Samstag, 23. Februar 2013

Händel - Alessandro, 22.02.2013

Gerade auch nach anderen Barock-Aufführungen (z.B. vorgestern Händels The Triumph of Time and Truth oder noch deutlicher nach Porporas Polifemo in Schwetzingen) wird deutlich, was man am Badischen Staatstheater mit den Händel-Solisten für ein großartiges und unersetzliches Orchester hat. Händels Alessandro hat wunderbare Musik, die man wohl nur sehr selten so facettenreich und klanglich überwältigend-schön live hören kann. Für Freunde der Barock-Musik sind die Auftritte des Orchesters eine Klangoffenbarung und die Händel-Solisten sind seit ihrer Gründung 1985 einer der Garanten für barocke Musizierpraxis auf höchstem Niveau. Dirigent Michael Form formt einen wunderschönen und ideal temperierten Barockklang. An alle Musiker im Orchestergraben: BRAVO!

Zu den letztjährigen Eindrücken (mehr hier und hier) lässt sich nichts Neues sagen. Die vier Gastsänger (Lawrence Zazzo als Alessandro, Yetzabel Arias Fernadet als Rossane, Raffaella Milanesi Lisaura und Martin Oro als Tassile) und drei Ensemblemitglieder sind sehr gut gewählt. Am Ende des ersten Aktes befindet sich die heiterste Szene, wenn Rebecca Raffell (Cleone), Andrew Finden (Clito) und Eleazar Rodriguez (Leonato - die Rolle wurde diese Spielzeit mit ihm neu besetzt, da Sebastian Kohlhepp im Händel Oratorium sang) singen und tanzen - oder wie Eleazar Rodriguez twitterte: "We are too hot to Händel!"

Vorgestern hatte der Händel/Barry Abend für Händel Festspiele ungewohnt wenig Zuschauer, Alessandro hingegen war ausverkauft und man verkaufte auch Stehplätze. Die neun Aufführungen in den Jahren 2012 und 2013 waren außergewöhnlich gut besucht und Alessandro ist wahrscheinlich angesichts der Zuschauergunst eine der erfolgreichsten Produktionen in der Geschichte der Karlsruher Händel Festspiele. Wieso? Nicht wegen der Oper (Alessandro gehört nicht zu Händels besten Barockopern), nicht wegen der Sänger (die aber alle dem Anspruch eines Barock Festivals in jeder Hinsicht entsprechen), sondern wegen dem Boom der Barockopern und der von den Händel-Solisten wunderschön vorgetragenen Musik. Besser kann man Barockopern nicht musizieren. Hoffentlich sind die Produktionen im nächsten Jahr auch wieder den entscheidenden Tick interessanter, um das Zuschauer-Interesse zu bewahren und mit den Spitzenproduktionen zu Zeiten der Thorwald/Brux-Ära mithalten zu können.

2 Kommentare:

  1. Dr. Carsten T. Rees20 März, 2013 00:15

    Als erklärter Händel-Fan bin ich nicht wegen des Booms der Barockoper, den es unbestritten gibt, nach Karlsruhe gefahren. Und ich muss sagen, der Abend war inspirierend! Besonders erfreut war ich, als ich feststellte, dass genau diese Inszenierung auf CD verfügbar ist. Und auch nach genauestem Zuhören - die reine Freude - kann ich ihrer Bewertung nur zustimmen.

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    1. Vielen Dank Herr Dr. Rees für Ihren Kommentar. Es freut mich, daß Ihnen der Abend und die CD musikalisch so gut gefallen haben. Ich hoffe, daß Sie sich bereits die Händel Festspiele 2014 vorgemerkt haben - mit Riccardo Primo in barocker Aufführungspraxis und Rinaldo für Marionettentheater scheinen sich bereits jetzt zwei Höhepunkte abzuzeichnen (mehr dazu in diesem Blog bei den Beiträgen im Februar 2013).

      Falls Sie irgendwo eine empfehlenswerte Händel-Oper besucht haben, geben Sie mir doch bitte kurz Bescheid. Da ich seit 1990 alle Opern der Karlsruher Händel Festspiele gehört habe, sehe ich mich inzwischen auch als Händel-Fan und freue mich über jeden guten Tipp.

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