Sonntag, 18. Januar 2015

Schiller - Die Räuber, 17.01.2015

ACHTUNG! Programmänderung: 'Die Hampelmänner'  statt  'Die Räuber'
oder  
Wieder eine Mogelpackung
Die Räuber werden in der Karlsruher Neuinszenierung dermaßen verhampelt, verharmlost und entaktualisiert, daß man sie nicht ernst nehmen kann. Es wird viel geblödelt und gealbert und das Publikum darf lachen und erlebt zwei gut konsumierbare Stunden, die oberflächlich und anspruchslos unterhalten. Es gelingt hier das Kunststück, Schiller gedankenlos zu inszenieren. Die Regisseurin gilt als Spezialistin für Kinder- und Jugendtheater und vorrangig an Schüler richtet sich auch diese Comedy-Variante. Als Bewerbung für den imaginären Till-Schweiger-Regienachwuchspreis für seichte Komödien mit pseudo-seriösen Elementen ist diese Produktion ebenfalls legitim. Wer mehr erwartet als Konsum -immerhin werden Die Räuber im normalen Abonnement gezeigt- wird wahrscheinlich weniger Freude haben. Es bleibt schleierhaft, wieso man am Karlsruher Schauspiel immer noch nicht wieder leistungsfähig genug ist, um das Jugendtheater vom normalen Regelbetrieb zu trennen.


Worum geht es in den Hampelmännern?
Zwei Brüder rivalisieren um Amalias Liebe. Der clowneske Franz intrigiert dabei gegen den bevorzugten Flegel und Jammerlappen Karl und sorgt dafür, daß er vom gemeinsamen Vater verstoßen wird. Karl gründet eine Gang und spielt Stadtguerilla. Doch Franz nimmt sich seine Sünden zu Herzen und erstickt voll undramatisch unter einer Gummimaske. Karl und Amalia könnten wieder zusammenkommen, doch Karl will lieber ein Gangster bleiben und Amalia erkennt, daß sie auf den falschen Typ gewartet hat. Es gibt also - und das ist für Comedy-Fans gewöhnungsbedürftig -  kein Till-Schweiger-typisches Happy End, wenn Amalia die Bühne verlässt und das Kleine Haus durch die Zuschauertür verlässt.

Was ist NICHT zu beachten?
Das Programmheft! Da finden sich zwar halbwegs interessante Texte, die aber keine Übertragung auf die Bühne erfahren. Planung und Realisierung haben kaum Berührungspunkte. Es ist rätselhaft, wieso gute Ansätze so komplett folgenlos bleiben (mehr dazu unten).

Was ist zu sehen (1)
Amüsant entstellt oder unverantwortlich verstümmelt? Beides trifft in gewissem Maße zu und hängt vom individuellen Standpunkt ab: Manche essen, was auf den Tisch kommt und stellen keine Fragen. Diese erleben zwei kurzweilige Stunden und Schiller ohne Tiefgang als leicht konsumierbare Kost. Doch gerade wenige Tage nach dem Pariser Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo (mehr dazu unten), wirkt dieses private Befindlichkeitsgetue auf der Bühne leichtfertig und deplatziert.
Ausdrücklich loben muß man die jungen Schauspieler, von denen viele in Karlsruhe ihr erstes Engagement nach der Schauspielschule erhalten haben. Ihre Leistungen werden durch das banale Regiekonzept eingeschränkt. Darunter leidet vor allem Luis Quintana der einen uncharismatischen und schwachen Karl gestalten muß. Besonders hervorzuheben sind Maximilian Grünewald, dessen Monologe als Franz zu den stärksten Momenten gehören sowie Ralf Wegner, der als Spiegelberg zumindest ein wenig Dämonie einfließen lassen kann. Beide hätten ihre Rolle in einer seriösen Inszenierung verdient. So entwickeln sich die Figuren nicht und werden auch kaum ausreichend charakterisiert. Die Szenen besitzen keine innere Folgerichtigkeit und erscheinen fragmentarisch und isoliert als Rezitation oder Vorsprechübung. Das Böse wird als Klamauk verharmlost, ohne die Motivation zu entlarven.

