Virusbedingt bekam Justin Brown 2020 nicht den Abschied, den er verdient. Nun kehrte er für ein letztes Symphoniekonzert als Dirigent und Pianist zurück, im Frühjahr 2023 wird er noch Alban Bergs Wozzeck dirigieren, der 2020 nach Beginn der Epidemie verschoben wurde, als der Spielbetrieb zum ersten Mal zum Erliegen kam. Seinen Abschied als Konzertdirigent meisterte Brown wie gewohnt mit Klasse und Souveränität.
Das Klavierkonzert Nr. 24 c-Moll KV 491 aus dem Jahr 1786 ist eines von nur zwei der 27 Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart in moll. Ein großes Orchester mit Pauken und Trompeten und dramatischer Haltung zu Beginn, fast schon in Beethovenscher Manier und Beethoven selber soll insbesondere dieses Konzert vom Mozart besonders bewundert haben und übernahm die Tonart in seinem 3. Klavierkonzert. Brown dramatisierte nicht über Gebühr, er rückte das Düstere und Geheimnisvolle des ersten Satzes nicht an Beethoven, sondern interpretierte es mit Jovialität. Der zweite Satz erklang als Larghetto bei Brown dann ganz beseelt und liedhaft und so schlicht und doch vollkommen wie es Mozart so oft gelang. Das auf Variationen aufbauende Finale wurde von Brown dann schwungvoll und die Vorzüge Mozartscher Vollkommenheit aufzeigend zelebriert. Eine für Brown typische Mozartinterpretation zwischen Grazie und Gelassenheit.
Die 3. Symphonie Es-Dur op. 55 von Ludwig van Beethoven, die sogenannte Eroica ist eine "Heroische Symphonie, dem Andenken eines großen Menschen gewidmet" und trägt damit Absicht und Inhalt in Namen und gibt damit doch keinen Aufschluß. Justin Brown und die Badische Staatskapelle interpretierten die Eigenart dieser Symphonie gestern mustergültig, ausgeglichene Tempi, wunderbare Steigerungen, transparente Stimmen - der Gedankenreichtum dieser Symphonie wurde gestern eindringlich erlebbar. Der erste Satz war in steter Bewegung zwischen Sonne und Wolken, die Kontraste wurden mit leuchtenden Orchesterfarben modelliert. Der Trauermarsch des zweiten Satzes erklang quasi in klassischem Gleichgewicht, die zwischenzeitliche Verklärung in C-Dur beendet nicht den Satz, sondern ein wehmütig verklingendes Erinnern. Das Scherzo nahm bei Brown wieder die Vorwärtsbewegung auf, ein Satz, der auf das Finale vorbereitete und doch auch eigenständig leuchtete. Das Finale ist dann ein Variationssatz, der bei Brown einen Charakter von Lebensfreude zwischen Abgeklärtheit und Überschwang zeigte.
Langanhaltender Applaus und Bravos belohnten eine sehr gute Aufführung vor vollem Haus. Justin Brown kehrt als Operndirigent zurück. Als wichtigster Generalmusikdirektor am Badischen Staatstheater seit Christof Prick (GMD 1977 bis 1986) setzte er einen Maßstab für seine Nachfolger, der Bestand haben wird.