Sonntag, 15. Dezember 2013

Strauß - Die Fledermaus, 14.12.2013

Was für eine vermurkste und sinnschwache Inszenierung der Fledermaus! Die gestrige Premiere endete mit gespaltenen Reaktionen - viel Applaus für Sänger und Musiker und Kopfschütteln für eine gruselige Regie.

Zur Inszenierung (1): Gegen-den-Strich-bürsten aus Originalitätszwang
Die letzte Karlsruher Fledermaus in der Spielzeit 2001/02 war ein Geschenk des damaligen Intendanten und Regisseurs Pavel Fieber an sein Publikum: keine Neu-Deutung, keine Psychologie, dafür dekorative Bühnenbilder und aufwändige Kostüme, nur Prinz Orlofsky hatte zwei Begleiterinnen im knappen Leder-Outfit mit Peitsche, aber das war schon die mutigste Entscheidung des Regisseurs. Ansonsten war es eine Fledermaus zum Wohlfühlen und Amüsieren und ein sehr großer Erfolg.

Leicht macht es diese neue Inszenierung von Lorenzo Fioroni dem Publikum leider nicht. Sie frägt nach dem 'Woher?', nicht nach dem 'Wohin?' und untersucht die Ursachen, nicht die Folgen. Der leichte Operettenstoff wird mit einem profunden 'Warum?' verknüpft. Eine "melancholische Stimmung", "Wehmut und Nostalgie" haftet laut der Dramaturgie der Musik an, eine "melancholische Weltflucht", die "Sehnsucht die eigene Identität zu verlassen" ist es, die die Figuren "vor der Lebenswirklichkeit in eine Traumwelt" treibt. Die Figuren der Fledermaus versuchen die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen  und "den Grenzen und Zwängen ihrer sozialen Rollen zu entfliehen; zumindest kurzfristig", so die Thesen dieser Inszenierung. Wie konnte man als Zuhörer bisher nur so taub gegenüber dieser tieftraurigen Konstellation sein?, wird sich vielleicht der eine oder andere fragen. Die verzweifelte Flucht vor der Erdenschwere überwiegt also diese Interpretation, nicht die vergnügte Attraktion des Spiels und der Abwechslung. Es ist eine psychologische Studie, die auch darin Ausdruck findet, daß Dr. Falke in dieser Inszenierung wie Sigmund Freud kostümiert ist und das Unbehagen in der Kultur analysiert. Strauß' Fledermaus als Vorläufer von Freud - das Ergebnis wird beiden nicht gerecht.
 
Was ist zu sehen?
Tja, wie lässt sich dieser Regie-Unfall am besten beschreiben ohne selber zu stocken und nicht weiter zu wissen - denn das ist es, was es zu beschreiben gilt. Es handelt sich um eine Inszenierung, die nicht für sich selber sprechen kann. Das Programmheft des Badischen Staatstheater beschönigt das Konzept vielleicht noch am freundlichsten:
"Das Bühnenbild zeigt uns ein alt-ehrwürdiges Gemäuer, das sich als Theater-Gebäude entpuppt, in dem die scheinbar vergessene Vergangenheit mit ihren glänzenden Vorstellungen und festlichen Bällen noch präsent ist und herumspukt. Die Geister des Theaters haben die Bühne nie verlassen und quellen aus den Ritzen und Löchern des Raums hervor. Sie feiern nicht nur die Feste vergangener Jahrzehnte wieder und wieder, sondern erwecken das Theater zu neuem Leben. Sie lechzen nach dem Rampenlicht, nach neuen Geschichten und wahrhaftigen Emotionen."
Ah ja. Also nicht wundern: es spukt auf der Bühne und seltsame Stimmen kommen aus dem Lautsprecher. Passend dazu ist die Rolle des  Prinzen Orlofsky konzipiert, der als greiser, verbitterter Herbert von Karajan einfach nicht abtreten will und weiter dirigiert. Das Gefängnis im letzten Akt ist kein Gefängnis, sondern ein psychologischer Ort: "Das Gefängnis, das der Freiheit des Individuums Grenzen setzt, ist vielleicht schon das eheliche Heim der Eisensteins, der Ballsaal von Prinz Orlofsky, Sinnbild für gedankenlose Vergnügungssucht, oder die soziale Rolle, die man auszufüllen hat." Die Fledermaus wird also zur Operette über existentialistische Krisen und nostalgische Sehnsucht. Das Ergebnis ist blutleer und öde und damit passend zu den Geistern und Untoten, die der Regisseur auf die Bühne holt. Dazu kommen seltsame Entscheidungen: Der zweite Akt wird bspw. unpassenderweise mittig durch die Pause geteilt, indem man den Radetzkymarsch spielt, der wie ein Fremdkörper die Handlung unterbricht und zumindest schwungvoll die Pause einleitet.

