Allerdings konnte ich die gestrige Premiere des Sommernachtstraum nicht besuchen und werde mir erst im Februar eine Vorstellung ansehen.
An einem Tag (und sogar schon in der Nacht) nach einer Premiere schnellen die Besucherzahlen dieser Seiten stets deutlich nach oben und lassen erkennen, welches Prestige ein Stück besitzt. Die Premiere der Fledermaus war in dieser Hinsicht in dieser Spielzeit der klare Spitzenreiter. Über einen längeren Zeitraum lässt sich ein anderes Muster erkennen, das obige Beobachtung ergänzt: umso mehr Emotionen eine Produktion des Badischen Staatstheaters auslöst, desto häufiger wollen sich Vorstellungsbesucher darüber informieren und landen auf diesen Seiten. Und zum Abschluß eine dritte Beobachtung: weniger gelungene Produktion führen zu mehr Kommentaren. Es scheint wichtiger für das emotionale Gleichgewicht, Unzufriedenheit oder Ärger zu artikulieren statt Zufriedenheit und Freude.
Schon wieder Sommernachtstraum?
Es ist meines Erachtens eine mutige Entscheidung des Karlsruher Schauspiels, Shakespeares Sommernachtstraum ins Programm zu nehmen. Immerhin liegt die letzte Inszenierung nur wenige Jahre zurück und war ein grandioser Erfolg und eine der schönsten Produktionen des letzten Jahrzehnts. Ich selber sah sie mehrfach. Jan Linders stellt sich also dem Vergleich. Nach den bisher stets zu seinen Ungunsten verlaufenen Vergleichen der letzten beiden Spielzeiten ist das mutig und hoffentlich wird diesmal sein Mut belohnt. Da der Sommernachtstraum auch eines meiner persönlichen Lieblingsstücke ist, liegen meine Erwartungen hoch und die Vorfreude ist groß. Falls Sie in der Premiere waren, schreiben Sie mir doch einen Kommentar mit Ihren Eindrücken!
NACHTRAG: Ein Vorstellungseindruck findet sich inzwischen hier.
Die große Dürre - Zur restlichen Spielzeit 2013/14
Die Spielzeit geht noch knapp 6 Monate. Dennoch ist sie fast schon vorbei. Nichts spannendes Neues scheint in den kommenden Monaten auf die Bühne des Schauspiels zu kommen. Diese dritte Spielzeit zeigte bisher gute Tendenzen. Nun beginnt die große Dürre. Was wird den Schauspielbesuchern noch geboten? Im Schauspielpremieren-Abonnement sind noch drei Vorstellungen:
- Maienschlager von Katharina Gericke ist für ein jugendliches Publikum und behandelt die fast schon wie ein klischeehaft konstruiertes Symbol klingende homosexuelle Liebe zwischen einem 16jährigen Hitler-Jungen und einem 15jährigen Juden im Jahre 1938. Bei besten Absichten besteht oft etwas Kitschgefahr ....
- GAS I & II aus der Sozialen Trilogie von Georg Kaiser ist historisch von Interesse. Die Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen löste dort 2013 anscheinend wenig Begeisterung aus.
- Und die letzte Premiere der Spielzeit scheint zu entfallen: die Adaption von Hermann Hesses Roman Glasperlenspiel ist sang- und klanglos aus dem Programm verschwunden. Man kann gespannt sein, was nun im Abo als Ersatz geboten wird.
- Im Studio scheint auch nur noch eine Doku-Soap über die NSU und ein neues ukrainisches Stück zu kommen
Was kann man also als Zuschauer des Sprechtheaters noch besuchen? Große Überraschungserfolge gehören nun nicht gerade ins aktuelle Karlsruher Schauspiel-Repertoire. Ich hoffe dennoch ein wenig auf eine Überraschung bei GAS I & II und schaue mir sonst wieder die Spielpläne von Frankfurt und Stuttgart an. Dantons Tod in Baden-Baden hat sehr gute Kritiken bekommen. Das wäre auch mal ein spannender Vergleich.
Sie haben gut daran getan Ihre Abo-Plätze abzugeben. Ich glaube Ihre Enttäuschung wird erneut groß sein. Für mich ging der Vergleich klar verloren. Wenn sie exotische Klänge hören wollen ist diese musikalische Revue aber interessant. Der Focus liegt auf der musikalischen Seite, schauspielerisch gibt er wenig her. Sebastian Kreutz sowie Bartholomäus, Neupert, Krause, Timo Tank etc. sind eine Klasse für sich gewesen :-(
AntwortenLöschenVielen Dank für die Einschätzung!
