aufgabe? Oder doch Schabacks Neuanfang? Über die Gründe für Schabacks Weggang kann also spekuliert werden. Bezeichnend ist, daß das Publikum auf der Internetpräsenz des Badischen
Staatstheaters keine offizielle Mitteilung findet. Für gewöhnlich das
klassische Zeichen, daß es etwas zu verbergen gibt oder man etwas verschweigen möchte. Souverän ist diese Informationspolitik nicht - man wird entsprechende Gründe haben.
Doch Spuhlers Intendanz ist bisher von mangelnder Souveränität und ungewohnt großen Schwankungen und inszenatorischen Unsicherheiten geprägt. Latent kann man immer noch den Eindruck haben, daß das Badische Staatstheater etwas zu groß für das Leitungsteam ist. Schabacks Sparte hat hingegen ihre individuelle Linie und mit Bernd Feuchtner einen kompetenten Chefdramaturgen. Die eigene künstlerische Vision fehlte bisher dagegen im Schauspiel und ein eklatanter Leistungsabfall war dort bemerkbar - ob es demnächst also konsequenterweise weitere personelle Veränderungen gibt?
Man kann gespannt sein, wie es in Karlsruhe weitergeht. Man kann gespannt sein, wie lange das Badische Staatstheater noch schweigt. Mangelnde Kontinuität und frühzeitige personelle Veränderungen bereits in der Mitte einer Intendanz sprechen eine ambivalente und nicht vorteilhafte Sprache - "Klar Schiff" oder "Rette sich, wer kann" - das bleibt abzuwarten.
Weiß jemand etwas Konkretes? Über Kommentare würde ich mich freuen.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Montag, 28. Oktober 2013
Dienstag, 22. Oktober 2013
2. Symphoniekonzert, 21.10.2013
Ein nordischer Abend mit Musik aus Russland, Finnland und dem Baltikum. Und gerade das Baltikum und Finnland haben in den letzten Jahrzehnten ungewöhnlich viele interessante Komponisten (die mehr Beachtung im Konzertbetrieb finden sollten) und Dirigenten hervorgebracht. Der Este Arvo Pärt (*1935) ist wahrscheinlich der bekannteste und erfolgreichste unter ihnen, aber auch Lepo Sumera (*1950 †2000) und Peteris Vasks (*1946), Eduard Tubin (*1905 †1982) und Eino Tamberg (*1930 †2010), die Finnen Einojuhani Rautavaara (*1928) und Aulis Sallinen (*1935) sowie namhafte und auf zahlreichen CDs erhältliche Dirigenten wie Maris Jansons, Neeme Järvi, Paavo Järvi, Osmo Vänskä, Jukka-Pekka Saraste und Esa-Pekka Salonen sprechen für den baltisch-finnischen Musikerruhm. Arvo Pärts einleitende zwei Kurzstücke Arbos für je vier Trompeten und Posaunen, Pauke und Schlagzeug sowie Cantus in Memoriam Benjamin Britten für Streicher und Glocken sind kurzweilige, effektvolle und interessante Kompositionen, die auch gestern unmittelbar auf das Publikum wirkten und zu Beginn starken Applaus bekamen.
Es folgte Sergej Prokofievs 1931 komponiertes 4. Klavierkonzert für die linke Hand, das -wie einige andere Werke namhafter Komponisten- für den einarmigen, im 1. Weltkrieg versehrten Pianisten Paul Wittgenstein komponiert wurde. Dem allerdings gefiel dieses Werk nicht und so erlebte es erst nach Prokofievs Tod seine Uraufführung im Jahr 1956.
Gestern hatte man als Pianisten einen großen Namen gewonnen: Leon Fleisher (*1928), dessen Einspielungen bspw. der Konzerte von Brahms und Beethoven vor 50 Jahren noch heute als mustergültige Interpretationen zu erhalten sind. Fleisher erkrankte kurz darauf und konnte seine rechte Hand über Jahrzehnte nicht mehr benutzen. Er eignete sich das Repertoire der Konzerte für die linke Hand an und gab Unterricht. Aufgrund neuer Behandlungsmöglichkeiten in den späten 1990ern kann er inzwischen wieder beidhändig spielen, doch wählte er gestern im Konzert mit seinem Schüler Justin Brown das selten zu hörende Konzert von Prokofiev, das im Schatten der großen Klavierkonzerte Nr. 2 und 3 steht. Mit Fleisher spielte also gestern ein 85jähriger Pianist - und auch an ihm sind die Spuren der Zeit nicht vorbeigegangen und hinterließen hörbare Spuren. Das virtuose Prokfiev-Konzert meisterte er für sein Alter bewunderungswürdig, doch im Ausdruck ging etwas Entscheidendes verloren; es mangelte seinem etwas zu nuancenarmen Spiel an Deutlichkeit und Dynamik. Nach einem in fast schon typisch Prokofiev'scher Manier humorvoll und beredt vorwärtsdrängendem ersten Satz, den Fleisher zu wenig eloquent spielte, folgte der mit Abstand längste Satz des Konzerts. In diesem Andante und dem folgenden Moderato zeigte vor allem das Orchester atmosphärische Dichte, Fleishers Klavierklang blieb etwas zu eintönig und zurückhaltend . Mit einem sehr kurzen Vivace endet das Konzert lebhaft wie es begann. Obwohl es hörbar keine große Interpretation war, belohnte das warmherzige Publikum den Pianisten verdientermaßen mit besonders viel Applaus.
Bemerkenswert wurde es nach der Pause! Ist Sibelius' Musik spröde? Vielleicht, doch Justin Brown dirigierte ein Plädoyer für den finnischen Komponisten, und zwar nicht mit den beliebten heroischen Symphonien Nr. 2 und 5, sondern mit den beiden selten gespielten letzten Symphonien. Die viersätzige 6. Symphonie hat einen eher undramatischen und lyrischen Charakter: eine reine Idylle, wie das schon nach der Premiere 1923 festgestellt wurde. Die kurze einsätzige 7. Symphonie erlebte 1924 ihre Premiere und ergänzt die 6. mit konzentrierter Ökonomie und Tiefsinn. Jenseits aller Klassifizierung erklangen die beiden Werke bei Brown spannend, abwechslungs- und farbenreich und eröffneten wahrscheinlich nicht nur für mich neue Perspektiven auf diese selten zu hörenden Werke.
Fazit: Ein geglücktes und schönes Konzert, in dem Orchester und Dirigent großes Format zeigten und das Publikum mit Pärt und Sibelius eine unerwartete Entdeckung machen konnte.
PS: Justin Brown bewies sich gestern als sehr Sibelius-affiner Dirigent. Hoffentlich leitet er zukünftig in Karlsruhe Aufführungen der 2. und 5. Symphonie.
Es folgte Sergej Prokofievs 1931 komponiertes 4. Klavierkonzert für die linke Hand, das -wie einige andere Werke namhafter Komponisten- für den einarmigen, im 1. Weltkrieg versehrten Pianisten Paul Wittgenstein komponiert wurde. Dem allerdings gefiel dieses Werk nicht und so erlebte es erst nach Prokofievs Tod seine Uraufführung im Jahr 1956.
Gestern hatte man als Pianisten einen großen Namen gewonnen: Leon Fleisher (*1928), dessen Einspielungen bspw. der Konzerte von Brahms und Beethoven vor 50 Jahren noch heute als mustergültige Interpretationen zu erhalten sind. Fleisher erkrankte kurz darauf und konnte seine rechte Hand über Jahrzehnte nicht mehr benutzen. Er eignete sich das Repertoire der Konzerte für die linke Hand an und gab Unterricht. Aufgrund neuer Behandlungsmöglichkeiten in den späten 1990ern kann er inzwischen wieder beidhändig spielen, doch wählte er gestern im Konzert mit seinem Schüler Justin Brown das selten zu hörende Konzert von Prokofiev, das im Schatten der großen Klavierkonzerte Nr. 2 und 3 steht. Mit Fleisher spielte also gestern ein 85jähriger Pianist - und auch an ihm sind die Spuren der Zeit nicht vorbeigegangen und hinterließen hörbare Spuren. Das virtuose Prokfiev-Konzert meisterte er für sein Alter bewunderungswürdig, doch im Ausdruck ging etwas Entscheidendes verloren; es mangelte seinem etwas zu nuancenarmen Spiel an Deutlichkeit und Dynamik. Nach einem in fast schon typisch Prokofiev'scher Manier humorvoll und beredt vorwärtsdrängendem ersten Satz, den Fleisher zu wenig eloquent spielte, folgte der mit Abstand längste Satz des Konzerts. In diesem Andante und dem folgenden Moderato zeigte vor allem das Orchester atmosphärische Dichte, Fleishers Klavierklang blieb etwas zu eintönig und zurückhaltend . Mit einem sehr kurzen Vivace endet das Konzert lebhaft wie es begann. Obwohl es hörbar keine große Interpretation war, belohnte das warmherzige Publikum den Pianisten verdientermaßen mit besonders viel Applaus.
Bemerkenswert wurde es nach der Pause! Ist Sibelius' Musik spröde? Vielleicht, doch Justin Brown dirigierte ein Plädoyer für den finnischen Komponisten, und zwar nicht mit den beliebten heroischen Symphonien Nr. 2 und 5, sondern mit den beiden selten gespielten letzten Symphonien. Die viersätzige 6. Symphonie hat einen eher undramatischen und lyrischen Charakter: eine reine Idylle, wie das schon nach der Premiere 1923 festgestellt wurde. Die kurze einsätzige 7. Symphonie erlebte 1924 ihre Premiere und ergänzt die 6. mit konzentrierter Ökonomie und Tiefsinn. Jenseits aller Klassifizierung erklangen die beiden Werke bei Brown spannend, abwechslungs- und farbenreich und eröffneten wahrscheinlich nicht nur für mich neue Perspektiven auf diese selten zu hörenden Werke.
Fazit: Ein geglücktes und schönes Konzert, in dem Orchester und Dirigent großes Format zeigten und das Publikum mit Pärt und Sibelius eine unerwartete Entdeckung machen konnte.
PS: Justin Brown bewies sich gestern als sehr Sibelius-affiner Dirigent. Hoffentlich leitet er zukünftig in Karlsruhe Aufführungen der 2. und 5. Symphonie.
Donnerstag, 17. Oktober 2013
Verdi - Un Ballo in Maschera, 16.10.2013
Was für ein schöner Maskenball am gestrigen Mittwoch! Nach zwei Vorstellungen muß man dem Badischen Staatstheater zu einer sehr spannenden Produktion gratulieren, die beim Publikum vor allem aufgrund des musikalischen Niveaus ein großer Erfolg werden sollte.
Die B-Premiere des Maskenballs war nur auf zwei relevanten Stellen (und diversen kleineren Rollen) umbesetzt. Heidi Melton sang noch nicht die Amelia und so kam das gestrige Publikum in den akustischen Genuß von Publikumsliebling Barbara Dobrzanska. Ohne Zweitbesetzung sind zwei andere Hauptakteure: Ewa Wolak (unglaublich beeindruckend in der Rolle!) als Ulrica und Andrea Shin (mit wunderbar geschmeidiger Tenorstimme zum Dahinschmelzen) als Gustav wiederholten ebenfalls ihre herausragenden Leistungen der A-Premiere.
Neu und besonders bemerkenswert war gestern Seung-Gi Jung als Anckarström, dessen elegante Stimme schon als Rigoletto für hohe Verdi-Kantabilität stand und einen schönen Kontrast zur dunkleren Stimme Jaco Venters bildet. Jungs Stimme begeisterte auch gestern und man kann nur hoffen, ihn und seinen koreanischem Landsmann Shin noch lange in Karlsruhe halten zu können. Beide sind ein klarer Zugewinn im Ensemble der Karlsruher Oper.
Als Oscar war gestern Emily Hindrichs zu hören. Sie singt sehr schön, höhensicher und kraftvoll, doch schon beim Theaterfest mangelte es ihrer Stimme etwas an Unmittelbarkeit und Wärme, als ob sie noch nicht ganz angekommen sei, und auch gestern fehlte ihr zu Beginn die Leichtigkeit und der Ausdruck, mit der Ina Schlingensiepen am Samstag so souverän sang und spielte.
Eine Neubesetzung in einer Nebenrolle darf nicht unerwähnt bleiben: Yang Xu als Graf Ribbing ließ aufhorchen. Der Chinese ist Mitglied des Opernstudios und scheint eine Karriere vor sich zu haben.
Johannes Willig dirigierte meines Erachtens gestern mit noch mehr dramatischen Zug als in der Premiere einen absolut überzeugenden Verdi, dem man jederzeit musikalisch perfekt genießen konnte.
Noch mal zur Inszenierung: Grundsätzlich ist der Regieansatz gut. Was will man denn auch aus dem psychologisch wenig ergiebigen Verschwörerdrama und Beziehungsdreieck machen?, so könnte man meinen. Adäquat bebildern mit zusammenhangsfördernder Symbolik, so könnte es sich Regisseur Stiehl gedacht haben - und dem entspricht auch bisher sein Regiestil. Doch was sich in La Vestale ankündigte, ist beim Maskenball noch deutlicher zu bemerken: eine hölzern-steife Personenführung, die nur selten eine eigene Dimension hinzufügt, sondern meistens das Vorhersehbare in zu uninspirierter Weise ausdrückt. Man hätte vielleicht die alte Bühnenweisheit 'Nur nicht zu viel Absichtlichkeit!' stärker berücksichtigen sollen. Ein wenig wirkt die Inszenierung gelegentlich wie eine mechanische Aneinanderreihung von Gesten und Effekten aus dem Fundus, bei denen die harmonischen Übergänge fehlen.
Fazit: Ein Maskenball, dem man viele Zuhörer wünscht und bei dem man nicht vergessen sollte, den Sängern (auch denen im Chor) und Musikern ein klar vernehmbares BRAVO zu schenken!
PS: Wie schon bei der A-Premiere war auch gestern Mario Muraro im Publikum. Der italienische Tenor sang vor 30 Jahren die Rolle des Königs bei der letzten Karlsruher Inszenierung - damals wurde Verdis Maskenball noch in deutscher Sprache(!) gesungen.
Die B-Premiere des Maskenballs war nur auf zwei relevanten Stellen (und diversen kleineren Rollen) umbesetzt. Heidi Melton sang noch nicht die Amelia und so kam das gestrige Publikum in den akustischen Genuß von Publikumsliebling Barbara Dobrzanska. Ohne Zweitbesetzung sind zwei andere Hauptakteure: Ewa Wolak (unglaublich beeindruckend in der Rolle!) als Ulrica und Andrea Shin (mit wunderbar geschmeidiger Tenorstimme zum Dahinschmelzen) als Gustav wiederholten ebenfalls ihre herausragenden Leistungen der A-Premiere.
Neu und besonders bemerkenswert war gestern Seung-Gi Jung als Anckarström, dessen elegante Stimme schon als Rigoletto für hohe Verdi-Kantabilität stand und einen schönen Kontrast zur dunkleren Stimme Jaco Venters bildet. Jungs Stimme begeisterte auch gestern und man kann nur hoffen, ihn und seinen koreanischem Landsmann Shin noch lange in Karlsruhe halten zu können. Beide sind ein klarer Zugewinn im Ensemble der Karlsruher Oper.
