Freitag, 17. Mai 2013

Kleist - Prinz Friedrich von Homburg, 16.05.2013

Es gab einen guten Aspekt am gestrigen Abend: Timo Tank (mehr zu ihm hier), der vielseitigste und wandelbarste Schauspieler des Badischen Staatstheaters, der in dieser Saison wie kein anderer herausragte und Höhepunkte in My secret Garden und Der einsame Weg setzte, wurde gestern nach der Premiere zum Staatsschauspieler ernannt. Herzlichen Glückwunsch!

Zuvor gab es bei der Premiere von Prinz Friedrich von Homburg wenig Licht, aber viel Schatten. Wer bisher das Schauspiel unter Jan Linders als große Enttäuschung wahrgenommen hat, der wird auch gestern konsterniert nach Hause gegangen sein. Wer danach das Programmheft las, um nach Regiehinweisen zu suchen, der mußte mit weiteren Frustrationen rechnen. Konzipiert ist das Stück für Schüler. Der etwas lang gewordene folgende Text versucht, den verschiedenen Defiziten auf den Grund zu gehen.
  
Worum geht es?
Was Kleist in persönlicher sowie in historisch-politischer Sicht der Befreiungskriege gegen Napoleon beabsichtigte, ist für heutige Theaterzwecke praktisch wenig interessant. Gerade bei Kleists Prinz Friedrich von Homburg ist es deshalb sinnvoll, die Geschichte vorab außerhalb der speziellen historischen Konstellation zu betrachten:

Ein junger Mann, aus bester Familie, reich, eitel, frisch verlobt und voller Elan, aber an Somnambulismus  leidend, mißachtet aus Leichtfertigkeit, Übermut, Unachtsamkeit und Profilierungsdrang die Gesetzeslage und bringt Menschenleben in Gefahr. Er wird verurteilt, sieht seine Schuld jedoch nicht ein, fleht um Gnade und ist schnell bereit, seine Zukunfts- und Ehepläne aufzugeben, nur um der Strafe zu entgehen. Freunde, Kollegen und sogar die enttäuschte Verlobte setzen sich für ihn vehement ein und stellen ein Gnadengesuch. Ihm wird Gnade gewährt unter der Voraussetzung, daß er erkläre, wieso er unschuldig sei. Dabei erkennt der junge Mann, daß er wirklich schuldig geworden ist, daß er zu Recht verurteilt wurde und eine Strafe gerechtfertigt ist. Als er dies erkannt hat und seine Strafe antreten will, wird er begnadigt. 

Um die Tragik dieser Geschichte zu verschärfen, erhöht Kleist die Fallhöhe: er nimmt eine historische Situation (ca. 135 Jahre vor dem Entstehungszeitpunkt um 1810), die er unhistorisch-fiktiv behandelt.
  • Schauplatz: die Schlacht von Fehrbellin im Jahre 1675
  • Situation: ein Krieg zwischen Preußen und Schweden
  • Handlung: Der Prinz von Homburg greift entgegen ausdrücklichem Befehl zu früh in die Schlacht von Fehrbellin ein. Er erringt einen Sieg. Die Schlacht ist zwar gewonnen, aber der Gegner nicht entscheidend geschwächt, der Krieg nicht beendet, der durch seine Gehorsamsverweigerung wahrscheinlich verlängert wird. Die Insubordination wird durch die Todesstrafe geahndet. Den kriegserfahrenen Offizier erfasst Todesangst, er fleht um Gnade, er winselt und bittet um das nackte Leben: lieber will er zurückgezogen und isoliert auf seinem Gut leben, lebendig tot sein - dafür verzichtet der Prinz bereitwillig auf seine Liebe und seine Ehepläne. Was kümmert ihn die Braut angesichts des Todes, soll sie doch einen anderen nehmen. (Lange Zeit war diese "Feigheits-Szene" Grund für die Ablehnung des Stückes. Sogar Theodor Fontane bezeichnete Homburg als "eitlen, krankhaften, wahrhaft prätentiösen Waschlappen"). Parallel dazu gerät die Staatsräson in Gefahr: Homburgs Kameraden und seine Verlobte Natalie drängen den Kürfürsten zur Gnade und insistieren auf eine Sonderbehandlung zugunsten des Verurteilten. Doch der Prinz akzeptiert seine Schuld. Als er die Strafe auf sich nehmen will und auf die Hinrichtung wartet, erfährt er von seiner Begnadigung.

