Donnerstag, 14. Juni 2012

Rückblick (1): Das Unbehagen im Theater. Das Karlsruher Schauspiel in der Spielzeit 2011/2012

Es war für mich eine Spielzeit ohne positiven Erinnerungswert.
Es muß zuletzt in den 1990ern gewesen sein, daß mich das Theater so kalt ließ. 2011/12 war ich deutlich weniger im Schauspiel als in den Spielzeiten zuvor; nichts sah ich bisher ein zweites Mal, nur sehr wenige Inszenierungen konnte ich guten Gewissens empfehlen; einen Theaterabend mit Freunden oder Kollegen konnte ich guten Herzens nicht organisieren. Vieles fand ich einfach zu langweilig oder holprig buchstabiert. Fast keine Schauspiel-Aufführung hat mich überzeugt, geschweige denn begeistert. Im Gegenteil! Um auf eine frühere Diagnose zurückzugreifen: es bestand bei mir in dieser Spielzeit oft eine spürbare Distanz des innerlich Erlebten zum Geschehen auf der Bühne. Einiges, vor allem viele Studio-Produktionen, habe ich erst gar nicht gesehen. Deren Themen waren für mich zu unattraktiv oder –für mich ungewöhnlich– die Meinungen und Aussagen zu gewissen Stücken waren so desillusionierend, daß ich mich negativ beeindruckt zeigte und es lieber bleiben ließ. Wo ich fast ein Jahrzehnt nichts verpassen wollte, fühlte ich mich in dieser Spielzeit nicht mehr betroffen.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Verdi - Rigoletto, 12.06.2012

Der wiederholte Besuch des Karlsruher Rigolettos könnte angesichts der sterilen und unattraktiven Inszenierung wie Masochismus wirken, ist aber aufgrund der durchweg sehr hohen musikalischen Qualität gerechtfertigt. So auch gestern: obwohl es die x-te und für diese Spielzeit letzte Aufführung war, parallel die Fußball-EM lief und es kühl-regnerisches Wetter gab: Ausreden zählen nicht für dieses Ensemble. Es gab also keine Abnutzungserscheinungen, im Gegenteil - es war eine wirklich sehr gute und intensive  Aufführung.

Montag, 11. Juni 2012

Vorschau: Symphoniekonzerte 2012/13 der Badischen Staatskapelle

Nachdem man im April die Spielzeitvorschau 2012/13 aufgrund eines Auslandsaufenthalts von GMD Justin Brown ohne die Konzerttermine veröffentlicht hat, wurden heute nun auch die Konzerte bekannt gegeben:

1.Symphoniekonzert
BRITTEN Sinfonia da Requiem
ADÈS ...but all shall be well
BRAHMS 1. Klavierkonzert (Solist Boris Berezovsky)
16./17.9.12

2.Symphoniekonzert
VON WEBER Oberon Ouvertüre
BEETHOVEN 5. Symphonie
WAGNER Karfreitagszauber
R.STRAUSS Tod und Verklärung
21./22.10.12

3.Symphoniekonzert
BARTOK Rhapsodie für Klavier und Orchester (Solist Benjamin Moser)
TSCHAIKOWSKY 6. Symphonie
25./26.11.12

4.Symphoniekonzert
HÄNDEL Concerto Grosso op6 Nr4
DORMAN Concerto Grosso
TELEMANN Ouvertüre-Suite "La Bourse"
HAYDN 104. Symphonie
24./25.02.13

5.Symphoniekonzert
GREENWOOD 48 Respones to Polymorphia
LUTOSLAWSKI Cellokonzert (Solist Maximilian Hornung)
BRAHMS 4. Symphonie
28./29.04.13

6.Symphoniekonzert
STAUD Tondo
MOZART Klarinettenkonzert (Solist Frank Nebl)
MARTINU 4. Symphonie
26./27.05.13

7.Symphoniekonzert
BRIDGE The Sea
BRITTEN Les Illuminations
MASON  Lighthouses
DEBUSSY La Mer
16./17.06.13

8.Symphoniekonzert
SCHNITTKE 4. Violinkonzert (Solist Gideon Kremer)
BRUCKNER 9. Symphonie
14./15.07.13

Sonderkonzert
SCHÖNBERG Gurrelieder
15./16.12.12

Donnerstag, 7. Juni 2012

Momo (Ballett), 06.06.2012

Nach der Premiere war das Publikum begeistert, und  auch der gestrige Besuch bestätigte den Eindruck der Uraufführung. Momo ist Siegfried im künstlerischen Ausdruck überlegen: ein zu Herzen gehendes poetisch-philosophisches Ballett; Siegfried ist hingegen Spektakel: handlungsreich und spannend und mit grandiosem Live-Orchester zur Unterstützung. Beide sind also sehr unterschiedlich und ergänzen sich durch ihre verschiedenen Ausdruckswelten. Beide konkurrieren Kopf an Kopf um die Krone der spartenübergreifend besten Inszenierung der Spielzeit.

Für Kinder oder Jugendliche ist diese Inszenierung von Momo allerdings weniger geeignet: im Mittelpunkt stehen die Symptome und Diagnose der durch die "Zeitkrankheit" ausgelösten Defizite, bei der die Menschen sinnlos Zeit sparen, anstatt sinnbewußt Zeit zu erleben. Das Ballett greift dabei nur sehr wenige Handlungsstränge auf. Der Gegensatz zwischen Momo und den grauen Herren (in diesem Fall auch graue Damen) ist der zentrale Spannungspunkt und Momos Rolle als Therapeutin und Erlöserin die zentrale Rolle. Blythe Newman gibt Momo im besten Sinne ein Gesicht; eine Hauptrolle, wie man sie als Tänzerin nicht oft bekommt. Newman passt ideal und überzeugt das Publikum durchgehend. Ein Glücksfall!