Als Oscar war gestern Emily Hindrichs zu hören. Sie singt sehr schön, höhensicher und kraftvoll, doch schon beim Theaterfest mangelte es ihrer Stimme etwas an Unmittelbarkeit und Wärme, als ob sie noch nicht ganz angekommen sei, und auch gestern fehlte ihr zu Beginn die Leichtigkeit und der Ausdruck, mit der Ina Schlingensiepen am Samstag so souverän sang und spielte.
Eine Neubesetzung in einer Nebenrolle darf nicht unerwähnt bleiben: Yang Xu als Graf Ribbing ließ aufhorchen. Der Chinese ist Mitglied des Opernstudios und scheint eine Karriere vor sich zu haben.
Johannes Willig dirigierte meines Erachtens gestern mit noch mehr dramatischen Zug als in der Premiere einen absolut überzeugenden Verdi, dem man jederzeit musikalisch perfekt genießen konnte.
Noch mal zur Inszenierung: Grundsätzlich ist der Regieansatz gut. Was will man denn auch aus dem psychologisch wenig ergiebigen Verschwörerdrama und Beziehungsdreieck machen?, so könnte man meinen. Adäquat bebildern mit zusammenhangsfördernder Symbolik, so könnte es sich Regisseur Stiehl gedacht haben - und dem entspricht auch bisher sein Regiestil. Doch was sich in La Vestale ankündigte, ist beim Maskenball noch deutlicher zu bemerken: eine hölzern-steife Personenführung, die nur selten eine eigene Dimension hinzufügt, sondern meistens das Vorhersehbare in zu uninspirierter Weise ausdrückt. Man hätte vielleicht die alte Bühnenweisheit 'Nur nicht zu viel Absichtlichkeit!' stärker berücksichtigen sollen. Ein wenig wirkt die Inszenierung gelegentlich wie eine mechanische Aneinanderreihung von Gesten und Effekten aus dem Fundus, bei denen die harmonischen Übergänge fehlen.
Fazit: Ein Maskenball, dem man viele Zuhörer wünscht und bei dem man nicht vergessen sollte, den Sängern (auch denen im Chor) und Musikern ein klar vernehmbares BRAVO zu schenken!
PS: Wie schon bei der A-Premiere war auch gestern Mario Muraro im Publikum. Der italienische Tenor sang vor 30 Jahren die Rolle des Königs bei der letzten Karlsruher Inszenierung - damals wurde Verdis Maskenball noch in deutscher Sprache(!) gesungen.
Sonntag, 13. Oktober 2013
Verdi - Un Ballo in Maschera, 12.10.2013
Endlich wieder Ein Maskenball am Badischen Staatstheater! Über 30 Jahre mußte man in Karlsruhe auf eine Neuinszenierung dieser schönen Oper warten, über die man in einem alten Opernführer die Bemerkung findet, daß sie der erklärte Liebling aller Verdifreunde sei. Die MET in New York hat sie bereits ca. 300 mal gespielt. Nachdem das Badische Staatstheater bspw. mit Wallenberg und der Passagierin, mit Romeo und Julia auf dem Dorfe und Peter Grimes viel Sorgfalt auf weniger bekannte Opern richtete, galt es gestern, dem breiten Karlsruher Publikum mit Verdis Un Ballo in Maschera ein Geschenk zu machen: der neue Maskenball löste bei der Premiere musikalisch Begeisterung aus. Die Inszenierung bekam freundlichen Applaus - nicht mehr, aber auch nicht viel weniger. Doch es blieb der Eindruck, daß szenisch mehr möglich gewesen wäre.
Samstag, 5. Oktober 2013
Schauspiel Frankfurt: Moritz Rinke - Wir lieben und wissen nichts, 04.10.2013
Wer dem Alltag des Karlsruher Schauspiels entkommen möchte, der kann Zuflucht im Frankfurter Schauspiel finden, wo Intendant Oliver Reese selber Regie führte bei der Uraufführung dieser im Dezember 2012 auf der kleinen Bühne der Kammerspiele uraufgeführten Komödie Wir lieben und wissen nichts von Autor Moritz Rinke.
Worum geht es (1)?
Um zwei Paare um die 35-40. Sebastian ist ein erfolgloser Kulturhistoriker und schreibt seine Texte von zu Hause. So kann er immer seine Dauer-Freundin Hannah begleiten, die buddhistische Kurse für Bankmanager gibt. Da Hannah für zwei Monate in Zürich arbeiten wird, haben sie ihr Appartement in einer Wohnungstauschbörse angeboten. Das Stück setzt kurz vor dem Besuch des tauschwilligen anderen Paares ein. Roman (immer unterwegs als Computerspezialist) und seine mit ihm reisende Frau Magdalena (Tiertherapeutin) kontrastieren und ergänzen das besuchte Paar. In beiden Beziehungen kriselt es und wirft Unausgesprochenes seine unheilvolle Schatten. Der Wohnungstausch wird fast zum Partnertausch. Das Publikum kann sich knapp zwei Stunden über Wortgefechte, Abrechnungen und Entlarvungen amüsieren. Doch es gibt kein Happy-End, sondern ein allegorisches Schlußbild: es ist zwischenmenschlich kalt geworden und man benötigt ein dickes Fell.
Worum geht es (2)?
Es geht um Liebe und Karriere, Individualismus und Partnerschaft, Selbstverwirklichung und Verzicht. Moritz Rinkes Vorbild ist Tschechow, der ebenfalls komische Stücke über traurige Leute geschrieben hat. Dabei urteilt der Autor nicht und nimmt nicht Partei, sondern er analysiert und zeigt Zeitgeist und erfasst Heutiges in Gedanken, Sätzen und Szenen und das auf prägnante und witzige Weise. Wo die Vorstellung von geglücktem Leben darin besteht, Punkte auf einer Liste abzuarbeiten und abzuhaken (Reisen, Erlebnisse und Abenteuer, Eigentum als Status), da wächst die Sehnsucht und die Ahnung, daß immer mehr Leben in einem steckt als man lebt. Neidvoll misst man sich an anderen. Daraus resultiert eine ständige Unzufriedenheit und gesteigerte Aktivität, die dem Leben das Grundgefühl der Rastlosigkeit verleiht - gefangen im Hamsterrad der glücken müssenden Selbstverwirklichung. Wie fragil ist Liebe, wenn beide Partner nicht mehr die gleichen Pläne haben? Ist wahre Liebe die Kunst des Verzichts? Hat die Soziologin Eva Illouz recht, wenn sie sagt, daß 'das wichtigste Merkmal der modernen Intimität darin besteht, daß sie jederzeit beendet werden kann, sollte sie nicht mehr mit Gefühl, Geschmack und Wollen in Einklang stehen'? Das sind die Themen in Wir lieben und wissen nichts.
Paarkomödien scheinen in Mode zu sein
Der Gott des Gemetzels, Der Vorname oder Wir lieben und wissen nichts - immer ist es das Zusammentreffen von Paaren in einer privaten Umgebung. Zeitdiagnose scheint heute einfacher als Komödie vermittelbar, bei einer Umsetzung als Drama hat man als Zuschauer meistens das ungute Gefühl einer schlichten Moralisierung. Einfacher (und erfolgreicher) scheint es, wenn man sich das Publikum in einer Komödie zum Verbündeten macht und das Drama unter der Oberfläche versteckt .Und hier ist dann auch der Unterschied und Mehrwert zur sogenannten Boulevardkomödie gegeben, wenn man während der Vorstellung manchmal nicht weiß, ob man lachen soll oder ob es einem eigentlich im Halse stecken bleiben sollte bzw. man über sich selber lacht. In dieser Hinsicht hat Wir lieben und wissen nichts deutlich mehr Substanz als eine Boulevardkomödie.
Was ist zu sehen?
Bücherregale, ein paar Bücher, zwei Stühle und Umzugskarton - es benötigt nicht viel Aufwand, um dieses Stück zu inszenieren. In Frankfurt hat man vier der besten Schauspieler auf die Bühne gebracht, die mit perfektem Timing und untrüglichem Gespür für die richtigen Zwischentöne begeistern. Jeder Satz sitzt!
Constanze Becker (die nicht nur als als Medea Zuschauer und Kritiker immer wieder gleichermaßen zu Ovationen hinreißt) ist als Magdalena naiv-unbedarft und unterwürfig, ihr Mann Roman wird von Oliver Kraushaar als geerdeter und besserwisserisches Techniker mit geringer Empathie gezeichnet. Hannah ist bei Claude De Demo sexuell vernachlässigt und mit verzweifeltem Kinderwunsch ausgestattet, den ihr eloquent dauerredender und alles zerredender Freund Sebastian (Marc Oliver Schulze) nicht erfüllen kann und will. Wenn der Zeitgeist eine Kraft ist, dann sind Magdalena und Sebastian den abweisenden Zentrifugalkräften ausgesetzt, während die Job-Nomaden Hannah und Roman zentripetal herangezogen werden. Rinke schafft es, mit einem kleinen Konflikt zu Beginn -das für Roman zwingend erforderliche Passwort für das W-LAN, das Technikmuffel Sebastian nicht kennt- das Beziehungs-Kartenhaus zum Einsturz zu bringen.
Fazit: Vier Schauspieler auf höchstem Spielniveau liefern sich Scharmützel und offene Kämpfe in einer guten Beziehungskomödie. Rinkes Stück wird wahrscheinlich in den nächsten Jahren bundesweit auf den deutschen Bühnen zu sehen sein.
Besetzung und Team
Hannah: Claude De Demo
Sebastian, ihr Freund: Marc Oliver Schulze
Roman: Oliver Kraushaar
Magdalena, seine Frau: Constanze Becker
Regie: Oliver Reese
Ausstattung: Anna Sörensen
Video: Jonas Alsleben
Worum geht es (1)?
Um zwei Paare um die 35-40. Sebastian ist ein erfolgloser Kulturhistoriker und schreibt seine Texte von zu Hause. So kann er immer seine Dauer-Freundin Hannah begleiten, die buddhistische Kurse für Bankmanager gibt. Da Hannah für zwei Monate in Zürich arbeiten wird, haben sie ihr Appartement in einer Wohnungstauschbörse angeboten. Das Stück setzt kurz vor dem Besuch des tauschwilligen anderen Paares ein. Roman (immer unterwegs als Computerspezialist) und seine mit ihm reisende Frau Magdalena (Tiertherapeutin) kontrastieren und ergänzen das besuchte Paar. In beiden Beziehungen kriselt es und wirft Unausgesprochenes seine unheilvolle Schatten. Der Wohnungstausch wird fast zum Partnertausch. Das Publikum kann sich knapp zwei Stunden über Wortgefechte, Abrechnungen und Entlarvungen amüsieren. Doch es gibt kein Happy-End, sondern ein allegorisches Schlußbild: es ist zwischenmenschlich kalt geworden und man benötigt ein dickes Fell.
Worum geht es (2)?
Es geht um Liebe und Karriere, Individualismus und Partnerschaft, Selbstverwirklichung und Verzicht. Moritz Rinkes Vorbild ist Tschechow, der ebenfalls komische Stücke über traurige Leute geschrieben hat. Dabei urteilt der Autor nicht und nimmt nicht Partei, sondern er analysiert und zeigt Zeitgeist und erfasst Heutiges in Gedanken, Sätzen und Szenen und das auf prägnante und witzige Weise. Wo die Vorstellung von geglücktem Leben darin besteht, Punkte auf einer Liste abzuarbeiten und abzuhaken (Reisen, Erlebnisse und Abenteuer, Eigentum als Status), da wächst die Sehnsucht und die Ahnung, daß immer mehr Leben in einem steckt als man lebt. Neidvoll misst man sich an anderen. Daraus resultiert eine ständige Unzufriedenheit und gesteigerte Aktivität, die dem Leben das Grundgefühl der Rastlosigkeit verleiht - gefangen im Hamsterrad der glücken müssenden Selbstverwirklichung. Wie fragil ist Liebe, wenn beide Partner nicht mehr die gleichen Pläne haben? Ist wahre Liebe die Kunst des Verzichts? Hat die Soziologin Eva Illouz recht, wenn sie sagt, daß 'das wichtigste Merkmal der modernen Intimität darin besteht, daß sie jederzeit beendet werden kann, sollte sie nicht mehr mit Gefühl, Geschmack und Wollen in Einklang stehen'? Das sind die Themen in Wir lieben und wissen nichts.
Paarkomödien scheinen in Mode zu sein
Der Gott des Gemetzels, Der Vorname oder Wir lieben und wissen nichts - immer ist es das Zusammentreffen von Paaren in einer privaten Umgebung. Zeitdiagnose scheint heute einfacher als Komödie vermittelbar, bei einer Umsetzung als Drama hat man als Zuschauer meistens das ungute Gefühl einer schlichten Moralisierung. Einfacher (und erfolgreicher) scheint es, wenn man sich das Publikum in einer Komödie zum Verbündeten macht und das Drama unter der Oberfläche versteckt .Und hier ist dann auch der Unterschied und Mehrwert zur sogenannten Boulevardkomödie gegeben, wenn man während der Vorstellung manchmal nicht weiß, ob man lachen soll oder ob es einem eigentlich im Halse stecken bleiben sollte bzw. man über sich selber lacht. In dieser Hinsicht hat Wir lieben und wissen nichts deutlich mehr Substanz als eine Boulevardkomödie.
Was ist zu sehen?
Bücherregale, ein paar Bücher, zwei Stühle und Umzugskarton - es benötigt nicht viel Aufwand, um dieses Stück zu inszenieren. In Frankfurt hat man vier der besten Schauspieler auf die Bühne gebracht, die mit perfektem Timing und untrüglichem Gespür für die richtigen Zwischentöne begeistern. Jeder Satz sitzt!
Constanze Becker (die nicht nur als als Medea Zuschauer und Kritiker immer wieder gleichermaßen zu Ovationen hinreißt) ist als Magdalena naiv-unbedarft und unterwürfig, ihr Mann Roman wird von Oliver Kraushaar als geerdeter und besserwisserisches Techniker mit geringer Empathie gezeichnet. Hannah ist bei Claude De Demo sexuell vernachlässigt und mit verzweifeltem Kinderwunsch ausgestattet, den ihr eloquent dauerredender und alles zerredender Freund Sebastian (Marc Oliver Schulze) nicht erfüllen kann und will. Wenn der Zeitgeist eine Kraft ist, dann sind Magdalena und Sebastian den abweisenden Zentrifugalkräften ausgesetzt, während die Job-Nomaden Hannah und Roman zentripetal herangezogen werden. Rinke schafft es, mit einem kleinen Konflikt zu Beginn -das für Roman zwingend erforderliche Passwort für das W-LAN, das Technikmuffel Sebastian nicht kennt- das Beziehungs-Kartenhaus zum Einsturz zu bringen.
