Wer wird ab der Saison 2018/19 Nachfolger von GMD Justin Brown? Gestern ging die Entscheidungsfindung in die nächste Runde. Dirigent Robert Trevino hatte im November 2015 ein elektrisierend gutes Symphoniekonzert geleitet (mehr dazu hier) und war der erste Kandidat, der eine zweite Einladung bekam und nun eine Oper dirigierte. Bereits am kommenden Dienstag kommt der zweite in die engere Auswahl vorgestoßene Bewerber: Constantin Trinks wird am 28.03. das Rheingold dirigieren.
Robert Trevino nutzte seine Chance, die gestrige Tosca war fesselnd und nie unentschlossen. Sehr schnell gewannen die Sänger Sicherheit, Trevino folgte ihnen aufmerksam, die Einsätze kamen, der Klang war nie pauschal - falls sich die Badische Staatskapelle für ihn entscheiden würde, darf man sich auf einen Dirigenten freuen, der es versteht, große Spannungsbögen zu errichten. Seine Tosca war wie aus einem Guß. Bravo!
Die ersten Takte der Oper gelten dem Bösewicht, Tosca könnte eigentlich Scarpia heißen. Jaco Venter spielt und singt die Rolle als Sadist; diesem Scarpia macht es richtig Spaß, wenn andere leiden und er die Macht darüber hat. Am Ende des zweiten Akts mußte die Souffleuse Venter kurz helfen, in der Summe aber ein ganz starker Auftritt und eine Rolleninterpretation, deren Darstellung im Gedächtnis bleibt.
Anstelle der Karlsruher Tosca sang gestern die Mannheimer Tosca; Barbara Dobrzanska singt am kommenden Samstag die Titelrolle in der Premiere von Adriana Lecouvreur, als Ersatz hatte man gestern Galina Shesterneva engagiert. Anfänglich war sie noch etwas verhalten, doch dann steigerte sie sich und paßte sich nahtlos in die Inszenierung ein.
Und als Mario Cavaradossi hat man mit Rodrigo Porras Garulo eine starke Stimme mit männlicher Stimmfärbung, der man gerne zuhört. Sängerisch war die Vorstellung ebenfalls auf sehr hohem Niveau.
Die xy-te Vorstellung im 17. Jahr seit der Premiere dieser Inszenierung im Jahr 2000 - und dennoch ausverkauft. Karlsruhe hat beides: sowohl ein tolles Publikum als auch eine großartige Tosca-Produktion. Ein signifikanter Anteil des Publikum hat diese Inszenierung nicht zum ersten mal gesehen.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.