Die Choreographie von Tim Plegge öffnet Horizonte. Zu Beginn des Balletts wird erst die Lebensfreude der Protagonisten eingängig vermittelt. Für die grauen Herren und Damen fand Plegge eine Tanzsprache der Nervosität und Anspannung, die unmittelbar auf die Zuschauer wirkt. Höhepunkt ist im ersten Teil der Weg zum Ursprung der Zeit (Hier wird die Zeit zum Raum, sozusagen eine Umkehrung von Wagners Parsifal. Unterlegt mit Musik von Lepo Sumera) und dort der Aufenthalt beim Hora-Paar (Bruna Andrade und Admill Kuyler haben zwei starke Auftritte), musikalisch genial unterlegt mit dem langsamen Satz von Philip Glass' Klavierkonzert. Eine Szene, bei der man spürt, wie das Publikum staunt und begeistert wird, wie es in die Aufführung gezogen und fasziniert wird. Im zweiten Teil bleiben besonders Momos Tanz über die Tische in Erinnerung (unterlegt mit Ausschnitten aus Schostakowitschs Kammersinfonie für Streichorchester op. 110a) und die Schlußszene, bei der sich die grauen Tänzer in Luft auflösen und von der Bühne rollen.

Für die Karlsruher Ballett Compagnie ergeben sich viele dankbare Rollen und Szenen. Bewährte Künstler wie der erste Solist Flavio Salamanka (Beppo) zeigen die Stärke ihres Könnens und auch die kleineren Rollen sind sehr gut besetzt, z.B. Shiri Shai als Kassiopeia, Zhi Le Xu als Gigi und besonders der ausdrucksstarke Arman Aslizadyan als Agent BLW/553/c.

Im voll besetzten Badischen Staatstheater wurde gejubelt, lange applaudiert und man konnte den Gesichtern der Zuschauer die Freude ansehen. Momo ist -wie Siegfried- in jeder Hinsicht ein Glücksfall.  Birgit Keil und Vladimir Klos haben es spätestens diese Spielzeit geschafft, das Ballett zur unumstritten populärsten Sparte des Badischen Staatstheaters zu machen.

Dienstag, 5. Juni 2012

7. Symphoniekonzert, 04.06.2012

Der niederländische Autor Maarten 't Hart schwärmte einst: "Wenn man einen Menschen für Mozart begeistern will, sollte man zu den Klavierkonzerten greifen." Gestern konnte man im 7.Symphoniekonzert der Badischen Staatskapelle Mozarts Klavierkonzert KV 488 in A-Dur aus dem Jahr 1786 hören, das den legendären Ruf besitzt, eines der schönsten, eines der vollkommenen Meisterwerke Mozarts zu sein. Er vereint unterschiedlichste Elemente: es ist virtuos und symphonisch, galant und intim, fröhlich und melancholisch und voller melodischer Fülle. Noch mal Maarten 't Hart: "Wenn es überhaupt einen Beweis für die Existenz einer besseren Welt, die Existenz einer Art von Himmel gibt, dann dieses Klavierkonzert von Mozart." Das mag hilflos pathetisch klingen, aber es trifft einen wahren Kern: jeder Klassikliebhaber sollte unter den Klavierkonzerten Mozarts ab KV456 sein Lieblingsmeisterwerk finden können, ob das KV 488 sei oder doch z.B. KV 459, 466, 467, 491 oder 503, bleibt dann eine individuelle Präferenz.

Gestern war GMD Justin Brown als Klaviervirtuose und Dirigent angetreten, um Vollkommenheit zu Gehör zu bringen. Nach dem erwartungsfrohen Satzbeginn folgte ein sehr flüssiges, fröhlich-beredsames Allegro voller Spielfreude. Der langsame zweite Satz wurde bei Brown zum Schwachpunkt: Wo Mozartsche Melancholie im Adagio einen veredelten grauen Regentag fordert, spielte Brown eher leichten Nieselregen bei auflockernder Bewölkung: zu rasch, zu unberührt, zu wenig die Feinheiten auskostend. Am Schluß dann ein gut gelaunter Finalsatz mit ausgelassener Freude. Ein von Orchester und Solopianisten schön, rasch und eloquent gespieltes Konzert mit einem großen Manko: Das zentrale Adagio kontrastierte zu wenig zu den eher schnell dirigierten Ecksätzen, deren Binnenstruktur ebenfalls zu kontrastarm war; das Konzert verlor dabei spürbar eine Dimension und wirkte einseitig. Brown dirigierte und spielte sich etwas zu schnell und sorglos durch das Konzert: Ein wesentlicher Teil des Inhalts ging dabei verloren.


Nach der Pause dann ein symphonisches Schwergewicht: Mahlers 5. Symphonie, entstanden in den Jahren 1901/1902. Ein besonderes Werk und vielleicht der Prototyp der Mahlerschen "Zerrissenheit". Eine Symphonie in 3 Teilen und 5 Sätzen, die nicht auf einen finalen Höhepunkt ausgerichtet ist, sondern deren emotionaler Höhepunkt zu Beginn im 1. Teil, den ersten beiden Sätzen erreicht wird.

I. Abteilung
1. Trauermarsch. In gemessenem Schritt. Streng. Wie ein Kondukt (cis-Moll)
2. Stürmisch bewegt. Mit größter Vehemenz (a-Moll)

Brown dirigierte den Trauermarsch packend und von Emotionen überwältigt, und dann immer wieder stockend und inne haltend und nur schwer voran kommend. Der anschließende zweite Satz war sich wehrend und doch wieder zusammenbrechend: eine Auflehnung ohne Erfolgsaussichten. Brown wählt zur Zeit immer das raschere Tempo und jagte hier das Orchester virtuos und beeindruckend durch die Partitur.

II. Abteilung
3. Scherzo. Kräftig, nicht zu schnell (D-Dur)


Das Zentrum des Werkes, ein über 800 Takte langes Scherzo, ist wechselhaft: Notenwert und Tempos variieren, Gegensätzlichkeit wird nicht ausgeglichen, sondern gesteigert. Brown  betonte die Labilität des Satzes und  die Kontraste. Besonders schön ließ er die einzelnen Instrumentengruppen und Musiker zu Gehör kommen. Ein rundum überzeugendes Scherzo.