Fazit: Vier Schauspieler auf höchstem Spielniveau liefern sich Scharmützel und offene Kämpfe in einer guten Beziehungskomödie. Rinkes Stück wird wahrscheinlich in den nächsten Jahren bundesweit auf den deutschen Bühnen zu sehen sein.
Besetzung und Team
Hannah: Claude De Demo
Sebastian, ihr Freund: Marc Oliver Schulze
Roman: Oliver Kraushaar
Magdalena, seine Frau: Constanze Becker
Regie: Oliver Reese
Ausstattung: Anna Sörensen
Video: Jonas Alsleben
Donnerstag, 3. Oktober 2013
Schiller - Kabale und Liebe, 02.10.2013
Klassische Texte sind für Regisseure eine besondere Herausforderung: Viele Klassiker haben den Lauf der Zeit nicht unbeschadet überstanden, ihre Sprache benötigt spezielle Sorgfalt, das Publikum hat diffuse Erwartungen und man muß die undefinierte Mitte zwischen Texttreue und Aktualität treffen. Alle Klippen lassen sich in der Regel nicht umschiffen. Und gestern? Endlich konnte man sich mal wieder über eine sehr gute, sehr spannende, aktuelle und zeitgemäße Premiere von Kabale und Liebe freuen, die zu Recht von der überwiegenden Mehrheit des Publikums starken und langen Applaus bekam und die man möglichst vielen weiterempfehlen sollte!
Dienstag, 1. Oktober 2013
Umzingelt von besseren Ideen?
Nachdem die Kritikerumfrage der Fachzeitschrift «Die Deutsche Bühne» bereits die Qualität der Bühnen in Stuttgart, Heidelberg und Freiburg hervorgehoben hat und Karlsruhe links liegen ließ (mehr dazu hier), folgten nun kürzlich die Ergebnisse der jährlichen Kritikerumfrage der Zeitschrift «Opernwelt» (mehr dazu hier). Die Komische Oper Berlin ist «Opernhaus des Jahres», gefolgt vom Mannheimer Nationaltheater.
Vielleicht findet sich ja auch noch eine Kritikerumfrage, die das Badische Staatstheater loben möchte. Es stellt sich dann nur die Frage, ob die passende Zeitschrift existiert. Angesichts der letzten Spielzeit könnte man spekulieren, wie man sich positioniert hat: Schülertheater des Jahres? Musikrevue-Spielstätte des Jahres?
Nun ja, neue Spielzeit, neues Glück. Vielleicht nimmt man sich ja für die laufende Saison am Badischen Staatstheater nicht nur vor, andere Zuschauer zu gewinnen, sondern auch, sich dem verschärften Konkurrenzdruck im Südwesten auf Augenhöhe zu stellen.
Vielleicht findet sich ja auch noch eine Kritikerumfrage, die das Badische Staatstheater loben möchte. Es stellt sich dann nur die Frage, ob die passende Zeitschrift existiert. Angesichts der letzten Spielzeit könnte man spekulieren, wie man sich positioniert hat: Schülertheater des Jahres? Musikrevue-Spielstätte des Jahres?
Nun ja, neue Spielzeit, neues Glück. Vielleicht nimmt man sich ja für die laufende Saison am Badischen Staatstheater nicht nur vor, andere Zuschauer zu gewinnen, sondern auch, sich dem verschärften Konkurrenzdruck im Südwesten auf Augenhöhe zu stellen.
Montag, 30. September 2013
Festspielhaus Baden-Baden: Klavierduo Katia & Marielle Labèque, 29.09.2013
Die Labèque-Schwestern haben weltweite Reputation und gelten seit drei Jahrzehnten als das bekannteste Klavierduo. Ihre Konzerte führen sie in den nächsten Monaten nach Wien und Berlin, Paris und Rom, Sydney und Melbourne, San Francisco und Chicago, ... - eine internationale Musikerkarriere, der man nur mit viel Respekt begegnen kann. Im reichen kulturellen Angebot des Südwestens wäre mir der gestrige Auftritt in Baden-Baden gar nicht aufgefallen, wenn ich nicht zwei Karten geschenkt bekommen hätte - für diese Einladung zu dem mitreißenden gestrigen Konzert auch an dieser Stelle noch mal ein herzliches Danke!
Dienstag, 24. September 2013
1. Symphoniekonzert, 23.09.2013
Der junge amerikanische Komponist Andrew Norman (*1979) schuf das Auftragswerk Unstuck für das Tonhalle Orchester Zürich, wo es 2008 von Dirigent Michael Sanderling uraufgeführt wurde. Wenn man irgendwann mal in ferner Zukunft auf die heute üblichen Konzertprogramme zurückblickt, dann könnte es auffallen und den Anschein haben, daß die kurze symphonische Form, Stücke, die ca 10-15 Minuten dauern, beim Publikum besonders beliebt waren. Die Programmplaner platzierten diese wenigminütigen Leckerbissen stets am Anfang des Konzerts. So auch gestern. Doch gleich zu Beginn konnte man gestern nach wenigen Takten einen anderen Verdacht bekommen, daß manche zeitgenössische Musik etwas Unidiomatisches hat. Denn ob nun Norman, Adès oder Dorman gespielt wird, wer hinterlässt einen bleibenden Eindruck? Justin Brown wendete sich zu Beginn zum Publikum und versuchte kurz, den Titel Unstuck zu erläutern. Dabei zeigte sich, daß sich Konzeptmusik nicht mal dann erschließen muß, wenn man die Geschichte dazu kennt. Unstuck war nach 10 Minuten vorbei und bekam freundlich-kurzen Applaus aufgrund seines partiell groß-orchestralen Filmmusikcharakters.
Richard Strauss' Tondichtung Don Quixote ist ein Genre-Mix, einerseits phantastische Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters op. 35, auch eine symphonische Dichtung nach literarischen Vorbild sowie ein Instrumentalkonzert für Cello (Don Quixote) und etwas Bratsche (Sancho Pansa) und immer wieder geprägt durch Tonmalerei, Situationsschilderungen und Charakterbeschreibungen. Von Strauss ist ja der Satz überliefert: "Was ein richtiger Musiker sein will, der muss auch eine Speisekarte komponieren können" - wem sonst als Strauss konnte man das tatsächlich zutrauen. Und so wird man in Don Quixote auf eine Reise mitgenommen: man kämpft gegen Windmühlen, hört Schafe blöken, man beobachtet einen Pilgerzug, Windmaschinen stellen einen Ritt durch die Luft dar, man hört Wassertropfen als Streicherpizzicato und ganz am Ende lässt der Cellist den Klang abrutschen und Don Quixote stirbt friedvoll. Justin Brown brachte Strauss' humorvolle und hochvirtuose Instrumentationskunst prachtvoll und filigran zum Klingen und zusammen mit den beiden orchestereigenen Konzertmeistern Franziska Dürr (Viola) und Thomas Gieron (Violoncello) spielte die Badische Staatskapelle ein delikat schwelgerisches und lyrisches Tongemälde, das viel Applaus bekam und in dem besonders die Nachtwache der 5. Variation zum poetischen Höhepunkt für den Cellisten wurde.
2014 kennzeichnet den 150. Geburtstag von Richard Strauss. Man kann gespannt sein, wie man ihn in Karlsruhe in der Spielzeit 2014/15 feiern wird. Neben einem Programmschwerpunkt in den Konzerten, den möglichen Wiederaufnahmen der Frau ohne Schatten (unbedingt, oder!?! Welcher Dirigent wollte nicht diese Partitur zu Gehör bringen?) und des Rosenkavaliers sollte auch eine Neuinszenierung nicht fehlen.
Nach der Pause dann die 7. Symphonie von Ludwig van Beethoven, bei deren triumphalen Uraufführung im Dezember 1813 im Orchester auch Musiker saßen, die später selber als Komponisten erfolgreich waren wie Meyerbeer, Moscheles und Louis Spohr, der auch in seinen Lebenserinnerungen berichtete, wie der bereits schwerhörige Beethoven selber dirigierte:
"Die neuen Kompositionen Beethovens gefielen außerordentlich, besonders die Symphonie in A (die siebente). Der wundervolle zweite Satz wurde da capo verlangt; er machte auch auf mich einen tiefen, nachhaltigen Eindruck. Die Ausführung war eine ganz meisterhafte, trotz der unsicheren und dabei oft lächerlichen Direktion Beethovens. Daß der arme taube Meister die Piano seiner Musik nicht mehr hören konnte, sah man ganz deutlich."
Die beliebteste Assoziation zur Siebten stammt von Richard Wagner: die Apotheose des Tanzes. Wer diese Beschreibung für zutreffend hält, der konnte gestern bestaunen, was für durchtrainierte und muskulöse Tänzer Brown für seine Interpretation benötigte. Der erste Satz beginnt mit Beethovens längster Introduktion, die bei Brown breit angelegt war und sich nur gelegentlich zuckend aufbäumte, sonst aber wie eine logische Fortsetzung der Pastoralen wirkte. Die Tempoverschärfung beim Übergang zum Vivace war dann zwar beachtlich, die beiden Klangwelten des Satzes zeigten so die benötigte Trennschärfe, doch das Unerbittliche, Manische und Euphorische war vielleicht etwas zu brav dimensioniert. Beethovens Siebte ist eine Symphonie ohne langsamen Satz, der berühmte zweite ist ein Allegretto. Brown dirigierte es nicht als nachdenklichen Trauermarsch oder flehendes Gebet, sondern unruhig und aufgewühlt mit fast zu geringer Steigerungskurve bei hohem Grundtempo. Manch einer hätte ihm dafür vielleicht Punkte in Flensburg geben wollen. Der dritte Satz war bei Brown durch die Betonung der retardierenden Momente gekennzeichnet, die das ungestüme und wilde Presto umso stärker losbrechen ließen. Der vierte Satz, das "con brio" überhaupt: ekstatisch, wild, energisch, überzogen - Brown steigerte das Orchester in einen rasanten Taumel.
Eine sehr individuelle und bemerkenswerte Interpretation, deren unbezähmbares Finale fast schon Furtwänglersche Qualitäten hatte und mit langem und starkem Schlußjubel belohnt wurde.
PS: Es gab eine neue Orchesteranordnung bei den Streichern. Die zweiten Violinen sitzen nun den ersten gegenüber, die Celli haben die freie Position eingenommen. Die Kontrabässe wanderten vom rechten zum linken Rand und tauschten mit Harfe und Klavier, die nun vom Publikum aus gesehen rechts sind.
Richard Strauss' Tondichtung Don Quixote ist ein Genre-Mix, einerseits phantastische Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters op. 35, auch eine symphonische Dichtung nach literarischen Vorbild sowie ein Instrumentalkonzert für Cello (Don Quixote) und etwas Bratsche (Sancho Pansa) und immer wieder geprägt durch Tonmalerei, Situationsschilderungen und Charakterbeschreibungen. Von Strauss ist ja der Satz überliefert: "Was ein richtiger Musiker sein will, der muss auch eine Speisekarte komponieren können" - wem sonst als Strauss konnte man das tatsächlich zutrauen. Und so wird man in Don Quixote auf eine Reise mitgenommen: man kämpft gegen Windmühlen, hört Schafe blöken, man beobachtet einen Pilgerzug, Windmaschinen stellen einen Ritt durch die Luft dar, man hört Wassertropfen als Streicherpizzicato und ganz am Ende lässt der Cellist den Klang abrutschen und Don Quixote stirbt friedvoll. Justin Brown brachte Strauss' humorvolle und hochvirtuose Instrumentationskunst prachtvoll und filigran zum Klingen und zusammen mit den beiden orchestereigenen Konzertmeistern Franziska Dürr (Viola) und Thomas Gieron (Violoncello) spielte die Badische Staatskapelle ein delikat schwelgerisches und lyrisches Tongemälde, das viel Applaus bekam und in dem besonders die Nachtwache der 5. Variation zum poetischen Höhepunkt für den Cellisten wurde.
2014 kennzeichnet den 150. Geburtstag von Richard Strauss. Man kann gespannt sein, wie man ihn in Karlsruhe in der Spielzeit 2014/15 feiern wird. Neben einem Programmschwerpunkt in den Konzerten, den möglichen Wiederaufnahmen der Frau ohne Schatten (unbedingt, oder!?! Welcher Dirigent wollte nicht diese Partitur zu Gehör bringen?) und des Rosenkavaliers sollte auch eine Neuinszenierung nicht fehlen.
Nach der Pause dann die 7. Symphonie von Ludwig van Beethoven, bei deren triumphalen Uraufführung im Dezember 1813 im Orchester auch Musiker saßen, die später selber als Komponisten erfolgreich waren wie Meyerbeer, Moscheles und Louis Spohr, der auch in seinen Lebenserinnerungen berichtete, wie der bereits schwerhörige Beethoven selber dirigierte:
"Die neuen Kompositionen Beethovens gefielen außerordentlich, besonders die Symphonie in A (die siebente). Der wundervolle zweite Satz wurde da capo verlangt; er machte auch auf mich einen tiefen, nachhaltigen Eindruck. Die Ausführung war eine ganz meisterhafte, trotz der unsicheren und dabei oft lächerlichen Direktion Beethovens. Daß der arme taube Meister die Piano seiner Musik nicht mehr hören konnte, sah man ganz deutlich."
Die beliebteste Assoziation zur Siebten stammt von Richard Wagner: die Apotheose des Tanzes. Wer diese Beschreibung für zutreffend hält, der konnte gestern bestaunen, was für durchtrainierte und muskulöse Tänzer Brown für seine Interpretation benötigte. Der erste Satz beginnt mit Beethovens längster Introduktion, die bei Brown breit angelegt war und sich nur gelegentlich zuckend aufbäumte, sonst aber wie eine logische Fortsetzung der Pastoralen wirkte. Die Tempoverschärfung beim Übergang zum Vivace war dann zwar beachtlich, die beiden Klangwelten des Satzes zeigten so die benötigte Trennschärfe, doch das Unerbittliche, Manische und Euphorische war vielleicht etwas zu brav dimensioniert. Beethovens Siebte ist eine Symphonie ohne langsamen Satz, der berühmte zweite ist ein Allegretto. Brown dirigierte es nicht als nachdenklichen Trauermarsch oder flehendes Gebet, sondern unruhig und aufgewühlt mit fast zu geringer Steigerungskurve bei hohem Grundtempo. Manch einer hätte ihm dafür vielleicht Punkte in Flensburg geben wollen. Der dritte Satz war bei Brown durch die Betonung der retardierenden Momente gekennzeichnet, die das ungestüme und wilde Presto umso stärker losbrechen ließen. Der vierte Satz, das "con brio" überhaupt: ekstatisch, wild, energisch, überzogen - Brown steigerte das Orchester in einen rasanten Taumel.
Eine sehr individuelle und bemerkenswerte Interpretation, deren unbezähmbares Finale fast schon Furtwänglersche Qualitäten hatte und mit langem und starkem Schlußjubel belohnt wurde.
PS: Es gab eine neue Orchesteranordnung bei den Streichern. Die zweiten Violinen sitzen nun den ersten gegenüber, die Celli haben die freie Position eingenommen. Die Kontrabässe wanderten vom rechten zum linken Rand und tauschten mit Harfe und Klavier, die nun vom Publikum aus gesehen rechts sind.
