Bereits die Premiere (mehr dazu hier) war beeindruckend und beklemmend und auch gestern erwies sich Peter Grimes als publikumswirksame Produktion. Vor allem die großen Chorszenen, die symphonischen Zwischenspiele (bei denen mal gelegentlich gar nicht so sehr auf das fast zu dichte Bühnengeschehen achten sollte, sondern auch bewusst zuhören), das Frauenquartett zu Beginn des zweiten Akts, u.v.a.m - was für starke Momente und wunderbare Musik!
Aldens eindeutige Inszenierung ist wirkungsvoll und interessanterweise hört man in Gesprächen viele unterschiedliche Wahrnehmungen, was an dieser Inszenierung großen und teilweise verstörenden Eindruck hinterlässt: die Stigmatisierung des Außenseiters, die Massenszenen, die sich zu beklemmender Intensität aufschwingen und besonders der Chor, der mit größter Überzeugungskraft im dritten Akt bedrohlich "Peter Grimes" fordert, das gelungene Bühnenbild, die ausdrucksstarken Rollenzeichnungen (auch in den Nebenrollen), sogar die symbolische Ermordung Peter Grimes - abseits individueller Geschmacksvorlieben muß man dem Inszenierungsteam eine sehr gute und einfallsreiche Arbeit attestieren, deren diskussionswürdigen Szenen konstruktiv diskutabel sind.
Am gestrigen Samstag fand schon die letzte Vorstellung in dieser Spielzeit (und überhaupt?) statt. Es ist ein wenig schade, daß Operndirektor Schaback seine Programmpunkte immer wieder nur blöckeweise spielen lässt, statt zum Spielplan-Reichtum beizutragen und jeden Monat möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Über einen längeren Zeitraum hätte sich die Qualität dieser Oper besser herumgesprochen. Ein wenig Geduld ist manchmal angebracht - gerade die schwierigen Opern, bei denen Operndirektor Schaback bisher die interessantesten Inszenierungen fand, hätten eine Chance verdient gehabt. Wirklich schade, daß das nun bereits schon ein Abschied ist.
Fazit: Musikalisch war die fast ausverkaufte gestrige Vorstellung ein Genuß und ein Ereignis, das das Publikum spürbar faszinierte. John Treleaven (in dieser Rolle erneut tief beeindruckend) und Christina Niessen, Rebecca Raffell und Jaco Venter, Katharine Tier und Gabriel Urrutia Benet sowie alle anderen Sänger und dazu Justin Brown und die Badische Staatskapelle: Bravo! Der lange Applaus des Publikums war hochverdient. Besser hört man es auch nicht anderswo.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Trovatore in Berlin:
AntwortenLöschenhttp://www.der-neue-merker.eu/berlin-staatsoper-il-trovatore-un-trovatore-per-i-piccolissimi-premiere
http://www.der-neue-merker.eu/berlin-staatsoper-il-trovatore-premiere-in-starbesetzung
Schade, schade
Gruß Klaus
Vielen Dank für den Hinweis! Mal schauen, ob es nicht auch in Karlsruhe in absehbarer Zeit einen neuen Trovatore gibt.
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