III. Abteilung
4. Adagietto. Sehr langsam (F-Dur)
5. Rondo-Finale. Allegro - Allegro giocoso. Frisch (D-Dur)

Das berühmte Adagietto kontrastiert die anderen Sätze durch seine Kontrastlosigkeit. Je nach Vorgabe des Dirigenten dauert der Satz zwischen 8 und 15 Minuten und wirkt daher in einer Bandbreite von zärtlich, sentimental, melancholisch bis morbid. Justin Brown entschied sich für die Liebeserklärung: nur die Streicher und Harfe singen beseelt vom Glück. Der Satz benötigte bei ihm knapp 9,5 Minuten.

Der Schlußsatz: ein Rondo-Finale. Ein vor-Beethovensches Ende, das man oft bei Haydn findet. Es versucht die Balance zu halten und nicht, die Gegensätze zu vereinen. So hörte man auch bei Brown ein vordergründiges Happy End: der Vorhang fällt  schnell und es könnte wie ein gutes Ende wirken, doch dem Satz fehlt die innere Glaubwürdigkeit. Es ist ein Schlußsatz unter Vorbehalt. Die Maske des  Optimismus ist nur aufgesetzt.

Was vorab als Höhepunkt der Konzertsaison gehandelt wurde, erfüllte nicht ganz die Erwartungen: Mozart war zu wenig Mozart, Mahler war hingegen ein beeindruckendes Erlebnis. Es war kein orchestral perfekter oder CD-reifer Abend -wenige Wackler und Unsauberkeiten waren zu hören-, aber eine in hohem Maße spannende Interpretation der Symphonie, bei der man einige Musiker und Instrumentengruppen hervorheben und loben kann. Orchester und GMD bekamen sehr langen und kräftigen Applaus .

PS: Justin Brown wird erneut als Pianist in Erscheinung treten. Aufgrund der mangelnden Werbung fast noch unbemerkt von der Öffentlichkeit gibt es am Sonntag, 24.06. im Kleinen Haus beim Kammerkonzert Extra ein sehr spannendes Programm. Zusammen mit dem ersten Violinisten Janos Ecseghy und Konzertmeister Thomas Gieron am Violoncello werden folgende Stücke musiziert:
Schostakowitsch Klaviertrios Nr. 1 op. 8 und Nr. 2 op. 67
Janáčeks Pohádka (Märchen) für Violoncello und Klavier sowie Janáčeks Violinsonate

Donnerstag, 31. Mai 2012

Vorschau: Operetten-Änderung 2012/13

Statt wie ursprünglich angekündigt Die drei Musketiere von Ralph Benatzky, wird in der kommenden Saison Der Vetter aus Dingsda von Eduard Künneke als Operette in Karlsruhe zu hören sein.

Am 13.06. wird das Programm für die Symphoniekonzerte verkündigt, danach sollten auch die gedruckten Vorschauen bald erhältlich sein. Mal schauen, ob es dann noch mehr Änderungen zur im April veröffentlichten Spielzeit Planung 2012/13 gibt.

Dienstag, 29. Mai 2012

Festspielhaus Baden-Baden: Donizetti - Der Liebestrank, 28.05.2012

Rolando Villazón kann man nur mögen! Medial vermittelt er das Bild eines sympathischen und authentischen Künstlers mit überbordendem Temperament und Engagement, der seine ganze Persönlichkeit in seine Arbeit steckt. Als Sänger zeichnet ihn seine großartige und  unverwechselbare Stimme aus, doch leider wurde er durch gesundheitliche Probleme immer wieder zurückgeworfen und musste sogar eine Operation an den Stimmbändern über sich ergehen lassen. Heute wird oft kolportiert, daß er nicht mehr wie früher klingt - aber wer ihn gestern bei der Premiere von Donizettis Liebestrank hörte, der wird bestätigen können, daß er ein Ausnahmetenor ist, der mit seiner Stimme die Zeit stehen lässt und das Publikum in seinen Bann zieht. Letztes Jahr begeisterte er in Baden-Baden als Don Ottavio in Mozarts Don Giovanni, am Pfingstmontag wurde er in seiner Paraderolle als Nemorino und als Regisseur gefeiert.

Freitag, 25. Mai 2012

Erpulat / Hillje - Verrücktes Blut, 24.05.2012

Das Magazin Der Spiegel nannte Verrücktes Blut im Herbst 2010 den "Hit der Saison" , bei dem sich die Zuschauer "bogen vor Lachen und vor Grauen". Gestern hatte Verrücktes Blut nun auch Premiere in Karlsruhe und unterhielt sein Publikum bestens. Aber es ist ein perfides Spiel, das sich der  Regisseur Dominik Günther mit seinen Zuschauern erlaubt, denn er hält ihnen einen Spiegel vor: Sage mir, an welchen Stellen du lachst, und ich sage dir, welche Vorurteile dir gefallen!

Mittwoch, 23. Mai 2012

Momo: Ballett-Ausschnitte bei Youtube

Nach der Premiere erschien mir Momo spontan als der spartenübergreifende Höhepunkt dieser Spielzeit.

Das Staatstheater zeigt Ausschnitte zum Einstimmen, unterlegt von Philip Glass' Klavierkonzert, das innerhalb des Balletts ein szenischer Höhepunkt ist:

http://www.youtube.com/watch?v=tWjrh5ZUPfE&feature=share

Freitag, 18. Mai 2012

R.I.P. Dietrich Fischer-Dieskau (*1925 †2012)

Im Gedenken an einen der seelenvollsten und ausdrucksstärksten Sänger: Dietrich Fischer-Dieskau starb 10 Tage vor seinem 87. Geburtstag.
Mit dieser unübertroffenen Interpretation werde ich ihn immer verbinden:

https://www.youtube.com/watch?v=VSTDibqXuGo&nohtml5=False

Samstag, 12. Mai 2012

Siegfried (Ballett), 11.05.2012

Auch fast sechs Monate nach der Premiere überzeugt Siegfried als einer der Höhepunkte der Spielzeit. Nicht nur ist es ein vom Ballettcorps wunderbar präsentiertes (wenn auch gestern teilweise in den Gruppenszenen etwas zu unsynchrones), spannendes und kurzweiliges Ballett, es ist auch eines der schönsten Symphoniekonzerte dieser Saison. Es ist einfach großartig, wie die Badische Staatskapelle diese groß besetzte Musik spielt und Christoph Gedschold dirigiert sie fesselnd und spannend: immer wieder weiß man nicht, ob man  zusehen oder zuhören soll; Tänzer und Musiker konkurrieren um die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Darin liegt der Erfolg dieses Balletts: es überwältigt in seinen besten Momenten durch die gelungene Synthese von Handlung, Ausdruck und Musik. Auch gestern jubelten die Zuschauer und klatschten rhythmisch.