Moralische Dilemma - Passt Kleists Stück in unsere Zeit?

Kleists Geschichte ist auf spannende Art vielschichtig und ungewöhnlich deutungsreich, aber für unsere Zeit in verschiedener Hinsicht problematisch:
  • Gehorsam um jeden Preis und blinde Gesetzestreue in undemokratischer Zeit können wir heute kaum als Tugend ertragen. Nur oberflächlich betrachtet kann es aktuell noch um Zucht und Ordnung gehen. Wenn der Prinz seine Strafe akzeptiert und beschließt, das Gesetz „durch einen freien Tod“ zu „verherrlichen“, so kann man eventuell die Größe und Tugendhaftigkeit seiner Entscheidung noch erahnen. Doch in diesem Fall taugt sie nicht als Beispiel demokratischen Verantwortlichkeitsverhalten. Die Akzeptanz des Urteils ist allgemein gesprochen ein extremes Beispiel dafür, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.
  • Die Relativierung von Schuld führt ebenfalls zu einem moralischen Dilemma. Wie konsequent müssen Gesetze befolgt werden, um nicht zur juristischen Willkür und Bevorteilung besser gestellter Bevölkerungsschichten wie des Adels zu werden? Homburg wird die Strafe nur erlassen, weil er prominente Fürsprecher hat und selber zur Upper Class gehört.
  • Für unsere Zeit ungewöhnlich: es geht nicht primär um das Maß der Strafe. Die Todesstrafe mag uns grundsätzlich unmenschlich und zu hart erscheinen - das ist aber nicht Kleists Thema, sondern eine notwendige Maßnahme aus dramaturgischen Gründen: bei Kleist wird ein grundsätzliches Thema in extremer Beispiellage verhandelt. Der Tod ist hier für den Adel das vornehmste Risiko in Kriegszeiten für das größte Gut: "Und der im Leben tausendmal gesiegt, Er wird auch noch im Tod zu siegen wissen".
  • Kriegsführung ist in einem demokratischen Rechtsstaat das allerletzte Mittel. Doch die militärische Hülle ist bei Kleist nur oberflächlich betrachtet geeignet für ein anti-militaristisches Tendenzstück, das Befehl und Gehorsam untersucht. Kleists Krieg hat nichts mit moderner Kriegsführung zu tun. Ein wenig muß man immer besorgt sein, daß eine banal moralisierende, also eine sogenannte politisch korrekte Inszenierung davon ausgeht, daß ein Publikum die Handlung historisch nicht einordnen kann und militaristisch so beeindruckt von der Schlußzeile "In Staub mit allen Feinden Brandenburgs" das Theater verlässt, daß es am liebsten einen Nachbarstaat überfallen würde. Solche Inszenierungen werden dann plakativ Kriegsopfer zeigen müssen. Auch im Karlsruher Programmheft ist man dagegen nicht gefeit: es bläht die historische Auseinandersetzung zum neuzeitlichen "Vernichtungskrieg" auf.
Interessant wird es erst, wenn man die Handlung seziert und die Widersprüche in einem erweiterten Kontext darstellt. Was also kann man mit diesem Text anfangen? In  Karlsruhe findet man dafür eine wenig überzeugend inszenierte Antwort, die speziell auf die jugendliche Zielgruppe zugeschnitten ist: "Abhängigkeit von autoritären Zwängen und strenge Erziehung stehen der Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung entgegen". Nicht gerade die originellste Dramaturgie, aber für Schüler die offensichtliche und erwartbar-solide Lösung. Trotzdem bleibt das Gefühl, erneut ein Stück deutlich unter Wert präsentiert zu bekommen:

