Worum geht es bei dieser Inszenierung?
oder
Die Ablösung des Erlösers
Der renommierte Regisseur Keith Warner entschlüsselt Parsifal als Werk über eine spirituelle Krise, die eine religiöse Gemeinschaft in die Bedeutungslosigkeit führt. Dabei ist die Inszenierung zweigeteilt: die ersten beiden Akte spielen in der zeitlos angesetzten, hermetisch abgeriegelten Welt einer religiösen Elite, der dritte Akt im Hier und Heute.
Warner sieht "Parsifal als soziologisches und aufklärerisches Lehrwerk, das aufzeigt, wie eine Gesellschaft sich erneuern kann. Religion ist in diesem Kontext nicht mehr als eine Metapher für Leidenschaft und die Entscheidung, sein Leben nach bestimmten Überzeugungen und Gesetzmäßigkeiten zu führen. Daß man dabei auf Abwege kommen kann, zeigt die Gralsgesellschaft, die in einer Krise steckt." Für den Regisseur "sind die Gralsritter nichts anderes als Menschen, die sich dafür entschieden haben, ein bestimmtes Leben zu führen. Sie sind Menschen mit einer starken Überzeugung".
Die ersten beiden Akte zeigen den Konflikt zwischen der Gralswelt und Klingsor als zwei Seiten einer Medaille. Der Regisseur dazu: "Letztlich stehen auf beiden Seiten Menschen, die das gleiche Ziel verfolgen und die sich aus diesem Grund in einen inneren Kampf begeben haben. Beide Seiten erleiden auf ihre Weise Verluste. Deswegen gibt es in unserem Bühnenbild, das oberflächlich betrachtet streng in Schwarz und Weiß geteilt ist, im Weißen auch Schwarzes und umgekehrt."
Gurnemanz und Klingsor sind beide Suchende und Lehrende: sie unterrichten Schüler und geben Überzeugungen weiter. Beide sind Repräsentanten einer Lehre in unterschiedlichster Auslegung. Der ausgestoßene Klingsor "lechzt immer noch danach, einer der „Guten“, ein Gralsritter zu sein".
Zu Beginn des 3. Akts erreicht man das Heute und Parsifal kommt zu spät. Amfortas Amtsüberforderung hat die Gralswelt zerstritten - die Gralsritter ziehen unversöhnt ab. Parsifal kommt als Vollender und Beender. "Erlösung dem Erlöser" wird zwar gesungen, tatsächlich wird der Erlöser aber ersatzlos abgelöst. Er wird nicht mehr gebraucht - es werden keine Bitten, kein Flehn und keine Ansprüche mehr an ihn gerichtet. Der Gral ist verschwunden, der Behälter ist leer. Eine durch Fehler und Weiterentwicklungen verfehlte Spiritualität, die ihren Sinn nicht mehr erfüllt, hat ihre Anhänger verloren. Eine unreligiöse Gesellschaft läuft am Ende staunend durch das objekt- und sinnentleerte einstige Heiligtum. Der einstmals heiße Kern der Religion ist in der modernen Welt fast komplett erkaltet. Nur ein einzelner Junge hat Interesse am früheren spirituellen Wissen und streckt Parsifal die Hand entgegen.
Was ist zu sehen?
Eine Zukunftsvision, eine zentrale Kuppel (die einen Eindruck zwischen Bunker, Atommeiler und Industrieanlage hinterlässt), um die sich die Drehbühne mit unterschiedlichsten Räumen dreht - eine sehr gut gemachte, konkrete Szenerie, kühle glatte Flächen, angedeutete große Beton-Bögen. Die Kostüme sind in Stilmix: moderne Anzüge, Mannerschürzen und Kostüme des 19. Jahrhunderts und aus der Phantasie der Kostümbildnerin.
Was ist zu hören?
Ein langer Abend für die Sänger mit gelegentlichen Ermüdungserscheinungen, aber vielen sehr guten Momenten. Als Parsifal hat man mit Erik Nelson Werner eine hervorragende Wahl getroffen: eine Stimme, die aufhorchen lässt: kraftvoll und männlich. Anscheinend beginnt in der kommenden Spielzeit eine neuer Ring des Nibelungen in Karlsruhe, Werner hat sich gestern als Siegmund empfohlen, vielleicht auch als Siegfried.