Freitag, 20. September 2013
Karlsruher Operngalas 2013/14
Lange Zeit war Funkstille, nun findet man einen ersten Überblick über die geplanten Operngala-Gäste der kommenden Spielzeit
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER am 02.11.2013
Holländer MARCUS JUPITHER
Senta MANUELA UHL
Daland REINHARD HAGEN
In weiteren Rollen
Erik ZURAB ZURABISHVILI
Mary REBECCA RAFFELL
Steuermann STEVEN EBEL
DIE FLEDERMAUS am 19.01.2014
Eisenstein Ks. MARTIN GANTNER
Rosalinde SOLVEIG KRINGELBORN
In weiteren Rollen
Adele Ks. INA SCHLINGENSIEPEN
Falke ARMIN KOLARCZYK
Orlofsky CHRISTINA BOCK
UN BALLO IN MASCHERA am 05.04.2014
König Gustav MARCELLO GIORDANI
Graf Anckarström LUCA SALSI
In weiteren Rollen
Amelia HEIDI MELTON
Oscar EMILY HINDRICHS
Ulrica Ks. EWA WOLAK
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG am 08.06.2014
Hans Sachs ALBERT DOHMEN
Pogner DIMITRY IVASHCHENKO
Eva RACHEL NICHOLLS
In weiteren Rollen
Beckmesser ARMIN KOLARCZYK
Stolzing DANIEL KIRCH
David ELEAZAR RODRIGUEZ
Die Infos zu den Galabanden finden sich hier:
http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/oper/gala/
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER am 02.11.2013
Holländer MARCUS JUPITHER
Senta MANUELA UHL
Daland REINHARD HAGEN
In weiteren Rollen
Erik ZURAB ZURABISHVILI
Mary REBECCA RAFFELL
Steuermann STEVEN EBEL
DIE FLEDERMAUS am 19.01.2014
Eisenstein Ks. MARTIN GANTNER
Rosalinde SOLVEIG KRINGELBORN
In weiteren Rollen
Adele Ks. INA SCHLINGENSIEPEN
Falke ARMIN KOLARCZYK
Orlofsky CHRISTINA BOCK
UN BALLO IN MASCHERA am 05.04.2014
König Gustav MARCELLO GIORDANI
Graf Anckarström LUCA SALSI
In weiteren Rollen
Amelia HEIDI MELTON
Oscar EMILY HINDRICHS
Ulrica Ks. EWA WOLAK
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG am 08.06.2014
Hans Sachs ALBERT DOHMEN
Pogner DIMITRY IVASHCHENKO
Eva RACHEL NICHOLLS
In weiteren Rollen
Beckmesser ARMIN KOLARCZYK
Stolzing DANIEL KIRCH
David ELEAZAR RODRIGUEZ
Die Infos zu den Galabanden finden sich hier:
http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/oper/gala/
Sonntag, 15. September 2013
Theaterfest, 14.09.2013
In den allermeisten Fällen hat man ja beim Karlsruher Theaterfest Glück mit dem
Wetter. Gestern regnete es teilweise in Strömen. Trotzdem (und deshalb)
war es ziemlich voll und man konnte sich über die große Neugier und das
Interesse des Publikums an der kommenden Spielzeit umso mehr freuen. Nachmittags konnte man auch Politprominenz erleben: Peter
Spuhler verdeutlichte SPD-Finanzminister Nils Schmid und
Oberbürgermeister Frank Mentrup die Sanierungsbedürftigkeit des Hauses.
Freitag, 13. September 2013
Vorschau (2): Händel Festspiele 2014
Früher als in den Jahren zuvor startet nun auch das Badische Staatstheater mit der kompletten Programmvorschau und präsentiert ein Foto, das ein Bühnenbildmodell zu Riccardo Primo zu zeigen scheint.
Mehr dazu hier: http://www.staatstheater.karlsruhe.de/aktuell/news_id/17/
Im Internet ist man noch nicht ganz auf der Höhe der Aktualität. Die Sänger von Händels Rinaldo sind bisher nur auf dem Werbeprospekt (das findet sich hier als schlecht lesbares pdf Dokument) zu finden:
Hagen Matzeit - Rinaldo
Olivia Vermeulen - Almirena
Aleksandra Zamojska - Armida
Yosemeh Adjei - Goffredo
Tobias Berndt - Argante
Florian Götz - Mago
Lautten Compagney Berlin, Dirigent - Wolfgang Katschner
Mehr dazu hier: http://www.staatstheater.karlsruhe.de/aktuell/news_id/17/
Im Internet ist man noch nicht ganz auf der Höhe der Aktualität. Die Sänger von Händels Rinaldo sind bisher nur auf dem Werbeprospekt (das findet sich hier als schlecht lesbares pdf Dokument) zu finden:
Hagen Matzeit - Rinaldo
Olivia Vermeulen - Almirena
Aleksandra Zamojska - Armida
Yosemeh Adjei - Goffredo
Tobias Berndt - Argante
Florian Götz - Mago
Lautten Compagney Berlin, Dirigent - Wolfgang Katschner
Freitag, 6. September 2013
Programm des Karlsruher Theaterfests am 14.09.2013
Eröffnung des Theaterfests und Begrüßung durch Oberbürgermeister Frank Mentrup & Generalintendant Peter Spuhler
11.00 AUF DEM VORPLATZ
11.00 AUF DEM VORPLATZ
Montag, 2. September 2013
Die kommende Spielzeit 2013/14 im Überblick
Am 14.09. startet die neue Saison mit dem Theaterfest. Einige Höhepunkte kann man in der kommenden Spielzeit erwarten.
In der nächsten Spielzeit erlebt man fünf neue Regisseure, u.a. auch neu in dem Sinne, daß zwei zum ersten Mal in Deutschland arbeiten: Benjamin Lazar (Riccardo Primo) und Yuval Sharon (Dr. Atomic) sowie Lorenzo Fioroni (Die Fledermaus), Tobias Heyder (Das Kind und die Zauberdinge) und Ballettchoreograph Tim Plegge (Die Nachtigall). Regisseur Aron Stiehl übernimmt den Maskenball, die Wallenberg Crew (Tobias Kratzer und Rainer Sellmaier) inszeniert die Meistersinger und das Team von Berlioz' Les Troyens (David Hermann und Christof Hetzer) nimmt sich Boris Godunov vor. Die Erwartungshaltung ist hoch.
Dazu erfolgt im März die Premiere von Mythos - drei Kreationen von Jörg Mannes, Reginaldo Oliveira & Tim Plegge und die Wiederaufnahmen von Giselle, Momo und In den Winden im Nichts. Es wird ein Gastspiel des Balletts aus Hannover geben: der dortige Ballettleiter Jörg Mannes zeigt seine Choreographie Sissi. Zum Abschluß der Saison stellen sich wieder neue Choreographen vor.
Problematisch bleibt weiterhin das Zielgruppenkonzept. Wer in welche Vorstellung soll und wer nicht, bleibt vor der Premiere unklar. Eine mögliche Einordnung gibt die unten stehende Übersicht (ohne Gewähr). Zumindest ein Indiz gibt es: „Gehörte unser Augenmerk zuletzt den jungen Leuten, so wollen wir uns in der Spielzeit 2013/14 verstärkt den älteren Besuchern zuwenden“, so Generalintendant Peter Spuhler. Schüler und Senioren sind wahrscheinlich die Hauptzielgruppen der Spielzeit.
Beim Karlsruher Schauspiel gilt es zu prüfen, ob zutrifft, was die Frankfurter Allgemeine Zeitung generell über die deutsche Theaterlandschaft schrieb: "Es herrscht offensichtlich hektischer Betrieb tagespolitischer Wilderei in Problemzonen, in denen jeder, der will und gerade greifbar ist (ob Polizist, Nutte, Richter, Demenzkranker oder NSU-Betroffener) vom Theater ge- und verbraucht wird, das jedwede Sein- und Schein-Schranke niederreißt und dem Laien gern Tür und Tor öffnet - außer dass bei solchen Projekten selbstverständlich die Regisseure auf ihren Profi-Lohn pochen. Das Theater magert ab. Es wird zur Dokumentarstation. Und treibt sich das Spiel aus."
OPER
EIN MASKENBALL Oper von Giuseppe Verdi 12.10.13
DIE FLEDERMAUS Operette von Johann Strauß 14.12.13
DOCTOR ATOMIC Oper von Johns Adams 26.01.14
RICCARDO PRIMO HÄNDEL-FESTSPIELE 21.02.14
RINALDO HÄNDEL-FESTSPIELE 02.03.14
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG Oper von Richard Wagner 26.04.14
DAS KIND UND DIE ZAUBERDINGE / DIE NACHTIGALL Kurzopern von Maurice Ravel und Igor Strawinsky 14.06.14
BORIS GODUNOW von Modest Mussorgsky, Urfassung 19.07.14
Wiederaufnahmen:
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER, 27.10.13
PETER GRIMES, 15.09.13
DIE HOCHZEIT DES FIGARO, 21.09.13
DIE REGIMENTSTOCHTER; 03.10.13
RIGOLETTO, 03.11.13
HÄNSEL UND GRETEL, 08.12.13
DIE ZAUBERFLÖTE, 12.01.14
TANNHÄUSER, 09.02.14
DIE PASSAGIERIN, 21.03.14
BALLETT
DORNRÖSCHEN – DIE LETZTE ZARENTOCHTER Ballett von Youri Vámos 16.11.13
MYTHOS Kreationen von Jörg Mannes, Reginaldo Oliveira & Tim Plegge 22.03.14
CHOREOGRAFEN STELLEN SICH VOR Ein Ballettabend zur Entdeckung neuer Talente
URAUFFÜHRUNGEN 05.07.14
Wiederaufnahmen:
MOMO 19.10.13
GISELLE 22.01.14
IN DEN WINDEN IM NICHTS 29.01.14
NUßKNACKER 17.12.13
SCHWANENSEE 06.04.14
SCHAUSPIEL
ENDSTATION SEHNSUCHT von Tennessee Williams 21.11.2013
RICHTFEST Komödie von Lutz Hübner 29.11.2013
BENEFIZ – JEDER RETTET EINEN AFRIKANER von Ingrid Lausund 23.01.2014
GAS I & II aus der Sozialen Trilogie von Georg Kaiser 08./09.05.2014
Singspiele & Musikalisches
RIO REISER – KÖNIG VON DEUTSCHLAND Eine musikalische Biografie von Heiner Kondschak 28.09.2013
EIN SOMMERNACHTSTRAUM Komödie von William Shakespeare 30.01.2014
LIEDER AUS DEM ALL Ein Liederabend von und mit Natanaël Lienhard und Jakob Bussmann 29.03.2014
Theater für Schüler und Jugendliche
KABALE UND LIEBE Ein bürgerliches Trauerspiel von Friedrich Schiller 02.10.2013
MAIENSCHLAGER Schauspiel von Katharina Gericke 17.04.2014
Theater für Senioren
IRGEND WANN IN DER NACHT Stück von Etel Adnan 17.10.2013
Belehrendes / Dokumentarisches / Projekt-Theater
AUS – DAS LEBEN NACH DEM SPIEL, Ein KSC-Projekt von Tobias Rausch 06.10.2013
RECHTSMATERIAL Ein Projekt von Jan-Christoph Gockel
Romanadaption
DAS GLASPERLENSPIEL nach dem Roman von Hermann Hesse
Volkstheater
FREMDRAUMPFLEGE
100 DOKUMENTE von Gerardo Naumann
Osteuropäisches Theater
HOHE AUFLÖSUNG von Dmytro Ternovyi
Symphonie- und Kammerkonzerte
1. Konzert 22./23.09.2013
Andrew Norman Unstuck
Richard Strauss Don Quixote
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 7 A-Dur
Franziska Dürr - Viola, Thomas Gieron - Violoncello, Justin Brown - Dirigent
2. Konzert 20./21.10.2013
Arvo Pärt Cantus in Memoriam Benjamin Britten / Arbos
Sergej Prokofjew Klavierkonzert Nr. 4 B-Dur
Jean Sibelius Sinfonie Nr. 6
Jean Sibelius Sinfonie Nr. 7
Leon Fleisher - Klavier, Justin Brown - Dirigent
3. Konzert 24./25.11.2013
Claude Debussy Ibéria (Images Nr. 2)
Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550
Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 31 D-Dur KV 297 „Pariser“
Maurice Ravel Rhapsodie espagnole
Antonio Méndez - Dirigent
4. Konzert 02./03. 02.2014
Francis Poulenc Litanies à la Vierge noire
Olivier Messiaen Trois petites liturgies de la présence divine
Igor Strawinsky Oedipus Rex
Matthias Wohlbrecht - Oedipus; Ks. Ewa Wolak - Jokaste; Renatus Meszar - Kreon; Luiz Molz - Tiresias; Renatus Meszar - Bote; Steven Ebel - Hirte; Gunnar Schmidt - Sprecher; Ulrich Wagner - Choreinstudierung;
Justin Brown - Dirigent
5. Konzert 09./10.03.2014
Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll
Josef Suk Sinfonie c-Moll „Asrael“
Chloë Hanslip - Violine, Tomáš Hanus - Dirigent
6. Konzert 30./31.03.2014
Toru Takemitsu Spirit Garden
Germaine Tailleferre Concertino für Harfe und Orchester
Vivian Fung Harfenkonzert
Robert Schumann Sinfonie Nr. 1 „Frühlingssymphonie“
Bridget Kibbey - Harfe, Johannes Willig - Dirigent
7. Konzert 18./19.05.2014
Johann Sebastian Bach / Anton Webern Ricercata aus „Das musikalische Opfer“
Arnold Schönberg Ein Überlebender aus Warschau
Alban Berg Drei Stücke für Orchester op. 6
Henryk Górecki Symphonie der Klagelieder
Ks. Barbara Dobrzanska, Renatus Meszar
Ulrich Wagner - Choreinstudierung, Justin Brown - Dirigent
8. Konzert 29./30.06.2014
Georg Friedrich Haas Opus 68 (Skrjabin)
Sergej Rachmaninow Klavierkonzert Nr. 4
Dimitri Schostakowitsch Symphonie Nr. 15
Boris Berezovsky - Klavier, Justin Brown - Dirigent
OPER
Das Opernprogramm kombiniert in Karlsruhe wichtige und bereits lange nicht mehr gehörte Opern (Maskenball, Meistersinger, Boris Godunow) mit der beliebtesten Operette (Fledermaus) und Entdeckungen (Die Nachtigall, Das Kind und die Zauberdinge, Dr. Atomic). Gerade den zeitgenössischen Opern wird ja von einigen mit Skepsis begegnet. John Adams' Musik kennt das Karlsruher Publikum aus dem Ballett Siegfried, seine Oper Dr. Atomic wird als seine "bislang vielseitigste und kontrastreichste Oper" beschrieben, bei der "melodiöser Schönklang, vertrackte Rhythmen und knallige Effekte Hand in Hand" gehen. Dazu werden besondere Händel Festspiele mit einer Kerzenlichtproduktion und Franco Fagioli erwartet (mehr dazu findet sich hier). Eine schöne Mischung.In der nächsten Spielzeit erlebt man fünf neue Regisseure, u.a. auch neu in dem Sinne, daß zwei zum ersten Mal in Deutschland arbeiten: Benjamin Lazar (Riccardo Primo) und Yuval Sharon (Dr. Atomic) sowie Lorenzo Fioroni (Die Fledermaus), Tobias Heyder (Das Kind und die Zauberdinge) und Ballettchoreograph Tim Plegge (Die Nachtigall). Regisseur Aron Stiehl übernimmt den Maskenball, die Wallenberg Crew (Tobias Kratzer und Rainer Sellmaier) inszeniert die Meistersinger und das Team von Berlioz' Les Troyens (David Hermann und Christof Hetzer) nimmt sich Boris Godunov vor. Die Erwartungshaltung ist hoch.