Fazit (1): In einem alten Reclam-Heft findet sich im Nachwort der Hinweis, daß Die Räuber "wegen der strengen Zensur meist in fragwürdigen Bearbeitungen und üblen Verballhornungen wiedergegeben wurde". Zensur ist heute nicht mehr notwendig, dafür gibt es gezielt konsumentenfreundliche Pseudo-Regie. Zwischen fragwürdiger Bearbeitung und übler Verballhornungen muß man diese Inszenierung leider einordnen. Und man muß mal wieder die Frage stellen, ob nicht manches Personal des Badischen Staatstheater in einem reinen Kinder- und Jugendtheater besser aufgehoben wäre. 

Jetzt aber: Worum geht es in Schillers Räubern?
Um Radikalisierung und ihre Folgen. Zwei monströse Brüder stehen im Mittelpunkt: Der erstgeborene Karl ist beliebt und schummelt sich auch dank eines nachsichtigen Vaters um Konsequenzen und Verantwortung seines Tuns herum. Als er es dann doch zu bunt treibt, nimmt der zweitgeborene Franz die Chance wahr und bewirkt durch gefälschte Briefe beim inzwischen nun schon senil-alten Vater die Enterbung und Verstoßung Karls aus der Familie. Die Heimzahlung erfolgt umgehend. Karl rächt sich, indem er das  Beleidigtsein auf die Spitze treibt: er wird zum Anführer eine extrem gewalttätigen Räuberbande, die maßlos tötet, plündert und vergewaltigt. Schiller versucht, Karls Charakter einen Rest von Würde zu verleihen, indem er ihn als eine Art Robin Hood Geld an Arme verteilen lässt, doch Karl erleidet den totalen moralischen Absturz. Als er seine Verlobte töten muß, um seiner durch Führereid gegenüber seiner Bande verpflichteten Ehre gerecht zu werden, beschließt er, sich selber der Justiz (und damit der Hinrichtung) auszuliefern.

Franz ist ein geübter Heuchler und Lügner, äußerlich korrekt, aber ein gewissenloser und verleumderischer Intrigant, der Position und Macht als despotischer Alleinherrscher für sich haben möchte. In seiner Schiller-Biographie stellt Rüdiger Safranski die beiden Figuren als philosophisches Experiment gegeneinander: Karl ist der entfesselte Idealist, der sich aus Enttäuschung für sein demontiertes Weltbild in einem Dauerzustand der Empörung abreagiert, Franz ist  der rücksichtslose Materialist, der aufgrund steter Zurückweisung kalt und zynisch alles verrät, was ihn umgibt. Doch Franz konnte nicht leben, was er rücksichtslos plante. Die Angst vor den Konsequenzen seines Tuns wird für ihn zum Abgrund. Seine seelische Zerrüttung endet im Suizid.

Beide Brüder entwerfen sich als freie und unabhängige, nur sich selbst Rechenschaft schuldige Individuen und scheitern. Als Alibi für ihr Tun konstruieren sie sich alternativlose Zwangslagen, die der Realität nur eine gewisse Zeit standhalten. Bei Karl meldet sich das Gewissen, bei Franz die Angst vor dem bedrohlich Unvorsehbaren - beide wählen den Tod. Safranski schreibt: „Es gibt am Ende keine Versöhnung, sondern nur den Triumph der stolzen Freiheit, der seinem Selbst getreu bleibt. Mit dem Pathos dieser Freiheit, nicht mit dem Pathos einer wiederhergestellten Ordnung endet das Stück.“ Extreme Selbstentwürfe, die der irrationalen und nicht erforschten und durchdachten Willensfreiheit ihrer Figuren entspringen.

