Halbzeit der Intendanz Spuhler
Was hat der Intendanzwechsel bisher den regelmäßigen Zuschauern gebracht? Meines Erachtens nicht viel, wenn man genauer hinschaut. Drei neue Köpfe kamen mit Teams nach Karlsruhe: Intendant Spuhler, Operndirektor Schaback und Schauspielleiter Linders - ihre Halbzeit-Bilanz ist durchwachsen mit Höhen und noch mehr Tiefen.
Errungenschaften
hat die neue Intendanz bisher überwiegend außerhalb der
Bühne aufzuweisen. Eine Kindersparte wurde gegründet sowie die Zusammenarbeit mit den Schulen ausgebaut und es scheint, als ob diese Maßnahmen schnell erfolgreich waren und man dadurch deutlichen Publikumszuwachs generiert hat. Klar loben muß man das Badische Staatstheater auch dafür, daß es versucht die Akzeptanz bei den Bürgern zu stärken und Knut Webers Linie in dieser Hinsicht fortführt - ob nun mit dem KSC-Projekt oder Singspielen wie Dylan und Rio Reiser - man ist in den letzten Jahren massenkompatibler geworden. Man stellt sich breiter auf als es früher üblich war, spricht andere Publikumszielgruppen an, will Erst- und Neubesucher anziehen. Die Programm-Balance hat sich dennoch in den letzten 2,5 Jahren verschoben - problematisch ist das nur dadurch, daß man beim Kernrepertoire nicht das gewohnte Niveau halten konnte und an künstlerischem Gewicht verloren hat.
Problemzone Schauspiel
Besonders auffällig ist der Leistungsabfall im Schauspiel. Dort ist man substanzärmer und durchschnittlicher geworden und setzt stärker als früher auf musikalische Beschallung, äußerliche Effekte und Populäres. Leider hat man Probleme beim tradierten Sprechtheater, bei dem man immer wieder hilflos und überfordert wirkt. Doch Langeweile macht sich schon bei der Programmzusammenstellung breit. Man plant kommerziell, nicht künstlerisch, man hat primär die Zielgruppe im Blick, nicht die künstlerische Vision und dessen Ausdruck. Man plant seine Programmpunkte im Hinblick auf Senioren und Schüler, für unerfahrene Theaterbesucher und um zu zeigen, daß man einer plakativen gesellschaftlichen Aktualität hinterherläuft. Die Inszenierung sehen dann auch meistens danach aus: geplante Routine, brave Biederkeit, einfallslose Erwartbarkeit. Wie im Eiskunstlauf gibt es Pflicht und Kür - das Zielgruppenkonzept erfüllt vielleicht die Pflicht, doch gemessen wird man entscheidend bei der Kür, und dort hat man als Staatstheater auch eine Leuchtturmfunktion und muß das zeigen, was andere Theater künstlerisch nicht ohne weiteres auf die Bühne bringen können. Diese qualitative Funktion ist im Schauspiel zu oft verloren gegangen. Bestes Beispiel war Ende November die Übernahme von Endstation Sehnsucht, die zeigte, daß das Badische Staatstheater dann heftig ins Straucheln kommt, wenn man sich an die Stücke des Kernrepertoires wagt. (Andere Beispiele: die schnell abgesetzte Shakespeare Komödie Wie es euch gefällt, die zum Pubertätsdrama reduzierte Tschechow'sche Möwe, das Experimentalfiasko Auf Kolonos und viele andere nichtssagende Langeweiler-Produktionen). Der Vergleich mit dem Schauspiel in Frankfurt und Stuttgart belegen den Dimensionsverlust, wenn man auf dem Niveau zu spielen versucht, das man im Badischen Staatstheater erwarten sollte.
Bedeutungsverlust: Kommerz schlägt Anspruch?