BALLETT
Da hätte man doch ein schönes Ballett-Abo bauen können mit der kompletten Tschaikowsky-Trilogie: neben den Wiederaufnahmen von Nußknacker und Schwanensee gibt es nämlich die Premiere von Dornröschen in der Choreographie von Youri Vámos, der dabei die Geschichte von Anastasia, der vermeintlich letzten Zarentochter erzählt. Wer wollte daran zweifeln, daß Dornröschen 100% Auslastung haben wird?Dazu erfolgt im März die Premiere von Mythos - drei Kreationen von Jörg Mannes, Reginaldo Oliveira & Tim Plegge und die Wiederaufnahmen von Giselle, Momo und In den Winden im Nichts. Es wird ein Gastspiel des Balletts aus Hannover geben: der dortige Ballettleiter Jörg Mannes zeigt seine Choreographie Sissi. Zum Abschluß der Saison stellen sich wieder neue Choreographen vor.
SCHAUSPIEL
Für die Karlsruher Problemsparte ist die Vorschau eingetrübt. Wenig Abwechslung, keine Überraschungen, Business as usual - im dritten Jahr scheint bereits Stillstand erreicht zu sein. Man präsentiert das alte Rezept und hauptsächlich Regisseure, die bereits in den letzten beiden Jahren zu sehen waren. Ein Qualitätsschub ist nicht zu erwarten, die Erwartungshaltung so weit gesenkt, daß man als im Schauspiel abgehärteter Zuschauer zumindest auf einen diätischen Erfolg hofft.Problematisch bleibt weiterhin das Zielgruppenkonzept. Wer in welche Vorstellung soll und wer nicht, bleibt vor der Premiere unklar. Eine mögliche Einordnung gibt die unten stehende Übersicht (ohne Gewähr). Zumindest ein Indiz gibt es: „Gehörte unser Augenmerk zuletzt den jungen Leuten, so wollen wir uns in der Spielzeit 2013/14 verstärkt den älteren Besuchern zuwenden“, so Generalintendant Peter Spuhler. Schüler und Senioren sind wahrscheinlich die Hauptzielgruppen der Spielzeit.
Beim Karlsruher Schauspiel gilt es zu prüfen, ob zutrifft, was die Frankfurter Allgemeine Zeitung generell über die deutsche Theaterlandschaft schrieb: "Es herrscht offensichtlich hektischer Betrieb tagespolitischer Wilderei in Problemzonen, in denen jeder, der will und gerade greifbar ist (ob Polizist, Nutte, Richter, Demenzkranker oder NSU-Betroffener) vom Theater ge- und verbraucht wird, das jedwede Sein- und Schein-Schranke niederreißt und dem Laien gern Tür und Tor öffnet - außer dass bei solchen Projekten selbstverständlich die Regisseure auf ihren Profi-Lohn pochen. Das Theater magert ab. Es wird zur Dokumentarstation. Und treibt sich das Spiel aus."
SYMPHONIEKONZERTE
Kein Brahms, kein Bruckner, kein Mahler, sondern Raritäten und Nebenwerke prägen das Bild der kommenden Spielzeit, z.Bsp.die weniger beliebten 4. Klavierkonzerte von Rachmaninow und Prokofiew, die letzten Symphonien von Sibelius (6.und 7.) und Schostakowitsch (15.) und überwiegend Musik aus dem 20.Jahrhundert (bspw. Schönberg, Berg, Webern, Strawinsky, Poulenc, Górecki, Messiaen, Pärt, Takemitsu) und Neueres. Man kann gespannt sein, ob dieses mutige Konzept aufgeht oder es doch am Ende des Jahres als etwas zu spröde wahrgenommen wurde.ÜBERSICHT 2013/2014
OPER
EIN MASKENBALL Oper von Giuseppe Verdi 12.10.13
DIE FLEDERMAUS Operette von Johann Strauß 14.12.13
DOCTOR ATOMIC Oper von Johns Adams 26.01.14
RICCARDO PRIMO HÄNDEL-FESTSPIELE 21.02.14
RINALDO HÄNDEL-FESTSPIELE 02.03.14
DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG Oper von Richard Wagner 26.04.14
DAS KIND UND DIE ZAUBERDINGE / DIE NACHTIGALL Kurzopern von Maurice Ravel und Igor Strawinsky 14.06.14
BORIS GODUNOW von Modest Mussorgsky, Urfassung 19.07.14
Wiederaufnahmen:
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER, 27.10.13
PETER GRIMES, 15.09.13
DIE HOCHZEIT DES FIGARO, 21.09.13
DIE REGIMENTSTOCHTER; 03.10.13
RIGOLETTO, 03.11.13
HÄNSEL UND GRETEL, 08.12.13
DIE ZAUBERFLÖTE, 12.01.14
TANNHÄUSER, 09.02.14
DIE PASSAGIERIN, 21.03.14
BALLETT
DORNRÖSCHEN – DIE LETZTE ZARENTOCHTER Ballett von Youri Vámos 16.11.13
MYTHOS Kreationen von Jörg Mannes, Reginaldo Oliveira & Tim Plegge 22.03.14
CHOREOGRAFEN STELLEN SICH VOR Ein Ballettabend zur Entdeckung neuer Talente
URAUFFÜHRUNGEN 05.07.14
Wiederaufnahmen:
MOMO 19.10.13
GISELLE 22.01.14
IN DEN WINDEN IM NICHTS 29.01.14
NUßKNACKER 17.12.13
SCHWANENSEE 06.04.14
SCHAUSPIEL
ENDSTATION SEHNSUCHT von Tennessee Williams 21.11.2013
RICHTFEST Komödie von Lutz Hübner 29.11.2013
BENEFIZ – JEDER RETTET EINEN AFRIKANER von Ingrid Lausund 23.01.2014
GAS I & II aus der Sozialen Trilogie von Georg Kaiser 08./09.05.2014
Singspiele & Musikalisches
RIO REISER – KÖNIG VON DEUTSCHLAND Eine musikalische Biografie von Heiner Kondschak 28.09.2013
EIN SOMMERNACHTSTRAUM Komödie von William Shakespeare 30.01.2014
LIEDER AUS DEM ALL Ein Liederabend von und mit Natanaël Lienhard und Jakob Bussmann 29.03.2014
Theater für Schüler und Jugendliche
KABALE UND LIEBE Ein bürgerliches Trauerspiel von Friedrich Schiller 02.10.2013
MAIENSCHLAGER Schauspiel von Katharina Gericke 17.04.2014
Theater für Senioren
IRGEND WANN IN DER NACHT Stück von Etel Adnan 17.10.2013
Belehrendes / Dokumentarisches / Projekt-Theater
AUS – DAS LEBEN NACH DEM SPIEL, Ein KSC-Projekt von Tobias Rausch 06.10.2013
RECHTSMATERIAL Ein Projekt von Jan-Christoph Gockel
Romanadaption
DAS GLASPERLENSPIEL nach dem Roman von Hermann Hesse
Volkstheater
FREMDRAUMPFLEGE
100 DOKUMENTE von Gerardo Naumann
Osteuropäisches Theater
HOHE AUFLÖSUNG von Dmytro Ternovyi
Symphonie- und Kammerkonzerte
1. Konzert 22./23.09.2013
Andrew Norman Unstuck
Richard Strauss Don Quixote
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 7 A-Dur
Franziska Dürr - Viola, Thomas Gieron - Violoncello, Justin Brown - Dirigent
2. Konzert 20./21.10.2013
Arvo Pärt Cantus in Memoriam Benjamin Britten / Arbos
Sergej Prokofjew Klavierkonzert Nr. 4 B-Dur
Jean Sibelius Sinfonie Nr. 6
Jean Sibelius Sinfonie Nr. 7
Leon Fleisher - Klavier, Justin Brown - Dirigent
3. Konzert 24./25.11.2013
Claude Debussy Ibéria (Images Nr. 2)
Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550
Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 31 D-Dur KV 297 „Pariser“
Maurice Ravel Rhapsodie espagnole
Antonio Méndez - Dirigent
4. Konzert 02./03. 02.2014
Francis Poulenc Litanies à la Vierge noire
Olivier Messiaen Trois petites liturgies de la présence divine
Igor Strawinsky Oedipus Rex
Matthias Wohlbrecht - Oedipus; Ks. Ewa Wolak - Jokaste; Renatus Meszar - Kreon; Luiz Molz - Tiresias; Renatus Meszar - Bote; Steven Ebel - Hirte; Gunnar Schmidt - Sprecher; Ulrich Wagner - Choreinstudierung;
Justin Brown - Dirigent
5. Konzert 09./10.03.2014
Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll
Josef Suk Sinfonie c-Moll „Asrael“
Chloë Hanslip - Violine, Tomáš Hanus - Dirigent
6. Konzert 30./31.03.2014
Toru Takemitsu Spirit Garden
Germaine Tailleferre Concertino für Harfe und Orchester
Vivian Fung Harfenkonzert
Robert Schumann Sinfonie Nr. 1 „Frühlingssymphonie“
Bridget Kibbey - Harfe, Johannes Willig - Dirigent
7. Konzert 18./19.05.2014
Johann Sebastian Bach / Anton Webern Ricercata aus „Das musikalische Opfer“
Arnold Schönberg Ein Überlebender aus Warschau
Alban Berg Drei Stücke für Orchester op. 6
Henryk Górecki Symphonie der Klagelieder
Ks. Barbara Dobrzanska, Renatus Meszar
Ulrich Wagner - Choreinstudierung, Justin Brown - Dirigent
8. Konzert 29./30.06.2014
Georg Friedrich Haas Opus 68 (Skrjabin)
Sergej Rachmaninow Klavierkonzert Nr. 4
Dimitri Schostakowitsch Symphonie Nr. 15
Boris Berezovsky - Klavier, Justin Brown - Dirigent
1. KAMMERKONZERT 08.12.13
Krzysztof Meyer Aus dem Klaviertrio op. 50
Robert Schumann Klaviertrio g-Moll op. 110
Johannes Brahms Klaviertrio C-Dur op. 87
Stephan
Skiba Violine
Johann
Ludwig Violoncello
Günter Ludwig Klavier
2. KAMMERKONZERT 12.01.14
Giacomo Meyerbeer Hirtenlied
Franz Schubert Impromptu Es-Dur op. 90 Nr. 2
Johannes Brahms 5 Ausgewählte Lieder
Igor Strawinsky Elegie für JFK
Igor Strawinsky Berceuse du chat
Johannes Brahms Sonate für Klarinette und Klavier f-Moll op. 120 Nr. 1
Conradin Kreutzer Das Mühlrad
Christina Bock Mezzosopran
Daniel Bollinger Klarinette
Martin Nitschmann Klarinette
Leonie Gerlach Klarinette
Freya Jung Klavier
3. KAMMERKONZERT 23.03.14
Zoltán Kodály Sonatina für Violoncello und Klavier
Béla Bartók Kontraste für Klarinette, Violine und Klavier
Zoltán
Kodály Duo für Violine und Violoncello
Béla Bartók Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug
Daniel
Bollinger Klarinette
Janos
Ecseghy Violine
Thomas
Gieron Violoncello
Raimund Schmitz Schlagzeug
Malte Rettberg Schlagzeug
Justin Brown Klavier
John Parr Klavier
4. KAMMERKONZERT 15.06.14
Otto Dessoff Streichquintett G-Dur op. 10
Béla Bartók Streichquartett Nr. 3
Robert Schumann Streichquartett A-Dur op. 41 Nr. 3
Viola
Schmitz Violine
Ayu
Ideue Violine
Christoph
Klein Viola
Thomas
Gieron Violoncello
Benjamin Groocock Violoncello
5. KAMMERKONZERT 20.07.14
Ludwig van Beethoven Sonate für Violoncello und Klavier C-Dur op. 102 Nr. 1
Franz Schreker Pantomime „Der Wind“ für Klarinette, Horn, Violine, Violoncello und Klavier
Olivier Messiaen Thème et Variations für Violine und
Klavier
Ralph Vaughan Williams Quintett D-Dur
Frank
Nebl Klarinette
Frank
Bechtel Horn
Janos
Ecseghy Violine
Thomas
Gieron Violoncello
Markus Ecseghy Klavier
KAMMERKONZERT EXTRA 24.02.14
Tommaso Albinoni Sonate für 2 Violinen und Orgel op. 1
Nr. 4*
Antonio Vivaldi Sonate für 2 Violinen und Cembalo op. 1
Nr. 2*
Martin Nitschmann „Hüllen“ für Klarinette, Violine und
Klavier
Georg Friedrich Händel Sonate für 2 Violinen und Cembalo op. 2 Nr. 8*
Charlie Parker Donna Lee*
Igor Strawinsky „Drei für Pulcinella“ – Suite italienne*
*Adaption/Arrangement für Klarinette, Violine und Klavier
Martin Nitschmann Klarinette
Annelie Groth Violine
Jeanette LaDeur Klavier
Marie-Luise Vanoli Kostüm-Skulpturen
Wiebke Höljes & Petr Novak bewegte Skulpturen
KAMMERKONZERT IN DER INSEL –TANGO REVOLUCIONARIO 15.11.13
Tangos
von Astor Piazzolla und José Bragato in Arrangements
für Klarinette, Bassklarinette und Klavier
Frank Nebl Klarinette
Leonie Gerlach Bassklarinette
Steven Moore Klavier
Freitag, 23. August 2013
Vorschau: Händel Festspiele 2014
Für das bisher bekannte Programm der Händel Festspiele 2014 ist jetzt schon ein Danke an Festspielleiter Bernd Feuchtner fällig. Wahrscheinlich erlebt man nächstes Jahr aufgrund eines überaus attraktiven Programms eine der bisher bestbesuchtesten und erfolgreichsten
Händel-Wochen des Badischen Staatstheaters.
Mit Riccardo Primo in barocker Ausstattung mit Kerzenlicht und Franco Fagioli in der Hauptrolle hat man im Vorverkauf einen Volltreffer gelandet: die Premiere am 21.02.2014 war noch vor Ablauf der letzten Spielzeit ausverkauft und sogar Stehplätze wurden für die ca. dreistündige Oper bereits abgesetzt. Die zweite Vorstellungen ist ebenfalls bereits ausverkauft, die anderen bereits erhältlichen Karten sind schon sehr gut gebucht. Glückwunsch! Die Erwartungshaltung ist sehr hoch.