Neben den Nebenfiguren sind drei weitere Charaktere von Interesse, die Schiller in seinem Erstlingswerk nur unzureichend zeichnet. Der Vater ist eine schwache Figur, die keine Hinweise auf eine Vorgeschichte oder mögliche Motivierung seiner Söhne gibt. Karls Verlobte Amalia hat kaum eigenen Handlungsspielraum und ist nur Verfügungsmaterial, das Unglück erleidet, gequält wird und versucht, aufrecht zu bleiben. Spiegelberg, der andere Bösewicht des Stücks und Karls Konkurrent unter den Räubern, wird von Schiller als Jude gekennzeichnet, also als einen nicht umfänglich integrierten Außenseiters, der seine Statusnachteile und Herkunft durch Verschlagenheit und Grausamkeit kompensiert.
 
Was ist zu beachten (1)?
Die Räuber sind aus heutiger Sicht ein Problemstück, denn keiner Hauptfigur kann man heute noch mildernde Umstände für ihr Tun attestieren. Karl Moor ist kein Robin Hood, eine Daseinserhöhung durch Selbststilisierung in martialischen Männerbunden ist nur noch in Sport und Spiel legitim. Schiller wußte es, seine Definition von Glück lautet: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Franz und Karl wollen nicht spielen, sondern ernst machen mit ihrer uneingeschränkten Freiheit jenseits aller Regeln. Damit sind sie im Gegensatz zur Moderne, die unzählige Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung im Spiel bietet. Das Programmheft analysiert: "Die Jugendkultur ist zunehmend aufgeteilt auf einzelne kleine Szenen, in denen sich wiederum alles nur um die jeweilige Szene dreht. Dadurch sind die heutigen Jugendlichen individualistischer geprägt."
        
Im Programmheft befindet sich ein Interview mit einen Psychologen und Experten für Jugendgewalt, der Fachbücher und Artikel zum Thema der Adoleszenz junger Männer verfasst hat. Bei ihm wird Gewalt einerseits auf einen kleineren Radius eingeschränkt: "Jungen brauchen den Konflikt in Gruppen, weil sie sich als Krieger fühlen wollen, sie wollen sich als jemand anderes erfinden, wenn sie die Kindheit hinter sich lassen. Auf die Gewalt projizieren sie ihren Befreiungsschlag, die Befreiung aus der für sie unerträglichen Normalität." Andererseits setzt er diese Taten in globalen Zusammenhang: "In Syrien können junge Männer zu Halbgöttern werden. Gewalttäter werden bewundert, von ihnen geht immer eine besondere Strahlkraft aus, ob im Positiven oder im Negativen, sie werden zu Herren über Leben und Tod."

Wie übersetzt man das für unsere Zeit? Narzisstische Kränkungen, unbedingte Rechthaberei, unerbittliche Willensdurchsetzung und die Flucht in die vorübergehende befreiende Irrationalität der Gewalttätigkeit - Regisseurin Salehpour erklärte vorab in einem Interview, "zahlreiche Biographien von ISIS-Kämpfern gelesen" zu haben. "Deren Grundmotiv, daß man glaubt, das Recht für sich gepachtet zu haben, findet man beispielhaft in den Räubern". Eine sehr gute Idee, die aber unverzeihlicherweise nicht in der Inszenierung verwertet wird. Und da muß man das Karlsruher Schauspiel auch in die Kritik nehmen: es ist leichtfertig, wie hier eine Großchance vergeben wurde. Man könnte sogar Terrorismus und Klamauk zur Entlarvung kombinieren, doch dafür müßte man sich eine politische Inszenierung zutrauen. Das Programmheft bietet gute Ansätze, das Bühnengeschehen ist nichtssagend - keine Dämonie, kein Böses, keine Abgründe, kein heißer Kern, sondern handwarmer Brei.
                   