Als Gurnemanz hat man mit Alfred Reiter eine noble, angenehme und wohlklingende Stimme verpflichtet, der man gerne lange zuhört. Nur gelegentlich schienen die Kräfte zu schwinden.
Sehr expressiv und mit vollem Einsatz sang die beim Karlsruher Publikum beliebte Christina Niessen als Kundry - im 2. Akt kam sie dabei etwas an ihre Grenzen. Den ausdrucksstärksten Moment hatte gestern Renatus Meszar, der als Amfortas im ersten Akt eindringlich Qual und Zerknirschung Ausdruck verleiht. Und nicht zu vergessen Jaco Venter als stimmlich prägnanter Klingsor und Avtandil Kaspeli, der aus dem Hintergrund den Titurel singt.
Großen Jubel gab es auch für Justin Brown und die Badische Staatskapelle, die eine sehr gute Premiere musizierten. Im 1. Akt wirkt Browns Dirigat gelegentlich fast zu profan - manche Stellen gelangen etwas nüchtern, eher protestantisch-klar statt katholisch-mystisch. Eine geheimnisvoll rätselhafte Spiritualität entwickelt sich nicht. Im dritten Akt versucht Brown dies zu kompensieren - er wird teilweise sehr langsam, als ob er eine szenische Erstarrung oder letzte Verinnerlichung herbeiführen möchte. Glanzstück ist der zweite Akt: dämonisch, sinnlich, dramatisch am Schluß - Brown ist hier in seinem Element (und man kann gespannt sein, wie nächste Spielzeit bei ihm Tristan und Isolde klingen werden).
Wie immer hat Ulrich Wagner den Badischen Staatsopernchor sehr gut vorbereitet. Schade, daß die Inszenierung im ersten Akt dem Chor Wirkung nimmt: Die Frauen singen zu weit hinter der Bühne und verlieren etwas zu stark an Effekt.
Fazit: Eine einfache und zeitgemäße Umsetzung eines schwierigen, weil unzeitgemäßen Werks, bei der die Leistungsfähigkeit der Karlsruher Oper wieder sehr eindrucksvoll bewiesen wird.
Besetzung und Team:
Amfortas: Renatus Meszar
Titurel: Avtandil Kaspeli
Gurnemanz: Alfred Reiter
Parsifal: Erik Nelson Werner
Klingsor: Jaco Venter
Kundry: Christina Niessen
Erster Gralsritter: Steven Ebel
Zweiter Gralsritter: Luiz Molz
Stimme aus der Höhe: Moritz Prinz
Blumenmädchen (1): Ina Schlingensiepen, Lydia Leitner, Sofia Mara
Blumenmädchen (2): Agnieszka Tomaszewska, Tiny Peters, Katharine Tier
Erster Knappe: Lydia Leitner
Zweiter Knappe: Sofia Mara
Dritter Knappe: Max Friedrich Schäffer
Vierter Knappe: Nando Zickgraf
Musikalische Leitung: Justin Brown
Chorleitung: Ulrich Wagner
Regie: Keith Warner
Bühne: Tilo Steffens
Kostüme: Julia Müer
Licht: Stefan Woinke
Die ersten beiden Akte zeigen den Konflikt zwischen der Gralswelt und Klingsor als zwei Seiten einer Medaille. Der Regisseur dazu: "Letztlich stehen auf beiden Seiten Menschen, die das gleiche Ziel verfolgen und die sich aus diesem Grund in einen inneren Kampf begeben haben. Beide Seiten erleiden auf ihre Weise Verluste. Deswegen gibt es in unserem Bühnenbild, das oberflächlich betrachtet streng in Schwarz und Weiß geteilt ist, im Weißen auch Schwarzes und umgekehrt."
Gurnemanz und Klingsor sind beide Suchende und Lehrende: sie unterrichten Schüler und geben Überzeugungen weiter. Beide sind Repräsentanten einer Lehre in unterschiedlichster Auslegung. Der ausgestoßene Klingsor "lechzt immer noch danach, einer der „Guten“, ein Gralsritter zu sein".