Auch in ganz anderer Hinsicht, könnte Riccardo Primo für das Image des Karlsruher Staatstheaters wichtige Bedeutung erhalten. Dann nämlich, wenn es eine DVD- oder TV- Aufzeichnung geben würde. Fagiolis internationale Popularität wächst rasant, ganze Fan-Gruppen beobachten europaweit die Barock-Szene und eine Aufzeichnung einer historischen Kerzenlicht-Produktion wäre eine wichtige Rarität und würde den Stellenwert und die Bekanntheit der Karlsruher Händel Festspiele weiter steigern. Und damit könnte man das nachholen, was 2009 bei Sigrid T'Hoofts bezaubernder Inszenierung von Radamisto nicht gelang (wieso eigentlich?), obwohl es damals angekündigt war - ein visueller Beweis der hochkarätigen Karlsruher Barockwoche.
Dazu eine von Händels beliebtesten Opern Rinaldo in origineller Version für Marionettentheater (ein Video dazu befindet sich hier), bei der die sängerische Besetzung allerdings noch unbekannt ist, ein Konzert der Händel Solisten mit Dirigent Nicholas McGegan, der zwanzig Jahre der künstlerische Leiter der Händel Festspiele in Göttingen war, ein Konzertabend mit der Lautten Compagney Berlin sowie das Barockballett Compagnie de Danse L’Éventail und ein Arienabend mit der Barock-Sopranistin Roberta Invernizzi. Nur schade, daß es wieder eine massive Terminkollision zu geben scheint. Am Donnerstag, 27.02.2014 wird nicht nur die letzte Aufführung von Riccardo Primo gezeigt, sondern zeitgleich gibt es auch diese zwei einmaligen Ereignisse: das Barockballett sowie den Arienabend. Man macht sich also gegenseitig Konkurrenz durch drei zeitgleiche Veranstaltungen.
Für einige Vorstellungen kann man bereits Karten erwerben; der Vorverkauf für alle bisher veröffentlichten Programmpunkte startet am 09.09.2013. Mehr dazu hier: http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/haendel-festspiele/
Mit Riccardo Primo in barocker Ausstattung mit Kerzenlicht und Franco Fagioli in der Hauptrolle hat man im Vorverkauf einen Volltreffer gelandet: die Premiere am 21.02.2014 war noch vor Ablauf der letzten Spielzeit ausverkauft und sogar Stehplätze wurden für die ca. dreistündige Oper bereits abgesetzt. Die zweite Vorstellungen ist ebenfalls bereits ausverkauft, die anderen bereits erhältlichen Karten sind schon sehr gut gebucht. Glückwunsch! Die Erwartungshaltung ist sehr hoch.
Auch in ganz anderer Hinsicht, könnte Riccardo Primo für das Image des Karlsruher Staatstheaters wichtige Bedeutung erhalten. Dann nämlich, wenn es eine DVD- oder TV- Aufzeichnung geben würde. Fagiolis internationale Popularität wächst rasant, ganze Fan-Gruppen beobachten europaweit die Barock-Szene und eine Aufzeichnung einer historischen Kerzenlicht-Produktion wäre eine wichtige Rarität und würde den Stellenwert und die Bekanntheit der Karlsruher Händel Festspiele weiter steigern. Und damit könnte man das nachholen, was 2009 bei Sigrid T'Hoofts bezaubernder Inszenierung von Radamisto nicht gelang (wieso eigentlich?), obwohl es damals angekündigt war - ein visueller Beweis der hochkarätigen Karlsruher Barockwoche.
Dazu eine von Händels beliebtesten Opern Rinaldo in origineller Version für Marionettentheater (ein Video dazu befindet sich hier), bei der die sängerische Besetzung allerdings noch unbekannt ist, ein Konzert der Händel Solisten mit Dirigent Nicholas McGegan, der zwanzig Jahre der künstlerische Leiter der Händel Festspiele in Göttingen war, ein Konzertabend mit der Lautten Compagney Berlin sowie das Barockballett Compagnie de Danse L’Éventail und ein Arienabend mit der Barock-Sopranistin Roberta Invernizzi. Nur schade, daß es wieder eine massive Terminkollision zu geben scheint. Am Donnerstag, 27.02.2014 wird nicht nur die letzte Aufführung von Riccardo Primo gezeigt, sondern zeitgleich gibt es auch diese zwei einmaligen Ereignisse: das Barockballett sowie den Arienabend. Man macht sich also gegenseitig Konkurrenz durch drei zeitgleiche Veranstaltungen.
Für einige Vorstellungen kann man bereits Karten erwerben; der Vorverkauf für alle bisher veröffentlichten Programmpunkte startet am 09.09.2013. Mehr dazu hier: http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/haendel-festspiele/
Montag, 12. August 2013
Kurt Müller-Graf: 100 Jahre und ein Tag
Ein Tag nach seinem 100. Geburtstag ist Kurt Müller-Graf (*09.08.1913 †10.08.2013) gestorben. Der beliebte Schauspieler und Mitgründer bzw. erster Intendant der Ettlinger Schloßfestspiele war Ehrenmitglied des Badischen Staatstheaters und dort noch vor wenigen Jahren in den Grimmigen Märchen auf der Bühne zu sehen.
Auf Boulevard Baden findet sich ein schöner Nachruf (hier der Link).
NACHTRAG: Auch auf der Internetpräsenz des Badischen Staatstheaters befindet sich nun eine Würdigung (hier der Link).
Auf Boulevard Baden findet sich ein schöner Nachruf (hier der Link).
NACHTRAG: Auch auf der Internetpräsenz des Badischen Staatstheaters befindet sich nun eine Würdigung (hier der Link).
Mittwoch, 7. August 2013
Badisches Staatstheater erhält wenig Anerkennung von Kritikern
Mit Auszeichnungen und Preisen ist das so eine Sache. Ihr künstlerischer Wert und ihre Aussagekraft sind oft diskutabel. Frühere Karlsruher Intendanzen verbuchten solche Erfolge in der Regel auch nur einmalig und ohne großes Trara in der damals noch monatlich erscheinenden Theaterzeitung.
Für die neue Karlsruher Intendanz sind Auszeichnungen hingegen wichtige Bestätigung der eigenen künstlerischen Arbeit. Während der ganzen letzten Spielzeit schmückte man sich mit Titeln für beste Programmzusammenstellungen bzw. als vermeintlich drittbestes Theater der Spielzeit 11/12 (Slogan in Karlsruhe: "Danke für Bronze").
Wenn dies nicht aus Prahlerei und Opportunismus geschah, könnte man die Abfertigung für die Spielzeit 12/13 bei der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Die Deutsche Bühne“ als Ohrfeige empfinden. Letztes Jahr wurde man von der Zeitschrift noch als drittbestes Theater der Spielzeit 11/12 gekürt ("Danke für Bronze"). Dieses Jahr fällt man deutlich ab.
54 Kritiker, davon 12 aus Baden-Württenberg, gaben in verschiedenen Kategorien ihre Bewertungen für bundesdeutsche Bühnen ab. Zwanzig mal wurde das Stuttgarter Staatstheater genannt, zwei mal das Karlsruher Staatstheater. Doch besonders alarmierend ist, daß im Vergleich mit Karlsruhe neben dem Freiburger Theater auch das Heidelberger besser abschneidet und beide sich den Titel für "Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren" teilen. So beginnt der einleitende Text zur Kritikerumfrage von „Die Deutsche Bühne“ mit dem Hinweis, daß "Stuttgart, Heidelberg oder Freiburg ... auf dem Siegertreppchen" stehen. Der Südwesten steht also hervorragend da. Die künstlerische Leistung in Karlsruhe findet hingegen nur wenig Anerkennung bei denen, die Vergleichsmöglichkeiten haben und verliert gegenüber kleineren Bühnen.
Hier der Link zu dem im Internet abrufbaren kurzen Überblick von „Die Deutsche Bühne“:
Das Badische Staatstheater befindet sich also im künstlerischen Niemandsland - wenig gewürdigt, wenig wahrgenommen und nur noch ein Geheimtipp für Musical-Fans, die nach Starlight Express, König der Löwen, Miss Saigon etc. ihre Sammlung durch Dylan und Rio Reiser ergänzen wollen. Auch im neuen Theatermagazin (Nr. 8) spielt die bevorstehende Premiere von Verdis Maskenball nur noch eine marginale Rolle. Seitenlang berichtet man hingegen über Rio Reiser. Die Oper, lange das Karlsruher Aushängeschild, scheint einen geringeren Stellenwert einzunehmen als früher.
Kann das Badische Staatstheater mit anderen wichtigen Spielstätten überhaupt noch konkurrieren? Ja! Aber mit Einschränkungen. Anspruch und Leistung stimmen nicht überall und es gilt, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, wenn man nicht bereits in der Mitte des Intendanzvertrags als ideenlos dastehen will. Überhaupt würde es dem Badischen Staatstheater gut tun, sich im dritten Jahr der Intendanz auf alte Stärken zu konzentrieren. In der Oper ist das Potential vorhanden. Hier wird es entscheidend sein, daß Maskenball, Fledermaus und Meistersinger Erfolge werden und die Spielplanvielfalt steigt. Das Ballett und die Konzerte der Badische Staatskapelle sind auf dem richtigen Weg.
Über die größte Baustelle und Problemzonen im Schauspiel wurde in diesem Blog wiederholt geschrieben (mehr dazu hier). Hier ist der Qualitätsverlust deutlich und man muß kräftig gegensteuern, um wieder in tiefere Wasser zu kommen und um nicht in bundesdeutscher Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Die Vorschau für die kommende Spielzeit war stark enttäuschend. Dazu benötigt man neue Hauptrollen-Schauspieler und man kann nur hoffen, daß man eine glückliche Hand bei der Verpflichtung neuer Schauspieler hat. Das Frankfurter Schauspiel -ein Einspartenhaus- bekam alleine elf Nominierungen bei obiger Umfrage (hier ein Besuchsbericht) und könnte als Vorbild dienen.
"Danke für Bronze" konnte ich nie ernst nehmen. Die diesjährige Niederlage bei den Kritikern ebenso wenig. "Die Deutsche Bühne“-Umfrage liefert Momentaufnahmen und Stimmungen, Wechsel und Wandel werden oft stärker wahr genommen als konstante Arbeit und wer hat, dem wird bekanntlich auch gegeben. Stuttgart hat finanzielle Mittel und Sponsoren wie EnBW, Daimler und Porsche zur Verfügung, von denen andere nur träumen können. In diesem Jahr gibt die Kritikerumfrage also nur zufällig ein Indiz für etwas, dem dieser Blog auf der Spur ist: einem fehlenden künstlerischen Qualitätsschub der Karlsruher Bühne.
Für die neue Karlsruher Intendanz sind Auszeichnungen hingegen wichtige Bestätigung der eigenen künstlerischen Arbeit. Während der ganzen letzten Spielzeit schmückte man sich mit Titeln für beste Programmzusammenstellungen bzw. als vermeintlich drittbestes Theater der Spielzeit 11/12 (Slogan in Karlsruhe: "Danke für Bronze").
Wenn dies nicht aus Prahlerei und Opportunismus geschah, könnte man die Abfertigung für die Spielzeit 12/13 bei der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Die Deutsche Bühne“ als Ohrfeige empfinden. Letztes Jahr wurde man von der Zeitschrift noch als drittbestes Theater der Spielzeit 11/12 gekürt ("Danke für Bronze"). Dieses Jahr fällt man deutlich ab.
54 Kritiker, davon 12 aus Baden-Württenberg, gaben in verschiedenen Kategorien ihre Bewertungen für bundesdeutsche Bühnen ab. Zwanzig mal wurde das Stuttgarter Staatstheater genannt, zwei mal das Karlsruher Staatstheater. Doch besonders alarmierend ist, daß im Vergleich mit Karlsruhe neben dem Freiburger Theater auch das Heidelberger besser abschneidet und beide sich den Titel für "Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren" teilen. So beginnt der einleitende Text zur Kritikerumfrage von „Die Deutsche Bühne“ mit dem Hinweis, daß "Stuttgart, Heidelberg oder Freiburg ... auf dem Siegertreppchen" stehen. Der Südwesten steht also hervorragend da. Die künstlerische Leistung in Karlsruhe findet hingegen nur wenig Anerkennung bei denen, die Vergleichsmöglichkeiten haben und verliert gegenüber kleineren Bühnen.
Hier der Link zu dem im Internet abrufbaren kurzen Überblick von „Die Deutsche Bühne“:
Das Badische Staatstheater befindet sich also im künstlerischen Niemandsland - wenig gewürdigt, wenig wahrgenommen und nur noch ein Geheimtipp für Musical-Fans, die nach Starlight Express, König der Löwen, Miss Saigon etc. ihre Sammlung durch Dylan und Rio Reiser ergänzen wollen. Auch im neuen Theatermagazin (Nr. 8) spielt die bevorstehende Premiere von Verdis Maskenball nur noch eine marginale Rolle. Seitenlang berichtet man hingegen über Rio Reiser. Die Oper, lange das Karlsruher Aushängeschild, scheint einen geringeren Stellenwert einzunehmen als früher.
Kann das Badische Staatstheater mit anderen wichtigen Spielstätten überhaupt noch konkurrieren? Ja! Aber mit Einschränkungen. Anspruch und Leistung stimmen nicht überall und es gilt, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, wenn man nicht bereits in der Mitte des Intendanzvertrags als ideenlos dastehen will. Überhaupt würde es dem Badischen Staatstheater gut tun, sich im dritten Jahr der Intendanz auf alte Stärken zu konzentrieren. In der Oper ist das Potential vorhanden. Hier wird es entscheidend sein, daß Maskenball, Fledermaus und Meistersinger Erfolge werden und die Spielplanvielfalt steigt. Das Ballett und die Konzerte der Badische Staatskapelle sind auf dem richtigen Weg.
Über die größte Baustelle und Problemzonen im Schauspiel wurde in diesem Blog wiederholt geschrieben (mehr dazu hier). Hier ist der Qualitätsverlust deutlich und man muß kräftig gegensteuern, um wieder in tiefere Wasser zu kommen und um nicht in bundesdeutscher Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Die Vorschau für die kommende Spielzeit war stark enttäuschend. Dazu benötigt man neue Hauptrollen-Schauspieler und man kann nur hoffen, daß man eine glückliche Hand bei der Verpflichtung neuer Schauspieler hat. Das Frankfurter Schauspiel -ein Einspartenhaus- bekam alleine elf Nominierungen bei obiger Umfrage (hier ein Besuchsbericht) und könnte als Vorbild dienen.