Freitag, 11. Mai 2012

Vorschau: Heidi Melton in Berlin

Heidi Melton -in Karlsruhe gerade nach ihren sensationellen Auftritten als Didon in Berlioz' Trojanern und Elsa in Lohengrin die große Entdeckung der Spielzeit- wird im Dezember 2012 an der Deutschen Oper in Berlin als Fata Morgana in Sergej Prokofievs Oper Die Liebe zu den drei Orangen  auftreten.

Hier mehr dazu:
http://saison12-13.deutscheoperberlin.de/de_DE/repertoire/831165

Die Liebe zu den drei Orangen wurde auch in Karlsruhe schon sehr lange nicht mehr gespielt ...

Donnerstag, 10. Mai 2012

Mozart - Don Giovanni, 09.05.2012

Wer hätte das bei der Premiere 2007 gedacht, daß gerade Robert Tannenbaums (zugegeben abwechslungsreiche und kurzweilige) Inszenierung des Don Giovanni auch nach fünf Jahren noch gespielt wird und bei der Wiederaufnahme sowie auch gestern bei der 25. Aufführung ausverkauft sein würde?

Mittwoch, 9. Mai 2012

Rückblick: Don Giovanni in Baden-Baden im Juli 2011

Wenige Stunden vor dem Besuch des Karlsruher Don Giovannis ein Rückblick auf die wirklich fabelhafte konzertante Aufführung im letzten Jahr in Baden-Baden, die hoffentlich bald auf CD erscheinen wird. Hier der damalige Eindruck:

Montag, 30. April 2012

Festspielhaus Baden-Baden: Netrebko / Schrott Konzert, 29.04.2012

Anna Netrebko kommt schon seit vielen Jahren gerne und regelmäßig nach Baden-Baden und hat hier bereits in hohem Maße erinnerungswürdige Auftritte vorzuweisen. Gestern sang zum ersten Mal ihr Lebensgefährte im Festspielhaus; der Bassbariton Erwin Schrott begleitete Netrebko zu einem Konzert. Beide wurden mit starkem Applaus begrüßt und Anna Netrebko fühlte sich sichtbar wohl und winkte im Verlauf des Abends regelmäßig huldvoll ins Publikum. Netrebko/Schrott sind Publikumsmagneten und wer sich gestern aufmerksam umsah, konnte im restlos ausverkauften Festspielhaus auch mal wieder viele Karlsruher Opernfreunde entdecken, die einem sehr guten, aber auch oft nur auf hohem Niveau routinierten Konzert beiwohnten, bei dem der Funke nur bei wenigen Nummern übersprang.

Freitag, 27. April 2012

Jurek Becker - Jakob der Lügner, 27.04.2012

Die literarische Woche geht weiter: nachdem es am Samstag eine getanzte Momo gab, folgte eine weitere Romanadaption: Jurek Beckers Roman Jakob der Lügner in einer Theaterfassung.

Die Geschichte von Jurek Beckers Roman über Jakob, der während des zweiten Weltkriegs in einem polnischen Juden-Ghetto vorgibt, eine Radio zu haben und erfundene Berichte darüber verbreitet, daß die rote Armee im Anmarsch sei und der Krieg sich wende, ist so einfach und eingänglich, aber auch exemplarisch und überzeitlich, daß es sich vom Buch löst und in einen Kanon des Wissens und der Verständlichkeit eingegangen ist.
Manche Bücher verselbständigen sich: sie werden erst gerühmt, besprochen und gelegentlich von einem größeren Publikum gelesen, dann in Schulen zur Lektüre, irgendwann verfilmt (sogar ein Remake aus Hollywood ist für Beckers Roman vorhanden) und da liegt es nicht fern, sie auch in Theaterfassung zu bringen. Der Nachteil solcher verfilmten und medial verbreiteten Stoffe ist, daß sie thematisch bekannt sind, daß man oft feste Vorstellungen dazu hat. Schon im Voraus weiß man zumindest so ungefähr, was passiert und wie es zu geschehen hat. Das kann ein Vorteil sein, wird sich aber auch oft nachteilig auswirken. In Karlsruhe unterläuft der Regisseur die Erwartungen auf ebenso geschickte wie überraschende Weise: er setzt auf Komik und ein erinnerungswürdiges Bühnenbild!

