Freitag, 22. März 2013

Shakespeare - Wie es euch gefällt, 21.03.2012

Oh je! .... Vergleiche können schmerzen, vor allem wenn sie stets einseitig zu Ungunsten ausfallen. Aber dennoch sind Vergleiche ein zuverlässiger Indikator, um das Gute vom Besseren zu unterscheiden. Bei der gestrigen Premiere waren Vergleiche unvermeidbar: die Messlatte lag hoch ... leider zum wiederholten Male zu hoch für das Karlsruher Schauspiel. In den letzten 15 Jahren wurde man als Zuschauer von Shakespeare-Komödien im Badischen Staatstheater verwöhnt: Wie es euch gefällt war zuletzt 1998 in der turbulenten und witzigen Regie des damaligen Schauspielleiters Peter Schroth ein phantasievolles Theaterfest, 2006 gab es einen Sommernachtstraum, der reich an Höhepunkten war und den Lachmuskeln alles abforderte und 2008 folgte eine sehr schöne und geglückte Inszenierung von Was ihr wollt. Alle drei setzten Maßstäbe, die leider gestern eine unüberwindbare Hürde darstellten. Die gestrige Premiere konnte dem Vergleich leider nicht standhalten. Shakespeare 2013 in Karlsruhe: kein Witz, kein Tempo, kein Rhythmus, sehr wenig Einfälle und nur teilweise Spielfreude.


Worum geht es? 
Wie es euch gefällt
ist Shakespeares entspannteste Komödie mit seinen vielleicht sympathischsten Figuren und spielt überwiegend in einem Wald, der im Shakespeare'schen Theateruniversum wohl der schönste Ort zum Leben ist, in dem Hierarchien und soziale Schranken aufgelöst sind und die Figuren einfach Mensch sein dürfen.
Wie es euch gefällt  hat seinen Titel zu Recht: vier Paare lässt Shakespeare am Ende heiraten (in der Karlsruher Inszenierung sind ca. die Hälfte der Figuren gestrichen und es finden drei Paare zueinander). Es handelt sich um eine musikalische Komödie: für kein anderes Stück hat Shakespeare so viele Lieder vorgesehen (die überwiegend gestrichen sind und die allerdings meistens von Rollen gesungen würden, die in der Karlsruher Inszenierung ebenfalls gestrichen sind. Dafür hat man drei andere zeitgenössische englische Songs integriert). Shakespeare selber spielte ursprünglich eine Nebenrolle (die in Karlsruhe auch gestrichen ist). Die "bösen" Figuren müssen nicht überwältigt oder besiegt werden, sondern werden im Wald geläutert und treten Macht und Besitz freiwillig ab. Shakespeares Friede-Freude-Eierkuchen-Stück ist eine Glücksutopie.

Was passiert?
Handlungsort im 1. Akt: an einem Fürstenhof in Frankreich, im 2.-5. Akt: Der Wald von Arden (in der deutschen Übersetzung auch der Ardenner Wald, aber Shakespeare dachte dabei wahrscheinlich an den Mädchennamen seiner Mutter Mary Arden).

Es gibt im Grunde zwei Handlungsstränge: Es geht um Liebe und um rivalisierende Brüder.
Der alte Herzog wurde von seinem jüngeren Bruder Friedrich (in der Karlsruher Inszenierung wird daraus eine Schwester) abgesetzt und mit anderen Adeligen in die Verbannung geschickt. Friedrichs Tochter Celia hängt so an ihrer Cousine Rosalind, der Tochter des älteren Herzogs, daß letztere weiterhin am Hof bleiben durfte. Doch Friedrich verbannt schließlich auch Rosalind. Beide Frauen entkommen gemeinsam. Sie verkleiden sich -Rosalind aus Sicherheitsgründen als Mann namens Ganymed- und fliehen mit dem Hofnarren Touchstone (Probstein) in den Ardenner Wald.