"Danke für Bronze" konnte ich nie ernst nehmen. Die diesjährige Niederlage bei den Kritikern ebenso wenig. "Die Deutsche Bühne“-Umfrage liefert Momentaufnahmen und Stimmungen, Wechsel und Wandel werden oft stärker wahr genommen als konstante Arbeit und wer hat, dem wird bekanntlich auch gegeben. Stuttgart hat finanzielle Mittel und Sponsoren wie EnBW, Daimler und Porsche zur Verfügung, von denen andere nur träumen können. In diesem Jahr gibt die Kritikerumfrage also nur zufällig ein Indiz für etwas, dem dieser Blog auf der Spur ist: einem fehlenden künstlerischen Qualitätsschub der Karlsruher Bühne.
Montag, 5. August 2013
Magazin Nr. 8 im Internet abrufbar
Vorschau und Vorfreude: Heute hat das Badische Staatstheater das Theatermagazin Nr. 8 ins Internet gestellt. Das 6,3 MB große pdf-Dokument ist hier zu finden.
Wir sind Rekord
Unfreiwillig komisch ist mal wieder die Wortwahl. Die Zuschauerzahlen haben sich letzte Saison normalisiert, u.a. durch verstärkte Aktivitäten im Kinder- und Jugendbereich hat man stärker hinzugewonnen, als in den Jahren zuvor. Die Akzeptanz und das Interesse des Karlsruher Publikums sind also ungebrochen. Peter Spuhler deutet diesen schönen Erfolg als etwas lokal Einzigartiges: "Ein Rekord" - na ja, zutreffend ist das ja nicht und Spuhler schränkt ein: "Ein Rekord, den es so schon Jahre nicht mehr gab." Wie schön, daß man am Badischen Staatstheater wieder "Rekorde" erzielt, die allerdings in der Vergangenheit schon höher ausfielen. Man kann freudig gespannt sein, was die Karlsruher "Rekordintendanz" an weiteren überraschenden Einsichten zur Selbstbelobigung produzieren wird.
Wir sind Rekord
Unfreiwillig komisch ist mal wieder die Wortwahl. Die Zuschauerzahlen haben sich letzte Saison normalisiert, u.a. durch verstärkte Aktivitäten im Kinder- und Jugendbereich hat man stärker hinzugewonnen, als in den Jahren zuvor. Die Akzeptanz und das Interesse des Karlsruher Publikums sind also ungebrochen. Peter Spuhler deutet diesen schönen Erfolg als etwas lokal Einzigartiges: "Ein Rekord" - na ja, zutreffend ist das ja nicht und Spuhler schränkt ein: "Ein Rekord, den es so schon Jahre nicht mehr gab." Wie schön, daß man am Badischen Staatstheater wieder "Rekorde" erzielt, die allerdings in der Vergangenheit schon höher ausfielen. Man kann freudig gespannt sein, was die Karlsruher "Rekordintendanz" an weiteren überraschenden Einsichten zur Selbstbelobigung produzieren wird.
Freitag, 2. August 2013
Heidi Melton und Lance Ryan bei den Londoner Proms
BBC Radio 3 überträgt am 4. August live eine konzertante Aufführung der Promenadenkonzerte von Wagners Tannhäuser mit Heidi Melton als Elisabeth. Hier mehr dazu: http://www.bbc.co.uk/proms/whats-on/2013/august-04/14656
In der Frankfurter Allgemeinen rühmte Eleonore Brüning die konzertante Aufführung von Wagners Nibelungenring bei den Proms - mehr dazu hier. Lance Ryan sang kurz vor Bayreuth auch in London den Siegfried. Der komplette Londoner Ring ist für wenige Tage hier zu hören: http://www.bbc.co.uk/programmes/p01d6jqq
NACHTRAG (06.08.2013): Die englische Zeitung The Independent schreibt (hier der Link) zum Tannhäuser: "But the star performance of the evening was Heidi Melton’s Elisabeth. You could sense the house holding its breath each time this young American soprano delivered an aria, so perfect was her sound, and so refined her artistry; her duet with Pohl, with the pilgrims’ chorus in the background, was beautiful beyond words."
In der Frankfurter Allgemeinen rühmte Eleonore Brüning die konzertante Aufführung von Wagners Nibelungenring bei den Proms - mehr dazu hier. Lance Ryan sang kurz vor Bayreuth auch in London den Siegfried. Der komplette Londoner Ring ist für wenige Tage hier zu hören: http://www.bbc.co.uk/programmes/p01d6jqq
NACHTRAG (06.08.2013): Die englische Zeitung The Independent schreibt (hier der Link) zum Tannhäuser: "But the star performance of the evening was Heidi Melton’s Elisabeth. You could sense the house holding its breath each time this young American soprano delivered an aria, so perfect was her sound, and so refined her artistry; her duet with Pohl, with the pilgrims’ chorus in the background, was beautiful beyond words."
Donnerstag, 18. Juli 2013
Rückblick (3): Die Spielzeit 2012/13 des Badischen Staatsheaters
Die Spielzeit 2012/13 ist fast zu Ende. Die normale Betriebstemperatur
sollte erreicht sein. Nach zwei
Spielzeiten wird es Zeit für Standortbestimmungen: Das Badische Staatstheater in
Karlsruhe - das ist Ballett und Singspiele für die Massen,
Oper und Konzerte für Liebhaber, ein Sprechtheater in der Krise, das sich auf Schüler- und Jugend-Theater konzentriert sowie ein Kindertheater, das sich schnell etabliert zu haben scheint.
Problemzone Schauspiel
Die beiden ersten Teile Rückblick (1) und Rückblick (2) beschäftigen sich mit der Karlsruher Problemsparte, bei der man im Sprechtheater enttäuschte und sich dagegen erfolgreich auf musikalische Beschallungsstücke sowie Schüler-und Jugendtheater konzentrierte. Schön, daß sich man sich so sehr um diese Gruppen kümmert, aber für den Erwachsenenbetrieb ist das Programm weniger abwechslungsreich als in den Jahren zuvor. Das Karlsruher Schauspiel verpasste dabei zudem den Anschluß an die Qualitätsstandards der letzten Jahre und kann überregional nicht mehr mithalten. Hier kann man nur vordergründig mit der Spielzeit zufrieden sein und darf sich nicht zurücklehnen.
Zu den Zahlen: 73 Vorstellungen mehr als letztes Jahr, davon 62 im Studio (ein Anstieg von 130 auf 192): Der Vorname und das 44 mal gespielte Abituriententhema Agnes waren meistens ausverkauft. Viele andere Produktionen im Studio verschwanden dagegen fast ungesehen vom Spielplan. Wie schon letztes Jahr retteten die beiden Singspiele die Bilanz des Schauspiels: ca 30% der 75.000 Besucher waren in Alice und Dylan.
Die Opern, die auch für ein sehr breites Publikum tauglich sind, holt man überwiegend aus dem Repertoire vergangener Intendanzen. (Erfolgreich waren in diesem Jahr bspw. Carmen, Zauberflöte und die einmalige Nibelungenring-Aufführung.) Dennoch wirkten die Wiederaufnahmen (bei denen wahrscheinlich nicht nur ich dachte: "schon wieder") auf einige langjährige Besucher ein wenig ermüdend. Doch auch hier scheint eine Relativierung notwendig, denn man muß sich bei dem bedienen, was in den Lagerräumen steht. Und hier könnte Achim Thorwald einiges entsorgt haben, was man als Zuschauer nun vermisst. Es wäre interessant zu wissen, was man überhaupt vor 2 Jahren als Repertoire im Lager vorfand.
Unzufrieden kann man darüber sein, daß der Spielplan nicht den Abwechslungsreichtum bot, den man gewohnt war. Wo die Entscheidung, was man unter der Woche besucht vor zwei Jahren gut durchdacht sein wollte, bekam man z.B. im Frühsommer wochenlang fast immer nur das gleiche Programm geboten.
Würde man nur auf die Besucherzahlen schauen, dann müßte man sich um die Oper die meisten Sorgen machen: in 143 Vorstellungen hatte man 102.118 Zuschauer, das letzte Jahr der Thorwald-Intendanz zog in 123 Vorstellungen 104.405 Besucher an. Hier muß sich Schaback bei Spielplanvielfalt und Programmauswahl also noch steigern. Mit dem Maskenball, der Fledermaus und den Meistersingern könnte dies nächste Spielzeit gelingen.
Auffällig ist, wie sehr sich die Strategie des Musiktheaters von der des Schauspiels unterscheidet. Schaback/Feuchtner laufen dem Publikum nicht hinterher, sondern verfolgen in den ersten beiden Spielzeiten ihre eigene künstlerische Linie, von der in Karlsruhe vor allem die Opernliebhaber profitieren, bekommt man doch fast nur Werke zu hören, die es sehr lange nicht mehr oder noch nie in Karlsruhe auf dem Spielplan standen. Vor einem Jahr ließ man sich bereits übertriebenerweise für das "beste" Opernprogramm feiern - mit Blick auf dann drei Spielzeiten kam man aber in jedem Fall ein wirklich interessantes Programm feststellen. Die Oper ist in Karlsruhe die Sparte, die aufgrund ihrer künstlerischen Leistung mehr Zuschauer verdient hätte. Also ein Glückwunsch und vielen Dank an Joscha Schaback und Bernd Feuchtner, die Sänger sowie den Karlsruher Chor mit Ulrich Wagner und alle anderen Beteiligten. Ich freue mich auf die kommende Spielzeit.
Birgit Keil hat bisher immer verstanden, die richtigen Werke für Ihre Kompagnie auszusuchen und dennoch muß man ein wenig darauf achten, nicht zu sehr in Tschaikowsky-Programm-Routine zu geraten. Dornröschen wird nächste Spielzeit ein großer Erfolg, das Karlsruher Publikum hat ein Faible für klassisches Handlungsballett. Oder fehlt nur die richtige Alternative, bspw. ein musikalisches moderneres Ballett abseits der Klassiklinie?
Das Junge Staatstheater
Innerhalb von zwei Jahren etabliert und mit starker Ausstrahlung. Hier scheint die einzige wichtige neue Errungenschaft der letzten zwei Jahre zu sein. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Besucherzahl um 10 % auf 34.000 gestiegen, davon über 21.000 im Weihnachtsmärchen Die zertanzten Schuhe. 453 Schulen haben das Theater besucht (170 mehr als im Vorjahr) und das konnte man auch bei Schauspielbesuchen bemerken: dort profitierte man von den vielen Schülern, die bspw. durch Agnes, Dantons Tod, Werther etc. geschleust wurden und die Zuschauerzahlen wachsen ließen.
Zum Abschluß ein Ergebnis: 37:5
37:5 - so meine persönliche Statistik zugunsten des Badischen Staatstheater, das ich in dieser Spielzeit an 42 Abenden nur fünfmal enttäuscht verließ. Dennoch hinterließ die Spielzeit nur den Eindruck einer normal durchschnittlichen Saison mit Höhen und Tiefen und immer wieder fand ich nichts im Wochenprogramm, was mich interessierte oder ein zweites mal sehen wollte. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit sah ich mir wieder verstärkt das Programm der umgebenden Städte an, um Alternativen an freien Abenden zu finden.
FAZIT: Eine durchwachsene Spielzeit mit Licht und Schatten, deren Glanzpunkte musikalisch gesetzt wurden. Die neue künstlerische Leitung des
Staatstheaters hat die langjährige Akzeptanz beim Publikum aufrecht
erhalten können und durch Singspiele, Schüler-und Kinder-Programme sogar
Publikumsgewinne erzielt. Das Schauspiel bleibt die Problemzone und kann mit anderen wichtigen Theatern nicht konkurrieren.
In eigener Sache:
HERZLICHEN DANK für die vielen sehr guten Kommentare, die diesem Blog im Verlauf des Jahres zu zahlreichen neue Aspekten verhalfen!
Für mich immer noch überraschend, daß dieses kulturelle Wahrnehmungstagebuch so viele Leser findet und sich deren Anzahl im Verlauf der Spielzeit mehr als verdoppelt hat. Ich nehme es als gutes Zeichen für das Interesse an den Menschen, die in den 883 Vorstellungen dieser Spielzeit ihren Zuschauern so viel Glück und Spannung schenkten. Deshalb HERZLICHEN DANK vor allem an alle Mitarbeiter des Badischen Staatstheater für ein bei meinen Besuchen stets reibungsloses und professionelles Jahr!
ÜBERSICHT:
Oper:
Barry - The Triumph of Beauty and Deceit
Berlioz - Die Trojaner
Bizet - Carmen
Britten - Peter Grimes
Delius - Romeo und Julia auf dem Dorfe
Donizetti - Die Regimentstochter
Händel - Alessandro
Händel - The Triumph of Time and Truth
Künneke - Der Vetter aus Dingsda
Spontini - La Vestale
Wagner - Rheingold
Wagner - Die Walküre
Wagner - Tannhäuser
Weinberg - Die Passagierin
Ballett:
Giselle
In den Winden im Nichts
Der Nußknacker
Siegfried
Schauspiel:
Delaporte/Patelliere - Der Vorname
Richter - My Secret Garden
Schnitzler - Der einsame Weg
Singspiel
Waits - Alice
Jugend-/Schülertheater:
Büchner - Dantons Tod
Kleist - Prinz Friedrich vom Homburg
Shakespeare - Wie es euch gefällt
Stamm - Agnes
Tschechow - Die Möwe
Konzerte:
8 Symphoniekonzerte + Schönberg - Gurrelieder
Diverses:
Händel Festspiele 2013
Theaterfest 2013
Zuschauerumfrage + Publikumsanalyse
PS: Nur zum privaten Gebrauch / persönliche Statistik für die Spielzeit 2012/2013:
19 Opernbesuche / 13 Produktionen
3 Schauspielbesuche / 3 Produktionen
1 Singspielbesuch / 1 Produktion
5 Jugend-/Schülertheater-Besuche / 5 Produktionen
9 Konzertbesuche / 9 Konzerte
4 Ballettbesuche / 4 Produktionen
Theaterfest
Fazit: 42 Abende im Badischen Staatstheater. Es gab schon deutlich bessere Jahre.
Zuschauerzahlen haben sich normalisiert
Fast 100 Vorstellungen mehr als in der letzten Saison, ein Anstieg um über 12% auf 883 Aufführungen, und ein Publikumszuwachs von fast 9%. Man hatte zum ersten Mal seit der Spielzeit 1999/2000 knapp über 300.000 Besucher. Die Auslastung stieg um ca. 3% auf 85%. Doch zeigen diese Zahlen auch, daß Quantität nicht zwangsläufig für Qualität stehen muß. Es gibt anscheinend so viele Vorstellungen wie noch nie (1989/1990: 554 Vorstellungen mit ca 365.000 Zuschauer und 90% Auslastung) und doch fällt es den regelmäßigen Besuchern teilweise schwer, etwas Interessantes im Wochenplan zu finden.Problemzone Schauspiel
Die beiden ersten Teile Rückblick (1) und Rückblick (2) beschäftigen sich mit der Karlsruher Problemsparte, bei der man im Sprechtheater enttäuschte und sich dagegen erfolgreich auf musikalische Beschallungsstücke sowie Schüler-und Jugendtheater konzentrierte. Schön, daß sich man sich so sehr um diese Gruppen kümmert, aber für den Erwachsenenbetrieb ist das Programm weniger abwechslungsreich als in den Jahren zuvor. Das Karlsruher Schauspiel verpasste dabei zudem den Anschluß an die Qualitätsstandards der letzten Jahre und kann überregional nicht mehr mithalten. Hier kann man nur vordergründig mit der Spielzeit zufrieden sein und darf sich nicht zurücklehnen.
