Freitag, 29. März 2013

Wagner - Die Walküre, 28.03.2013

Es ist vielleicht die undankbarste Aufgabe für einen Künstler, wenn er vor ein Publikum tritt, das emotionale Erinnerungen an Werke, Inszenierungen und/oder Interpreten hat. In Karlsruhe werden das evtl. einige Zuschauer aus Interpretationssicht bei folgenden Beispielen nachvollziehen können: Kathleen Cassello war unvergleichlich als Lucia di Lammermoor, Günter von Kannen ein unvergessen charismatischer Hans Sachs, Konstantin Gorny war grandios als Méphistopheles (Gounod) (u.v.a.m.!), Barabara Dobrzanska ist die Idealbesetzung für viele Puccini Rollen (u.v.a.m!), Bernhard Berchtold war erschütternd gut als Gustav von Aschenbach, Lance Ryan ist Siegfried (in Karlsruhe sang er diese Rolle zum ersten Mal und über Jahre immer wieder: die Erinnerung daran ist lebendig und wach), .....

Viele regelmäßige Opernbesucher werden solche Vorstellungen -emotionale Erinnerungen- kennen und bei der Walküre sind Edith Haller und Klaus Florian Vogt als Sieglinde/Siegmund (die Karlsruher Erstbesetzung dieser Inszenierung in der Spielzeit 2005/2006) unvergessen und zugegeben ein sehr hoher Maßstab. Als Zuschauer muß man sich davor hüten, solche Erinnerungen zu verklären und damit zu sentimentalisieren, denn dann ist man an einem Punkt des inneren Stillstands, der nur noch in Reminiszenzen schwelgt. Ein emotionales Erinnerungsvermögen kann gelegentlich ein Hindernis sein, aber es ist auch ein Kompass der eigenen Begeisterungsfähigkeit.

Nach dieser längeren Einführung ist es vielleicht verständlich, daß  man gestern eventuell überrascht sein konnte: Was für eine schöne Walküren-Vorstellung! Bereits die Premiere im Herbst 2005 war umjubelt und sie stellt immer noch den schönsten und gelungensten Teil der Denis Krief Inszenierung dar. Als gestern nach über fünf Stunden um 23.15 der letzte Vorhang fiel, hatte es viel Jubel und viele positive Eindrücke: gegeben
Linda Watson hat schon oft in Bayreuth gesungen und man konnte gestern staunen, mit welcher Souveränität und Stärke sie als Brünhilde auf der Bühne steht. Und wo hört man sonst eine so die Szene beherrschende, unerbittliche und hochdramatische Fricka wie die der großartigen Ewa Wolak? Heidi Melton  hat sich in kürzester Zeit einen Platz im Herzen des Karlsruher Publikums ersungen und spielt ihre großen Rollen -gestern Sieglinde- mit bewundernswerter Selbstverständlichkeit. Renatus Meszar ist spätestens mit seinem gestrigen Auftritt als Wotan in Karlsruhe angekommen - viele warten jetzt auf seinen Hans Sachs in den angekündigten Meistersängern. Avtandil Kaspeli gab mit dunkler Stimme einen düsteren und authentischen Hunding. Und die größte Herausforderung bestand wahrscheinlich für John Treleaven - immerhin hatte er mit Klaus Florian Vogt und Lance Ryan aktuelle Bayreuth-Sänger als Vorgänger in der Rolle des Karlsruher Siegmunds. Treleaven zeigte eine beachtliche Leistung und auch er ist in Karlsruhe angekommen - im Sommer wird er als Peter Grimes in Brittens gleichnamiger großer Oper zu hören sein und man kann ihm nur wünschen, daß er so viel Applaus und Zustimmung wie gestern für diese Rolle bekommen wird. Justin Brown und die Badische Staatskapelle musizierten wieder sängerfreundlich und transparent und bekamen eine extra Portion Applaus vom glücklichen Publikum.

Was für eine schöne und interessante Walküren-Vorstellung!
Der Ring in diesem Jahr scheint unter einem sehr guten Stern zu stehen.


PS:
Aus familiären Gründen verpasse ich Siegfried am Ostersamstag und für Ostermontag habe ich bereits Karten für Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker in Baden-Baden und werde auch die Götterdämmerung nicht besuchen. Ich
würde mich über Stimmungsbilder und Kommentare zu den beiden Vorstellungen sehr freuen, insbesondere über die Sänger - vor allem Christian Franz als  Siegfried, Christian Hübner als Hagen und Linda Watson als Brünnhilde.