Ein weiterer Bruderzwist am Hofe besteht: Oliver hasst seinen jüngeren Bruder Orlando und beneidet ihn um seine Beliebtheit. Er beauftragt den Ringer Charles, seinem Bruder in einem Wettbewerbskampf schwer zu verletzen, doch Orlando siegt und lernt dabei Rosalind kennen: Liebe auf den ersten Blick. Orlando flüchtet vor seinem Bruder und dem neuen Herzog ebenfalls in den Ardenner Wald. Aus Sehnsucht nach Rosalind schreibt er unzählige Liebesgedichte an die entfernt geglaubte Geliebte und heftet sie an die Bäume des Walds. Dort entdeckt die immer noch als Mann verkleidete Rosalind die Liebesgedichte an sie und beschließt, Orlando zu prüfen und zu erziehen, ohne ihre wahre Identität preiszugeben.

Die als Mann verkleidet Rosalind bekommt noch einen weiteren Verehrer, allerdings einen weiblichen: die Schäferin Phoebe verliebt sich in Ganymed (also in Rosalind) und wird gleichzeitig vom Schäfer Silvius devot geliebt. Am Ende des Stückes, das aus gutem Grund Wie es euch gefällt heißt, wird alles entwirrt und es stehen lauter zueinander gefundene Paare vor dem Traualtar.

Im Ardenner Wald trifft man auch auf eine entspannt-glückliche Aussteigergesellschaft: der alte Herzog und seine Begleiter leben fern des Hofes und genießen ihr sorgenfreies Leben: "Gutes überall". Man könnte von einer Prä-Rousseau-Stimmung eines glücklichen Zurück zur Natur sprechen (In der Karlsruher Inszenierung geht dieser Aspekt verloren). 

Was ist zu sehen?

Regisseur Sebastian Schug streicht knapp die Hälfte der Figuren: 11 Schauspieler spielen 13 Rollen. Schon wieder (wie letzte Spielzeit bei Schillers Fiesco) entschied man sich für eine Bühne-auf-der-Bühne Situation, bei der die nicht benötigten Schauspieler ihre Kollegen auf der aufgebauten Zweitbühne beobachten und sich vor den Zuschauern umziehen. Gelegentlich spielen die Schauspieler, daß sie spielen und auch die Verkleidungen sind nur grob angedeutet und vermeiden jede Form von Täuschung. Dem Regisseuer kommt es darauf an, den Illusionscharakter der Handlung aufzudecken. Schug inszeniert keine Glücksutopie, also keine romantische Komödie, sondern eine Liebesillusion - eine "schmutzige" Farce.

Es gibt keinen Szenenwechsel vom 1. zum 2. Akt: Der Ardenner Wald ist "ein innerer Ort, ein erfundener, ausgedachter...". Die unattraktive Bühne besteht aus 15 großen, gestapelten Wassertanks, die mit wenig Wasser gefüllt sind und an einer Stelle des Stückes -in einer Szene großer Liebesqual- als Wasserfall ca. 5-10 Minuten lang die Bühne fluten und mit 6 Eimern Erde zu einem feucht-erdigen Waldboden werden. Die zentrale Bühenbildidee findet nur für wenige Minuten ihre Berechtigung, ansonsten hat die Bühne wenig zu bieten außer nasser Erde, in der sich die Schauspieler beim Liebeswerben beschmutzen.

Was ist zu beachten ... und wie ist es umgesetzt?             
Regisseur Schug macht da weiter, wo er vor knapp einem Jahr bei seiner Karlsruher Produktion von Orpheus steigt herab aufgehört hat: Nebenstränge und Nebenrollen werden nicht inszeniert, für einige Rollen fiel Schug gar nichts ein: sie stehen auf der Bühne und sagen lustlos ihren Text auf. Immer wieder wirkt das Bühnengeschehen wie eine Text-Rezitation.