Was wird gezeigt?
Das größte Problem der Inszenierung liegt darin, daß Regisseur Martin Nimz seine Figuren nicht nur nicht ernst nimmt, sondern sie auch noch denunziert. Immer wieder werden Szenen zu einer läppisch-albernen Persiflage, die die Personen bloß stellen sollen. Es ergibt sich kein rundes Ganzes. Vieles bleibt angedeutet und gewinnt keine klare Konturen: bspw. der Charakter Homburgs, die Liebe Natalies und Homburgs oder die im Programmheft dargestellte Dramaturgie. Es ist teilweise erschreckend, wie wenig man aus dem Text zu holen vermag. Man schreit und albert herum, Unsinn steht neben Todernstem, wichtige Szenen werden gekürzt, andere über Maß gedehnt - aber das alles anscheinend willkürlich und ohne tieferen Sinn. Kleists Text ist stark gekürzt, immer wieder wird neuer Text dazu erfunden oder Textfragmente umgestellt bzw. neu positioniert, um den Szenen mit ergänzenden Sätzen die im Sinne des Regisseurs richtige Richtung zu verleihen. Regisseur Martin Nimz ändert den Kleistschen Text dabei auch auf manipulative Weise und erfindet Zusammenhänge, die ursprünglich nicht existieren (Bspw. spricht Homburg bei der Annahme seiner Todesstrafe Sätze mit den Worten Gemeinschaft und Freiheit, die dort im Original gar nicht vorkommen und dem Text eine ganz andere Richtung geben).

Eigentlich lebt Kleists Stück heute von der Ambivalenz der Hauptfigur. Wer ist der Prinz von Homburg: ein Träumer? Ein Dichter? Ein Schwärmer? Oder ein Karierrist? Ein leichtsinniger Draufgänger, gar ein Kriegstraumatisierter oder sogar ein Kriegsverbrecher, der für Ruhm und Ehre über Leichen geht? In der neuen Karlsruher Inszenierung wird Homburg zu einem, "der auszog Kriegszucht und Gehorsam" zu lernen und dabei am Ende des Stücks eine "Marionette", ein "gesetzestreues Werkzeug" und eine "befehlshörige Kampfmaschine" geworden ist. Er wird einseitig zum Opfer der Gesellschaft, die ihn in das Soldatenkorsett presst. Das Staatstheater nennt das zu Recht eine "überraschende Wendung", reduziert sie doch die Persönlichkeit des Prinzen auf einen stereotypen Mitläufer-Charakter. Der Prinz von Homburg - in Karlsruhe eine Figur, die als Klischee konzipiert ist. Nimz lässt Matthias Lamp, den Darsteller des Prinzen, entsprechend agieren. Lamp spielt ihn teilweise so, als ob er sich den französischen Komiker Louis de Funès als Vorbild gewählt hätte; abwechselnd hysterisch, leichtfertig, cholerisch, schreiend, weinend, irr lachend und impulsiv gewalttätig - Der Prinz von Homburg ist hier keine Figur, sondern eine Ansammlung von Klischees und Versatzstücken.

Man erzählt die Geschichte andererseits aus der Perspektive der Prinzessin Natalie als unglücklich endende Liebesgeschichte und Verrat des Prinzen an ihrem Eheversprechen. Natalie -hier die wahrhaft liebende Figur- ist das Opfer der Anpassung des Prinzen an die Erwartungen anderer. In dieser Inszenierung begeht sie Selbstmord. Was Natalie an Homburg findet - es bleibt rätselhaft. Sophia Löffler hat starke Momente, die aber mangels kohärenter Szenen ins Leere laufen.

Nur André Wagner als Kurfürst findet in dieser Inszenierung noch ein eigenes Profil als Mischung aus infantilem Onkel, aufgeklärtem Herrscher und die Staatsräson in den Mittelpunkt stellender Monarch. Ute Baggeröhr steht auf der Bühne, hat aber (wie einige andere auch) keine Rolle, Michael Brandt spielt die überflüssige Rolle des Hofkavaliers als Dummschwätzer und Frank Wiegard spielt seit zwei Spielzeiten im immer gleichen Tonfall, selbst wenn er schreit.
Darstellerisch ist der Abend leider mal wieder eine Enttäuschung. Der Regisseur hat keine Idee, wie er Kleist spannend und packend auf die Bühne bringen soll und rettet sich in Stückwerk.