Zur Inszenierung (2): Eine Regie-Collage oder "Was soll das alles?"
Acht Tage vor der Premiere meldete das Staatstheater, daß Thilo Reinhardt als Regisseur übernommen hat und die Produktion für den erkrankten Lorenzo Fioroni zu Ende führt. Nach der gestrigen Premiere könnten Verschwörungstheoretiker glauben, daß das nicht ganz den Tatsachen entsprach und man von Staatstheaterseite eventuell noch damit einen Rettungsversuch startete. Die neue Karlsruher Fledermaus wirkt seltsam heterogen und halbfertig, die gesprochenen Dialoge und Spielszenen lassen den Spannungspegel immer wieder auf Belanglosigkeitsniveau absinken und nur durch musikalische Wiederbelebungsversuche gewinnt man Fahrt. Wie überhaupt die Regie zwar durchaus Ideen und Einfälle hat, aber nicht weiß, wie sie ihre Ziele erreichen soll. So ergibt sich für viele ein läppischer und überwiegend humorloser Abend, der den gewohnten Karlsruher Ansprüchen nicht gerecht wird.

Zur Inszenierung (3): Therapiebedürftig?
Woher kommt das Streben nach Amüsement und Abenteuer in dieser Operette? Ausgelassenheit und Rauschzustände, Verschwendung und Augenblicksgenuß schlagen eine Kerbe in die Zeitlinie - ohne Unvernunft wäre alles Alltägliche ohne Farbakzente. "Gut gelaunte, champagnergeschwängerte Gesänge" haben ihren Zweck, denn was bedeutet das Amüsement der Fledermaus anderes als die Intensivierung des Alltags. Es sind nicht zwangsweise Verzweiflung und Verbitterung, Gedankenlosigkeit oder Bosheit, die die Figuren der Fledermaus ausmachen. In dieser Hinsicht ist das Regiekonzept zu einseitig. Und auch moralisch lässt sich in dieser Operette nichts bewerten. Die Fledermaus - das ist die heldenfreie Operette über menschliche Unzulänglichkeiten, über Schadenfreude, Heuchelei und Betrug, auch über Vergeltung und Rache. Man kann zwar alle möglichen Krisen (individuelle, gesellschaftliche und ökonomische) und kulturelle Uneigentlichkeiten bemühen, aber auch dafür findet sich bei Freud eine Erklärung: die Sättigung eines gezähmten Triebes verspricht weniger Glücksgefühl. Die Unwiderstehlichkeit ..., vielleicht der Anreiz des Verbotenen überhaupt, findet hierin eine ökonomische Erklärung. Die Fledermaus ist eine menschliche Operette, deren Figuren nicht durch Krisen zu dem wurden, was sie sind. Freuds Buntheit der Menschenwelt und ihres seelischen Lebens ist so vielfarbig, daß es vielen im Publikum widerstrebte, die Hauptpersonen der Fledermaus als therapiebedürftig anzuerkennen. Auch darin ging das Regiekonzept fehl.