Ich muß zugeben, daß ich nicht überrascht war, als man mir letzten Herbst (wie sich schnell herausstellte fälschlicherweise) versicherte, daß André Rieu im Februar 2014 ein Konzert im Badischen Staatstheater geben würde. Dieser beliebte Künstler konzertiert tatsächlich in Karlsruhe - allerdings in einem anderen Saal. Der Kern der Botschaft ist dabei, daß ich es der Intendanz des Badischen Staatstheaters zugetraut hätte. Immerhin eine Chance, sich breiter und populärer aufzustellen. Aufmerksamkeit und Zuschauerzahlen schlagen also künstlerische Vorbehalte? In diesem Punkt muß man Äußerungen des Badischen Staatstheaters widersprechen und falsche Wertigkeiten aufdecken: als eine von Steuergeld finanzierte Institution muß man allen Bürgern offen stehen und Ihnen auch das bieten, was sich kommerzieller ausgerichtete Bühnen nicht zutrauen oder nicht wagen. Das soll keine Abwertung von Gruppenschunkeln, rhythmischen Klatschen und Mitsummen/-singen sein. Doch dafür gibt es auch andere Bühnen. Der Standpunkt und die Qualität des Badischen Staatstheaters beweisen sich bei anderen Gelegenheiten: ob nun bei Shakespeare, Schiller, Tschechow oder neuen Autoren, die etwas zu sagen haben - und bei denen sind während dieser Intendanz meistens noch deutlich inszenatorische und darstellerische Steigerungen möglich. Diesbezüglich unzufriedene Besucher sind nicht "elitär", sondern haben einen anderen Bedeutungs- und Qualitätsanspruch an das Haus an der Baumeisterstraße - sie gehen primär dorthin, um das Besondere zu sehen und nicht nur das Gefällige, Beliebige und Belanglose.
Verpasste Chancen - Oper auf dem Nebengleis
Die Operndirektion verlässt zur allgemeinen Überraschung nach drei Jahren am Ende dieser Spielzeit bereits
wieder Karlsruhe. So richtig bekannt wurde Operndirektor Joscha Schaback nie. Er agierte aus
dem Hintergrund und meistens war nach außen Intendant Spuhler im
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und Chefdramaturg Bernd Feuchtner bei
inhaltlichen Themen. Der Fortgang hinterlässt gemischte Gefühle. Musikalisch-sängerisch gab es
einige Höhepunkte. Das Programm war in dieser Sparte anspruchsvoll und
präsentierte viel Neues, man setzte mutig auf die Liebhaber und Experten und ist wahrscheinlich nicht wenigen Zuschauer zu schwer, zu spröde und speziell geworden. Die
Inszenierungen zeigten Licht und Schatten, neue und interessante
Regisseure stellten sich vor, nicht immer wurde der Mut belohnt, nicht
immer hatte man eine glückliche Hand. Die Oper hinterließ dennoch künstlerisch einen deutlich
besseren Eindruck als das Schauspiel. Nur bei Vielfalt und
Abwechslungsreichtum des Opernspielplans verlor man klar an Qualität. Die Zuschauerzahlen stagnierten oder gingen zurück. Welche
Sänger das Haus verlassen, wer neu kommt und wie sich Programm und
Sparte ändern werden, um mehr Zuschauer anzuziehen, wird noch Stoff für einige Diskussionen geben. Man kann
nur wünschen, daß die Karlsruher Kernsparte schnell wieder den Anschluß
an frühere Selbstverständlichkeiten findet.
Im Ballett-, Chor- und Konzertbereich reicht die personelle und qualitative Kontinuität über die aktuelle Intendanz hinaus und ist hier deshalb kein Thema. Der Intendanzwechsel hat hier keine Verschlechterung gebracht und sowohl das Ballettensemble und Birgit Keil bzw. Vladimir Klos, der Chor mit Direktor Ulrich Wagner sowie Justin Brown und die Badische Staatskapelle sind unumstritten und beliebt.
Es gibt weitere positive Aspekte
Das Serviceangebot im Internet hat sich positiv erweitert, Programmhefte und gelegentlich ein Opernlibretto finden sich dort. Der Vorverkauf beginnt früher und umfasst einen größeren Spielzeitraum, Abos können über das Internet gebucht werden, Gutscheine können dort ebenfalls eingetauscht werden.
Ärgerlich bleibt, daß es für gewisse Abos immer noch unmöglich ist, Karten umzutauschen. Für Abonnenten einfach eine Zumutung, die nun schon Jahre andauert. Beispielhaft soll hier ein mir bekannter Fall erzählt werden: Als die Termine für das Operngala-Abo bekannt waren, bemerkten Bekannte, daß drei von vier Terminen der Spielzeit 2013/14 mit anderen Anlässen kollidieren. Da man bei so vielen Terminen keine ständigen Ersatzbesucher fand, wurde das Abo-Büro des Badischen Staatstheater um Hilfe gebeten, um eine Lösung zu finden. Doch dort hatte man keinen Spielraum und keinen Lösungsvorschlag. Pech gehabt und das bei einem Abo-Preis von fast 300 Euro pro Abonnement für vier Vorstellungen. Das Abo wurde daraufhin aus Verärgerung zum Ende der Spielzeit gekündigt. Die knapp 600 Euro werden zukünftig in Baden-Baden investiert. Also bitte, irgendeine Lösung -selbst mit einem angemessenen höheren finanziellen Verlust für den Verwaltungsaufwand- sollte sich doch endlich finden lassen, um Abo-Karten umtauschen zu können.