Zu Beginn des 3. Akts erreicht man das Heute und Parsifal kommt zu spät. Amfortas Amtsüberforderung hat die Gralswelt zerstritten - die Gralsritter ziehen unversöhnt ab. Parsifal kommt als Vollender und Beender. "Erlösung dem Erlöser" wird zwar gesungen, tatsächlich wird der Erlöser aber ersatzlos abgelöst. Er wird nicht mehr gebraucht - es werden keine Bitten, kein Flehn und keine Ansprüche mehr an ihn gerichtet. Der Gral ist verschwunden, der Behälter ist leer. Eine durch Fehler und Weiterentwicklungen verfehlte Spiritualität, die ihren Sinn nicht mehr erfüllt, hat ihre Anhänger verloren. Eine unreligiöse Gesellschaft läuft am Ende staunend durch das objekt- und sinnentleerte einstige Heiligtum. Der einstmals heiße Kern der Religion ist in der modernen Welt fast komplett erkaltet. Nur ein einzelner Junge hat Interesse am früheren spirituellen Wissen und streckt Parsifal die Hand entgegen.
Was ist zu sehen?
Eine Zukunftsvision, eine zentrale Kuppel (die einen Eindruck zwischen Bunker, Atommeiler und Industrieanlage hinterlässt), um die sich die Drehbühne mit unterschiedlichsten Räumen dreht - eine sehr gut gemachte, konkrete Szenerie, kühle glatte Flächen, angedeutete große Beton-Bögen. Die Kostüme sind in Stilmix: moderne Anzüge, Mannerschürzen und Kostüme des 19. Jahrhunderts und aus der Phantasie der Kostümbildnerin.
Die Verwandlungsszene im ersten Akt -"Zum Raum wird hier die Zeit" - zeigt religiöse und mythische Urszenen: Abrahams Opferung des Isaak, Jesus Christus, Prometheus am Felsen und eine hinduistische Szene. Klingsors Welt entspricht stark der Gralswelt, Klingsor selber sieht ein wenig aus wie Professor Snape aus den Harry Potter Verfilmungen. Der dritte Akt ist nüchterner und karger - eine Straßenlampe, eine Parkbank, ein Fundus für nicht mehr gebrauchte religiöse Objekte.
Was ist zu hören?
Ein langer Abend für die Sänger mit gelegentlichen Ermüdungserscheinungen, aber vielen sehr guten Momenten. Als Parsifal hat man mit Erik Nelson Werner eine hervorragende Wahl getroffen: eine Stimme, die aufhorchen lässt: kraftvoll und männlich. Anscheinend beginnt in der kommenden Spielzeit eine neuer Ring des Nibelungen in Karlsruhe, Werner hat sich gestern als Siegmund empfohlen, vielleicht auch als Siegfried.
Als Gurnemanz hat man mit Alfred Reiter eine noble, angenehme und wohlklingende Stimme verpflichtet, der man gerne lange zuhört. Nur gelegentlich schienen die Kräfte zu schwinden.
Sehr expressiv und mit vollem Einsatz sang die beim Karlsruher Publikum beliebte Christina Niessen als Kundry - im 2. Akt kam sie dabei etwas an ihre Grenzen. Den ausdrucksstärksten Moment hatte gestern Renatus Meszar, der als Amfortas im ersten Akt eindringlich Qual und Zerknirschung Ausdruck verleiht. Und nicht zu vergessen Jaco Venter als stimmlich prägnanter Klingsor und Avtandil Kaspeli, der aus dem Hintergrund den Titurel singt.
Großen Jubel gab es auch für Justin Brown und die Badische Staatskapelle, die eine sehr gute Premiere musizierten. Im 1. Akt wirkt Browns Dirigat gelegentlich fast zu profan - manche Stellen gelangen etwas nüchtern, eher protestantisch-klar statt katholisch-mystisch. Eine geheimnisvoll rätselhafte Spiritualität entwickelt sich nicht. Im dritten Akt versucht Brown dies zu kompensieren - er wird teilweise sehr langsam, als ob er eine szenische Erstarrung oder letzte Verinnerlichung herbeiführen möchte. Glanzstück ist der zweite Akt: dämonisch, sinnlich, dramatisch am Schluß - Brown ist hier in seinem Element (und man kann gespannt sein, wie nächste Spielzeit bei ihm Tristan und Isolde klingen werden).
Wie immer hat Ulrich Wagner den Badischen Staatsopernchor sehr gut vorbereitet. Schade, daß die Inszenierung im ersten Akt dem Chor Wirkung nimmt: Die Frauen singen zu weit hinter der Bühne und verlieren etwas zu stark an Effekt.
Fazit: Eine einfache und zeitgemäße Umsetzung eines schwierigen, weil unzeitgemäßen Werks, bei der die Leistungsfähigkeit der Karlsruher Oper wieder sehr eindrucksvoll bewiesen wird.