Bereits im April 2011 brachte der Regisseur Martin Nimz die Uraufführung einer Theaterfassung in Heidelberg auf die Bühne. Gestern nun eine neue Version im Badischen Staatstheater, die im Vergleich zu Heidelberg um einen namenlosen Erzähler erweitert ist (ein Kunstgriff, der zur Zeit in Mode zu sein scheint und auch bei Handkes Immer noch Sturm erfolgreich ist). Dieser schildert rückblickend die Ereignisse und sieht sich beim Erinnern und Selbstbefragen mit dem eigenen inneren Schrecken konfrontiert; als Überlebender konnte er sich nie vom Grauen des Ghettos befreien. Seine Schilderungen vom dortigen Leben sind anfänglich hoch amüsant, zeigen sie doch, wie man sich mit dem Leben in ständiger Ausnahmesituation arrangierte. So sind die ersten Szenen voller Situationskomik; der Schrecken schleicht sich nur unterschwellig hinein und die Beklemmung wächst langsam. Zum ersten Mal in dieser Spielzeit wird wieder im Zuschauerraum oft gelacht, der Kontrast zum starken Schlußbild ist dann umso schärfer. Die Bedrohlichkeit der Lage ist anfänglich fast zu stark zurückgenommen: die Komik angesichts der trostlosen Lage wird nicht jeder für angemessen und nachvollziehbar halten und sich vielleicht nur jenen ganz erschließen, die auch in einer verzweifelten Lage noch optimistisch bleiben und denken, daß es hätte schlimmer kommen können. Rückblickend fällt es schwer zu glauben, daß es in dieser Situation Humor überhaupt geben konnte. Es ist damit zu rechnen, daß der teilweise vordergründige Witz einigen zu weit geht und ihnen den hintergründigen Ernst zu stark verstellt.
Der Zwiespalt des fröhlichen Ghettos wird bei einigen Irritationen auslösen und Beckers Geschichte als Tragikomödie erscheinen lassen. Hier liegt das größte Diskussionspotential dieser Inszenierung.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung befürchtete im Juli 2011, daß mit der vermehrten Präsentation nicht für die Bühne geschriebener Texte die Entdramatisierung der Theater endgültig dramaturgisch beschlossene Sache zu sein scheint. Wenn man die Karlsruher Inszenierung betrachtet, möchte man der FAZ teilweise Unrecht geben: Es ist zwar ganz und gar nicht garantiert, daß man man einen guten Roman gewinnbringend auf die Bühne bringen kann (vor einigen Jahren war Hesses Steppenwolf ein Beispiel dafür, daß es nicht funktioniert), aber in Karlsruhe gelingt die Adaption. Obwohl die Szenen überwiegend episodisch sind, es Durchhänger gibt (ca. 30 Minuten des dreistündigen Abends hätte man verlustfrei kürzen können) und nicht jede Balance austariert ist, ergibt sich doch ein fast durchgängiger Spannungsbogen, der in einem beeindruckendem Schlußbild seinen Höhepunkt findet.

Das psychologische Destillat dieser Handlungskonstellation -eine Gruppe Menschen in beklemmender existentieller Ausnahmesituation- bietet auf den ersten Blick wenig Spielraum für Überraschungen. Es wurde vor allem in Filmen hinreichend konjugiert, da in solchen Situationen exemplarische Persönlichkeiten gezeigt werden. Für Regie und Schauspieler besteht die Herausforderung darin, daß die Individuen zu Typen, die Typen zu Individuen geworden erscheinen. Der Karlsruher Regie gelingt das leider nicht durchgehend, einige der Figuren bleiben einfach zu blaß und wirken fast wie Statisten, aber es entwickelt sich trotz weniger darstellerischer Schwachpunkte eine dichte Aufführung.

Viele Zuschauer werden bei Jakob der Lügner erleichtert aufatmen: endlich dürfen die Schauspieler zeigen, was sie können und -überraschend genug bei diesem Thema- darf auch gelacht werden. Dafür ist hauptsächlich Frank Wiegard verantwortlich, der als Friseur Kowalski seine bisher stärkste Rolleninterpretation in Karlsruhe zeigt.
André Wagner als namenloser Erzähler zeigt das, was er am besten kann: er überzeugt als traumatisierte, zerissene, sich im Zwiespalt befindende Person. Er ist die tragische Hauptfigur dieser Inszenierung.
Unter den sehr guten Schauspielern haben vor allem Cornelia Gröschel, Ute Baggeröhr (beide ein klarer Gewinn für das Karlsruher Ensemble!) Timo Tank (großartig, wie er mit minimaler Mimik seine Rolle verkörpert und doch seine Figur unverwechselbar macht) und Gunnar Schmidt  die Chance, ihr Können zu zeigen.

Nach der kurzfristigen Erkrankung des Hauptdarstellers Georg Krause (hier mehr zu ihm), wurde die für letzten Freitag angesetzte Premiere um zwei Tage auf Sonntag verschoben, nachdem man ebenfalls kurzfristig mit Axel Sichrovsky einen Ersatzschauspieler gefunden hatte, der nur wenige Tage intensiv geprobt hatte, um die ersten Termine zu retten. Sichrovskys Rollenporträt des Jakob als die des kleinen Manns von der Straße ist hauptsächlich der Anknüpfpunkt für die Betrachtungen des Erzählers und nicht, wie vielleicht von einigen erwartet, die eigentliche Hauptfigur im Zwiespalt. Sichrovskys Jakob ist einer unter vielen, ein unauffälliger Durchschnittsmann, den der Zufall als Held auserwählt. Jakob wird bei ihm nicht zum unverwechselbaren Charakter. Dem Zwiespalt seiner Figur als Lügner und Hoffnungsträger wird er nicht ganz gerecht. Ob das die Regie vorgab oder dem kurzfristigen Einspringen geschuldet ist, bleibt vorerst unklar. Sichrovsky spielt sehr gut und doch wird sich der eine oder andere gefragt haben, wie Krause die Rolle gespielt hätte oder bald spielen wird.


Die sehr kreative und intelligente Bühne von Bühnenbildner Sebastian Hannak (der auch am Samstag die Bühne zum Ballett Momo entworfen hat) ist massiv orange und gibt dieser Produktion eine unverwechselbare Form: Unmengen an kleinen orangefarbenen Bällen, die wie Orangen-Berge wirken, sollen zwei metaphorische Funktionen erfüllen. Sie verbergen Latentes, Verschüttetes und Vergessenes und sind gleichzeitig ein Bild für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Fazit (1): Eine gute, interessante und originelle Inszenierung, die im positiven Sinne an gute Produktionen unter Knut Weber anknüpft.

PS (1): Das Karlsruher Schauspiel benötigte im Vorfeld dringend einen Erfolg, um die bisher magere Bilanz zu verbessern. Jakob der Lügner ist bis zum Spielzeitende zwölf mal im Spielplan vorgesehen. Viele populäre Schauspieler des Ensembles werden aufgeboten. Schon vor der Premiere waren nur noch wenige Plätze für die folgenden Aufführungen erhältlich. Anscheinend hat man darauf geachtet, daß möglichst viele Abonnenten dieses Stück zu sehen bekommen, damit die Zuschauerstatistik am Saisonende halbwegs ordentlich aussieht. Zu oft hatte man bisher zu wenig Publikum. Der Plan sollte aufgehen:  Im Detail mag die Inszenierung diskutabel sein, aber es handelt sich durchweg um eine legitime Sicht, die diesem schwierigen Stoff trotz oder gerade wegen des Humors angemessen ist.