Besetzung & Team
Siegmund: John Treleaven
Hunding: Avtandil Kaspeli
Wotan: Renatus Meszar
Sieglinde: Heidi Melton
Brünnhilde: Linda Watson
Fricka: Kammersängerin Ewa Wolak
Helmwige: Christina Niessen
Gerhilde: Veronika Pfaffenzeller
Ortlinde:Ekaterina Isachenko
Waltraute: Katharine Tier
Siegrune: Stefanie Schaefer
Roßweiße: Sarah Alexandra Hudarew
Grimgerde: Hatice Zeliha Kökcek
Schwertleite: Rebecca Raffell

Dirigent: Justin Brown
Regie, Bühne und Kostüme: Denis Krief

12 Kommentare:

  1. Lieber Honigsammler,

    schon lange lese ich Ihre interessanten Bemerkungen und oft decken sich auch unsere Wahrnehmungen bezüglich der Aufführungen an unserer Heimatbühne in Karlsruhe.

    Bezüglich der ersten beiden Ring-Teile kann ich Ihre große Begeisterung jedoch nicht ganz verstehen. Zum einen ist es für uns beide, die wir diese Produktion aus vielen Aufführungen sehr gut kennen, unübersehbar, dass die szenische Einweisung der Debütanten sowie die Lichtregie in weiten Teilen ungenügend war. Dem Vernehmen nach fanden unzählige Orchesterproben statt, jedoch zu wenige mit Orchester und Solisten gemeinsam. Das spürt man.
    Linda Watson ist eine hochrenomierte Sängerin mit immensen Reserven, die sich aber hörbar nicht mehr auf dem Zenit ihrer Kunst befindet. Nicht nur in den Hojotoho-Rufen sang sie schmerzlich zu tief...
    Renatus Meszar hielt den Wotan beachtlich durch, aber reicht das schon, um zu jubeln? Eine Bühnenpersönlichkeit ist er (noch) nicht. Darüber hinaus besitzt die Stimme nicht die Farbe eines T.J. Mayer oder den Charakter eines J. Linn, um ein fesselndes Rollenportrait zu liefern. Beachtlich, sicher, aber mehr nicht! Auch John Treleaven schlägt sich achtbart, aber auch er hat den Kampf mit der Zeit verloren. Fehlendes Legato wird mit Kraft kompensiert, spätestens in der Todverkündigung, die seiner baritonalen Stimme liegen müsste, streicht er die Segel...Auch frage ich mich, ob ein Sänger wirklich Donnerstags Siegmund in Karlsruhe, am Samstag Tannhäuser in Strasbourg und am Montag Siegfried in Karlsruhe singen muss. Schonender Umgang mit dem Restmaterial einer Stimme sieht anders aus. Aber wenn es dann wieder für ein "er hielt sich beachtlich" reicht, wird es schon Recht sein... Weshalb quält sich dieser von mir sehr geschätzte Sänger mit diesen Mammut-Partien? Ich könnte ihn mir als hervorragenden Herodes vorstellen...
    Würde man an Sängern die gleichen Maßstäbe anlegen wie an Musiker, die jeden Ton richtig zu spielen haben, müsste man Oleg Bryjak Bühnenverbot erteilen. Mit immer noch großer Stimme und immer noch miserablem Deutsch kaspert er sich durch die Partie des Alberich und schert sich wenig um die richtigen Noten. Hauptsache, dem Publikum gefällt es...
    Das Publikum: Zunächst finde ich es bemerkenswert, dass das Ring-Abonnement noch um den DGB-Besucherring erweitert werden musste. Offensichtlich reicht die Anziehungskraft der Produktion nicht mehr alleine aus... Über weite Strecken an beiden Abenden wähnte ich mich in einem Lungensanatorium, auch das für mich ein Zeichen, dass nicht nur fachkundiges, interessiertes Publikum den Saal füllte. Der Jubel: Ein Großteil der Bravi kam aus dem Rang, während es im Parkett deutlich ruhiger zuging. Wurde da etwas gesteuert? Einen "Geschmack" hat es für mich auch, wenn aus der Seitengasse heraus Ensemblemitglieder ihre Kollegen auf der Bühne bejubeln, ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt...
    Natürlich gab es auch schöne Momente: Das Orchester ist, wie fast immer, eine Wucht, Ewa Wolak, Heidi Melon, Christina Niessen, Seung-Gi Jung, Matthias Wohlbrecht, Lucas Harbour, Ina Schlingensiepen, Stefanie Schäfer, Katherine Tier sind akustische Wohltaten, wiewohl die meisten von ihnen in ihren Rollen noch reifen müssten. Aber wo? In Karlsruhe ist ja nach einem Mal Ring Schluss. Welche Verschwendung! Noch ein Wort zum Theater selbst: Wenn auf der homepage damit geprahlt wird "eine so homogene Besetzung wird man in diesem Wagner-Jahr schwerlich an einem anderen Haus finden" grenzt es für mich an Selbstüberschätzung. Man sollte die Kirche besser im Dorf lassen, oder steht für diesen Ring-Zyklus auch schon eine Auszeichnung als bester Ring des Jahrhunderts zur Übergabe bereit?

