Wie unerbittlich brutal nah Glück und Unglück zusammenliegen, mußte man leider heute Nachmittag auf erschreckend grausame Weise erfahren.
Nach 30 Minuten im 1. Akt gab es bei einer beginnenden Drehbühnenbewegung drei oder vier dumpfe, unüberhörbare Schläge, als ob etwas in den Weg des Drehbühnenmechanismus geraten wäre. Dann begann ein Mann hinter oder unter der Bühne langanhaltend zu schreien, Schmerzensschreie, die buchstäblich entsetzlich waren, markerschütternd, Musik und Sänger übertönend. Nach wenigen Sekunden begann die Schockstarre, Bühne und Orchestergraben verstummten, es war, glaube ich, der spanische Tenor Juan Sancho, der als erstes von der Bühne rannte, um zu helfen, ein Statist rief zur Technik, die Drehbühne solle zurückfahren. Der Vorhang fiel schnell nach gefühlt endlos langen Schreien, die auch noch danach zu hören waren. Operndirektor Fichtenholz war umsichtig und geistesgegenwärtig genug, um schnell vors Publikum zu treten und es wegen des Unfalls in die Pause zu schicken. Da der Großteil des Publikums die Inszenierung nicht kannte, waren sie teilweise vor dem Entsetzen geschützt (das sich bei denen einstellte, die wußten, daß etwas Schlimmes passiert war), da sie es anfänglich als Teil der Regie erachteten.
Ich vermute, die Vorstellung wurde abgebrochen, denn der Schock und das Entsetzen hinter und auf der Bühne bzw. im Orchestergraben waren zu groß, als daß es hätte weitergehen können. Als der Rettungswagen eintraf, ging ich. An Oper, Freude und Genuß war nach diesem Unfall nicht mehr zu denken. Ich hoffe von Herzen, dem Unfallopfer geht es den Umständen entsprechend gut.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Lieber Honigsammler,
AntwortenLöschenda haben Sie die Entscheidung des herbeigeeilten Intendanten (und seiner mitentscheidenden Mitarbeiter?) aber falsch prognostiziert.
Unsäglicherweise führte man die Vorstellung konzertant fort.
Konzertant hoffentlich wenigstens in dem Sinne, dass die Gefühle aller Beteiligten heftig - im ursprünglichen Wortsinne von concerto - im Wettstreit darüber waren, ob das richtig und wichtig war!
Es war später zu hören, der Verletzte sei außer Lebensgefahr.
Vielen Dank für die gute Nachricht, daß der Verletzte außer Lebensgefahr ist. Fast zeitgleich mit Ihnen hat auch Operndirektor Fichtenholz dankbarerweise einen Kommentar dazu geschrieben.
LöschenSehr geehrter Herr Honigsammler, danke für den Bericht. Wir haben die Oper bis zum Ende gespielt, allerdings konzertant. Unserer Kollege wurde ins Klinikum gebracht und dort operiert, sein Leben ist Gott sei Dank außer Gefahr. Die Autogrammstunde nach der Vorstellung wurde auf verständlichen Gründen abgesagt. Alle Zuschauer werden herzlich genau in einem Jahr zu der Generalprobe für die WA Arminio am 21.2.2017 eingeladen, falls Sie Interesse und Zeit haben. Die Karten werden gültig sein. Der heutige Unfall hat uns alle tief betroffen, und ich bedanke mich bei allen meinen Kollegen für ihren Mut und Professionalität. Mit den besten Grüßen, Michael Fichtenholz.
AntwortenLöschenVielen Dank Herr Fichtenholz für die gute Nachricht, daß Ihr Kollege außer Gefahr ist. Meine Gedanken waren seit 15.30 bei Ihrem verunglückten Kollegen. Ich wünsche Ihnen von Herzen, daß er schnell wieder zurück findet und daß Sie und Ihre Kollegen gut über den Schreck und Schock hinwegkommen. Es ist tragisch, daß ein solches Unglück gerade bei bisher so glücklichen und schönen Händel Festspielen passieren mußte.
Löschen@anonym: Vielen Dank für die Info
AntwortenLöschen*******
AntwortenLöschenAufgrund der Nachfragen noch die ergänzende Information, daß der verunglückte Mitarbeiter des Staatstheaters stabil ist und man hört und hofft, daß eine komplette Heilung erfolgt!
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Nachschlag..
AntwortenLöschenhttp://der-neue-merker.eu/karlsruhe-haendel-festspiele-arminio-diesmal-wegen-eines-buehnenunfalls-nur-halbszenisch
Schönen Tag
Klaus
Danke!
LöschenEs tut mir Leid, dies bei Ihnen zu lesen. Man sitzt oft in der Oper und wundert sich, dass stets alles gut zu gehen pflegt. Ich hätte mich gleichfalls für das Gehen entschieden. Ein Abbruch wäre wohl die angemessene Reaktion seitens der Leitung gewesen.
AntwortenLöschenGrüße
Guten Abend Herr Schlatz,
Löschenvielen Dank für Ihren Kommentar. Es ist eine zweischneidige Angelegenheit: die vielen angereisten Gäste (u.a. aus der Schweiz, Frankreich, Holland und dem Bundesgebiet) waren dankbar, daß es konzertant weiterging und die Vorstellung nicht nach 30 Minuten zu Ende war.
Ich will keinem einen Vorwurf machen. Manchmal muß es einfach weitergehen und die Professionalität der Sänger und Musiker ist verblüffend. Ich hatte nicht damit gerechnet, für mich war Bleiben nach diesen Schreien keine Option.
@anonym
AntwortenLöschenVielen Dank für die Info. Ich drücke die Daumen .....
@anonym
AntwortenLöschenVielen Dank für die Info! Ich helfe gern, wenn ich kann.
Dem verunglückten Mitarbeiter kann man eine gute DVD- oder Spielesammlung oder Amazon-Gutscheine wünschen, damit er die Rehabilitationsphase ohne Langeweile übersteht.