PS(2): Man sieht dem lustigen Treiben auch deshalb verwundert zu, weil es das Gegenteil der bisherigen Spielzeit ist. Man könnte den Verdacht äußern, daß hier Wiedergutmachung betrieben wird und einige Schauspieler die Chance ergreifen, daß sie etwas aus ihren Rollen machen dürfen und endlich Theater spielen können. So sieht man gelegentlich etwas zu viel, die Möglichkeit zum Klamauk wird etwas zu stark ausgereizt, die Balance dadurch etwas verschoben. Ich habe mich als Zuschauer ebenfalls gelegentlich daran gestört, aber mich dann mehr darüber gefreut, daß man endlich etwas gezeigt bekommt.

Fazit (2): Und sehr spät nachts noch eine letzte Erkenntnis: man kann über diese Inszenierung in einem konstruktiven Sinne viel diskutieren und nachdenken. Und deshalb ist das Ergebnis meiner nächtlichen Selbstbefragung angesichts der Vielschichtigkeit dieser Produktion eine Empfehlung: Jakob der Lügner ist in dieser Spielzeit die bisher beste Inszenierung im Kleinen Haus. Ich werde sie -nicht nur wegen Georg Krause- ein zweites Mal anschauen. Ich bin gespannt, wie dann mein Urteil ausfällt.


Besetzung: Erzähler: André Wagner; Jakob Heym: Georg Krause/Axel Sichrovsky; Lina: Cornelia Gröschel; Kowalski, Frisör: Frank Wiegard; Mischa, Boxer: Benjamin Berger; Herr Frankfurter: Klaus Cofalka-Adami; Frau Frankfurter: Ursula Grossenbacher; Rosa Frankfurter: Ute Baggeröhr; Prof. Kirschbaum: Timo Tank; Elisa Kirschbaum: Eva Derleder; Herschel, der Fromme: Jonas Riemer; Fajngold: Hannes Fischer; Preuß: Gunnar Schmidt; Meyer: Robert Besta; Kostüme: Ricarda Knödler; Video: Manuel Braun

Hommage an Georg Krause und die Kunst der virtuosen Eskalation

Aufgrund einer Erkrankung verpasste Georg Krause leider die Premiere von Jakob der Lügner. Sehr schade für das Publikum, denn seine Auftritte sind immer besonders beachtenswert.

Krause ist ein besonderer Schauspieler, der zwei Talente besitzt, die hervorragen:
Ich habe noch nie jemanden auf der Bühne gesehen, der wie er latent bedrohlich wirken kann. Vor einigen Jahren spielte er den Kommissar in Martin McDonaghs "Der Kissenmann". Das Stück wurde damals in der Insel inszeniert und hatte leider nur wenige Zuschauer. Vielleicht kam es zu früh, denn es nahm atmosphärisch einen Trend vorweg, dem heute viele gerne folgen: es war ein düsterer Psychokrimi, der an den skandinavischen Stil erinnerte. Wer gerne solche Krimis liest, hätte das Stück sehen sollen. (Anregung an das Staatstheater: Krimifans gibt es anscheinend viele; inszeniert doch mal was für diese Leser und vermarktet es gut). Der Kissenmann war szenisch sehr bedrohlich und aufreibend: einige Zuschauer mussten dabei schwer durchatmen. Georg Krause hatte einen starken Anteil an dieser unterschwellig eskalierenden Beklemmung.

Krause hat aber noch eine weitere, außergewöhnliche Stärke: wie kaum ein anderer kann er Situationen auf die komödiantische Spitze treiben und die Balance auf dem schmalen Grat zwischen Verzweiflung, Melancholie und Komik halten. Seine Auftritte in Shakespeares Sommernachtstraum oder als Orgon in Molieres Tartuffe oder zusammen mit Jörg Seyer in "Die Affäre Rue de Lourcine", waren buchstäblich Zwerchfell erschütternd und witziger als alles andere, was ich bis dahin und später auf einer Bühne sah. Dabei hält er immer ein virtuoses Maß; seine Darstellung entgleitet nicht in überbelichtete Extreme.

Ob nun als Brandner Kasper oder Wendelin Schlüter (Big Money), Dorfrichter Adam oder Malvolio (Was ihr wollt), ob er sich auf der Bühne ungewollt in den Finger schneidet (bei der Premiere von Lukas Bärfuss' "Der Bus") oder erfolglos versucht, Sekt aus einer Flasche zu trinken (bei der Premiere von "Benja der König" nach Isaak Babel): Krause macht aus seiner Rolle Figuren, die in Erinnerung bleiben. Er hat es  für mich in den letzten 20 Jahren wie kaum ein anderer geschafft  mit seinen Rolleninterpretationen Maßstäbe zu setzen. Seine herausragende Stärke liegt für mich in der virtuosen Eskalation von Situationen.

Unter den vielen sehr guten Schauspielern, die in den letzten Jahren in Karlsruhe zu sehen waren, gehört er zu denen, die einen besonders hohen Erinnerungswert haben.

Donnerstag, 26. April 2012

Lance Ryan in Paris, Heidi Melton an der New Yorker MET

Wenn man den (in Englisch verfassten) Bericht des Gastspiels der Bayrischen Staatsoper in Paris liest, wird man sich wieder bewusst, was für großartige Sänger der letzte Karlsruher Ring mit Lance Ryan und Thomas J. Mayer hatte und wie schwer es 2013 in Karlsruhe wird, dieses Erlebnis zu überbieten. Machen wir uns nichts vor: im Falle von Lance Ryan als Siegfried ist das aktuell unmöglich.
http://opera-cake.blogspot.de/2012/04/from-munich-to-paris-with-love.html

Doch dafür gibt es ja jetzt in Karlsruhe Heidi Melton als neuer Star. Hier der (in Englisch verfasste) Bericht zur New Yorker Götterdämmerung:
http://operaobsession.blogspot.de/2012/04/gotterdammerung-fliegt-heim-ihr-raben.html