    Liebe Grüße
    Beckmesser.





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    1. Lieber Beckmesser,
      herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Und gleich zu Anfang: ich stimme Ihnen durchgängig zu und unterscheide mich nur etwas in den Schlußfolgerungen.
      Ich habe auch den Kopf geschüttelt über die schlecht geprobte Lichtregie und über die freie Personenführung, in der viele Sänger einfach die Summe ihrer Bühnenerfahrung anscheinend zu einem improvisierten Bühnenauftritt nutzten. Besonders auffällig für mich das Ende des zweiten Akts: wo bei Krief der gefallene Siegmund wütende Blicke zu Brünhilde schickt, die die Schwertteile flüchtend mitnimmt, liegt Treleaven einfach da und Watson ignoriert das Schwert ...
      Aber ok, schlampig geprobt, doch unter den Bedingungen für mich erträglich. Der Krief-Ring ist für mich auch etwas ausgereizt. O.k., es ist Wagner-Jubiläumsjahr. Ich hätte ihn nicht schon wieder sehen müssen.

      Daß mir die Aufführung trotzdem gefiel liegt an zwei Dingen: Die Walküre ist für mich persönlich eine der schönsten Opern und -die Einführung oben über "emotionale Erinnerungen" deuten es vielleicht an- ich hatte meine Erwartungshaltung deutlich gesenkt und rechnete mit einer Enttäuschung. Ich hatte mir deshalb auch nur Karten im Rang gekauft, weil ich das Bühnengeschehen möglichst nicht aus der Nähe sehen wollte und Abstand wünschte. Aber dann war ich doch wieder gefesselt und konzentrierte mich auch die guten Aspekte.

      Zu den Sängern: Meszar ist noch kein Mayer oder Linn, im Rheingold hatte ich Bedenken gegen seinen Wotan, in der Walküre war ich zufrieden. Watson ist über dem Zenit und Treeaven schon längst. Daß er heute in Strasbourg den Tannhäuser singt zeigt nur, daß es für diese Rollen viel zu wenige Alternativen gibt.

      Übrigens, die Bravo-Rufe kamen nicht aus dem Rang. Ich dachte, sie kommen vom Parkett ...
      Und im Rang waren ja auch viele Stehplätze verkauft und es gab meines Erachtens viele junge oder zumindest noch nicht alte Zuschauer und viele, die ihren ersten Ring hörten. Das Lungensanatorium ist nicht im Rang gewesen.

      Über die Selbstdarstellung des Badischen Staatstheaters habe ich mich bereits öfters kritisch geäußert. Die Bemerkung, "eine so homogene Besetzung wird man in diesem Wagner-Jahr schwerlich an einem anderen Haus finden", ist in vielerlei Hinsicht unerträglich und größenwahnsinnig. Aber leider lässt sich konstatieren, daß einigen neuen Mitarbeitern die Arbeit bei einem renommierten Staatstheater zu Kopf gestiegen sein scheint. Sie haben noch nichts Bedeutendes geleistet und fühlen sich schon als die kulturelle Provinzelite. Dazu werde ich wohl noch öfters schreiben können.