Fazit: Man hat
erfolgreiche Bereiche: Ballett, Chor, Orchester sowie die
langjährigen Publikumslieblinge in den Ensembles sowie starke neue Opernsänger.
Schauspiel und Oper sind auf ganz unterschiedliche Weise Baustellen, die dringend neue Impulse benötigen. Die Leistungsschwankungen zu Beginn einer Intendanz überraschen und erwecken den Eindruck, daß die Herausforderung in Karlsruhe unterschätzt wurden. Man braucht länger als erwartet, um qualitative Kontinuität zu zeigen oder im Hinblick auf das Schauspiel, um an das frühere Niveau anzuknüpfen. Man kann Peter Spuhler
und vor allem dem Karlsruher Publikum nur wünschen, daß die Oper einen
starken und selbstständigen Direktor bekommt, der um die vorhandenen sängerischen Qualitäten das passende Programm aufbaut und das Schauspiel .... ja,
wie soll das die Kurve bekommen? Es gilt Schauspieler auszutauschen, in
jeder Hinsicht mehr Sorgfalt und Begeisterung zu zeigen und die Qualität im Sprechtheater deutlich zu verbessern.
Zum Abschluß ein persönliches Fazit: Für mich hat sich die Gesamtleistungsfähigkeit nicht verbessert,
sondern verschlechtert. Qualitativ sind die Schwankungen im Schauspiel
zu groß, der Spielplan der Oper nicht abwechslungsreich genug. Bei
beiden ist die Programm-Balance nicht gelungen. Die Spuhler-Zeit
erscheint mir aktuell als eine Zeit, in der ich immer wieder feststelle,
daß ich Aufführungen nicht weiterempfehlen und eigene freie Abende nicht im Staatstheater verbringen kann und die
Möglichkeiten zum Asyl in Frankfurt, Stuttgart und Baden-Baden oder
einem Kino prüfe. Das Angebot in Karlsruhe war schon deutlich spannender, substantieller und abwechslungsreicher.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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Wenn es nun um die Verlängerung von Spuhler geht, werden Ihre Maßstäbe keine Rolle spielen. Die Statdt will, daß mehr Einnahmen gemacht werden und Stadt/Land messen den Intendanten an der Fleissarbeit Sanierung/Neubau. Qualität steht evtl. nur an dritter Stelle der Entscheidungsliste. Und obwohl Spuhler von der CDU/FDP nach Karlsruhe geholt wurde, kann man aufgrund seiner flexiblen und anpassungsfähigen Art davon ausgehen, dass auch Rot/Grün ihn nicht absägen. Ich denke er wird um 3 Jahre verlängert und kann so sein Gesicht bewahren. Nach 8 Jahren ist dann auch genug, länger sollte kein Intendant bleiben ohne Ermüdungserscheinungen auszulösen. Ich befürchte für Sie, dass Sie bis 2018 Asyl in anderen Städten suchen müssen.
AntwortenLöschenEinen Guten Start ins neue Jahr!
V.
Danke für Ihren Kommentar und Ihre Prognose. Ich glaube an die "flexible und anpassungsfähige Art" von Herrn Spuhler und hoffe, daß er gewisse Defizite erkennen und abstellen wird. Vielleicht wandelt sich meine Asyl-Suche dann doch noch in eine Form der Koexistenz.
LöschenLieber Honigsammler,
AntwortenLöschenIhrer Analyse kann ich weitgehend zustimmen. Das Schauspiel befindet sich in einem desolaten Zustand, die Oper stagniert mit Abstiegstendenz, das Ballett hält sein hohes Niveau.
Man muss Spuhler zugute halten, dass er ein hervorragender Kommunikator ist. Diese Fähigkeit ist natürlich immens wichtig wenn es darum geht, ein neues Schauspielhaus, neue Probenräume und eine Generalsanierung des Hauses auf den Weg zu bringen.
