Ein Reger-Sandwich mit Mozartfüllung, manche werden am liebsten von der Mitte genascht haben, doch auch die äußeren Bestandteile waren gestern bemerkenswert.
Alle paar Jahre wird mal wieder Max Reger (*1873 †1916) gespielt, zuletzt 2016 zum 100. Todestag, nun zum 150. Geburtstag, immerhin beherbergt Karlsruhe das Max-Reger-Institut, in dessen Archiven man vieles zu Reger bewahrt. Als Reger mit 43 Jahren verfrüht starb, hinterließ er ein umfangreiches kompositorisches Schaffen, das sich erst ab opus 90 dem Orchester widmete, und aus dem man gestern zwei "Spätwerke" hören konnte. Zu Beginn Eine romantische Suite op. 125 aus dem Jahr 1912, Regers Reminiszenz an Gedichte Eichendorffs, die Musik ganz Farbe, ganz Stimmung, teils filigran, teils ausladend, ein gefühlvolles Notturno - Eichendorffs Nachtzauber - zu Beginn mit Debussy-Flair, das Scherzo inspiriert vom Elfenreigen und ein Finale himmelwärts mit Sonnenschein, das keinen Zweifel lassen will an Regers Absicht, Klangzauber zu komponieren. Die Badische Staatskapelle interpretierte eindrücklich ein romantisches Werk mit impressionistischer Geste.Zwischen den Regers ertönte vor der Pause Mozarts Violinkonzert G-Dur KV 216, das dritte von fünfen, die der 19jährige Mozart 1775 in Salzburg komponierte. Die 22-jährige niederländische Violonistin Noa Wildschut musizierte es nicht nur mit Anmut, sondern auch mit einer öffnenden Unbefangenheit. Ein helles Allegro zu Beginn, das einem ein Lächeln ins Gesicht zauberte, ein wunderschön kantables Adagio mit träumerischem Ausklang, das Rondo dann rokokozierlich und fröhlich - beseelt musizierter Mozart wirkt wie ein höchst anstrebenswerter Gemütszustand, und die junge Solistin wird manchem Zuhörer dazu verholfen haben.
Nach der Pause folgte zum Abschluß die Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart op. 132 aus dem Jahr 1914. Das berühmte Thema stammt aus Mozarts Klaviersonate Nr. 11 A-Dur KV 331, erfährt acht Variationen, endet in einer Fuge und gehört wahrscheinlich zu den am häufigsten gespielten Stücken Max Regers. Der Grund dafür war gestern leicht erhörbar: das Thema - zu Beginn wie selbstverständlich von Reger als Andante grazioso bezeichnet - basiert aufs Mozarts bezaubernder Melodie, und Reger mag ein kompositorisches Genie gewesen sein, aber er war kein großer Melodiker, und dieser fehlende melodische Einfallsreichtum ist wohl sein großes Manko und Grund für eine gewisse Spröde, die bei den Variationsstücken weniger zum Tragen kommt. Bei manchen Stellen dieser Orchestervariationen fühlt man sich an Brahms Haydn-Variationen erinnert, bei anderen an Humperdinck, Mozart klingt erst noch schlicht und zart, wird abwechslungsreich variiert, um an Ende in einer gewissen Fülle und Breite etwas übergewichtig zu enden. Die Badische Staatskapelle variierte in den Streichinstrumenten und Holzbläsern, bei denen jeweils Oboen, Klarinetten, Fagotte, Flöte und Hörner ihren prominenten Momente spielfreudig nutzten. Sowohl Musiker als auch GMD Georg Fritzsch bewiesen gestern ihre Affinität zu Reger'schen Tonsprache.