Freitag, 3. Mai 2013

HfM: Turnage - Greek, 02.05.2013

Endlich hat es die Karlsruher Hochschule für Musik geschafft: mit dem fertiggestellten Neubauten -dem neuen Unterrichtsgebäude (Fany-Solter-Haus) und dem Multimedia- und Bühnenkomplex MUT (für Musik, Medien und Theater)- neben dem Gottesauer Schloß können nach Jahrzehnten endlich alle Lehreinrichtungen an einem Ort vereint werden und bieten Platz für die 900 Studenten, Dozenten und Angestellte. Am 25. April 2013 war die feierliche Eröffnung und zu Beginn gibt es bis Mitte Mai ein attraktives Fest-Programm. Der neue Konzert- und Theatersaal (das Wolfgang-Rihm-Forum) ist ein kleiner Bühnensaal auf dem neusten Stand der Technik mit ca. 400 Plätzen.

Der britische Komponist Mark-Anthony Turnage (*1960) komponierte 1988 die Oper Greek als Auftragswerk von Hans-Werner Henze für die Münchener Biennale. Es handelt sich dabei um eine modernisierte Version des antiken Ödipus-Themas und spielt im Londoner Unterschichts- und Arbeitermilieu der 1980er Thatcher-Zeit. Ödipus heisst hier Eddy und wurde von einer einfachen Arbeiterfamilie aufgezogen. Eines Tages flüchtet er aus der heimischen Enge, kommt zwischen die Fronten der sozialen Unruhen der Thatcher-Zeit und wird bei einem Krawall von Polizisten zusammengeschlagen. Später erschlägt er selber im Streit wegen eines Kaffees und Käsekuchen einen Cafébesitzer und beginnt eine Beziehung mit dessen Frau -seine Mutter, die ihn als Kleinkind bei einem Unglück auf der Themse verloren hatte und für tot hielt- mit der er glücklich zusammenlebt bis seine Eltern ihm eines Tages erzählen, daß er ein Findelkind ist und die Umstände die Wahrheit ans Licht bringen. Das Ende bleibt seltsam offen und zweideutig: Eddy blendet sich und wird vom Chor in einem Marsch davongetragen, kommt dann aber wieder sehend zurück, um doch bei seiner Mutter bleiben zu wollen.

Das Libretto ist teilweise drastisch ordinär, Turnages Musik ist es nicht. Rhythmisch vorwärtsdrängende Momente stehen neben Sprechgesang und brutalen Orchesterschlägen, schrille und harsche Momente neben ruhigen Glücksmomenten. Viel Schlagzeug und Blechbläser für  harten Realismus, Streicher für die Liebesbeziehung. Es ist ein Wechsel von guten und schwachen Momenten: beeindruckend die Aufruhr mit dem Polizeiaufmarsch, etwas wie ein Fremdkörper der Auftritt der Sphinx. Ein kleines Orchester von ca. 17 Musikern wird dafür benötigt.

Die vier Hauptssänger sind sehr gut besetzt und tragen die Oper, allen voran Lucian Eller als charismatischer Eddy und die mit der intensivsten Stimme des Abends auffallende Dilara Baştar als seine wahre Mutter, sowie Florian Kontschak als Dad und Simone Hirsch als Mum. Baştar und Kontschak sind bekannter- und verdientermaßen beide Mitglied des Opernstudios des Badischen Staatstheaters.

Fazit: Kein Meisterwerk, aber interessante 80 pausenlose Minuten mit spannenden Momenten und wenigen Durchhängern.

Weitere Vorstellungstermine: 15. und 17. Mai 2013, jeweils 19.30 Uhr
Hier der Link zur HfM Karlsruhe (http://www.hfm-karlsruhe.de/)   

Besetzung:

Eddy: Lucian Eller
Frau: Dilara Baştar
Dad: Florian Kontschak
Mum: Simone Hirsch 
und weitere Solisten des Instituts für Musiktheater (IMT)
Orchester der Hochschule für Musik Karlsruhe
Musikalische Leitung: Alicja Mounk
Inszenierung: Andrea Raabe
Bühne: Tobias Dinslage
Kostüme: Julia Schnittger

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