Mittwoch, 12. Dezember 2012

Tschaikowsky - Der Nußknacker, 11.12.2012

Auch im dritten Jahr ist Youri Vámos' Choreographie des Nußknackers als dekorreiches Weihnachtsmärchen ein Zuschauermagnet und gerade in der dunklen Jahreszeit scheinen Giselle und Nußknacker genau das richtige Programm, das man öfters und immer wieder gerne als Stimmungsaufheller präsentiert bekommt. Ständig mehr als ausverkaufte Vorstellungen (bei denen es schon schwer wird, einen guten Stehplatz zu ergattern) sprechen dafür.

Vor den Augen der Ballettdirektoren Birgit Keil und Vladimir Klos gab es eine sehr gute Aufführung, bei der einige hervorzuheben sind: wie immer und vor allem die Kindergruppe, deren Spiel- und Tanzszenen jedem ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Beeindruckend waren gestern die Solotänzer: Flavio Salamanka (wie immer mit großer Sicherheit, Souveränität und Eleganz), Sabrina Velloso, für die die Rolle der Clara ideal erscheint, dazu Bruna Andrade als strahlende Weihnachtsfee und Admill Kuyler als anfangs mürrischer und dann glücklich geläuterter Scrooge. Vergleicht man die diesjährige Wiederaufnahme (die 25. Aufführung) mit der des letzten Jahres, fällt  Zhi Le Xu auf, der als Todesgeist deutlich an Ausstrahlung hinzugewonnen hat und der zusammen mit der gewohnt sicheren Barbara Blanche im arabischen Tanz einen starken Auftritt hat. Auch Jussara Fonseca im Tanz mit den Harlekinen hinterließ einen sehr guten Eindruck. Daß Ballett Hochleistungssport ist, war im russischen Tanz zu merken: Reginaldo Oliveira schien verletzungsbedingt gehandicapt und konnte nicht jede Bewegung ausführen. Dafür, daß er trotzdem auftrat bzw. die Zähne zusammenbiss und zu Ende tanzte: Bravo!
Der australische Dirigent Steven Moore hat von Christoph Gedschold die musikalische Leitung übernommen. 

Die Karten für die Nußknacker-Vorstellungen verkaufen sich schnell und tatsächlich kann man feststellen, daß diese Produktion das ist, was Giancarlo del Monacos Inszenierung von Puccinis La Bohème früher einmal war: eine atmosphärisch dichte Aufführung, die man einfach nicht verpassen sollte. Schon gar nicht in der Weihnachtszeit.

PS1: Nach den großen Erfolgen der Tschaikowsky-Ballette Schwanensee und Nußknacker fehlt nun eigentlich noch Dornröschen (z.B. auch in der Choreographie von Youri Vámos, bei dem die Handlung ebenfalls umgedeutet wird und die Geschichte Anastasias, der vermeintlich letzten Zarentochter erzählt wird. Aber auch Vámos' Choreographie zu Khatschaturians Spartacus wäre eine spannende Wahl für Karlsruhe).

PS2: Im Publikum waren u.a. Heidi Melton und Katharine Tier sowie Justin Brown als Zuschauer anwesend.

2 Kommentare:

  1. Auch der "Le Corsaire" in der Münchener Liska-Fassung ist bestens geeignet.

    Vor Jahrzehnten sah ich darin Fonteyn und
    Nurejew. In der Coda die Diagonale der Fonteyn
    und Nurejew mit seinen vielen Grand Jetes.!!!!
    Das habe ich bisher noch nie wider gesehen.

    Was Neues für Karlsruhe wärs.

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    1. Fonteyn und Nurejew - ich wundere mich nicht, daß Sie das noch gut in Erinnerung haben. Und als ursprünglich von Petipas auf die Bühne gebrachtes Werk sollte es auch gut in die Reihe klassischer Handlungsballette in Karlsruhe passen.
      Vielen Dank für den Hinweis - ein schöner Vorschlag!

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