Rosalind dominiert bei Shakespeare das Stück - seine sympathischste Theaterfigur, die aus jeder Situation das beste macht und stets richtig agiert, ist intelligent und schlagfertig, witzig und warmherzig, selbstbewußt und vorausblickend: ein Charakter ohne Bosheit und Vorurteile. Sie setzt in allem die richtigen Maßstäbe - keine romantische Hollywood-Komödie konnte diese Figur besser erfinden. Doch der Regisseur will Hollywood und Hochglanz bei dieser Produktion vermeiden. Seine Stoßrichtung ist klar: Wer liebt, suhlt sich im Dreck. Die Liebe ist Wahnsinn und eine Illusion. Die Paare stehen am Schluß zwar auf der Bühne, doch der gekürzte Schluß endet in Wehmut und betont den Illusionscharakter der Liebe. Der Regisseur will nicht, daß man sie oder das Happy-End ernst nimmt. Wie es euch gefällt will nicht gefallen, sondern entlarven - leider passiert das auf Kosten der Zuschauer, die nur wenig Spaß haben dürfen. Schug inszeniert also keine Komödie, sondern bremst Wortgefechte immer wieder aus oder lässt sie im Falle Rosalind/Celia (gespielt von den beiden wie immer gerne gesehenen Joanna Kitzl und Sophia Löffler) nie auf die Umdrehungszahl kommen, die die beiden Schauspielerinnen in Lessings Minna von Barnhelm zeigen durften. Orlando (Simon Bauer mit sehr starker Bühnenpräsenz) steht das ganze Stück in Unterhosen auf der Bühne.

Neben den sich findenden Liebespaaren (Rosalind - Orlando / Silvius - Phoebe / Celia - Oliver), den zwei geläuterten Bösewichtern (der junge Herzog Friedrich und Orlandos Bruder Oliver) gibt es zwei komplexere Figuren: den Hoffnarr Probstein und den Melancholiker Jaques. Bei Wie es euch gefällt steht der Regisseur vor der Herausforderung, ein Positionsdreieck zu analysieren und in Szene zu setzen, denn diese beiden und Rosalind  kommentieren und bewerten ihre Umgebung. Rosalind ist dabei der Maßstab, der die beiden anderen auf die Ränge verweist. Der Regisseur weiß mit den beiden nichts anzufangen: Probstein (für den ihm nichts weiter einfällt als ein verschmiertes Clownsgesicht - ein vertrautes Klischee im Fundus repetitiver Ideenlosigkeit) und Jaques sprechen zwar ihre Texte, haben aber nichts zu sagen.
Probstein, dessen Aufgabe als Hofnarr darin besteht, den Höflingen die Maske abzusetzen und ihre Motivation offen zu legen, ist im Wald vor Arden umgeben von Liebenden und maskenlosen Menschen. Matthias Lamp war schon im letzten Jahr ein Gewinn für das Badische Staatstheater und hat sich inzwischen auch als Sänger profiliert - leider war er komplett unterfordert mit seiner undankbaren Rolle. Zum Glück darf er singen!
Jaques ist die Karikatur eines Hoffnarren, der nach seiner Bekanntschaft mit Probstein sich dazu zwar berufen fühlt, aber doch nur Pseudo-Weisheiten von sich gibt und als Gegenspieler der ungleich gefühls- und erkenntnistieferen Rosalind die eigentlich lächerliche Figur des Stücks ist. Sein bekannter Monolog "Die ganze Welt ist nur eine Bühne" trieft vor pathetisch-aufgeblasener Banalität  und Shakespeare konterkariert Jaques' Rede in dem er Orlando mit dem alten Diener Adam auftreten lässt (in Karlsruhe ist diese Szene gestrichen). Ronald Funke steht zwar auf der Bühne, hat aber eigentlich keine Rolle.

Wie bereits erwähnt: kein Witz, kein Tempo, kein Rhythmus, sehr wenig komödiantische Einfälle und nur teilweise Spielfreude. Das Publikum kichert ab und zu -das ist unvermeidlich, Shakespeares Text lässt sich nicht komplett entfreuden-, aber niemand wird ein Problem mit seiner Lachmuskulatur bekommen. Schugs Versuch einer kühlen Analyse lächerlicher Liebe hat etwas Hilf- und Hoffnungsloses, ja etwas abgeklärt Verzweifeltes. 
Die ganze Inszenierung ist ideal für den nächsten ver.di-Streik: man hat bei den vielen ereignislosen Momenten immer wieder den Eindruck, daß man eine improvisiert gespielte Rezitation zu sehen bekommt, die auch ohne Bühne funktioniert.
 
Fazit: Eine freudlose und blutleere Inszenierung mit spürbaren Längen, einer unattraktiven Bühne, langweiligen Kostümen, austauschbarer Musik, lässliche Videoeinspielungen - nichts, was man in Erinnerung behalten möchte.
Es bleibt weiterhin schleierhaft, wieso das Schauspiel unter Jan Linders so humorfeindlich geworden ist. Mit Wehmut denkt man an bessere Zeiten im Karlsruher Schauspiel, als Shakespeare Komödien die Zuschauer in vitalisierende und beglückende Hochstimmung versetzt haben.......