Was ist zu sehen?
Die Bühne ist eine schiefe Ebene, über den immer wieder Sand herunter rieselt. Das Programmheft findet fast schon aufdringlich platte Metaphern, die dem jugendlichen Publikum einen einfachen Anhaltspunkt geben sollen: "Die Welt hängt schief im Lande Brandenburg" und der Sand Brandenburgs "verbindet sich mit dem Schlafsand der Träumer und Nachtwandler auf der Bühne zu einem flüchtigen Untergrund".
Als zentraler Punkt hat man Homburgs Satz „Ist es ein Traum?“ identifiziert, den man als Rechtfertigung dafür nimmt, sich eines zu konkreten Rollenkonzepts durch eine Verortung im Ungefähren und durch vage Andeutungen zu entziehen. Gute Ideen stehen neben banalen und überflüssigen Einfällen.
 
Fazit: Eine hilflose und unbeholfene Inszenierung, bei der der Regisseur die meisten seiner Figuren bloß stellt und denunziert. Um es dem pädagogischen Zeigefingermoralismus der Karlsruher Inszenierung sprachlich anzupassen: Krieg ist böse. Er macht aus Jungs entindividualiserte Mitläufer und die Mädels leiden unter der Liebesunfähigkeit ihrer Prinzen. Tja, schade drum ....

Nachtrag: Haltungsschäden
Verantwortungslosigkeit ist aktuell in Mode. Der  Prinz von Homburg ähnelt in der Hinsicht vielen Zeitgenossen und nicht nur gewissen Politikern (Anmerkung: beispielhaft seien die 21 Toten bei der Love Parade 2010 in Duisburg genannt, für die der Duisburger Oberbürgermeister erst ein Jahr nach dem Unfall sich dazu durchringen konnte, sich zu entschuldigen und die moralische Verantwortung zu übernehmen). Es ist schick, Verantwortung und Schuld abzustreiten, zu lavieren und Ausreden zu suchen - schuld sind immer die anderen. Im Programmheft des Badischen Staatstheaters findet sich diese Einstellung wieder: Das Prinzip Verantwortung wird hier relativiert als Aufgabe von 'persönlichen Ansprüchen', von 'jeder Form von individuellem Streben', von 'Eitelkeit' und 'Exzentrik'. Homburgs Einsicht in die Schuldhaftigkeit seines Handels wird hier zur 'Unterwerfung' und 'Gleichschaltung'. Verantwortungsbewußtsein bedeutet in dieser einseitigen Sicht die Aufgabe von Individualität. Im Programmheft kommen die Anhänger vordergründiger Verhältnisse auf ihre Kosten. Doch diese Umdeutung hat ihre Ursache im Zuschnitt der Inszenierung auf die Zielgruppe Schüler.

PS(1): Wieder einmal gibt es im Schauspiel des Badischen Staatstheaters eine Mogelpackung zu erleiden. Vorab konnte man es bereits ahnen: wenn ein Theaterpädagoge genannt wird, will man Schüler ansprechen - das nicht mehr jugendliche Abo-Schauspielpublikum darf dafür bezahlen, wird aber nicht explizit darauf aufmerksam gemacht oder gewarnt, daß es Jugendtheater gezeigt bekommt. Dafür muß man allerdings nicht ins Staatstheater gehen. Liebes Badisches Staatstheater, Inszenierungen des Jugend-und Schülertheaters oder des Volkstheaters gehören nicht ins normale Abonnement, sondern nur in den freien Verkauf oder in ein spezielles Abo. Wer ins Schauspiel geht, tut das in der Regel nicht, um Amateure oder Jugendproduktionen zu sehen. Zumindest die Abo-Karten Umtauschgebühr könnte man fairerweise in diesem Fall streichen.