      Noch mal vielen Dank & schöne Osterfeiertage
      Honigsammler

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  2. Im Rheingold und in der Walküre hatten für mich bisher der Zyklus von Ostern 2011 knapp die Nase vorn. Der Siegfried knüpfte an die bisherigen ordentlichen Leistungen an. Christian Franz ist ein guter Tenor. Im Vergleich mit Lance Ryan gefällt mir letzter deutlich besser, seine Stimme ist jünger und metallischer. Linda Watson hat den Vorteil, daß sie ein sehr gutes Deutsch singt. So sympathisch Caroline Whisnant auch war - bei ihr hörte man ihren amerikanischen Ursprung immer wieder heraus. Es ging für mich dann doch 2:1 für die letzte Aufführung 2011 aus, denn Meszar hat noch nicht die Ausdruckskraft von Thomas J. Mayer.
    Bisher also ein knapper Punktsieg für den letzten Ring vor 2 Jahren.
    Viel Spaß bei der Zauberflöte in Baden-Baden! Sie als Wagnerianer wählen das größtmögliche Kontrastprogramm :-)
    Martin

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    1. Hallo Martin,
      vielen Dank für die Einschätzung. Es ist für mich wirklich ungewöhnlich, freiwillig eine Zauberflöte zu besuchen, aber Simon Rattle, die Berliner Philharmoniker sowie große Sänger und Robert Carsen als Regisseur - da konnte ich nicht nein sagen. Leider veröffentlicht das Badische Staatstheater seine Termine für die kommmende Spielzeit immer sehr spät, sonst hätte ich evtl. einen anderen Termin gewählt. Nun ja, ich habe den Krief Ring in den letzten Jahren ca 5++ mal gehört und gesehen (zyklisch und in Einzelteilen) - der Verzicht fiel mir nicht so schwer.
      Schreiben Sie mir, wie die Götterdämmerung war.
      Schönen Ostermontag!
      Honigsammler

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  3. Nach eingehender Überlegung, nach dem gestrigen Siegfried österliche Milde walten zu lassen, komme ich doch zu dem Schluss, einige Zeilen schreiben zu müssen. Der Jubel des Publikums am Ende der Aufführung scheint der Theaterleitung Recht zu geben. Wer allerdings Augen und Ohren hatte zu Sehen und zu Hören, kommt zu einem anderen Ergebnis. Die meistgehörten Floskeln an den vergangenen drei Abende waren "er oder sie haben durchgehalten" und es "war besser als befürchtet", ergänzt um die Hochachtung vor den Künstlern, die Mammutpartieen überhaupt bewältigt zu haben. Sind das aber wirklich die einzigen Kriterien? Muss man schon froh sein, wenn eine Wagner-Oper halbwegs anständig über die Bühne gegangen ist? Zumal wenn man weiß, dass es am selben Haus noch vor zwei Jahren um Klassen besser ging?