PS(1):
Es wird eine aktuelle Shakespeare- Übersetzung von Jürgen Gosch / Angela Schanelec verwendet, die Stärken und Schwächen hat und beim Übersetzen gelegentlich freizügiger zu interpretieren scheint als bspw. die klassische Schlegel-Version. Hier zwei Beispiele aus dem ersten Akt.

Shakespeare: Wilt thou lay hands on me, villain?
Schlegel: Willst du Hand an mich legen, Schurke?
Gosch / Schanelec: Legst du Hand an mich, du Schwein?

Shakespeare: Let us sit and mock the good housewife Fortune from her wheel
Schlegel: Laß uns sitzen und die ehrliche Hausmutter Fortuna von ihrem Rade weglästern
Gosch / Schanelec: Wir ziehen über die alte Schlampe Fortuna her und vergraulen sie von ihrem Rad

PS(2): Zu den kommenden Shakespeare-Jubliäumsjahren
Peter Spuhler hat in einem Interview im Herbst 2012 darauf hingewiesen, daß 2014 und 2016 Shakespeare (*1564 †1616) -Jahre sein werden. Hoffentlich eine Chance, die man am Badischen Staatstheater ergreifen wird, um Repertoirelücken zu schließen.

Viele große Dramen (z.B. Hamlet, Macbeth, Othello) wurden lange nicht gegeben. Die römischen Dramen wurden nur in Gastspielen (z.B. Titus Andronicus) oder während der Europäischen Kulturtage 2008 (Coriolan, Julius Cäsar, Antonius und Kleopatra kombiniert als Rome! Democrazy) wenig gespielt. Von den großen Spätwerken fehlen Der Sturm und das Wintermärchen. Auf Komödienseite gab es lange keine Komödie der Irrungen, Verlorene Liebesmüh oder Viel Lärm um nichts.

Die bekanntesten Opernvertonungen (Verdi, Gounod) waren in den letzten 15 Jahren zu hören, doch es gibt spannende Alternativen: Der Sturm (bspw. von Frank Martin oder Thomas Adès), Mittsommernachtstraum (B. Britten), Die lustigen Weiber von Windsor (Otto Nicolai oder Ralph Vaughan Williams), Otello (Rossini), Was ihr wollt (Manfred Trojahn), .......

Im Ballett könnte es neben Neueinstudierungen auch Wiederaufnahmen geben: Romeo und Julia oder den Sommernachtstraum

Besetzung & Team:
Herzog, der Ältere, in der Verbannung: Eva Derleder
Herzog Frederick: Eva Derleder
Charles (Ringer): Georg Krause
Lord am Hof und in der Verbannung: Georg Krause
Silvius (Schäfer): Natanaël Lienhard
Touchstone (Probstein), Narr: Matthias Lamp
Jaques: Ronald Funke
Orlando: Simon Bauer
Oliver: Frank Wiegard
Rosalinde, Tochter des verbannten Herzogs: Joanna Kitzl
Celia, Tochter Herzog Fredericks: Sophia Löffler
Phoebe: Ute Baggeröhr
Begleiterin des verbannten Herzogs / Hymen: Shari Crosson

Regie: Sebastian Schug
Bühne: Nadia Fistarol
Kostüme: Nicole Zielke
Musik: Johannes Winde
Video: Nazgol Emami