Und musikalisch?
Gewinner des Abends waren Justin Brown und die Badische Staatskapelle, die eine Fledermaus musizierten, wie man sie nicht oft hört: vielfarbig, opulent und rasant. Vor allem in den großen Ensembles mit den sehr gut klingenden Chor erreichte man einen beeindruckend runden und homogenen Klang.
Für die Sänger gab es ebenfalls viel Applaus und dennoch Einschränkungen: Heidi Melton singt als Rosalind alle(s) in Grund und Boden - beeindruckend, aber in hohem Maße diskutabel, ob eine Wagner-Stimme zu Strauß passt. Der Zweifel ist berechtigt. Als Rosalinde ist sie immer wieder unfreiwillig komisch und auch kostümtechnisch hat man ihr keinen Gefallen getan. Ina Schlingensiepen bekam den meisten Einzelapplaus. Nur schade, daß der Regisseur für die Rolle der Adele wenig mehr Einfälle hatte als ein nörgelnd-nölendes Kalauern. Die junge Christina Bock ist gerade erst vom Opernstudio kommend seit dieser Spielzeit im Ensemble und ist stimmlich schon beeindruckend gut, doch als Orlofsky ist sie noch zu jung, das Abgründige der Figur geht zu sehr unter. Gute Momente hatten auch die Routiniers: Matthias Wohlbrecht als zwielichtiger Eisenstein, Eleazar Rodriguez als höhensicherer Alfred und Edward Gauntt als Frank.
Die meisten Lacher hatte Pavel Fieber als Frosch - kein Wunder, denn der frühere Intendant und Regisseur der letzen  Fledermaus wiederholte einige seiner besten Einfälle von vor 12 Jahren. Ein Kunstgriff, der sich bei dieser Fledermaus nicht anbietet, wenn man sich im nächsten Jahrzehnt an die nächste Inszenierung macht: gute Einfälle sucht man vergeblich.

Fazit(1): Leere Gesten, platte Szenen, eine Abfolge von Improvisationen und Halbfertigem, um über die Runden zu kommen. Den besten Tipp, den man für diese Fledermaus geben kann, lautet vielleicht: "Nicht mitdenken!" Der Versuch die Regie zu ergründen, endet in Frust. Also zuhören und wenn man dem sinnschwachen Treiben mal nicht zuschauen möchte, dann hat man viel Freude, wenn man Justin Brown beim Dirigieren beobachtet.

Fazit(2): Wieder eine Regie, bei der man als Stammzuschauer Herzblut vergießt. Mißerfolge gehören zum Inszenierungsrisiko, aber dennoch muß man beim Badischen Staatstheater achtgeben, daß man sich eines Tages nicht rückblickend an die Intendanz von Peter Spuhler als eine Zeit der legendären Pleiten erinnert: Lohengrin oder Stücke wie Auf Kolonos und Wie es euch gefällt verschwanden zu Recht sehr schnell wieder vom Spielplan und auch diese Fledermaus verdient ein baldiges Verschwinden.

Besetzung & Team
Rosalinde: Heidi Melton
Gabriel von Eisenstein: Matthias Wohlbrecht
Adele: Ina Schlingensiepen
Alfred: Eleazar Rodriguez
Prinz Orlofsky: Christina Bock
Dr. Falke:  Gabriel Urrutia Benet
Frank: Edward Gauntt
Ida: Larissa Wäspy
Dr. Blind: Hans-Jörg Weinschenk
Frosch: Pavel Fieber

Dirigent: Justin Brown
Chor: Stefan Neubert
Regie: Lorenzo Fioroni / Thilo Reinhardt
Bühne: Ralf Käselau
Kostüme: Sabine Blickenstorfer

21 Kommentare:

  1. Lieber Honigsammler,

    in einem Punkt stimmen wir absolut überein: Die Darbietung der Badischen Staatskapelle unter GMD Justin Brown war nahezu perfekt. Orchester und Dirigent waren hier in ihrem Element. Brown, der nach meinem Eindruck gerne schnelle Tempi wählt (ich erinnere mich gut an Bruckners Neunte im Juli), hat hier mit wunderbarem Verve aber auch mit absoluter Souveränität in Dynamik und Details sowohl Orchester als auch Darsteller durch die vielschichtige Musik geführt, ohne dass schmierige Walzerseligkeit oder Schlagerstimmung aufkamen - ein nicht leichtes Unterfangen bei so populärer (und doch wunderbarer) Musik.

