Allem Anfang liegt eine Zauber inne, denn er gibt Anlaß zur Hoffnung
Der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters hatte im Frühjahr bereits angekündigt, nach der Sommerpause den neuen Intendanten zu wählen. Anscheinend hatte die eingesetzte Findungskommission schnell zwei potentielle Kandidaten in der engeren Auswahl und der Verwaltungsrat stand vor der Entscheidung, ob die Suche im Sommer noch ausgeweitet werden soll. Doch offensichtlich ist man nicht nur mit dem Konzept des kommenden Intendanten zufrieden gewesen, sondern wollte auch frühzeitig Nägel mit Köpfen machen. Der Verwaltungsrat setzt mit seiner vorgezogenen Entscheidung ein Zeichen für den Neustart. Neuer Intendant wird ....
Christian Firmbach
Firmbach (*1967) ist seit 2014 Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheater und hat seinen Schwerpunkt im Musiktheater sowie eine Gesangsausbildung absolviert. Er übernimmt ab der Spielzeit 2024/25 für fünf Jahre den Posten des künstlerisch verantwortlichen Intendanten am Badischen Staatstheater. Firmbach hat nun zwei Jahre Zeit, ein Konzept zu entwickeln, künstlerische Personalentscheidungen zu treffen, also neue Künstler nach Karlsruhe zu engagieren und bestehende Verträge nicht mehr zu verlängern, ein Programm auf die Beine zu stellen, erste Inszenierungsteams zu engagieren, damit ab Herbst 2024 die endgültige Rückkehr zu einem künstlerisch zuverlässigen und publikumsfreundlichen Spielbetrieb erfolgt. Allem Anfang liegt bekanntlich ein Zauber inne - man kann Firmbach nun ein glückliches Händchen und eine geglückte Intendanz wünschen, in der die Künstler und das Publikum im Mittelpunkt stehen.
Zeit für einen richtigen Neustart?
Der neue Intendant wird an seinen Entscheidungen gemessen werden. Neben der künstlerischen Seite hat sich auch die Haltung gegenüber dem Publikum zu ändern. Im vergangenen Jahrzehnt wandelte sich das Badische Staatstheater zu einem Theater von oben nach unten. Der erhobene Zeigefinger war ein Kennzeichen der künstlerischen Mangelwirtschaft, die spießig wirkende Oberlehrer-Attitüde, die auch heute noch erkennbar ist, sollte kaschieren, daß man es mit intellektuell prekären Verhältnissen zu tun hat. Doch wer das Publikum belehren und bepredigen will, sollte einen pädagogischen oder theologischen Beruf ergreifen und das Theater verlassen. Weniger Opportunismus, weniger Konformität und eine kritische Haltung auch nach oben sind die Charakterzüge, die der kommende Intendant am Badischen Staatstheater wieder zur Geltung bringen muß. Und wenn dann noch die Verschwendung von Steuergeldern für Totgeburten wie das Volkstheater mit seiner irrwitzig kleinen
Zielgruppe oder sonstiges Klienteltheater beendet werden würde, dann hätte man Grund zum Schwärmen.
Es scheint der einzige Vorbehalt zu sein, den man gegen Firmbach äußern mag: die Wahl ist solide, doch (noch) ohne Glanz. Die Ambitionen werden für das Publikum erst im Frühling 2024 erkennbar werden.
Mehr zu Firmbach findet sich aktuell bspw. hier
https://www.staatstheater.karlsruhe.de/ensemble/id/3048/
und hier
https://staatstheater.de/das-theater/leitung-teams/christian-firmbach