Mittwoch, 25. April 2012

Vorschau auf die Spielzeit 2012/2013 in Karlsruhe

Hier erst mal nur die Neuinszenierungen des Badischen Staatstheaters:

OPER

TANNHÄUSER
Oper von Richard Wagner
07.10.12

DIE DREI MUSKETIERE
Operette von Ralph Benatzky
DER VETTER AUS DINGSDA

Operette von Eduard Künneke
08.12.12

DIE VESTALIN
Oper von Gaspare Spontini
26.01.13

DER SIEG VON ZEIT UND WAHRHEIT
Oratorium von Georg Friedrich Händel
DER SIEG VON SCHÖNHEIT UND TÄUSCHUNG
Oper von Gerald Barry
HÄNDEL-FESTSPIELE
16.02.13

DIE REGIMENTSTOCHTER
Oper von Gaetano Donizetti
20.04.13

DIE PASSAGIERIN
Oper von Mieczysław Weinberg
DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG
18.05.13

PETER GRIMES
Oper von Benjamin Britten
06.07.13

Unter den Wiederaufnahmen sind u.a. die "alten" Inszenierungen von Carmen, Hänsel und Gretel, Tosca, Zauberflöte, Hochzeit des Figaro und der Wagnersche Ring.
(Na ja, da hat man über lange Jahre viel gespielte Wiederaufnahmen ausgesucht, die fast jeder bereits kennt....)



BALLETT

GISELLE
Ballett von Peter Wright nach Marius Petipa, Jean Coralli; Jules Perrot
NEUEINSTUDIERUNG
17.11.12 GROSSES HAUS

IN DEN WINDEN IM NICHTS
Ballett von Heinz Spoerli
DEUTSCHE ERSTAUFFÜHRUNG
16.03.13 GROSSES HAUS

Dazu vier Wiederaufnahmen: Momo, Siegfried, Nußknacker und Schwanensee


SCHAUSPIEL
ALICE
Musical von Waits | Brennan | Wilson | Schmidt
27.09.12 KLEINES HAUS

MY SECRET GARDEN
von Falk Richter
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
03.10.12 STUDIO

DIE MÖWE
Komödie von Anton Tschechow
20.10.12 KLEINES HAUS

DANTONS TOD
Ein Drama von Georg Büchner
22.11.12 KLEINES HAUS

AGNES

nach dem Roman von Peter Stamm
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
16.12.12 STUDIO

DER EINSAME WEG
Schauspiel von Arthur Schnitzler
19.01.13 KLEINES HAUS

MEDEA
Trauerspiel von Franz Grillparzer
24.01.13 STUDIO

MÜDIGKEITSGESELLSCHAFT
von Byung-Chul Han
VERSUCH ÜBER DIE MÜDIGKEIT
von Peter Handke
URAUFFÜHRUNG
FEBRUAR 13 STUDIO

DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER
nach dem Roman von Johann Wolfgang Goethe
10.03.13 STUDIO

WIE ES EUCH GEFÄLLT
Komödie von William Shakespeare
21.03.13 KLEINES HAUS

MÄNNERPHANTASIEN
von Patrick Wengenroth nach Klaus Theweleit
URAUFFÜHRUNG
24.4.13 STUDIO

AM FALSCHEN ORT
von Alice Monica Marinescu und David Schwartz
URAUFFÜHRUNG / GEWINNER DES DRAMENWETTBEWERBS „ÜBER GRENZEN SPRECHEN“ 2012
FRÜHLING 13 STUDIO

PRINZ FRIEDRICH VON HOMBURG
Ein Schauspiel von Heinrich von Kleist
16.05.13 KLEINES HAUS

VETERANEN DES RASENS
Ein KSC-Projekt von Tobias Rausch
16.06.13 STUDIO

EINE (MIKRO)ÖKONOMISCHE WELTGESCHICHTE, GETANZT
von Pascal Rambert und Éric Méchoulan
27.06.13 KLEINES HAUS

EXAMEN
Dramatiker-Projekt
URAUFFÜHRUNGEN
STUDIO

Dienstag, 24. April 2012

6. Symphoniekonzert, 23.04.2012

Das 6. Symphoniekonzert war amerikanisch geprägt: Vor der Pause zwei Vertonungen von Gedichten des amerikanischen Lyrikers Walt Whitman, nach der Pause eine durch einen Aufenthalt in den USA inspirierte Symphonie.

Es begann mit John Adams The Wound-Dresser für Bariton und Orchester nach Walt Whitman, gefolgt von Frederick Delius' Sea Drift für Bariton, Chor und Orchester nach Walt Whitman. Sea Drift wurde (wie Mahlers 6. Symphonie) 1906 auf dem Deutschen Tonkünstlerfest in Essen aus der Taufe gehoben – ein Jahr vor der Premiere der auch in Karlsruhe in dieser Spielzeit so wunderbar wieder entdeckten Oper Delius' Romeo und Julia auf dem Dorfe.

Beide Stücke passten sehr gut zusammen, zeigten interessante Details, wurden von Bariton Roderick Williams und später dem Badische Staatsopernchor schön gesungen und wurden lange beklatscht. Wer in kontemplativ-meditativer Stimmung zum Konzert gekommen war, der konnte seine Freude an Adams und Delius haben; bei anderen stellte sich unter Umständen der Verdacht ein, Zeuge gepflegter Langeweile geworden zu sein.

Zum 350. Geburtstag der Badischen Staatskapelle wurde ein abwechslungsreiches und vielfältiges Programm für diese Spielzeit konzipiert. Doch muß man nach dem sechsten Symphoniekonzert eingestehen, daß es zwar viele Ausgrabungen, aber keine Entdeckungen gab und selten etwas, das Begeisterung auslöste. Es fehlten im Verlauf dieser Konzertsaison vielleicht ein bis zwei Schlachtrösser des Repertoire. So kommen die Höhepunkte zum Schluß (im nächsten Konzert Mozarts berühmtes A-Dur Klavierkonzert  und Mahlers großartige 5. Symphonie, zum Abschluß dann im Juli Beethovens Neunte) und gestern zumindest dann nach der Pause.