    Bei der Inszenierung (im Übrigen meine erste "Live"-Fledermaus) bin ich anderer Meinung. Mir hat der Ansatz, die gesamte Handlung als psychologische Bewusstseinsbetrachtung zusammenzufassen, gut gefallen. Dazu passt der wiederkehrende, abgeschlossene Handlungsraum aller drei Szenen. Dazu passen ebenso verwirrende Sequenzen, Stimmen und Bilder, wie sie im (Unter-)Bewusstsein jedes Einzelnen auftreten können. Ist da nicht auch manchmal "sinnschwaches Treiben" vorhanden? Dazu passt auch, dass am Ende alles von vorne zu beginnen scheint, als wenn man sich aus dem ICH nicht befreien könnte...("Die Majestät wird anerkannt...jubelnd wird Champagner der Erste genannt!"...) Für mich hat die Musik von Strauß in der Tat immer eine Spannung zwischen "Operette" und "Drama". Da passte die Grundaussage der Regie ganz gut.
    Auch empfand ich die Inszenierung nicht als moralischen Zeigefinger für die Protagonisten sondern als das, was sie seit der Premiere war und ist: als Gesellschaftsspiegel. Das hätte man natürlich noch provokanter in der Gegenwart mit unseren sinnfreien Reality-TVs, "Promimedien", Castingshows, Finanzbetrügern etc. als im Freudschen Wien der Gründerzeit ansiedeln können. Das Thema an sich bleibt aber aktuell ("Schein oder Nicht-Schein").
    Ich stimme Ihnen allerdings zu, dass es hierfür nicht auch noch der quasi "dritten Ebene": des "Theaters an sich" bedurft hätte. Das war auch für mich zuviel des Guten. Vielen Dank für den Hinweis auf Karajan. Ich habe das - ehrlich gesagt - gar nicht erkennen können.
    Problematisch an Operetten sind immer zwei Randbedingungen: Erstens sind über 100 Jahre alte (Zeitgeist-)Witze nur sehr schwer als lustig darzustellen. Dazu gehören eine gute Regie und natürlich sehr viel schauspielerisches Talent. Damit ist man beim zweiten Problem: OpernsängerInnen sind, bei allen sehr positiven Entwicklungen in diesem Bereich, meistens doch keine perfekten TheaterschauspielerInnen. (Manchmal war der Gesang gestern deutlicher zu verstehen als die Dialoge). Alles in allem waren aber die darstellerischen Leistungen handwerklich sehr solide. (Hervorzuheben Ina Schlingensiepen und ein als Eisenstein überzeugend "öliger" Matthias Wohlbrecht; beide auch gesanglich sehr gut!)
    Auch dass Bühnenbild, Ausstattung, Choreographie und Regie sich ansatzweise beim modernen Fantasy-Kino bedienen finde ich im 21. Jahrhundert nicht verkehrt. Sie haben recht, es wirkte teilweise recht verworren (insbesondere im 2. Akt). Aber planlos? Auf jeden Fall nicht langweilig!

    Alles in allem war die Inszenierung zwar auch für mich nicht perfekt - aber ganz bestimmt kein "Regieunfall". Also, liebes Publikum: Hingehen und selbst entscheiden!

