Märchenhaftes, Spätromantisches und Volksliedhaftes prägten das 5. Symphoniekonzert der Saison.
Maurice Maeterlincks symbolistisches Drama Pelléas et Mélisande inspirierte verschiedene Komponisten. Das Badische Staatstheater zeigt in der Saison 2018/19 Debussys gleichnamige Oper, gestern waren zwei Tondichtungen zu hören. Die Orchestersuite Pelléas et Mélisande op. 80 von Gabriel Fauré zu Beginn und Arnold Schönbergs Pelléas und Melisande op. 5 zum Abschluß.
Fauré, der bis heute fast ausschließlich für sein wunderschönes, versöhnliches Requiem bekannt ist, verfaßte 1898 eine Schauspielmusik, aus der er später eine Suite zusammenstellte. Das rätselhafte Drama wird idealisiert, das Liebespaar ist nicht von dieser Welt, geschildert wird das in leichter, transparenter, oft zurückhaltender und zarter Orchestersprache mit schönen Stellen für Flöte und Harfe. Schönbergs emotional auf die Spitze getriebene Version aus dem Jahr 1905 scheint hingegen von frühen Wiener Psychoanalytikern konzipiert zu sein - es reiht Zustand an Zustand. Die kumulierten Zustände sind aber disparat, es fehlt der innere Spannungsbogen, innere Strukturen oder Leitmotive sind nicht ohne weiteres erkennbar. Dazu benötigt man ein großes spätromantisches Orchester, es gibt komplexe Strukturen, ein wildes, polyphones Großaufgebot der Klänge, bei dem man öfters meint, Einflüsse von Richard Strauss und Gustav Mahler herauszuhören.
Zwischen den Tondichtungen erklang das Violinkonzert a-Moll op. 53 von Antonín Dvořák als Heimspiel und Höhepunkt, denn als Virtuosen hatte man mit Janos Ecseghy den 1. Konzertmeister der Badischen Staatskapelle verpflichtet - eine glückliche Wahl! Das Konzert ist symphonisch konzipiert und verarbeitet tschechische Volkslieder, die Geige muß sich zu Beginn gegen das Orchester emanzipieren. Ecseghy war von Anfang an präsent und gestaltete mit wunderbarem Klang und ließ im Adagio die Zeit still stehen. Bravo! Ein in so hohem Maße gelungenes Konzert, daß man sich unmittelbar danach den Mitschnitt für's Nachhören wünscht. Der Solist wurde lange und laut vom Publikum gefeiert, die Karlsruher Zuschauer wissen, was sie an Ecseghy haben.
Der renommierte Dirigent Lothar Koenigs hinterließ einen bravourösen Eindruck, bei jedem Werk gelang es ihm, das Besondere heraus zu modellieren und zu Gehör zu bringen, die drei Werke erklangen farbig und abwechslungsreich. Für seinen souveränen Auftritt wurde er von Publikum und Orchester ausgiebig beklatscht. Musikalisch ein sehr starkes Konzert
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.