Dienstag, 5. Februar 2013

Händel Festspiele 2013

Das übergroße Interesse des letzten Jahres (hier mehr dazu) war noch ein Echo der erfolgreichen letzten Intendanz. In der letzten Spielzeit waren bereits alle Karten für Alessandro knapp drei Monate vorher verkauft. Man entschloss sich damals auch die Generalprobe für das Publikum zu öffnen - auch sie war ausverkauft.

Wieso dieser erstaunliche Zulauf? Verantwortlich für den großen Erfolg war nicht die Wahl der Oper, noch die Sänger oder das Inszenierungsteam, sondern einzig und allein die außergewöhnlichen und vom Publikum begeistert aufgenommenen Produktionen der Thorwald/Brux-Arä, die bei vielen Zuschauern die hohe Nachfrage und fast schon eine Zugriffspanik auslöste: spätestens nach Ariodante und Radamisto konnte man es sich einfach nicht erlauben, keine Karten für die neue Händel-Oper rechtzeitig zu ergattern - auch wenn Partenope 2011 bereits abfiel.
Alessandro enttäuschte nicht -wirklich gute Sänger, ein großartig aufspielendes Orchester, eine etwas zu langatmige Inszenierung-, aber es war doch kein Vergleich zu den vorherigen Erfolgen.

Dieses Jahr ist die Konsequenz zu bemerken: knapp 10 Tage vor Beginn ist noch gar nichts ausverkauft, aber doch vieles sehr gut besucht. Der Schwund ist auf sehr hohem Niveau. Aber man merkt, wie groß der Verdienst und der Erfolgsbeitrag von Achim Thorwald und Thomas Brux noch zum Erfolg der Festspiele 2012 war. Ohne sie hätte es den letztjährigen  Zuschauerrekord nicht geben können.

Das diesjährige Programm ist verglichen zum Vorjahr unspektakulärer, aber durchaus auf dem Niveau der Vorjahre. Besondere Beachtung gilt der Neuinszenierung, mit der Festspielleiter Bernd Feuchtner wieder etwas sehr Spannendes präsentiert: ein Händel Oratorium kombiniert mit einer zeitgenössischen Oper, die den Stoff des Oratoriums aufnimmt und weiter verarbeitet: Händels The Triumph of Time and Truth und The Triumph of Beauty and Deceit von Gerald Barry. Das Badische Staatstheater verspricht: "Humor ist garantiert bei diesem ungewöhnlichen Händel-Projekt!". Das britische Inszenierungsteam Sam Brown und Annemarie Woods gewann alle Preise des Ring Award 2011, des wichtigsten Wettbewerbs für den Opernnachwuchs. Man kann also eine interessante und wahrscheinlich vor allem amüsante Produktion erwarten. Neues ist dabei auch musikalisch angesagt, und zwar aus englischsprachigen Ländern: Man wird zwei neue Countertenöre kennenlernen: William Purefoy und Iestyn Morris sowie drei weitere junge Sänger. Geleitet wird der Abend vom britischen Komponisten und Dirigenten Richard Baker (*1972).

Wie immer ist der Terminplan sehr gedrängt und besonders am 24.02 nicht optimal - da gibt es drei Konzerte zeitgleich und man macht sich ungeschickt gegenseitig Konkurrenz: das vierte Symphoniekonzert im Großen Haus (Dirigent Bruno Weil), das Oratorium Esther in der evangelischen Stadtkirche (dirigiert von Michael Hofstetter und mit Kirsten Blaise) sowie ein Klavierabend mit Claude Diallo im Kleinen Haus.


Am 15.02. geht es im Konzerthaus los, u.a. mit Händels Feuerwerkmusik. Hier befindet sich die komplette Programmübersicht:
http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/haendel-festspiele/

Und hier ist der Link zum Programm (als pdf-Datei, Größe: 4 MB) der diesjährigen Händel Festspiele.