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    1. Herzlichen Dank für Ihren sehr guten Kommentar!
      Ich kann gut nachvollziehen, daß Ihre erste Live-Fledermaus Ihnen gefallen hat - es ist einfach tolle Musik und DIE Operette schlechthin. Bis zum Ende des ersten Akts hatte ich auch durchaus Spaß und glaubte an einen Gesamterfolg. Erst ab dem zweiten Akt machte sich bei mir ein staunendes Entsetzten breit. Für mich war es die x-te Fledermaus und die letzte Karlsruher Inszenierung besuchte ich 6 oder 7 mal. Ich habe sie noch im Ohr und vor Augen. Gerade deswegen war meine Enttäuschung gestern so groß, denn die Fledermaus kann viel mehr Tempo, Witz und Biß haben. Den Ansatz eines kritischen Gesellschaftsspiegels befürworte ich, doch dafür wurde die Komik zu sehr ausgebremst und die Szenen sind zu verworren. Immer wieder ertappte ich mich beim gedanklichen Abschweifen oder Stöhnen über Tempoverschleppungen und Einfälle, die mehr verwirren und ablenken als auf den Punkt gebracht sind, also z.B. daß das Fest Orlofskys im Hause Eisensteins stattfindet, dann die Geister, die auftreten, die Rolle Orlofskys, die für viele Zuschauer als Karajan wenig erhellend ist, überhaupt die unklare Personenführung bei der z.B. Falke zwar als Freud auftritt, aber im Vergleich bspw. zur letzten Inszenierung kein Profil gewinnt. Ich erwarte von einer Operette keine tiefschürfende Personenführung, aber zumindest eine dem Sujet angebrachte Haltung. In mehrfacher Hinsicht verliert diese Inszenierung also für mich gegenüber anderen Arbeiten. Freuen Sie sich, daß sie bei Ihrer ersten Fledermaus Vergnügen hatten und nun noch zukünftig Steigerungspotential vorhanden ist. Wenn Sie Vergleichsmöglichkeiten hätten, könnten Sie meine Sicht eines Regie-Unfalls eventuell besser nachvollziehen.

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  2. @Klaus
    Vielen Dank für die Nachricht und den Hinweis!

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  3. @ Befürworter der lahmenden Fledermaus:
    Meinen Obolus für das Billette wäre als Spende z.B. bei der Welthungerhilfe
    weit besser aufgehoben gewesen für einen guten Zweck.

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    1. Nun, da sich ein zweiter oder dritter Vorstellungsbesuch dieser Fledermaus wahrscheinlich erübrigt, sollte doch genug Spielraum bleiben, um die zukünftig nicht gekaufte Eintrittskarte wohltätig umzuwandeln :-) Schöne Weihnachten!

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  4. Ich habe selten so viele enttäuschte und verärgerte Gesichter bei meinen Bekannten und Abo-Nachbarn gesehen, als bei der neuen Fledermaus. Pardon für die offenen Worte, aber das war für uns alle eine inszenatorische Katastrophe und Unsinn. Hilflose Einfälle einer Möchtegern-Regie. Wieso muss sich Rosalinde beim Csardas eine Waffe an den Kopf halten? Wieso diese lächerliche Konstellation mit den Geistern? Zum Glück war es musikalisch das, was man von Karlsruhe erwarten kann. Im Nachhinein ärgerte ich mich das ganze Wochenende, dass ich mich nicht traute, laut zu buhen.
    Es gab jemand in der Nähe, der Bravo rief. Aber das war ein Hausangehöriger oder Freund des Hauses, den ich in der Pause im sehr vertrauten Gespräch mit einem Angestellten mit weißen Namensschild sah! Das ist mir zum wiederholten Mal aufgefallen, dass Angehörige und hausnahe Claqueure die Stimmung retten sollen. Das gab es früher so nicht und Intendant Spuhler sollte dafür sorgen, dass es bei Premieren keine Manipulation durch seine Mitarbeiter gibt. Das hat er nicht nötig.
    M.S.

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    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar und den Hinweis. Einen ähnlichen Eindruck wie Sie hatte ich bisher nur im Schauspiel. Zu Knut Webers Zeiten war der Premierenapplaus oft unterkühlt, denn die Angehörigen und Freunde hielten sich früher merklich zurück. Diese Zurückhaltung wurde aufgegeben: heute gibt es bei den Premieren lautstarke Unterstützung durch diese Personengruppe. Sind das Claqueure? Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtige Bezeichnung ist, denn Claqueure werden meines Wissens bezahlt. Hier sind es also keine Claqueure. Eine Form der unlauteren Premierenmanipulation kann man darin allerdings schon erkennen.

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    2. @anonym
      Vielen dank für den Hinweis auf die Erfassung der "Führungs-Besucher". Die machen den Kohl nicht fett und sind statistisch zu vernachlässigen.
      Den "Claqueur"-Verdacht will ich hier nicht weiter nachgehen. Mir ist es auch schon unschön aufgefallen, aber auch das ist m.E. statistisch zu vernachlässigen und anderswo wahrscheinlich sogar verbreiteter als in Karlsruhe.