PS(2): Der Kleist-Zyklus neigt sich nach einem Jahrzehnt dem Ende zu. Nach Der zerbrochene Krug (Spielzeit 2003/04), Das Käthchen von Heilbronn (2005/06), einer Bühnenfassung von Michael Kohlhaas (2007/08), Penthesilea (2008/09), Herrmannsschlacht und Amphitryon (beide 2011/12) fehlt nur noch Kleists sehr selten gespieltes Erstlingswerk Die Familie Schroffenstein, die höchstwahrscheinlich nicht in absehbarer Weise wiederbelebt wird.

Besetzung und Team: 
Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg: André Wagner
Die Kurfürstin: Ute Baggeröhr
Prinzessin Natalie von Oranien: Sophia Löffler
Prinz Friedrich Arthur von Homburg: Matthias Lamp
Obrist Kottwitz: Frank Wiegard
Graf Hohenzollern: Thomas Halle
Bork, Hofkavalier: Michael Brandt
Feldmarschall Dörfling: Timo Tank
Rittmeister von der Golz: Simon Bauer
Graf Truchß, Oberst der Infanterie: Till Bauer

Regie: Martin Nimz
Bühne: Julia Scholz
Kostüme: Ricarda Knödler
Musik: Benedikt Brachtel

13 Kommentare:

  1. Lieber Honigsammler,
    Sie scheinen die Inszenierung zumindest als Schülertheater noch zu rechtfertigen. Für mich war es ein Offenbarungseid. Wie kaum zuvor ist diese Inszenierung der Beweis dafür, wie ein Regisseur nicht weiß, was er aus einem Stück machen soll, es wahrscheinlich auch nicht mag und wie sie richtig festgestellt haben einfach mal denunziert. Jeder Schüler, der klassische Texte verachtet wird die Genugtuung bekommen, dass der Regisseur das auch kann. Man sollte das nicht als Theater bezeichnen, sondern es beim Namen nennen: als Bankrotterklärung und künstlerischen Offenbarungseid.
    Nicht mal in den schlechtesten Zeiten hatte man in Karlsruhe einen Schauspielleiter, der so wenig künstlerisches Potential hat. Sie haben bereits darauf hingedeutet: wenn Bürokraten und Theoretiker an der Macht sind entsteht so ein banaler Sch…
    Viele Grüße und bleiben Sie bei Ihrer Linie
    Ralph

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    1. Guten Morgen Ralph,
      ich bin kein Pädagoge und kann nicht beurteilen, ob es als Schülertheater taugt. Ich muß ehrlich sagen, daß es mich auch nicht interessiert - das ist nicht meine Baustelle. Ich kommentiere nur vom Standpunkt ca. 25jähriger Besuchererfahrung und vergleiche mit anderen Theatern und Regiearbeiten. Und in dieser Hinsicht ist man meines Erachtens -und wie ich ja schon öfters analysiert habe- in ein provinzielles Niveau mit wenig künstlerischer Klasse abgerutscht. Darin stimmen wir überein und ja, ich bleibe also bei meiner Linie! Vielen Dank und schöne Feiertage.

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  2. Für mich stellten sich viele grundsätzliche Fragen: was sollten diese sinnlos wirkenden Einblendungen (Träum ich, … etc) oder dieses überflüssige Sandmännchen oder warum der Verzicht auf die Traumszenen am Anfang und Ende, die den Regisseur wohl vor unüberwindbare Probleme stellten. Warum reicht ihm der Text nicht, wieso dieses schnoddrige Verballhornung mit Zusatztext?
    Wirkung ohne Ursache, Theater als Selbstzweck: „Heute verhunzen wir mal Kleist“

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    1. Zu Ihren Fragen: Der Regisseur legt falsche Fährten und täuscht Inhalt vor, wo ihm nichts einfiel. Und vielen Dank für den Satz „Heute verhunzen wir mal Kleist“, der mir unmittelbar einleuchtete.

