Dienstag, 14. März 2017

4. Symphoniekonzert, 13.03.2017

Vier Alphörner zwischen Berlioz und Schumann. Das hört sich ungewöhnlich an und war improvisiert, denn eine schwere Bronchitis und Absage des Dirigenten änderte das geplante Programm.

Auch in einer weiteren Hinsicht war der Ausfall des Dirigenten Johannes Debus bedauerlich: er wollte sich dem Orchester als weiterer Kandidat für die Nachfolge von GMD Justin Brown ab der Saison 2018/19 vorstellen. Dieser Wettbewerb startet bereits Ende März in die zweite Runde, zwei Kandidaten kommen zum zweiten Termin: Robert Trevino dirigiert Tosca am 25.03., Constantin Trinks übernimmt das Rheingold am 28.03. Ein weiterer Kandidat kommt am Ende der Saison hinzu: der renommierte Frank Beermann dirigiert das 8. Symphoniekonzert / 5. Sonderkonzert.

An Debus' Stelle übernahm Daniele Squeo kurzfristig das Dirigat. Das komplizierte Concerto grosso Nr. 1 für vier Alphörner und Orchester von Georg Friedrich Haas entfiel, die Vorbereitungszeit für Squeo war zu kurz und auch sonst war das kurzfristige Einspringen hörbar.

Hector Berlioz' Ouvertüre zu seiner Oper Béatrice et Bénédict nach Shakespeares Komödie Viel Lärm um nichts wurde 1862 in Baden-Baden vom Karlsruher Hoforchester uraufgeführt und eröffnete ein wenig zu schwunglos den Abend.

Das Basler Ensemble Hornroh Modern Alphorn Quartet präsentierte anstelle des Concerto grosso Ausschnitte aus seinem Programm Art und Brut für verschieden gestimmte Alphörner, Büchel (eine Art Trompete aus Holz), Südseeschneckenhörner, Kuhhorn, Altposaune und Singstimme. Man hörte Volksliedmelodien, aber auch urwüchsige Töne zwischen Walgesängen und buddhistischen Urseinsklängen - trotz geographischer Nähe zur Schweiz war das Ergebnis exotisch anders und für viele ein gänzlich ungewohntes Hörerlebnis.

Robert Schumann komponierte seine Symphonie Nr. 2 C-Dur op. 61 in einer persönlich schwierigen Zeit 1845/46 und konzipierte sie als Weg vom Dunkel ins Licht - eine Entwicklung und ein Stimmungsumschwung, die gestern fehlten. Dirigent Squeo konnte in der Kürze der Vorbereitung zu keinem inneren Zusammenhang finden, die einzelnen Sätze kontrastierten und ergänzten sich zu wenig, dem Sostenuto assai – Allegro ma non troppo fehlte das Ungewisse, das Scherzo als Allegro vivace war nicht getrieben oder monomanisch. Am stärksten formte der Dirigent das Adagio espressivo, für das er fast 13 Minuten benötigte und dem er eher einen verklärenden denn einen schmerzlichen Charakter gab. Das abschließende Allegro molto vivace endete zufrieden ohne himmelhochjauchzende Überhöhung.
Viel Applaus für Squeo, der den Abend rettete, gab es von Zuschauern und Orchester, bei dem wiederum vor allem die Holzbläser in Form von Oboen, Klarinetten, Fagotte und Flöten auffällig aufspielten.