Sonntag, 21. Februar 2016

Händel - Teseo, 20.02.2016

Als gestern nach der Vorstellung der Dirigent das Orchester sich erheben ließ, kannte der Applaus kein Sitzen mehr und im Parkett erbrachte das Publikum seine Ovationen stehend -  die Wiederaufnahme von Händels Teseo zeigte im Vergleich zum Vorjahr sogar eine Steigerung auf hohem Niveau, Sänger und Musiker waren in Bestform.
Vor allem Dirigent Michael Form scheint einen etwas lebhafteren Ansatz zu wählen, der Klang der Deutschen Händel-Solisten ist eine Offenbarung - wie ein großer Rotwein, süffig, weich und rund mit vielen sich ergänzenden Aromen. Teseo ist das Gegenteil zu Arminio: umfängliches Orchester bei unterschiedlichsten Besetzungen und virtuosen Solos der Musiker - zu Klang gewordener Ideenreichtum.
  
In den letzten Tagen konnte man einige große Sopranstimmen in Karlsruhe hören: Karina Gauvin, Layla Claire oder Julia Lezhneva, gestern übernahm Yetzabel Arias Fernandez in der Rolle der Agilea die imaginäre Führung - eine wunderbare Stimme in herausragender Form, Valer Sabadus singt einen verträumten und keuschen Teseo - beide erweisen sich auch dieses Jahr als ein perfektes Paar. Auch die anderen  Paare harmonieren: Larissa Wäspy (Clizia) und Terry Wey (Arcane) sowie Roberta Invernizzi (Medea) und Flavio Ferri-Benedetti (Egeo)  - eine runde Leistung!

Die Inszenierung? Tja...., leider, ich kann mir nicht helfen, aber auch ein Jahr nach der Premiere erscheint mir diese Bühnenfassung des Teseo wie ein Versuch, eine Inszenierung aus Versatzstücken zu basteln, gute Ideen, die in anderem Kontext durchaus sinnvoll waren, hier aber nur noch zusammengesetzt wirken, zwar in keiner Hinsicht unbekömmlich oder ärgerlich, auch nicht aufregend, fast gar nicht emotional wirkend, sondern sich an einer imaginären Null-Linie langhangelnd, in Biederkeit erstarrt, eine Illustration, die absolut gar nicht Bemerkenswertes hat. Wenn nicht die musikalische Umsetzung so famos wäre, dann hätte man hier ein Mittel gegen Bluthochdruck, ein zerebral narkotisches Stimulans. Beim Arminio holt der Regisseur aus einer vermeintlich schwächeren Oper Händels so viel heraus, daß die Presse mehrfach darauf hinwies, daß hier eine Oper "rehabilitiert" wurde, bei diesem Teseo ist hingegen aus einer starken Opern Händels alles szenisch Spannende eliminiert.