NACHTRAG (06.02.13): das Badische Staatstheater hat sich freundlicherweise zu einer ungenauen Bemerkung in diesem Blog gemeldet. Folgende Aussage:
"Dieses Jahr ist die Konsequenz zu bemerken: knapp 10 Tage vor Beginn ist noch gar nichts ausverkauft, aber doch vieles sehr gut besucht. Der Schwund ist auf sehr hohem Niveau."
ist wie folgt zu detailieren:

Es ist Fakt, dass zum jetzigen Zeitpunkt trotz ungewöhnlichem Programm (Oratorium/ moderne Oper) bereits mehr Karten verkauft/ reserviert wurden als im Vorjahr (2012: 11.063 Karten, 2013: 11.876 Karten). Dass es für viele Veranstaltungen noch Karten gibt, liegt schlicht und ergreifend daran, dass in diesem Jahr mit 17.751 angebotenen Plätzen aufgrund der hohen Nachfrage weitaus mehr Kapazität geschaffen wurde als 2012 mit 14.743 angebotenen Plätzen.

Vielen Dank für den Hinweis. Mit meiner Bemerkung wollte ich primär darauf hinaus, daß keine der vier Vorstellungen des Doppelabends (Oratorium/Oper) bisher ausverkauft ist, während Alessandro in der letzten Spielzeit ein sehr viel größeres Interesse entgegengebracht wurde.

4 Kommentare:

  1. Der vom Theater - selbstloberisch - erwähnte Mehrverkauf an Plätzen relativiert sich, wenn man bedenkt, dass 2013 mit Alessandro wieder eine WA Oper im Spielplan steht (3 Vorstellungen zu je c. 1100 Plätze).

    2012 gab es keine WA von Partenope vom Jahr davor. Bei 3 zusätzlichen Vorstellungen wäre man auf die ungefähre Kartenzahl von 2013 gekommen. Es ist davon auszugehen, dass die drei Vorstellungen Partenope mehr als 800 Plätze (also knapp 300 pro Vorstellung) bis 10 Tage vor Beginn der Festspiele verkauft hätten.

    Vor diesem Hintergrund sind 800 Karten mehr als 2012 nicht unbedingt als großer Erfolg zu werten, wie das Theater den Anschein erwecken will.

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    1. Vielen Dank für den Hinweis!

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    2. Lieber Anonym, zu Ihrer Information: hier irrt der Kommentator. Der Erfolg der Händel-Festspiele 2012 (mit den höchsten Verkaufszahlen in der Geschichte der Händel-Festspiele) ist eben genau deswegen, weil es keine Wiederaufnahme aus den Festspielen 2011 (letzte Thorwald) gab, besonders hoch einzuschätzen (2012: 13.183 verkaufte Karten; 2011: 12.414 verkaufte Karten). Ansonsten ging es uns nicht darum, selbstloberisch zu agieren, sondern nur, die Zahlen zu korrigieren. Viele Grüße Achim Sieben

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    3. Bevor wir weiterhin hier aneinander vorbeischreiben, will ich noch mal zusammenfassen: Alle Barock-Freunde haben sich letztes Jahr über den Erfolg der Händel-Festspiele gefreut, bei der Alessandro schon ca 3 Monate im Voraus ausverkauft war - die neue Intendanz erntete die Lorbeeren der Thorwald/Brux-Ära (s.o. Haupttext), die für den Boom der Händel Festspiele als erstes zu nennen sind.
      Der Zuschauerrekord hatte auch seine Verdienste bei der neuen Festspielleitung: zusätzlich zu Alessandro u.a. ein spektakuläres Konzert und die neuen Kinder-Vorstellungen (die auch zur Zuschauerstatistik beitragen) sind zu nennen.
      Diese Jahr sind wenige Tage vor Beginn keine der vier Vorstellungen des kombinierten Oratorium/Opernabend ausverkauft. Der Boom des letzten Jahres ließ sich für die Hauptveranstaltung nicht wiederholen.
      Dennoch werden die Händel Festspiele auch 2013 gut besucht sein und betrachtet man die Ankündigung für 2014, könnte man ein triumphalen Zuschauerrekord im nächsten Jahr erwarten.

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