Es ist schon noch zum Staunen: Die aufgrund der immensen Publikumsnachfrage öffentliche Generalprobe war ebenfalls ausverkauft! Es wurden sogar Stehplätze verkauft. Die Neugierde ist also riesig.
Nach 3 Akten, 2 Pausen und ca. 4 Stunden und 20 Minuten Aufführungsdauer der Generalprobe kann man prognostizieren, daß Alessandro erfolgreich die diesjährigen Händel Festspiele eröffnen wird. Obwohl es gestern "nur" eine Probe war und die Sänger nicht
immer vollen Stimmeinsatz zeigten, kann man jetzt schon sagen, daß sich der Besuch auf jeden Fall musikalisch lohnt. Die Probe war besser als andernorts die Premieren. Dazu dann mehr nach der Vorstellung am Freitag.
Ursprünglich war Peter Lund als Regisseur für Alessandro angekündigt. Lund hatte das Karlsruher Erfolgsstück Big Money inszeniert und hatte sich auch als Händel Regisseur bereits einen Namen gemacht, als er 2008 in Saarbrücken Agrippina sehr erfolgreich auf die Bühne brachte. Sein Name wurde allerdings im Herbst letzten Jahres ausgetauscht durch den jungen und praktisch unbekannten Regisseur Alexander Fahima, der in Heidelberg Verdis Otello betreute und der nun in Karlsruhe eine sehr gute Personenregie abliefert.
Händels Alessandro hat man oft Dramaturgielosigkeit vorgeworfen. Sie hat keinen starken Handlungsfaden, sondern ist eher eine an der Verteilung von Arien orientierte Nummernoper. Im Beiheft erläutert der Regisseur seine Idee "den 3 Akten ein unterschiedliches Licht und dem Singen eine differenzierte Dringlichkeit zu geben." Das ist auch gelungen! Unterstützt von Claudia Doderer, die für Bühne und Kostüme verantwortlich ist, konzentriert sich der Regisseur darauf, die Konstellation der Personen zu verdeutlichen und Musik und Text dabei einfließen zu lassen.
Die drei Hauptfiguren tragen in jedem Akt andere Kostüme, die Anleihe bei verschiedenen Stilen und Zeiten nehmen und gelungen die Charakterisierung der Personen unterstützt. Die Bühne wirkt etwas karg und einfallslos und gewinnt während der Aufführung nicht viel hinzu; es passiert im 1. Akt lange wenig, erst später und in den folgenden Akten werden Licht und Bühnenelemente stärker eingebunden.
Beim Probenpublikum scheint Alessandro sehr gut angekommen zu sein. Morgen ist die Premiere, danach folgen 4 Aufführungen. Wer Karten hat, kann sich freuen!
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.