Löschen@Volker.
AntwortenLöschenHerzlichen Dank! Schade und ja, ich werde darauf achten und dann im Februar versuchen, es entsprechend in meinen Text zu berücksichtigen.
Lieber Honigsammler,
AntwortenLöschenhier meine Eindrücke zu der Sommernachtstraum-Premiere:
Nun, wie es zur Tendenz des Hauses gehört, wurde die ohnehin eher „leichte“ Shakepeare-Komödie stark verkürzt, von allen u. U. schwierigeren Textpassagen enthoben und zu einem „Singspiel“ ausgebaut.
Der Karlsruher Inszenierung gelingt es trotz manches Zaubers und gelungener Kostüme nicht, das Publikum nachhaltig zu bezaubern. Wieder einmal war die allmähliche Dekonstruktion der Bühne wichtiger als die Illusion.
15 Lieder wurden eigens geschrieben (von Clemens Rynkowski; vgl. „Alice“), um die Handlung zu begleiten. Im ersten Akt erinnern Musik und Text stark an die Heimatfilmschnulzen der 50er Jahre im zweiten wird es dann besser: die Musiker sind als Elfen verkleidet und haben als musizierende Elfen allerhand Originelles (meist im hinteren Bühnenraum) zu tun. Der Sound klingt nach barockisierender Schrammelmusik, die atmosphärisch durchaus passt. Später obsiegt leider wieder das Schlagerhafte. Herausragend der Gesang der Rynkowski-Brüder bei einem der Lieder; einen „Ohrwurm“ gibt es auch – der ist auch die Zugabe für den anhaltenden Applaus.
Das Ganze allerdings überlagert m. E. die ohnehin gekürzte Original-Textebene viel zu sehr.
Robert Besta glänzt als Zettel. Allerdings werden die Handwerkerszenen (in KA sind es vorgeblich Bühnenarbeiter) als Einzelnummern aufgeführt, die das Singspiel unterbrechen, sind also nicht ins Textganze eingebunden und können aufgrund der Streichungen auch nicht ironisch kommentiert werden, wie dies der Autor vorsieht.
Andre Wagner artikuliert wie gewohnt. Als Hermias Vater geht das noch an, allerdings spielt er in einer Doppelrolle unentwegt bedeutsam schreitend ausgerechnet den wichtigen Puck - und das ist dann schon eine sehr "ungeschickte" Besetzungswahl.
Lob verdient der Gastschauspieler Tim Grobe für die Verkörperung des Oberon und Antonia Mohr für die Darstellung der Titania.
Es gab starken Applaus sowie verbale Beifallsbekundungen seitens des eher jüngeren Publikums, die wohl froh waren, nicht allzu sehr mit schwierigeren Textpassagen konfrontiert worden zu sein.
In die Reihe der bisherigen Schauspieldesaster braucht man es nicht einzuordnen, ein "unbedingt sehenswert" würde ich nicht dafür geben. - Und besser als die Vorgänger-Inszenierung des Sommernachtstraums ist diese keinesfalls.
Lieber Puck,
Löschenherzlichen Dank für Ihre Eindrücke. Ein wenig habe ich das erwartet, was Sie berichten. Na dann freu ich mich jetzt auf den "Ohrwurm" und darauf, daß ich keine szenische Pleite zu erwarten habe.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende!
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieser Sommernachtstraum nicht besser unter das Stichwort Performance fällt. Auf jeden Fall wird viel, wirklich viel gesungen und Klänge erzeugt. Bitte lesen sie sich das Programmheft durch. Die Begründung dort für das viele Singen finde ich problematisch. Es ist wieder so eine weder Fisch noch Fleisch Produktion, aber viele werden es bestimmt als netten Zeitvertreib sehen. Mir gefiel es musikalisch nicht. Ich gehe nicht ins Schauspiel um Musik zu hören, die ich mir privat nicht anhören würde. Für mich gibt es keine Wiederholung. Berkenhoffs Sommernachtstraum sah ich im Schlosspark und später noch mal im Kleinen Haus und der gefiel mir schauspielerisch besser.
AntwortenLöschenVG, Birgit
Hallo Birgit, vielen Dank. Mit Performance geben Sie mir ein gutes Stichwort, über das ich nach meinem Besuch der Vorstellung mal nachdenken werde.
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