Mittwoch, 22. Januar 2014

Sanierung und Neubau beschlossen!

Der 21. Januar 2014 ist ein gutes Datum für Stadt und Land! Der Karlsruher Gemeinderat hat heute ohne Gegenstimme bei nur drei Enthaltungen eine Generalsanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters mit einem Kostenvolumen von 125 Millionen Euro beschlossen. Diese Kosten werden von der Stadt Karlsruhe und dem Land Baden-Würtemberg jeweils zu 50% getragen und der künftigen Baupreisentwicklung angepasst.
Ein Architektenwettbewerb wird bald ausgeschrieben. Zuerst wird das neue Schauspielhauses mit integriertem Kindertheater gebaut, dann neue Probenräume und Werkstatträume verwirklicht. Die Sanierung des Haupthauses in der Baumeisterstraße erfolgt zum Abschluß.

Zum Neubau des Schauspielhauses
Wo und wie? -  erste vage Gerüchte und Spekulationen kursieren bereits. Man könnte erwarten, daß Intendant Spuhler im Rahmen seiner Vision "Theater für alle" besondere Ansprüche an die Architektur des Hauses stellen wird.
Es könnte also kein reines Sitzplatztheater werden, sondern eine im Innenraum variable Anordnung entstehen, um den Ansprüchen der Zukunft gerecht zu werden. Barocke Verhaltens-Vorbilder können mit heutigen Technologien verschmolzen werden. Um das Theater allen Besuchergruppen zu öffnen, könnte also der Vorrang des Bühnengeschehens gebrochen werden und die Möglichkeit zur geselligen Kommunikation auch während der Vorstellung ermöglicht werden, also bspw. Tische an jedem Platz, um Getränke und Essen abstellen zu können, kostenloses W-LAN bzw. Anschlußmöglichkeiten für mobile Geräte, um E-Mails lesen zu können und im Internet zu surfen. Auch virtuelle und echte Chat-Räume für Zuschauer, um während der Vorstellung bereits zu diskutieren oder Kontakte zu knüpfen, könnten diskutiert werden. Eine Mediathek könnte ebenfalls sinnvoll erscheinen, um außerhalb der üblichen Vorstellungszeiten ein Angebot zu haben.
Ergänzen könnte man dieses Konzept durch Séparées und Videokabinen, die die Live-Vorstellung (oder Aufzeichnungen) auf Bildschirmen übertragen. Im Rahmen der Vision eines 24 Stunden/Tag geöffneten Theaters könnten diese Räumlichkeiten und Kabinen auch nach den Vorstellungen einem nächtlichen Publikum zur Verfügung gestellt werden und das Haus nach Vorstellungsende umdisponiert werden. Zusätzlich ein 24-Stunden-Schnellimbiss, großflächige Toilettenanlagen für die Karlsruher Nachtschwärmer sowie ein Ladenkonzept zur weiteren Durchökonomisierung könnten Peter Spuhlers Vision "Ich träume von einen Haus, das rund um die Uhr offen ist" sinnvoll ergänzen.
Man kann gespannt sein, welche Konzepte man mit dem gegebenen Budget in Karlsruhe umsetzen wird. Doch eines steht jetzt schon fest: einfach nur ein Raum mit Sitzreihen vor einer Bühne wäre eine Enttäuschung.

3 Kommentare:

  1. @Der Protestler
    Im Endeffekt wird meiner Meinung das gebaut, was finanziell möglich ist. Und das wird ein ganz normales Theater sein mit Sitzreihen vor einer Bühne und aktueller Bühnentechnik.

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  2. Lieber Honigsammler,

    ich darf doch hoffen, dass Sie dieses Zukunftsszenario mit ironischer Absicht entwerfen, um damit auch Spuhlers eigentümliches Kultur- und Theaterverständnis zu entlarven. Das Theater ist doch einer der letzten Kulturorte, wo Konzentration und meist auch Ruhe zelebriert wird, damit der Zuschauer zu sich und dem Geschehen auf der Bühne ohne irgendwelche unnötigen Ablenkungen kommt.
    [Deswegen sind ja oft quirlig-laute unpassende "Inszenierungseinfälle" (vgl. Kabale und Liebe, Endstation Sehnsucht, Prinz von Homburg, Fledermaus...) so völlig daneben.]
    Ich weiß, offen gesagt, gar nicht, wieso das Kleine Haus nicht mehr seinen Zweck erfüllen soll. Und auch nicht, wieso Linders sich nicht traut, Produktionen wie "Richtfest" dort aufzuführen, statt im Provisorium "Studio".

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    1. Lieber Puck,
      stimmt. Beim Verfassen des obigen Abschnitts über den Neubau habe ich ständig gelacht - es ist eine kleine private Glosse.
      Ich vermute, daß die Produktionen im Kleinen Haus über die 5 Jahre der Intendanz bereits geplant waren und man schlichtweg vergessen hatte, eine Komödie zu bringen. Im ersten Jahr gab es diesbezüglich viel Kritik und Spuhler erklärte in einem Interview, daß man verstanden habe, daß das Programm zu ernst sei. Dann hat man letztes Jahr im Studio Der Vorname gebracht - eine nette und harmlose Komödie. Für diese Spielzeit hatte man mehr Zeit und konnte sorgfältiger planen: Richtfest und Benefiz sind gut gewählt.

      Übrigens: Hesses Glasperlenspiel wird anscheinend abgesagt. Als Ersatz scheint man keine eigene Produktion auf die Beine stellen zu können, sondern es gibt wohl im Mai ein Gastspiel im Schauspielpremieren-Abo zu sehen.

      PS: Ich verpasse morgen die Premiere zu Sommernachtstraum. Wenn Sie hingehen sollten, würde ich mich über einen kurzen Kommentar mit Ihrer Einschätzung freuen.

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