Zu den Zahlen: 73 Vorstellungen mehr als letztes Jahr, davon 62 im Studio (ein Anstieg von 130 auf 192): Der Vorname und das 44 mal gespielte Abituriententhema Agnes waren meistens ausverkauft. Viele andere Produktionen im Studio verschwanden dagegen fast ungesehen vom Spielplan. Wie schon letztes Jahr retteten die beiden Singspiele die Bilanz des Schauspiels: ca 30% der 75.000 Besucher waren in Alice und Dylan.
Die Höhepunkte gab es in der Oper
Originell und spannend ist die Oper. Nicht nur in der
Programmauswahl, sondern auch bei den Inszenierungen. Zu Beginn der Spielzeit rettete man den thematisch etwas unzeitgemäßen Tannhäuser
durch eine optisch überzeugende Aufführung. Der Vetter
aus Dingsda war musikalisch eine Meisterleistung, La Vestale eine schöne Rarität und wie die Regimentstochter solide umgesetzt. Die Passagierin hat vielleicht das meiste Prestige für die Karlsruher Oper gebracht und Peter Grimes war eine fesselnde Produktion. Die Händel-Festspiele enttäuschten etwas, doch die Vorschau für 2014 lässt kommende Spielzeit eine der bisher schönsten Festspielwochen erhoffen. Die Opern, die auch für ein sehr breites Publikum tauglich sind, holt man überwiegend aus dem Repertoire vergangener Intendanzen. (Erfolgreich waren in diesem Jahr bspw. Carmen, Zauberflöte und die einmalige Nibelungenring-Aufführung.) Dennoch wirkten die Wiederaufnahmen (bei denen wahrscheinlich nicht nur ich dachte: "schon wieder") auf einige langjährige Besucher ein wenig ermüdend. Doch auch hier scheint eine Relativierung notwendig, denn man muß sich bei dem bedienen, was in den Lagerräumen steht. Und hier könnte Achim Thorwald einiges entsorgt haben, was man als Zuschauer nun vermisst. Es wäre interessant zu wissen, was man überhaupt vor 2 Jahren als Repertoire im Lager vorfand.
Unzufrieden kann man darüber sein, daß der Spielplan nicht den Abwechslungsreichtum bot, den man gewohnt war. Wo die Entscheidung, was man unter der Woche besucht vor zwei Jahren gut durchdacht sein wollte, bekam man z.B. im Frühsommer wochenlang fast immer nur das gleiche Programm geboten.
Würde man nur auf die Besucherzahlen schauen, dann müßte man sich um die Oper die meisten Sorgen machen: in 143 Vorstellungen hatte man 102.118 Zuschauer, das letzte Jahr der Thorwald-Intendanz zog in 123 Vorstellungen 104.405 Besucher an. Hier muß sich Schaback bei Spielplanvielfalt und Programmauswahl also noch steigern. Mit dem Maskenball, der Fledermaus und den Meistersingern könnte dies nächste Spielzeit gelingen.
Auffällig ist, wie sehr sich die Strategie des Musiktheaters von der des Schauspiels unterscheidet. Schaback/Feuchtner laufen dem Publikum nicht hinterher, sondern verfolgen in den ersten beiden Spielzeiten ihre eigene künstlerische Linie, von der in Karlsruhe vor allem die Opernliebhaber profitieren, bekommt man doch fast nur Werke zu hören, die es sehr lange nicht mehr oder noch nie in Karlsruhe auf dem Spielplan standen. Vor einem Jahr ließ man sich bereits übertriebenerweise für das "beste" Opernprogramm feiern - mit Blick auf dann drei Spielzeiten kam man aber in jedem Fall ein wirklich interessantes Programm feststellen. Die Oper ist in Karlsruhe die Sparte, die aufgrund ihrer künstlerischen Leistung mehr Zuschauer verdient hätte. Also ein Glückwunsch und vielen Dank an Joscha Schaback und Bernd Feuchtner, die Sänger sowie den Karlsruher Chor mit Ulrich Wagner und alle anderen Beteiligten. Ich freue mich auf die kommende Spielzeit.
Symphoniekonzerte - Best of Anthony Bramall in Kazushi Ono Style
Es war ein sehr gutes Jahr, das vor allem durch die Solisten begeisterte: Boris Berezovsky, Benjamin Moser, Maximilian Hornung, Gidon Kremer - hochkarätige Künstler gab es zu hören. Viel
bekanntes Repertoire der letzten ca 10 Jahre wurde in dieser Spielzeit
gespielt, also Stücke, die bereits Anthony Bramall auf das Programm
setzte. Nächstes Jahr gibt es dazu im Gegensatz sehr viele Raritäten, die ihre Publikumstauglichkeit beweisen müssen. Wie schon beim früheren GMD Kazushi Ono setzt man in den Konzerten auch wieder stärker auf Zeitgenössisches und Unbekanntes. Justin Brown ist als GMD nicht nur unumstritten, sondern beim Publikum in hohem Maß beliebt und akzeptiert. Auch hier kann man sich auf die nächsten Konzerte freuen.
Publikumslieblinge - Ballett im bewährten Modus
Das Ballett bleibt weiterhin die Sparte mit der höchsten Auslastung - fabelhafte
94 %! Diese Spielzeit hatte einen Übergangscharakter. Nach den gefeierten Uraufführungen der vorangegangen Spielzeit (Siegfried und Momo) gab es die Wiederaufnahme von Giselle und eine deutsche Erstaufführung: das kurze, knapp einstündige Ballett In den Winden im Nichts kann öfters getanzt werden und hatte mit ca 12.500 Besucher den höchsten Ballett-Zuspruch der Saison. Schwanensee, Nußknacker und Giselle waren ständig ausverkauft und erreichten sogar 100% Platzauslastung.Birgit Keil hat bisher immer verstanden, die richtigen Werke für Ihre Kompagnie auszusuchen und dennoch muß man ein wenig darauf achten, nicht zu sehr in Tschaikowsky-Programm-Routine zu geraten. Dornröschen wird nächste Spielzeit ein großer Erfolg, das Karlsruher Publikum hat ein Faible für klassisches Handlungsballett. Oder fehlt nur die richtige Alternative, bspw. ein musikalisches moderneres Ballett abseits der Klassiklinie?
Das Junge Staatstheater
Innerhalb von zwei Jahren etabliert und mit starker Ausstrahlung. Hier scheint die einzige wichtige neue Errungenschaft der letzten zwei Jahre zu sein. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Besucherzahl um 10 % auf 34.000 gestiegen, davon über 21.000 im Weihnachtsmärchen Die zertanzten Schuhe. 453 Schulen haben das Theater besucht (170 mehr als im Vorjahr) und das konnte man auch bei Schauspielbesuchen bemerken: dort profitierte man von den vielen Schülern, die bspw. durch Agnes, Dantons Tod, Werther etc. geschleust wurden und die Zuschauerzahlen wachsen ließen.
Zur Außendarstellung - Intensiver Selbstapplaus
Eigenlob stinkt, so heißt es zumindest
in der Umgangssprache und wer glaubt, daß dieser Satz treffend ist, der
wird im Verlauf der letzten beiden Spielzeiten erstaunt zur Kenntnis genommen
haben, daß man auf der Internetpräsenz des Badischen Staatstheaters
nicht nur -und völlig zu Recht- positive Rezensionen über die eigene
Arbeit veröffentlicht, sondern auch selber darüber schreibt, was man
vermeintlich Tolles geleistet hat. Unfreiwillig komisch wird es immer dann, wenn das Zentralkomitee des
Badischen Staatstheaters nach Premieren bekannt gibt, wie seine eigene Arbeit zu beurteilen ist
und die Feelings beschreibt, die es mit seinen Inszenierungen meint, ausgelöst zu haben. In der vorangegangenen Spielzeit fand man sich oft "berührend". Man schwärmte über die berührende Kraft der eigenen Arbeit, man konnte in den offiziellen Mitteilungstexten die Rührung darüber spüren, sich berührend zu fühlen. In letzter Zeit ist das Lieblingswort des Badischen Staatstheaters "intensiv". Man beschreibt sich selber damit und wäre es so gerne: intensiv wahrgenommen, intensiv gefragt, intensiv rezipiert, bestimmt auch intensiv bezahlt. Tatsächlich ist man im Schauspiel überwiegend intensiv langweilig, im Ballett und bei Singspielen dafür intensiv beliebt und in Oper und Konzert intensiv auf Kurs. Nächstes Jahr wird man sich dann vielleicht als "intensiv berührend" oder "berührend intensiv" bezeichnen. Wer sich über die Humorlosigkeit des Schauspiels beschwerte, kann sich zumindest über die unfreiwillig komische Selbstdarstellung amüsieren. Man scheint also weder den eigenen Produktionen noch dem Publikum zu vertrauen und erweckt den Eindruck, als fühle man sich nicht richtig gewürdigt und schreibe sich deshalb gerne selber schön. So wundert es nicht, welches Schauspiel auch zukünftig zu erwarten sein wird. Schon jetzt kann man prognostizieren, daß man auch zukünftig die Selbstapplausmühle für das wieder-mal-nicht-so-Besondere heftig drehen wird. Einen unguten Beigeschmack werden dabei einige aufmerksamere Zuschauer nicht ignorieren können. Oder geht es hier nur um die anstehende Vertragsverlängerung der bis 2016 engagierten aktuellen Intendanz?
und die Feelings beschreibt, die es mit seinen Inszenierungen meint, ausgelöst zu haben. In der vorangegangenen Spielzeit fand man sich oft "berührend". Man schwärmte über die berührende Kraft der eigenen Arbeit, man konnte in den offiziellen Mitteilungstexten die Rührung darüber spüren, sich berührend zu fühlen. In letzter Zeit ist das Lieblingswort des Badischen Staatstheaters "intensiv". Man beschreibt sich selber damit und wäre es so gerne: intensiv wahrgenommen, intensiv gefragt, intensiv rezipiert, bestimmt auch intensiv bezahlt. Tatsächlich ist man im Schauspiel überwiegend intensiv langweilig, im Ballett und bei Singspielen dafür intensiv beliebt und in Oper und Konzert intensiv auf Kurs. Nächstes Jahr wird man sich dann vielleicht als "intensiv berührend" oder "berührend intensiv" bezeichnen. Wer sich über die Humorlosigkeit des Schauspiels beschwerte, kann sich zumindest über die unfreiwillig komische Selbstdarstellung amüsieren. Man scheint also weder den eigenen Produktionen noch dem Publikum zu vertrauen und erweckt den Eindruck, als fühle man sich nicht richtig gewürdigt und schreibe sich deshalb gerne selber schön. So wundert es nicht, welches Schauspiel auch zukünftig zu erwarten sein wird. Schon jetzt kann man prognostizieren, daß man auch zukünftig die Selbstapplausmühle für das wieder-mal-nicht-so-Besondere heftig drehen wird. Einen unguten Beigeschmack werden dabei einige aufmerksamere Zuschauer nicht ignorieren können. Oder geht es hier nur um die anstehende Vertragsverlängerung der bis 2016 engagierten aktuellen Intendanz?
'And the winner is' oder 'Mehr Schein als Sein'
Heute gehört es also zum
fragwürdigen Ton, sich selber anzupreisen und die vermeintlichen eigenen
Verdienste ins Rampenlicht stellt. Dazu passen auch die obskuren
Preise, die man verliehen bekommen hat, vor allem, weil es
Theorie-Preise sind, bei denen es nicht um die Qualität der
künstlerischen Arbeit und Aufführungen geht, sondern um aus der Ferne
bewertete Konzepte. Auf den Programmheften und sonstigen Publikationen
bedankte man sich für die Preise, als wüsste man genau, daß man sie
weniger durch harte Arbeit verdient als vielmehr verliehen bekommen hat.Zum Abschluß ein Ergebnis: 37:5
37:5 - so meine persönliche Statistik zugunsten des Badischen Staatstheater, das ich in dieser Spielzeit an 42 Abenden nur fünfmal enttäuscht verließ. Dennoch hinterließ die Spielzeit nur den Eindruck einer normal durchschnittlichen Saison mit Höhen und Tiefen und immer wieder fand ich nichts im Wochenprogramm, was mich interessierte oder ein zweites mal sehen wollte. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit sah ich mir wieder verstärkt das Programm der umgebenden Städte an, um Alternativen an freien Abenden zu finden.
In eigener Sache:
HERZLICHEN DANK für die vielen sehr guten Kommentare, die diesem Blog im Verlauf des Jahres zu zahlreichen neue Aspekten verhalfen!
Für mich immer noch überraschend, daß dieses kulturelle Wahrnehmungstagebuch so viele Leser findet und sich deren Anzahl im Verlauf der Spielzeit mehr als verdoppelt hat. Ich nehme es als gutes Zeichen für das Interesse an den Menschen, die in den 883 Vorstellungen dieser Spielzeit ihren Zuschauern so viel Glück und Spannung schenkten. Deshalb HERZLICHEN DANK vor allem an alle Mitarbeiter des Badischen Staatstheater für ein bei meinen Besuchen stets reibungsloses und professionelles Jahr!
ÜBERSICHT:
Oper:
Barry - The Triumph of Beauty and Deceit
Berlioz - Die Trojaner
Bizet - Carmen
Britten - Peter Grimes
Delius - Romeo und Julia auf dem Dorfe
Donizetti - Die Regimentstochter
Händel - Alessandro
Händel - The Triumph of Time and Truth
Künneke - Der Vetter aus Dingsda
Spontini - La Vestale
Wagner - Rheingold
Wagner - Die Walküre
Wagner - Tannhäuser
Weinberg - Die Passagierin
Ballett:
Giselle
In den Winden im Nichts
Der Nußknacker
Siegfried
Schauspiel:
Delaporte/Patelliere - Der Vorname
Richter - My Secret Garden
Schnitzler - Der einsame Weg
Singspiel
Waits - Alice
Jugend-/Schülertheater:
Büchner - Dantons Tod
Kleist - Prinz Friedrich vom Homburg
Shakespeare - Wie es euch gefällt
Stamm - Agnes
Tschechow - Die Möwe
Konzerte:
8 Symphoniekonzerte + Schönberg - Gurrelieder
Diverses:
Händel Festspiele 2013
Theaterfest 2013
Zuschauerumfrage + Publikumsanalyse
PS: Nur zum privaten Gebrauch / persönliche Statistik für die Spielzeit 2012/2013:
19 Opernbesuche / 13 Produktionen
3 Schauspielbesuche / 3 Produktionen
1 Singspielbesuch / 1 Produktion
5 Jugend-/Schülertheater-Besuche / 5 Produktionen
9 Konzertbesuche / 9 Konzerte
4 Ballettbesuche / 4 Produktionen
Theaterfest
Fazit: 42 Abende im Badischen Staatstheater. Es gab schon deutlich bessere Jahre.
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