Beethoven, Schumann und Mendelssohn - ein klassisch-deutsches Konzert, das gestern ausverkauft war und viel gute Laune verbreitete.
Ludwig van Beethovens Ouvertüre zum Ballett Die Geschöpfe des Prometheus op. 43 entstand zwischen der 1. und 2. Symphonie. Groß angelegtes C-Dur - erst Adagio, dann Allegro molto e con brio und attacca - die erste von einigen noch kommenden noch größeren Ouvertüren und thematisch typisch Beethoven: die Auflehnung des Individuums gegen höhere Mächte und der Kampf um Selbstbestimmung. Bei Johannes Willig zündete diese Ouvertüre und einige werden sich nach diesem tadellosen Einstieg gewünscht haben, länger als nur fünf Minuten Beethoven zu hören.
Das Konzertstück für vier Hörner und Orchester op. 86 von Robert Schumann ist eine Folge des technischen Fortschritts, nämlich dem Siegeszug der Ventilhörner - eines tückischen Instruments, dem man nicht einfach korrekte Töne entlockt. Daß Schumann daraus gleich ein dreisätziges Konzert für ein Hornquartett machte, scheint zu zeigen, wie begeistert er von den Möglichkeiten des neuen Instruments war. Die vier Karlsruher Hörner von Dominik Zinsstag, Frank Bechtel, Jörg Dusemund und Peter Bühl manövrierten sich gestern beachtenswert durch ein virtuoses und viel zu selten zu hörendes Konzert, nach dem sich ebenfalls der eine oder andere gewünscht haben wird, wieder mehr Schumann zu hören.
Zum Abschluß folgte die Symphonie Nr. 2 B-Dur „Lobgesang“ op. 52 von Felix Mendelssohn Bartholdy und auch hier erzielte man gestern das gleiche Resultat, nämlich den Wunsch wieder öfters und mehr Mendelssohn zu hören. Was für eine schöne Symphonie, vor allem wenn sie so gut gesungen und gespielt wird wie beim gestrigen Symphoniekonzert. Neben dem gewohnt sehr guten Staatsopernchor und Extrachor (über 90 Sänger) sowie Ina Schlingensiepen und Stefanie Schaefer gestaltete vor allem Kammersänger Klaus Schneider mit hoher Ausdruckskraft eine ideale Partie. Bravo!
Beethoven, Schumann und Mendelssohn wurden durch die Hände von Johannes Willig und der Badischen Staatskapelle makellos mit viel Schwung und Elan musiziert. Einfach ein schönes Konzert, nach dem man von allem mehr möchte.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.