Antonín Dvořáks 9. Symphonie  „Aus der Neuen Welt“ ist eine der beliebtesten Symphonien überhaupt und wer nach einer Konzertaufführung nicht begeistert applaudiert, hatte entweder einen uninspirierten Dirigenten oder ist schwerhörig. Aber in Karlsruhe wurde gestern begeistert applaudiert und auch das Orchester applaudierte dem tschechischen Dirigenten Tomas Hanus vehement - mal schauen wie lange es dauert bis er wieder in Karlsruhe zu hören sein wird. Der junge Tscheche hinterließ einen sympathischen und kompetenten Eindruck.

PS(1): Janos Ecseghy verließ seinen Posten als 1. Violinst und das ihm besorgt nachblickende Publikum nach dem zweiten Satz von Dvořáks Symphonie. Für alle Fälle: Gute Besserung!

PS(2): Hallo liebes Staatstheater: wollt ihr nicht mal die alte Ansage von Achim Thorwald aus dem Archiv holen, daß Mobiltelefone auszumachen sind. Es kommt wieder öfters vor und eine kurze Ansage unmittelbar vor Vorstellungsbeginn könnte hilfreich sein.

PS(3): Hallo liebes Staatstheater: wollt ihr nicht mal Zuschauerschulungen anbieten zum Thema: Wie entpacke ich mein Bonbon ohne zu stören? Einige denken immer noch, daß man das in quälend langsamer Weise und nur während den leisen Stellen in Angriff nehmen darf. Vielleicht hilft da auch eine Ansage: Nehmen Sie Ihr Bonbon bitte jetzt, bevor die Vorstellung beginnt und warten sie nicht, bis die ersten Takte einsetzen.

Sonntag, 22. April 2012

Momo (Ballett Uraufführung), 21.04.2012

Es war perfekt! Um den Triumph der gestrigen Ballettpremiere gerecht zu werden, müsste man eine Sprache der aufrichtigen Superlative finden, bei der es keine Zweifel gibt, daß Wörter wie großartig, berührend oder Meisterwerk ihrem wahren Sinn nach verstanden werden. Mit Momo gelingt dem Ballett des Badischen Staatstheaters eine Sternstunde und das Kunststück, eine rundum geglückte Romanadaption in Form eines philosophischen Balletts für unsere Zeit zu präsentieren, das vielleicht nur eine Hürde für sein Publikum stellt: es ist von Vorteil Momo zu kennen.

Donnerstag, 19. April 2012

Peter Spuhler im Interview

Anbei zwei aktuelle Links.

Hier ein Interview mit Peter Spuhler:
http://www.boulevard-baden.de/lokales/kultur-lokal/2012/04/15/von-der-begeisterung-angesteckt-staatstheater-intendant-peter-spuhler-im-interview-497916/


Und hier ein Bericht über das Badische Staatstheater:
http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/kultur/ueberregionale-kultur_artikel,-Peter-Spuhlers-Start-als-Generalintendant-des-Staatstheaters-Karlsruhe-_arid,169985.html


Das nächste Spielzeitmotto 2012/2013 lautet „Von Prüfungen“
Zum Schauspiel - Spuhler: "Mit dem kommenden Motto werden wir uns auch im bürgerlichen Theater bewegen – weg von der Klassik hin zur Jahrhundertwende. Und wir werden die Zahl der Komödien erhöhen."

Tja, das wäre vielleicht auch der bessere Plan für ein erstes Jahr gewesen ....

Mittwoch, 18. April 2012

von Einem - Dantons Tod, 17.04.2012

Die Uraufführung von Dantons Tod am 6. August 1947 bei den Salzburger Festspielen (dirigiert von Ferenc Fricsay) wurde ein sensationeller Erfolg und katapultierte Gottfried von Einem an die Spitze der deutschsprachigen Opernkomponisten seiner Zeit. Der Librettist Boris Blacher hatte Georg Büchners Schauspiel kräftig überarbeitet und reduziert; von Einem komponierte eine abwechslungsreiche und tonale Partitur, die vor allem im zweiten Teil große, eindrucksvolle Chorszenen bietet.

Daß dieser Klassiker der Moderne etwas in Vergessenheit geraten ist und auch in Karlsruhe seit seiner erfolgreichen Premiere in Juli 2011 nicht besonders viel Publikum anzog und nur selten im Spielplan war, liegt wahrscheinlich daran, daß die Personen nur grob gezeichnet sind, daß man musikalisch durchaus beeindruckt sein kann, aber nur selten emotional beteiligt wird: mehr Spektakel als Emotionen prägen diese Oper.
Dabei ist es wirklich eine spannende Geschichte, die im Badischen Staatstheater zu hören und sehen ist  und bei der auch der dieser Oper vorangestellte, kurze Monolog "Eine Straße, Lucille" von Wolfgang Rihm sehr gut passt. Alexander Schulin hat eine unauffällige Regie abgeliefert, die mit Hilfe der Drehbühne  immer wieder den Eindruck vermittelt, in einem runden Anatomie-Hörsaal zu sein, der auch parlamentarisch als Versammlungsort und Tribunal genutzt wird. Ein treffendes Bild der blutrünstigen französischen Revolution.

Die gestrige, vorletzte Aufführung war vor allem ein (vorläufig letztes?) Wiedersehen mit früheren Ensemble-Mitglieder. Spätestens seit ihrer großartig gesungenen Zerbinetta in Strauss' Oper Ariadne auf Naxos ist Diana Tomsche bei den Karlsruher Opernanhängern in bleibender Erinnerung. Ulrich Schneider, Stefan Stoll und Lukas Schmid haben sich ebenfalls ihre Verdienste im Karlsruher Opernleben erworben.

In gewisser Weise gehört bereits Dantons Tod zu der unter der neuen Intendanz ins Leben gerufenen Reihe Politische Oper, die im Juli mit der Oper Wallenberg des estnischen Komponisten Erkki-Sven Tüür beginnt. Es bleibt abzuwarten, ob Wallenberg erfolgreicher sein wird als der beim Publikum wenig zugkräftige Danton. Gestern waren zumindest nur einige wenige hundert Zuschauer im Staatstheater.