Freitag, 25. November 2016

L'état c'est moi!

Manchmal weiß man ja wirklich nicht, ob man über die ungeschickte Selbstdarstellung der Intendanz lachen oder weinen soll, wenn sie noch so theaterferne Mitteilungen verlautbaren läßt und auf der Internetseite des Staatstheaters zur Diskussion stellt. Nun denn, das Zentralkomitee des Badischen Staatstheaters gibt bekannt:

  • Peter Spuhler im Hochschulrat der KARLSHOCHSCHULE     
    Ab sofort gehört unser Generalintendant dem wichtigen Gremium der Hochschule und dem Beirat der Fakultäten I (Business, Economics & Management) und II (Management & Performance) an. Wir freuen uns auf eine noch engere Zusammenarbeit mit der Karlshochschule - und natürlich auf viele weitere Studenten als Besucher!

Peter Spuhler ist also mit seinem Job nicht ausgelastet und verdient "ab sofort" an der privaten Karlsruher Hochschule in einem "wichtigen Gremium" dazu. Die Betonung liegt hier auf "wichtig" und "Gremium", es soll ja nicht der Eindruck entstehen, daß diese Tätigkeit ein selbstloses Engagement ist. Wer aus welchen Gründen auch immer nicht an einer öffentlichen Universität studieren will, der kann das an der Karlshochschule privat für monatlich 690 Euro Studiengebühr tun und kann so nicht nur seine Ausbildung, sondern auch Gremiumsmitglieder wie Spuhler mitfinanzieren. Oder erfolgt das Engagement etwa ehrenamtlich ohne Vergütung?

Welchen Wert hat diese Information für Theaterbesucher? Keinen! Aber halt, irgendein Grund ist erforderlich, um die ansonsten eitel wirkende Selbstdarstellung auf den Seiten des Badischen Staatstheaters zu rechtfertigen: "Wir freuen uns auf eine noch engere Zusammenarbeit mit der Karlshochschule - und natürlich auf viele weitere Studenten als Besucher!" Engere Zusammenarbeit bedeutet wohl, daß man günstige Praktikanten beziehen kann und ein Intendant ist scheinbar ein wichtiger Grund, um ins Theater zu gehen? Der Informationswert geht gegen Null.

Welche Qualifikation bringt der Karlsruher Intendant für diesen Posten mit? Wer wollte, könnte nun natürlich spotten, denn die Probleme des Intendanten mit seinen Angestellten haben ja schon Wellen bis nach Stuttgart und in die Nachrichten geschlagen, die gerade stattgefundene Auszeichnung des Personalrats war ein deutliches Zeichen gegen ein Verhalten nach Gutsherrenart und Arbeitgeberallüren. Mitarbeiterführung und Corporate Identity werden also nicht den Ausschlag gegeben haben. Wenn man wollte, könnte man seine Zeit in Karlsruhe als den mißlungenen Versuch beschreiben, einen Kulturmanager auf den Posten des Generalintendanten anstelle auf den des geschäftsführenden Intendanten zu setzen. In diesem Umfeld scheint mir, hat er nämlich seine Stärken.

Oder ist das bereits der Versuch, sich für ein Leben nach dem Intendantendasein vorzubereiten? Alle Versuche, das Badische Staatstheater vorab zu verlassen, schlugen bisher fehl, man hört, daß die Reputation des Intendanten durch den Ärger am Badischen Staatstheater gelitten haben soll. Endet die Intendantenkarriere in Karlsruhe oder findet sich doch noch eine Stadt, die einen Kulturmanager engagieren will? Spätestens 2021 wird man es offiziell wissen. Inoffiziell kann man erahnen, daß er noch Ambitionen hat, die vielen Veränderungen am Badischen Staatstheater lassen den Verdacht zu, daß man versucht, das Haus wieder zurück auf das tradierte Qualitätsniveau zu heben. Mal schauen, ob Spuhler seine Intendanz doch noch zu einem akzeptablen Abschluß führen kann.