Nach der Generalprobe von Giselle gab es schon genug Grund zur Vorfreude und die gestrige Vorstellung bestätigte die sehr guten Eindrücke.
Tänzerisch war gestern Bruna Andrade die herausragende Person auf der Bühne. Sie war erst letzte Woche die strahlende Weihnachtsfee im
Nußknacker und hat beide Hauptrollen in Giselle einstudiert: die Titelrolle und die unerbittliche Königin der Wilis. Gestern hatte sie einen großen Auftritt als anfangs unbekümmerte, glücklich verliebte Giselle, deren Welt dann plötzlich und schnell zusammenbricht. Im zweiten Akt gleitet sie dann mit gespenstischer Leichtigkeit über die Bühne und verteidigt Albrecht gegen Myrtha und ihre Wilis - eine sehr ausdrucksstarke und überzeugende Leistung. Andrade hat sich
über die letzten Jahre stetig gesteigert und ist seit dieser Spielzeit
verdient erste Solistin geworden. Glückwunsch und Bravo!
Glückwunsch und Bravo auch an Admill Kuyler. Auch er ist seit dieser Spielzeit erster Solist und wer sich die Rolle des Albrecht in Karlsruhe nur in der Besetzung mit Flavio Salamanka vorstellen kann, der sollte sich Giselle auch noch mal mit Kuyler ansehen: die extrem schwierige Rolle mit den vielen kräftezehrenden Sprüngen ist auch mit ihm sehr gut besetzt.
Harriet Mills als Myrtha, Blythe Newman und Barbara Blanche als erste Wilis sowie Bledi Bejleri als Hillarion und die ganze Kompagnie waren die Garanten für eine sehr schöne Vorstellung. In Giselle begeistert insbesondere der zweite Teil, in dem
gestern 24 verblüffend synchrone Wilis in klassischer Tanzschönheit
auftreten und in dem durch atmosphärisch-effektive Lichtregie ein
Paradebeispiel für nachtblaue Schauerromantik geben wird.
Musikalisch leitete Christoph Gedschold
so überzeugend, daß man ihm eigentliche alle Ballett-Aufführungen
anvertrauen sollte. Er wertet den Ballettabend immer auch zu einem
beeindruckenden Symphoniekonzert auf.
Die Weihnachtszeit ist für das Badische Staatstheater traditionell die
Zeit ausverkaufter Vorstellungen und es ist notwendig allen Tänzern hier
mal Respekt für ihre Leistungsfähigkeit zu zollen. Innerhalb von neun
Tagen haben sie drei mal auf der Bühne gestanden: letzten Dienstag im Nußknacker,
letzten Donnerstag in Momo und gestern in Giselle. In den neun
Vorstellungen waren ca 3100 Besucher, also eine Auslastung von über 100%,
da auch zahlreiche Stehplätze verkauft wurden.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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