Ob er darüber hinaus in künstlerischer Hinsicht ein guter Intendant ist, darf bezweifelt werden. Bedauerlicherweise setzt er auf die falschen Mitarbeiter. Jan Linders, als Person sehr sympathisch, schafft es nicht, dem Schauspiel eine Linie zu geben. Das schauspielerische Niveau sinkt von Spielzeit zu Spielzeit, Größen wie Timo Tank, Georg Krause, Sebastian Kreutz, Stefan Viering und Jonas Riemer wurden nur schwach ersetzt. Allein Andre Wagner, Matthias Lamp und Thomas Halle halten die Fahne bei den Herren aufrecht. Der Rest ist weitgehend Schweigen. Bei den Damen sieht es ähnlich aus, Neben Ursula Grossenbacher, Lisa Schlegel und Eva Derleder können gerade noch Ute Baggeröhr und Joanna Kitzl bestehen.
In der Oper sieht es etwas besser aus, jedoch sind auch hier bedenkliche Tendenzen zu erkennen. Der Casting-Direktor John Parr ist sein Geld nicht wert. Sein Weggang zum Ende der Spielzeit ist der erste Pluspunkt. Die Oper verfügt über keinen erstklassigen Bassisten für das deutsche Fach, die Besetzung des Holländer ist weitgehend ein Armutszeugnis. Den Stützen des Hauses, Barbara Dobrzanska, Ina Schlingensiepen, Stephanie Schaefer, Christina Niessen, Eva Wolak, Armin Kolarczyk und Konstantin Gorny (alles Entdeckungen früherer Intendanzen) stehen bei den Neuverpflichtungen lediglich Andrea Shin und Christina Bock gleichwertig gegenüber.(Zum Einsatz kommen sie teilweise kaum, da es kein adäquates Repertoire gibt...) Im Baritonfach (Venter, Jung) darf gebrüllt werden, teilweise bis zur Heiserkeit. Frau Melton, quasi mit Gastvertrag versehen, ist als Rosalinde eine peinliche Fehlbesetzung, ihre Amelia war grenzwertig. Auch hier gilt: Laut ist Trumpf.
Spuhler muss sich, neben der Haussanierung, auf drei Punkte konzentrieren:
1. Das Schauspiel benötigt eine Neuausrichtung, konzeptionell und personell!
2. Die Oper ist das Aushängeschild des Hauses: Mit über 200 Künstlern ist sie die größte Sparte. Hier gilt es, mehr Repertoire zu spielen. Dreimal Hänsel und Gretel in der Weihnachtszeit ist ein Witz.
3. Obwohl ich an der Vitalität von Frau Keil nicht zweifle, muss ihre Nachfolge ins Auge gefasst werden. Es wäre eine Katastrophe, wenn das gerade zum Staatsballett aufgestiegene Ensemble in der Nach-Keil-Zeit bedeutungslos würde.
Noch ein Wort zu Justin Brown: Es stimmt, er und sein Orchester genießen hohe Zustimmung. Beim genauen Hinsehen muss man jedoch feststellen, dass Brown ein reiner Orchester-Dirigent ist, die Sänger interessieren ihn kaum Die Personalie Parr ist ihm zu verdanken und somit viele fragwürdigen Verpflichtungen.
Mit anderen Worten. Auch hier täte ein Wechsel Not!
Joscha Schabak war und ist um seinen Posten nicht zu beneiden. Sein Mitspracherecht ist offensichtlich beschränkt, Bernd Feuchntner gab die Linie vor, der er zu folgen hatte. Dem neuen Operndirektor wünsche ich die Begeisterung eines Thomas Brux, der so gut wie in jeder Opernaufführung hinter der Bühne mitfieberte und sich danach freute wie ein kleines Kind!
Die Verlängerung Spuhlers ist durch, daran gibt es keinen Zweifel. Die Frage ist, was er daraus macht. Weiter so mit Dylan und Reiser und Heidelberger-Niveau oder zurück zu alten Karlsruher Tugenden?
Quo vadis, Staatstheater?
Hallo Beckmesser,
Löschenherzlichen Dank für Ihre Analyse, der ich größtenteils zustimme und nur gewisse Personalien vorteilhafter beurteile. Brown, Melton und Jung schätze ich sehr. Übrigens Melton singt ca 20 Vorstellungen/Spielzeit und hat eine ähnliche Anwesenheitspflicht wie Gorny oder früher Lance Ryan. Bei allen könnte man ihre Formulierung "quasi mit Gastvertrag" anwenden und trifft es doch nicht ganz. Obwohl ich bei Melton manchmal den Eindruck habe, als hätte sie für die inszenatorische Probenarbeit zu wenig Zeit und würde improvisieren. Ein wenig fehlt mir bei ihr die Durchdringung der Rolle. Sie verlässt sich zu sehr auf ihre Stimmkraft.Das Bühnengeschehen leidet etwas (manchmal auch mehr) darunter.