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    3. Hallo! Ich habe den obigen Kommentar Anonym16. Dezember 2013 09:36 verfasst und diesen auch ins Gästebuch des Badischen Staatstheater geschrieben. Mein Kommentar wurde dort nicht veröffentlicht! Ich bekam zwar eine E-Mail von Frau Hering. Sie prüfte, ob meine angegebene Adresse stimmt. Nach 3 Tagen ist noch nichts passiert. Zensiert das Staatstheater Kritik in seinem Gästebuch? Ich ärgere mich nun doppelt, über die Fledermaus und darüber, dass ich ignoriert werde.

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    4. @anonym
      Ihre Meinung wird noch von einem weiteren Kommentator unterstützt:

      "Dass das Gästebuch des Theaters zensiert wird, ist mir auch schon aufgefallen, als ein kritischer Beitrag, der offenbar versehentlich freigeschaltet worden war, zwei Tage später plötzlich wieder aus dem Gästebuch verschwunden war. Das Gästebuch verkommt so zur reinen Jubelseite."

      @anonym2: Danke für die Mitteilung

      Ich habe bereits vorher diesbezüglich Nachrichten bekommen, daß das Gästebuch geschönt wird. Ich selber habe auch schon einen (meines Erachtens sehr sachlichen) Kommentar geschrieben, der weder veröffentlicht noch beantwortet wurde. Aber na ja, die aktuelle Intendanz steht ziemlich in der Kritik und viele Kritiken sind wahrscheinlich genau so unsachlich wie die Jubelarien, die man lieber veröffentlicht. Ich schreibe mal darüber im nächsten Jahr.

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    5. Hallo Honigsammler,
      nach meinem Weihnachtsurlaub habe ich eine Antwort-E-Mail auf meinen Kommentar bekommen und er ist mit 12 Tagen Verspätung auch veröffentlicht worden. Peter Spuhler selber antwortete.

      Ihnen einen guten Rutsch und viele schöne Aufführungen 2014!
      M.S.

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    6. Hallo M.S.
      vielen Dank für die Information und Ihnen auch ein gesundes und schönes neues Jahr mit vielen begeisternden Besuchen im Badischen Staatstheater.

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  5. Die Fledermaus ist wie Spaghetti - beide müssen Biss haben. Das war der große Nachteil am Samstag - es war eine zu betuliche und harmlose Veranstaltung und kein großer Wurf. Melton fand ich allerdings genial. Was für eine Stimme! Und Christina Bock war auch sehr gut und überzeugte mich wie bereits im Vetter aus Dingsda schauspielerisch. Wie sie Karajan spielte und beim Dirigieren seine Posen wiederholte - Bravo! Denn Sinn habe ich dennoch nicht verstanden.
    Ansonsten Brown, Orchester und Chor super. Schabsack hat keine glückliche Hand bei den Regisseuren.

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    1. Vielen Dank für den Vergleich. Diese Spaghetti waren für mich dann eindeutig zu weich und nicht die Restaurant-Klasse, die ich erwarte.
      Melton ist eine wunderbare Sängerin und ich hoffe sehr, daß sie uns noch lange erhalten bleibt. Und Christina Bock war in der Rolle schauspielerisch eine Klasse für sich und auch sie höre ich sehr gerne. Musikalisch war der Abend für mich den Besuch wert.

