Wer den spannenden und fesselnden Karlsruher Propheten hört und sieht, kann kaum nachvollziehen, wieso Meyerbeer über viele Jahrzehnte selten oder gar nicht gespielt wurde, die Wiedereingliederung als gleichberechtiger Repertoirekomponist ist überfällig, eine Wiederentdeckung bspw. der Hugenotten oder von Robert der Teufel würde auch dem Badischen Staatstheater in den kommenden Jahren gut zu Gesicht stehen.
Die gestrige Vorstellung zeigte neben einer sehr gut aufgelegten Agnieszka Tomaszewska als Berthe eine als gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe angekündigte Giovanna Lanza als Fidès, die gut durchhielt, gelegentlich etwas verhalten, aber daß sie eine sehr gute Alternativbesetzung dieser schweren Rolle ist, konnte man hören. Dennoch, wer den Propheten in Karlsruhe in dramatischer Bestform erleben will, kommt nicht um Ewa Wolaks sensationelle Interpretation der Fidès herum.
Viel Applaus und Jubel gibt es stets für die Breakdancer von TruCru & Incredible-Syndicate. Sie passen sich mit ihrer proto-faschistischen Körpersprache und kleinkriminellen Großprotzgesten als leicht fanatisierbares Prekariat perfekt in die Absichten des Regisseurs ein. Sein Handwerk versteht Regisseur Tobias Kratzer weit
besser als viele andere, die Kritikpunkte der Premiere bleiben für mich allerdings bestehen.
Wiederum fast ausverkauft und viel Applaus am Ende, Meyerbeer ist zu einem der schönsten und für einige überraschendsten Erfolge der letzten Jahre geworden. Die Inszenierung und Ewa Wolak sind preiswürdig!
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.