11 Kommentare:

  1. Ich schließe mich an. Für mich ein neuer Tiefpunkt und ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum bedeutungslosen Provinztheater. Sind wir das nicht schon? Zumindest ein hoch subventioniertes Jugendtheater. Man sollte mal Jan Linders sagen, wo seine Qualitäten wirklich liegen. Was er in Kleinen Haus in Abo abliefert ist primitiv und vulgär - für ihn wahrscheinlich Zeitgeist. Ich hab genug davon.
    Folgende Schauspieler muss man hervorheben: Joanna Kitzl, Simon Bauer und Nathanale Lienhardt waren richtig gut. Roland Funke hingegen spielte komplett lustlos. Verständlich, der Regisseur hatte keine Idee, was seine Rolle auf der Bühne überhaupt sollte. Der arme Georg Krause ist inzwischen auch schon über 40 und muss die ganze zeit auf allen vieren als Schaf auf der Bühne stehehn. Was für eine Vergeudung.
    Knut Weber verstand, seine Schauspieler viel besser in Szene setzen zu lassen. Bei Linders dominieren die vergeben Chancen, die die Schauspieler zu oft schlecht aussehen lässt.
    Und um Himmels Willen, regen sie bloß keinen Hamlet, Macbeth, Othello oder Titus Andronicus an solange Lan Linders Schauspielchef ist. Ich kann mir bereits vorstellen wie das wird. Schlechtes Theater ist berechenbar. Linders hat dafür ein Händchen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Theatralikus,
      Ihr Kommentar ist an der Grenze zur Polemik - ich veröffentliche ihn ausnahmsweise trotzdem, Jan Linders wird es aushalten können.
      Zum Glück schreibe ich meine Eindrücke immer direkt nach der Vorstellung nieder. Beim Schauspiel habe ich am nächsten Morgen immer den Eindruck, daß ich nicht kritisch genug bin und noch viel ausführlicher beschreiben sollte, was alles mittelmäßig oder schlecht war. Wir werden uns wohl beide auf einige Zeit in der Diaspora einrichten müssen. Aber wenn schon, ich davon überzeugt, daß sich Qualität zukünftig wieder durchsetzt und die Begeisterung dafür umso größer ist, wenn es wieder gutes Theater in Karlsruhe geben wird.
      Vielleicht wäre es eine schöne und versöhnende Geste des Staatstheaters, wenn es Busreisen z.B. zu Schauspiel-Vorstellungen nach Ingolstadt und in andere Städte organisieren würde, um die Schauspiel-Liebhaber, die unter Jan Linders wahrscheinlich nicht glücklich werden die Zeit in der Diaspora zu erleichtern ….

      Löschen
  2. Ich schliesse mich Theatralikus an, er spricht mir aus dem Herzen. Es war wirklich eine Vergeudung des großartigen Talents Georg Krauses, der schon in vielen Rollen begeistert und berührt hat (u.a. in dem unvergesslichen "Sommernachtstraum"). Und genau das war auch das Problem der gestrigen Inszenierung, sie berührt nicht, sie langeweilt und nervt und das fast 2,5 lange Stunden, ohne Unterbrechung. Man hatte nicht einmal die Chance in der wohlverdienten Pause den Abend vorzeitig zu beenden. (Absicht?) Dennoch möchte ich noch auf eine für mich unvergessliche Szene eingehen, die "Tierszene" , die bis zur Obergrenze des Unerträglichen ausgedehnt wurde. (wie bereits von Theatralikus erwähnt u.a. Georg Krauses als Schaf) Der tiefere Sinn hat sich mir nicht erschlossen. Sollte sie zur Belustigung beitragen, ging der Schuss eindeutig nach hinten los und die Handlung hat sie auch nicht weiter gebracht. Mein tatsächliches Highlight des Abends: der Gesang von Matthias Lamp. Leider nur ein kurzes Vergnügen für so einen langen Abend. Ich war erleichtert, als es vorbei war-wieder einmal!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank für den treffenden Kommentar, dem ich nur beipflichten kann. Die Tierszene erinnerte mich ein wenig ans Kasperle-Theater. Wie die meisten Premieren im Kleinen Haus in dieser Spielzeit wohl für Schüler oder Theater-unkundiges Publikum ohne Vergleichsmöglichkeiten gemacht ist.

      Löschen
  3. BITTE BLEIBEN SIE FAIR. Jan Linders hat oben schon genug "Polemik" abbekommen. Kommentare werden nur veröffentlicht, wenn Sie auf persönliche Angriffe verzichten.

    AntwortenLöschen
  4. Auch wenn ich Ihnen nicht immer zustimme, lese ich Ihre Seite sehr gerne. Besonders mag ich, dass Sie sie moderieren, sodass die Kommentare nicht zu Krawallorgien verkommen.