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  6. Lieber Honigsammler,
    Hilfe! Ich habe diese Fledermaus komplett nicht verstanden. Können Sie mir erklären, was der Sinn der Regie ist?
    Warum wird Falke als Sigmund Freud gezeigt?
    Was sollen die Geister und Untoten?
    Was sollen die Toneinspielungen aus dem Lautsprecher?
    Warum wird Orlofsky als Karajan gezeigt?
    Warum wird der Radetzky Marsch gespielt?
    Wieso der Flaggenappell?
    Wieso kommt Frosch schon im zweiten Akt?
    Wieso hält sich Rosalinde eine Waffe an den Kopf?
    Wieso sind Rosalinde und Alfred in der Schlussszene so seltsam verkleidet?
    Ich habe zum ersten Mal gar nichts verstanden und bin nun auch nach den Zeitungskritiken und ihrem Blog nicht klüger.
    Sorry für mein komplettes Unverständnis, aber diese Fledermaus hat mich so frustriert.
    Marie

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    1. Guten Tag Marie, vielen Dank für Ihre Nachricht. Um Ihre Fragen zu beantworten, habe ich gestern Abend noch mal das Programmheft durchgelesen und muß Ihnen leider sagen, daß ich aus dieser Inszenierung ebenfalls nicht schlau werde. Ich verstehe sie immer noch nicht. Mein obiger Text ist Ausdruck dieses Unverständnisses und steuert deswegen auch nichts zum Verständnis bei.
      Ihre Fragen kann ich also leider nicht beantworten. Man könnte das humorvoll so interpretieren: wer hätte gedacht, daß eine Operetten-Inszenierung uns vor undurchdringlich scheinende Verständnisfragen stellen könnte. So sehr ich Rätsel und Denksportaufgaben auch mag, hier habe ich stark den Verdacht, daß es keine publikumsfreundliche Lösung gibt.

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  7. Hallo Honigsammler,
    musikalisch war die Fledermaus top, auch das Bühnenbild und die äusseren Umstände passen, nur eines ist mir negativ aufgefallen: der Sprachwitz ging verloren und die Dialogphasen waren viel zu lang. Die Fledermaus ging am Samstag 3 Stunden und 15 Minuten. Ich war schon in Inszenierungen die klar unter 3 Stunden lagen. Da Brown ein hohes Tempo vorlegt, ist klar, wo die Fledermaus verschleppt wird. Das die Regie dann noch so verworren ist, ist ein zusätzliches Problem. Kürzen und straffen - und diese Fledermaus wäre auch szenisch erträglich und musikalisch wird Karlsruhe mit Justin Brown für mich immer mehr zum offenen Geheimtipp. Großartig, was der GMD aus Karlsruhe gemacht hat!
    Viele Grüße & schöne Weihnachten
    Thilo

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    1. Hallo Thilo,
      stimmt! Vielen Dank für die treffende Analyse. Und jetzt nach 3 Tagen Unverständnis kommt langsam wieder bei mir das Interesse an einer zweiten Aufführung, vor allem um Brown zu hören und mich auf die Musik zu konzentrieren. Beim nächsten Besuch setzte ich mich in die letzte Reihe im Rang, damit ich ja nicht in die Versuchung komme, zu viel zu sehen oder über den Sinn der verworrenen Regie nachzudenken.
      Ihnen auch schöne Weihnachtstage!

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  8. @Klaus
    Vielen Dank für Ihre Nachricht:

    "Vor dieser Fledermaus war ich schon vor Monaten skeptisch und teilweise gewarnt gewesen. Der Grund: eine Textpassage in der Vorschau auf die Spielzeit. Und zwar: MIT GRELLEM MASKENSPIEL !!!!! Das bedeutete nichts Gutes. Die Fledermaus muß Esprit haben, ironisch augenzwinkernd..... Da hat grelles Maskenspiel nichts verloren. Totale Fehlinterpretation"

    Eine Woche danach bin ich immer noch rat- und fassungslos und warte auf einen zweiten Besuch, um meine Eindrücke zu überprüfen und um vielleicht ansatzweise zu verstehen, was als Idee dabei gedacht war.

    Ich wünsche Ihnen schöne Festtage und einen guten Jahreswechsel!

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  9. Ich habe in der B-Premiere gelitten und finde die Beschreibung der Badischen Zeitung dafür treffend:
    http://www.badische-zeitung.de/theater-rezensionen/operette-im-mausoleum--78779690.html
    Verstanden habe ich die Regie übrigens auch nicht.

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    1. Vielen Dank für den Hinweis auf die treffende Kritik der Badischen Zeitung und ein schönes Weihnachtsfest!

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