    Zunächst das Positive: Die Staatskapelle wuchs wieder einmal über sich hinaus. Sowohl in den dramatischen Ausbrüchen als auch im zarten Waldweben bewies sie großes Format. Schade, dass der Solist, der das gefürchtete Siegfried-Horn im zweiten Akt nahezu fehlerlos blies, nicht namentlich erwähnt wurde.
    Eine großartige Leistung bot wieder einmal Matthias Wohlbrecht als Mime. Eine Interpretation, die ihn an größte Häuser empfiehlt. Wunderbar frisch und leicht sang Ina Schlingensiepen den Waldvogel. Immer wieder eine Qualitätsgarantie. Ewa Wolak konnte nicht ganz an ihre berührenden Erda-Darstellungen der Vergangenheit anknüpfen. Die Stimme, immer noch ein Naturereignis,klang in den Übergängen brüchig, Höhen verrieten Anstrengung.
    Zum Negativen: Christian Franz verfügt über das eingangs erwähnte Durchhaltevermögen. In den mit Kraft gesungenen Schmiedeliedern kann er punkten, in den Lyrismen des Waldwebens hat er, der Kraftanstrengung geschuldet, Schwächen. Darstellerisch war er eine einzige Katastrophe. Einem erfahrenen Sänger wie ihm sollte es in dem Nichts der Karlsruher Inszeniertung ein Leichtes sein, auf die szenischen Einladungen Matthias Wohlbrechts und Ina Schlingensiepens einzugehen. Stattdessen stand oder saß er mit vollkommenem Desinteresse auf der Bühne herum und lieferte seine Töne ab,dem Klischee eines Tenor vollkommend entsprechend. Renatus Meszar konnte als Wanderer zunächst in der Rätselszene und dem Dialog mit Alberich gewinnen, musste aber der Partie im dritten Akt Tribut zollen. Hier Klang die Stimme stark gefährdet. Auch verwundert es, dass er, dem Vernehmen nach Bass, gerade in den tiefen Lagen die größten Schwierigkeiten hat. Oleg Bryjak wiederholt die Unarten, die er bereits im Rhgeingold zeigte. Wohl kaukasisch singend, alberte er sich als Alberich über die Bühne, das Wortspiel musste sein.
    Linda Watson hatte auf der winzigen Spielfläche des Schlussduetts keine Möglichkeit, sich darstellerisch zu profilieren. Sie begann mit mächtiger Stimme und klarer Diktion. Danach verlor sie die Gesangslinie und rettete sich ins Diffuse. Dass das Schluss-C folgerichtig krachend daneben lag, erscheint nur logisch...
    Warum Avtandil Kaspeli im Karlsruher Ensemble singt, kann nur die Glaskugel des Casting-Direktors erklären. Nach seinem Totalausfall als Fafner im Rheingold wiederholte er dieses Rollenportrait nun auch im Siegfried.
    Justin Brown wurde mit seiner Staatskapelle zurecht gefeiert. Dabei wird gern übersehen, dass er kein Sänger-Dirigent ist. Häufige Tempoverschärfungen brachten die Solisten mehr als einmal in Nöte.
    Fazit: Eine vom Publikum bejubelte (wohl teils aus Unkenntis, teils aus Freude, dem Ring wieder einmal in Karlsruhe zu begegnen) Aufführung, die offensichtlich schlampig geprobt wurde (wie der ganze Ring) und in praktisch allen Positionen in den letzten Jahren in Karlsruhe besser besetzt war. Wehmütig sei an Lance Ryan, Caroline Whisnant, Thomas J. Mayer, Jürgen Linn, Stefan Stoll und Mika Kares erinnert. Aber die sind dem neuen Casting-Direktor ja nicht mehr gut genug...

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  4. Lieber Beckmesser,
    vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar. Was Sie beschreiben, konnte ich an mir selber beobachten: auch ich hatte meine Ansprüche nach unten verschoben und erwartete nicht viel. Daß man vielen neuen Sängern die Chance gibt, ihren ersten Ring zu singen, ist löblich, doch den direkten Vergleich konnte man nicht gewinnen: dazu war Thomas Brux als Casting-Direktor einfach zu gut und die neuen Sänger seines Nachfolgers wurden nicht extra für diesen Ring ausgewählt, sondern für andere Rollen und durften dann als Extra-Zugabe auch mal den Ring singen. Nun ja, ein Ring mit Vorbehalt, dessen Hauptakteure im Orchester sitzen.
    Ich wünsche Ihnen einen schönen Ostermontag und eine interessante Götterdämmerung!

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    1. Lieber Honigsammler,

      vielen Dank, auch Ihnen einen schönen Ostermontag und viel Freude in Baden-Baden.
      Ich sah die Premiere und war auch dort nicht sehr angetan. Nach meiner Meinung braucht es für eine Zauberflöte nicht die Berliner Philharmoniker, mit diesem Stück fällt es jedem Dirigenten schwer, sich zu profilieren. Darüber hinaus sollte bei Festspielen zu Festspielpreisen auch ein festspielwürdiges Ensemble singen. Für mich erfüllte nur Michael Nagy diesen Anspruch. Allerdings sollte es einem einigermaßen begabten Sänger-Darsteller nicht schwerfallen, gerade mit dem Papageno zu punkten. Ein absolutes No-Go war die Melodika, die Papageno quälenderweise anstelle seiner Flöte spielt. Dass dies Rattle tolerierte...
      Ana Durlovskis Königin sang als Einspringerin alle Töne korrekt und perfekt, allerdings mit einem winzigen Soubretten-Stimmchen... Pavol Breslik war ein ordentlicher Tamino und Dimitry Ivashchenko ein braver Sarastro. Festspiele sehen für mich anders aus... Aber das schreibt ja auch ein Beckmesser...

      Bin sehr auf Ihre Eindrücke gespannt.

      Viele Grüße
      Beckmesser

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  5. Kurz und bündig:
    Ring-Zyklus 2011 - Ring-Zyklus 2013: 4 - 0
    Klarer Sieg für den Zyklus vor 2 Jahren!