Und ja: Thomas Brux war auch in meinen Augen ein Glücksfall. Er saß bei vielen Opernpremieren quer vor mir und ich konnte seine Aufregung bzw. Vorfreude und seine Begeisterung und Freude beobachten. Auch bei ihm war nicht jede Personalie ein Volltreffer, aber die Trefferquote war beeindruckend.
Was treibt eine Stadt wie Karlsruhe jedes Jahr 18Mio für das Staatstheater auszugeben. Die potentiellen Wählerstimmen der Theaterbesucher sind es nicht! Ein Theater am Ort ist ein Standortfaktor. Er soll die Attraktivität der Stadt Karlsruhe erhöhen, er soll die Stadt über die Region hinaus bekannt machen. Auch ein kleiner Skandal um eine grauenvolle Lohengrin-Inszenierung kann diesen Zweck erfüllen. Kann – muss aber nicht! Das Badische Staatstheater ist praktisch unbekannt oder - noch schlimmer: unbedeutend. Spuhler, angetreten das Haus aus der Provinzialität herauszuholen, dürfte inzwischen nach zweieinhalb Spielzeiten auf dem Tiefpunkt angekommen sein. Seine vorige Wirkungsstätte scheint nach seinem Weggang regelrecht aufgeblüht zu sein. Das (allerdings mit 500 Plätzen ziemlich kleine) Heidelberger Theater ist oft ausgebucht – das Ballett allemal – auch ohne Nussknacker und Schwanensee. Die Resonanz ist größer und besser als auf das größere Badische Staatstheater.
AntwortenLöschenMeine Theaterbesuche in Karlsruhe kann ich für diese Spielzeit an einer Hand abzählen und ich bin nicht der Einzige, der Abstinenz übt. Macht ja nichts, denn Spuhler hat neue Besucherschichten erschlossen mit denen er Rio Reiser und Bob Dylan zelebriert. Die Frage wird aber sein, ob man mit solchen Produktionen einen Etat von 36 Mio Euro rechtfertigen kann. Wohl eher nicht.
Braucht man einen Spuhler, um einen Theaterneubau bzw. eine Sanierung durchzuziehen? Man wird doch eher einen profilierten Architekt und einen knallharten Bauleiter brauchen. Spuhlers Erfahrung als Anschieber war sicher hilfreich, aber was kann er noch tun?
Da ich auch gerne ein Theater vor der Haustür nutzen möchte, gebe ich die Hoffnung auf NICHTverlängerung des Intendanten nicht auf.
Hallo Herr Kiefer, vielen Dank, das ist ein sehr treffendes Argument und sehr wichtiger Aspekt. Mit den finanziellen Mitteln in Karlsruhe muß einfach mehr möglich sein. Von der Etat-Seite betrachtet hat die Situation noch einen zusätzlichen Ernst.
LöschenIhre Analyse enthält einige zutreffende Beobachtungen und ich will Beckmessers Aussage unterstützen: es gilt, mehr Repertoire zu spielen!
AntwortenLöschenIst denn alles aus den Lagern verschwunden: Boheme, Lucia oder aus Thorwals Zeiten Frau ohne Schatten, Hoffmanns Erzählungen, Mefistofele, etc.... ? Produziert man heute nur für maximal zwei Spielzeiten, bevor eine Inszenierung verschrottet wird?
So verdienstvoll in dieser Spielzeit Passagierin, Peter Grimes, Dr. Atomic auch sein mögen - es gibt Leidenschaft auch mit weniger bedrückender Atmosphäre.
VG
Matthias
Hallo Matthias, danke für den Kommentar. Was in den Lagern ist oder eher noch, was nicht da ist, kann ich nicht sagen. Es gibt das Gerücht, daß vieles, was man nun vermisst, von Thorwald entsorgt wurde. Aber da müssen Sie mal einen Dramaturgen oder Mitarbeiter fragen. Ich bin überfragt und vermisse ebenfalls mehr Abwechslung.
Löschen@Klaus
AntwortenLöschenDanke für die Erinnerung! Den Fall Köhl in Pforzheim habe ich damals nur am Rande mitbekommen. Allerdings hatte er auch einen deutlichen Zuschauer-Rückgang zu verbuchen. Mal schauen: in diesem Jahr sollte sich ergeben, wie es weitergeht.