Montag, 30. September 2013

Festspielhaus Baden-Baden: Klavierduo Katia & Marielle Labèque, 29.09.2013

Die Labèque-Schwestern haben weltweite Reputation und gelten seit drei Jahrzehnten als das bekannteste Klavierduo. Ihre Konzerte führen sie in den nächsten Monaten nach Wien und Berlin, Paris und Rom, Sydney und Melbourne, San Francisco und Chicago, ... - eine internationale Musikerkarriere, der man nur mit viel Respekt begegnen kann. Im reichen kulturellen Angebot des Südwestens wäre mir der gestrige Auftritt in Baden-Baden gar nicht aufgefallen, wenn ich nicht zwei Karten geschenkt bekommen hätte - für diese Einladung zu dem mitreißenden gestrigen Konzert auch an dieser Stelle noch mal ein herzliches Danke! George Gershwins Three Preludes sind im Stil der Rhapsody in Blue komponiert und mit stilistischen Ostküsten-Klängen: ein Charleston, ein schneller Foxtrott und zentral etwas Blues und die unverkennbare Gershwin- Mischung aus Klassik und Jazz.

Auch Philip Glass' Four mouvements for two pianos aus dem Jahr 2008 sind unverkennbar Philip Glass. Von Bruckner heißt es, er habe eine Symphonie komponiert und zwar neun Mal. Bei Glass' Musik könnte man etwas Ähnliches formulieren. Dennoch gibt es von ihm unvergleichliche Stücke. In Karlsruhe kann man im Ballett Momo (mehr dazu hier) bspw. den Zentralsatz seines Klavierkonzerts Tirol hören und staunen. Die 1984 in Stuttgart uraufgeführte Oper Echnaton ist immer noch zu wenig bekannt (eine Neuinszenierung präsentiert im Juni 2014 die Heidelberger Oper). Auch sein Stück für Klavierduo entfaltete immer wieder den typischen Minimal Music-Sog. Für viele im sehr gut besuchten Festspielhaus war dieser Programmpunkt der Labèques sichtbar eine positive und faszinierende Überraschung.

Nach der Pause folgte Leonard Bernsteins West Side Story, arrangiert für zwei Klaviere und Percussion von Irwin Kostal, der auch Bernsteins originale Partitur für den Broadway arrangierte und einen Oscar und Grammy Award dafür gewann - also eine authentische Fassung, die besonders die Latino-Rhythmen betont und die für Musicals typischen sentimental-kitschigen Momente vermeidet. So beginnt sogar Maria ironisch verkleidet als Cha-Cha-Cha. Überhaupt, wer angesichts der vielen Hits in Bernsteins Musical Ermüdungserscheinungen befürchtete, der erlebte ein schöne Überraschung, zeigte doch diese für vier Musiker arrangierte stark rhythmische Fassung, wie viel großartige Musik in Bernsteins Partitur steckt, die von den Schwestern und ihren beiden Begleitern mit viel Leidenschaft musiziert wurde.

Übrigens: das nächste Neujahrskonzert der Badischen Staatskapelle ist ausschließlich der Musik des großen Leonard Bernstein gewidmet!

Besetzung:
Katia & Marielle Labèque (Klavier)
Raphael Seguinier (Drums) & Gonzalo Grau (Percussion)