Besetzung und Team:
Amfortas: Renatus Meszar
Titurel: Avtandil Kaspeli
Gurnemanz: Alfred Reiter
Parsifal: Erik Nelson Werner
Klingsor: Jaco Venter
Kundry: Christina Niessen
Erster Gralsritter: Steven Ebel
Zweiter Gralsritter: Luiz Molz
Stimme aus der Höhe: Moritz Prinz
Blumenmädchen (1): Ina Schlingensiepen, Lydia Leitner, Sofia Mara
Blumenmädchen (2): Agnieszka Tomaszewska, Tiny Peters, Katharine Tier
Erster Knappe: Lydia Leitner
Zweiter Knappe: Sofia Mara
Dritter Knappe: Max Friedrich Schäffer
Vierter Knappe: Nando Zickgraf
Musikalische Leitung: Justin Brown
Chorleitung: Ulrich Wagner
Regie: Keith Warner
Bühne: Tilo Steffens
Kostüme: Julia Müer
Licht: Stefan Woinke
Guten Morgen,
AntwortenLöschenich lese Ihre Berichte gerne und regelmäßig. Ihre Beobachtungen zum gestrigen "Parsifal" kann ich jedoch nicht nachvollziehen.
Sie schreiben, das Werk sei "unzeitgemäß". Spiritueller Fanatismus und Religionskriege unzeitgemäß ? Als ich das letzte Mal meinen Fernseher eingeschaltet habe, hab ich etwas anderes mitbekommen. Ein Männerbund, der jeglichen Kontakt zur Außenwelt verloren hat - unzeitgemäß ? Also ich muss da unweigerlich an einen Zwergenstaat innerhalb Roms denken. Die Liste wäre beliebig erweiterbar. Und das genau ist das Problem bei dieser Inszenierung: sie verweigert sich irgendeiner Deutung. Und flüchtet daher in einen blinden Aktionismus - die Bühne dreht sich und dreht sich. Unentwegt.
Sie zitieren den Regisseur. Der sagt lauter interessante Sachen, die Allgemeinplätze sind. Und von all den Dingen sieht man auf der Bühne herzlich wenig auf der Bühne - angefangen beim angeblichen "schwarz-weiß". Der Matroschka-Gral war grenzwertig und der Schwanenflügel erzeugte durchaus Heiterkeit in meinem Sitzumfeld. Mitleid - ein Kernaspekt dieses Werkes - wird hier völlig ausgeblendet. Hauptsache ein "schöner" Schwanenflügel. Optik sticht Sinnhaftigkeit. Alle drei Akte beginne dabei durchaus interessant und besitzen narrative Dichte - der zweite beginnt sogar packend. Aber innerhalb einer Viertelstunde geht der Regie regelmäßig die Puste aus und die Bühnenmaschinerie kommt zum Einsatz. Ich habe noch nie - und dies ist meine dreizehnte "Parsifal"-Produktion - eine derart statische Liebesszene im zweiten Akt gesehen. Aus psychatrischer Sicht könnte man fast Autismus beim Regisseur ferndiagnostizieren.
Das Dirigat von Brown empfand ich wie immer gelungen - aber selbst eine meine Lieblingsstellen (Ende zweiter Akt), die mich eigentlich immer irgendwie anrühren, ließ mich gestern absolut kühl. Woran es genau liegt, vermag ich nicht zu sagen.
Sängerisch war dies ebenfalls grenzwertig. Renatus meszar ist ein guter Bass mit einer passablen Höhe - was er schon mehrfach unter Beweis gestellt hat. Aber der Amfortas ist eine Baritonpartie und das rollendeckend Quälende im Gesang - es wurde hier auf Kosten eines Sängers erzielt. Nicht durch dessen Gestaltungskraft.
Alfred Reiter ist ebenfalls - ich traue es mich eigentlich nicht zu sagen - fehlbesetzt. Er kann den Text schön plastisch formen, gewiss, aber ein Gurnemanz ist letztlich kein Sarastro. Es gibt mehrere stellen, da muss ein Gurnemanz richtig "aufmachen" (Bestes Beispiel: "Entnimm nun seinem Haupt" im dritten Akt.). Ich habe noch nie, wirklich nie einen Sänger erlebt, der derart Schiffbruch an dieser Stelle erlitten hat. Selbst an eher harmloseren Stellen stößt Reiter an seine Grenzen.