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  3. Die Einblendungen sind nicht sinnlos, sondern die Holzhammermethode für Schüler, die es doch mal kapieren sollen, dass es eine Traumerzählung sein soll. Ebenso das unsinnige Herumstehen der Natalie auf der Bühne, auch wenn sie eigentlich keinen Auftritt hat: Achtung! Sinn!

    Was mir auch auf die Nerven geht, ist das Treten an die Rampe, um den Text zu sprechen, statt sich dem zuzuwenden, dem der Text gilt. Aber auch das ist einleuchtend: Man versteht die Schauspieler nicht, wenn sie nicht direkt zum Publikum sprechen, da sie nicht gut genug ausgebildet sind. Und so wird aus jedem Dialog ein Aufsagen von Text, Beziehungen zwischen den Figuren, Entwicklungen gar gibt es nicht mehr. André Wagner und Timo Tank waren die einzigen, die das ansatzweise noch beherrschten.

    Und Kleists Sprache? Dieser wunderbare erste Satz "Der Prinz von Homburg, unser tapfrer Vetter, / Der an der Reuter Spitze, seit drei Tagen / Den flüchtgen Schweden munter nachgesetzt...", in dem schon das ganze Stück in nuce und aus der Sprache heraus zelebriert wird - selbst der wird unangemessen verschlonzt und verhunzt.

    Das ist das vielgeschmähte Handwerk, das wir älteren Theaterfreunde doch wenigstens mal wieder sehen möchten. Wobei ich die Interpretationsansätze von Herrn Nimz zumindest diskussionswürdig finde. Und das ist mehr als ich am Badischen Staatstheater in den letzten Monaten gesehen habe (mit wenigen, wenigen, wenigen Ausnahmen).

    Gruß

    Outis

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    1. Vielen Dank für die Ergänzung! Ich muß auch noch mal hervorheben, daß die Interpretaionsabsichten legitim und mehr als diskussionswürdig sind - daraus hätte man nur viel mehr machen können und müssen.

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  4. Hallo "Nektar"sammler,
    in der Pforzheimer Zeitung habe ich unter Kultur einen Beitrag und einen Kommentar zum Karlsruher Kleist Desaster entdeckt

    http://www.pz-news.de/kultur_artikel,-Martin-Nimz-inszeniert-am-Staatstheater-Karlsruhe-Prinz-von-Homburg-von-Heinrich-von-K-_arid,418006.html

    Gruß
    Klaus

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    1. Eine kurze Abfertigung von Nike Luber. Danke für den Hinweis!

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  5. "Und ohne solche Liebe der Schönheit, ... ist jeder Staat ein dürr Gerippe ohne Leben und Geist, und alles Denken und Tun ein Baum ohne Gipfel, eine Säule, wovon die Krone herabgeschlagen ist." Hölderlin
    "So wäre denn das Wesen der Kunst dieses: das Sich-ins-Werk-Setzen der Wahrheit des Seienden" Heidegger

    Welch schöne Sprache Kleist geschrieben hat, und von solch tiefer Psychologie. Aber kaum einer konnte sie sprechen.
    Ich werde Herrn Tank in Karlsruhe sehr vermissen. Und auch Herrn Krause, den ich all die Jahre immer gern gesehen habe. Der rechte Moment, um mein Abonnement zu kündigen.

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    1. Mein Abo werde ich behalten, denn es wird auch wieder irgendwann eine andere künstlerische Linie geben, frühestens in drei Jahren, aber da ich vermute, daß wegen der Sanierungsmaßnahmen Spuhler bleibt und man deshalb ein Auge zudrückt und das qualitätsschwache Schauspiel duldet, rechne ich noch mit mehreren Jahren Mittelmaß. Jan Linders wird mich nicht ganz vertreiben und ich besuche in der Zwischenzeit öfters andere Theater.

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  6. Was halten Sie denn vom Mannheimer Theater? Lohnte sich ein Besuch?

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    1. Leider ist Mannheim mein blinder Fleck. Ich war dort schon viele Jahre nicht mehr und kann aktuell noch nichts dazu sagen

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