    Wobei ich auch der Meinung bin, dass wir inzwischen am Tiefpunkt angekommen sind, ich habe keine einzige Inszenierung gesehen, die ich empfehlen kann. Und das ist schon traurig.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. @Anonymus
      Vielen Dank für Ihren Kommentar. Weiterempfehlen könnte ich einzelne Stücke (über die auch ja auch auf diesen Seiten gut geschrieben habe), aber immer mit einem Vorbehalt. Und da ist dann auch der Unterschied: im zurückliegenden Jahrzehnt gab es auch mißlungene Produktionen -die gehören einfach dazu-, allerdings hatte man dennoch eine hohe Erfolgsdichte. Immer wieder gab es Inszenierungen, die man ohne Abnutzungserscheinungen mehrfach sehen konnte, die rundum gelungen waren und unmittelbar wirkten.

      Ist das aktuell ein Tiefpunkt? Im Vergleich zu den Vorjahren bestimmt. Und dennoch könnte es noch schlimmer sein. Es ist vielmehr etwas eingetreten, was es lange nicht gab: Mittelmaß und Alltag. Es fehlen die zündenden Ideen und die besonderen Momente: die Komödien sind nicht wirklich lustig, die Dramen nicht wirklich berührend, das Schauspiel ist nicht originell und alles ist irgendwie nicht richtig packend und interessant. Meistens hat man deutlich den Eindruck, daß man es schon besser gesehen hat....

      Löschen
  5. Kurz nach der Sonntagsvorstellung will ich Ihnen noch kurz meine Eindrücke mitteilen. Mir fiel auf, das es immer wieder Momente gab, wo ich dachte "Jetzt beginnt die Komödie, jetzt bekommt die Inszenierung die Kurve". Es waren nur Phasen bevor es wieder verflachte. Es gab spannende Momente, wo ich dachte "Was für ein schönes Shakespearewerk". Und dann gab es wieder ein Durchhänger. Was Sie oben sagen trifft zu: Mittelmaß mit zu wenigen zündenden Ideen.
    "Was ihr wollt" mit Jörg Seyer (ein Komödiant der Extraklasse), Robert Besta, Timo Tank (der ein viel interessanterer Narr war!), Georg Krause (sein Auftritt als Malvolio ein Höhepunkt!), Annika Martens und A.M Beetz ingesamt eine Klasse besser - man hat es in Karlsruhe wirklich schon besser gesehen.
    Sie schieben es auf den Regisseur. Ich meine die neuen Schauspieler haben nicht die Qualität der oben genannten. Ein Jörg Seyer war allein schon durch sein komödiantisches Talent ein Gewinn. Bei ihm wäre der Jaques zu etwas einmaligem geworden und die Inszenierung wäre mit dem alten Ensemble ein Erfolg gewesen.
    Ich will Schug verteidigen: es ist vielleicht kein Bühnenbild, das man sich gerne ansieht. Die Wasserfall-Idee war sinnlich und faszinierend.
    MfG, Martina B.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. @Martina B.
      Vielen Dank! "Was ihr wollt" war deutlich besser als "Wie es Euch gefällt". Es hatte einen atmosphärischen Mehrwert. Und etwas, was in den letzten zwei Jahren fast nie zu spüren war, etwas Stimmungsmäßiges und einen viel höheres Maß an Anteilnahme und Spannung. (Sie haben übrigens einen meiner Lieblingsschauspieler vergessen: Gunnar Schmidt ist ebenfalls prädestiniert für Komödien und in "Was ihr wollt" war er als Tobias von Rülps der kongeniale Partner von Jörg Seyer).
      Über die Qualität des Schauspielensembles werde ich am Ende der Spielzeit noch mal schreiben; da sind wir einer Meinung.
      Bzgl. Regisseur Schug befürchte ich, daß er auch noch eine dritte Chance in Karlsruhe bekommt - vielleicht überzeugt er mich ja dann ....

      Löschen
  6. Ich war entsetzt von Wie es Euch gefällt und habe heute bei meiner Recherche diese Kritik
    http://www.pz-news.de/kultur_artikel,-William-Shakespeares-Komoedie-Wie-es-euch-gefaellt-am-Karlsruher-Staatstheater-_arid,407711.html
    und Ihre Seite gefunden und will mich für die Offenheit und Klarheit bedanken. Den anderen Kommentatoren kann ich mich bedenkenlos anschließen. So wird das nix mehr im Karlsruher Theater.

    AntwortenLöschen