    VG
    Martin

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    1. VIELEN DANK FÜR DIE ANALYSEN UND WERTUNGEN! Dann hoffen wir mal, daß es weitere Aufführungen des Krief-Rings mit besserer szenischer Einstudierung und dirigiert von Justin Brown in den kommenden 2-3 Jahren geben wird.

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  6. Hallo Honigsammler,
    Ihre Meinung zu Rheingold und Walküre hat mich verwundert. Im Schauspiel vergleichen Sie (zu Recht!)jede Aufführung mit der Qualität früherer Spielzeiten und kommen so zu den richtigen Schlussfolgerungen. Im Musiktheater sind Sie nachgiebiger. Hätten Sie frühere Aufführungen als Maßstab herangezogen, hätten Sie zu keinem guten Endresultat kommen können. Es gab positive Aspekte (Justin Brown und die Staatskapelle, Matthias Wohlbrecht, Ewa Wolak, Heidi Melton, Seung-Gi Jung), aber deutliche Verschlechterung für andere Rollen (viele Namen wurden oben bereits genannt) und eine dilettantische szenische Einstudierung. Orchester und Dirigent waren die Hauptgaranten für den Erfolg beim Pubklikum. Der Rest war nicht ansatzweise homogen, sondern zeigte starke Licht- und Schatten-Effekte.
    Ich will dem obigen Kommentator zustimmen - Klarer Sieg für den Zyklus vor 2 Jahren-

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    1. Lieber Honigsammler,

      Versöhnliches zum Abschluss des ersten Rings in der noch jungen Spuhler-Ära: Götterdämmerung geriet zum Höhepunkt der Tetralogie. Die Krone gebührt der Staatskapelle, die mit großer Konzentration ihren Rang bekräftigte. Bravo!
      Linda Watson fand hier als Brünnhilde zu alter Größe: Mit stählerner Stimme, klarer Diktion und großer Persönlichkeit dominierte sie die Aufführung. Brava!
      John Treleaven ist ein Phänomen: Unermüdlich hielt er die immense Partie durch, sang alle Noten, selbst das hohe C im dritten Akt hielt er tapfer. Schön klang es indes nicht. Die Stimme hat, altersbedingt, an Farbe verloren und klingt fahl und "meckrig". Dazu gesellte sich eine zwar engagierte, aber altväterlich und zopfig wirkende Darstellung. Mit Christian Hübner debütierte ein junger Sänger mit dunklem, klangschönem Bass als Hagen. In den Mannen-Rufen stieß er jedoch an seine Grenzen, hier wirkte er atemlos und brüchig. Hier gilt es, Vorsicht walten zu lassen. Jaco Venter fand, wie viele seiner Vorgänger, keinen Zugang zum Charakter des Gunther. Dies mag auch der schlechten Probensituation geschuldet sein. Heidi Melton sang eine klangschöne Gutrune, darstellerisch fiel sie nicht auf. Oleg Bryjak wiederholte seinen Alberich-Klamauk.Interessant das Debüt Katherine Tiers als Waltraute: Die Erzählung meisterte sie intensiv, allerdings neigt die Stimme in der Höhe zu Verhärtungen und Schärfen. Sehr schön die Nornen Rebecca Raffell, Katherine Tier und Christina Niessen, wunderbar die Rheintöchter Ina Schlingensiepen, Stefanike Schaefer und Evelyne Hauck. Zuverlässig und prägnant der Staatsopernchor. Justin Brown dirigierte sehr zügig (rekordverdächtig der erste Akt mit einer Dauer von nur ca. zwei Stunden)und zelebrierte lustvoll die orchestralen Ausbrüche.
      Fazit: Gelungener Abschluss und Höhepunkt des Rings. Bei allem Jubel muss aber konstatiert werden, dass der letzte Ring in 2012 in praktisch allen Personalien besser besetzt war. Sängerisch ist ein deutlicher Rückschritt zu verzeichnen. Das Staatstheater sollte sich an seine alten Tugenden erinnern, z.B. dass die Oper das Aushängeschild des Hauses war und ist. Davon ist heute wenig zu spüren.

      Viele Grüße
      Beckmesser.
















































































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  7. VIELEN DANK FÜR DIE ANALYSEN UND WERTUNGEN! Dann hoffen wir mal, daß es weitere Aufführungen des Krief-Rings mit besserer szenischer Einstudierung und dirigiert von Justin Brown in den kommenden 2-3 Jahren geben wird.

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