Christina Niessen ist ein tolles, verdientes Ensemblemitglied. Auch sie spielt engagiert, sofern sie die Regie lässt. Aber auch hier ist am Ende mehr heiße Luft als Stimmsubstanz zu vernehmen. Ich kann nur hoffen, dass man sie nicht im "Tristan", von dem Sie ja schreiben, verheizen wird, wie das ja auch in Stuttgart mit Christiane Iven passiert ist.
Und der Gast in der Titelpartie ? Wirklich schönes Material - aber auch hier: eben nur in der baritonalen Komfortzone. Alles jenseits des Passagios ist mehr als einmal wackelig. Besonders beweglich im spiel erschien er mir auch nicht, eher unbeteiligt. Ein Siegmund kann ich mir da gut vorstellen - zu einem Siegfried fehlt da aber viel.
Abschließend möchte ich dem Badischen Staatstheater für diese Produktion danken. Eine meiner Lieblingsopern in zehn Minuten Laufentfernung von der Wohnung entfernt - das wäre arg teuer geworden. Da habe ich richtig viel Geld gespart. Danke, Herr Warner ! (Florian Kaspar)
Lieber Herr Kaspar, herzlichen Dank für Ihre vielen zutreffenden Hinweise!
LöschenZuerst eine Anmerkung: Ich fühle mich für Parsifal nicht zuständig. Musikalisch gibt es großartige Momente, die Handlung ist für mich aber nicht nachvollziehbar. In der Hinsicht fand ich die Regie gut: die ersten beiden Akte sind routiniert arrangiert, der dritte Akt zeigt die Distanz des Regisseurs zur Thematik. Meines Erachtens verweigert er sich nicht irgendeiner Deutung. sondern betont das Fremde daran. Das ist diskutabel, von meinem Standpunkt aber vertretbar.
Spirituellen Fanatismus und Religionskriege kann ich im heutigen Maßstab nicht darin erkennen. Klingsor als Islamisten sehe ich nicht. Vielmehr ist Parsifal für mich dann ein Stück über verklemmte und unterdrückte Sexualität - auch ein Thema, womit man heute keinen Blumentopf mehr gewinnt.
Sie haben Recht: bei der statischen Liebesszene im zweiten Akt mußte ich gähnen - sie ist ein Schwachpunkt.
Übrigens: die Auszüge aus dem Programmheft habe ich schmunzelnd übernommen, denn da verkündigt Warner einige Absichten, die ich auf der Bühne nicht erkennen konnte. Dramaturgie und Bühnenwirklichkeit sind nicht wirklich kongruent.
Justin Brown hat für mich eine Schwäche: er hat anscheinend keinen Zugang zu etwas, was ich "transzendente Musik" nennen möchte. Das ist eine sehr persönliche Sicht, die sich bei mir schon zuvor ankündigte (beispielsweise zuletzt bei Bruckners 8. Symphonie) und am Sonntag dazu führte, daß einige meiner Lieblingsstellen auf mich nicht wirkten. So was kann aber auch wiederum persönliche Tagesform sein - ein weites Feld.
Sängerisch war ich zufriedener als Sie, aber ich bin auch definitiv weniger vertraut mit dieser Oper und ihren Interpreten.
Eine Gemeinsamkeit haben wir doch noch: ich werde mir nur noch ein oder zwei Aufführungen anhören. Begeistern konnte ich mich nur im Detail.
Noch mal vielen Dank für Ihre für mich wertvollen Erkenntnisse!
Sehr geehrter Herr,
Löschenich bin Ihnen sehr dankbar, eine andere Beurteilung als die üblichen Lobeshymnen zu lesen. Für mich war es der 24.Parsifal in 10 verschiedenen Produktionen, und diese war für mich unerträglich langweilig, da ohne jede Aussage. Welche Sternstunden dagegen vor zwei Jahren in Zürich. Auch was Sie über die Sänger schreiben, kann ich zu 100% nachvollziehen.
Danke .
Günther Erb
r
Vielen Dank für Ihren Kommentar Herr Erb. Ihr Dank geht übrigens an Herr Kaspar.
LöschenDer Neue Merker
AntwortenLöschenhttp://www.der-neue-merker.eu/karlsruhe-badisches-staatstheater-parsifal-premiere
Gruß Klaus
Vielen Dank für den Hinweis!
Löschen