Sonntag, 15. März 2015

Puccini - La Bohème, 14.03.2015

Sie wird nicht nur nicht besser, diese Inszenierung von La Bohème (mehr hier), sie wird auch nicht erträglicher - eine desinteressierte Gleichgültigkeit, die einfach nur das Zuhören fördert, stellt sich beim wiederholten Besuch nicht ein. Andere Bohèmes verlässt man in einer oxymoronischen glücklichen Traurigkeit, diese überwiegend gequält und in kritischer Verstimmung. Vor allem beim 1. und 4. Akt kann man nur wiederholt den Kopf schütteln angesichts der Ungeschicktheiten der Regie, die man dem Publikum zumutet. Dabei sind Bühnenbild, Orchester und Sänger absolut bemerkenswert und spannend, nur die einseitige und öfters hilflos wirkende Personencharakterisierung zieht die Vorstellung nach unten - es will einfach keine Stimmung aufkommen. 
Es benötigt doch einiges an Ignoranzvermögen oder Desinteresse, um sich mit einer solchen gewaltsamen Umdeutung abzufinden und in der Hinsicht ist La Bohème ein weiterer, wenn auch loser Baustein in der Kette von legendären Pleiten der Intendanz Spuhler, dessen prominenteste Abstürze bspw. Lohengrin, Die Fledermaus, Wie es euch gefällt oder Auf Kolonos darstellen. So ist es einfach nur unendlich schade, daß man die Chance nicht nutzte, sich gerade mit dieser beliebten Oper endlich mal positiv beim breiten Abo-Publikum zu profilieren. Regisseurin Anna Bergmann wird hoffentlich bei der bevorstehenden Premiere im Schauspiel von Tschechows Drei Schwestern mehr Interesse am Inhalt zeigen und nicht erneut ihre Einfälle für wichtiger als das Stück halten. 


Zwei Gäste hatte man gestern als Mimi und Rudolfo engagiert, die beide absagten. So mußte man kurzfristig Ersatz suchen. Dmytro Popov -er war 2009-2012 im Ensemble der Stuttgarter Oper und singt dort im April und Mai den Rodolfo in Verdis Luisa Miller- gab einen sehr guten Rudolfo: lyrisch und mit Schmelz - eine Stimme, die damit zu dieser Inszenierung allerdings in großem Kontrast stand. Maija Kovalevska hinterließ als Mimi einen zwiespältigen Eindruck: im ersten Akt wirkte sie zu unbeteiligt, ihre Stimme klang seltsam matt und glanzlos. Später bewies sie das Volumen und Vermögen ihrer Stimme und überzeugte dennoch nicht - ihr fehlte der Ausdruck und die Wärme. Ihre Stimmfarbe schien so gar nicht zu einer Mimi passen zu wollen.
Weiterhin auf der Habenseite ist man mit der übrigen Besetzung: Ina Schlingensiepen, Seung-Gi Jung, Konstantin Gorny und Andrew Finden sowie Johannes Willig und die Badische Staatskapelle - an alle ein dankbares Bravo! Musikalisch konnte man mit der beschriebenen Ausnahme beeindruckt sein, wenn man mit geschlossenen Augen nur zuhörte. Daß keine richtige Stimmung oder sogar Begeisterung  aufkam, lag an den bekannten Schwächen.