Auch wenn Schillers Verleger den Räubern In tyrannos (gegen die Tyrannen) als Motto voranstellte - die Vorzeichen haben sich durch historische Erfahrungen gedreht. Ob man bei Schiller zum Räuber wurde, im 3. Reich in die SS eintrat, in der RAF oder der NSU mordete oder heute als Moslem Ungläubige abschlachtet - es sind abgehängte junge Männer, die entweder von der Gesellschaft nicht anerkannt und marginalisiert werden oder wegen geringe Perspektiven und niedrigem Erwartungshorizont ihrem Leben durch Selbstmobilisierung in einen ständigen Ausnahmezustand Sinn und Halt geben wollen. Hannah Arendt sprach diesbezüglich von der "Bewegungssüchtigkeit totalitärer Bewegungen", die einen Ausbruch aus dem Alltag versprechen. Eine Ideologie oder Religion als Rechtfertigung ist nur die naheliegende, aber unzutreffende Ausrede für Gewaltexzesse. Die Radikalisierung der Räuber im ersten Akt ist bei Salehpour etwas beiläufig Gruppendynamisches ohne Gedankentiefe. Überhaupt: welche gute Idee steckt denn überhaupt in dieser Inszenierung?
   
Was ist zu beachten (2)?
Vor ca. 20 Jahren wurde während der Präsidentschaft Bill Clintons in den USA der Begriff youth bulge geprägt - das könnte man mit Jugendüberschuss übersetzten. Damit wird ein Phänomen globaler Bedrohung umschrieben, das man wie folgt zusammenfassen könnte: Kriege kann nur führen, wer einen Überschuß an jungen Männer zur Verfügung hat. Daraus wurde abgeleitet, daß es in Afrika in den kommenden Jahrzehnten immer wieder zu (Bürger-)Kriegen kommen sollte und die weitere Existenz des Staates Israel im 21. Jahrhundert schlechte Perspektiven hat, da das palästinensische Bevölkerungswachstum Israel erdrücken würde. Der Soziologe Gunnar Heinsohn hat in seinem Buch "Söhne und Weltmacht" ein darauf basierendes modernes Erklärungsmuster geliefert, das auch auf Schillers Figuren zu passen scheint und den Autor der Räuber als Erstbeschreiber moderner Erkenntnisse zeigt. Heinsohn schreibt: "Um Brot wird gebettelt. Getötet wird für Status und Macht." Daß nicht das Elend zur Rebellion führt, erkannte Thomas Hobbes bereits 1651 in seinem "Leviathan" - Diejenigen, die unzufrieden mit ihrer gegenwärtigen Lage sind, sind am ehesten geneigt, Kriegsursachen zu schüren sowie Unruhe und Aufruhr zu stiften.
Zeitgemäß ist Schillers Werk als Beispiel für die Entstehung von Gewalt - gezeigt werden Söhne, die für ihre Ambitionen keine akzeptable Positionen finden oder sie sich rücksichtslos nehmen und deshalb Länder und Regionen destabilisieren. Die Räuber sind die gewaltbereiten Außenseiter von heute. Wer sie heute für eine Inszenierung sucht, müßte sich die französischen Schulen anschauen, wo perspektivlose Schüler aus der islamischen Welt betonen, nicht Charlie Hebdo zu sein und das europäische Wertesystem abzulehnen (mehr dazu hier in der Frankfurter Allgemeinen). Frankreich und auch Großbritannien stehen noch schwere Bemühungen bevor, um die Radikalisierung ihrer moslemischen Jugendlichen zu verhindern.
   
Was ist zu sehen (2)?  
Franz und Karl sind also zwei überzeichnete Extremfiguren, deren Motivation im Stück unklar bleibt. Schiller erweist sich auch hier als Vorbild für zahllose Hollywood-Filme, deren spannender Handlung man besser folgt, ohne sie zu hinterfragen. Welche Motive gibt es bei Schiller für das Verhalten von Karl und Franz? Die Regisseurin Mina Salehpour hätte verschiedene Möglichkeiten: einen Gesellschafts- oder Generationenkonflikt (doch die 68 Generation ist weit weg) oder eine Geschichte über politische Empörung. Salehpour spricht von "Radikalisierung durch Ablehnung" und erklärt:  "In meiner Inszenierung bleibt der Vater abwesend. Dadurch wird er überlebensgroß und schlimmer als ein anwesender."  Den Worten folgten leider keine Taten ...

Salehpours Mißverständnis liegt darin, daß die Vaterfigur zweifellos ein bedingendes, aber kein allein bestimmendes Motiv darstellt und dieser Figur eine zu einseitige Bedeutung zugewiesen wird. Pech für die Mütter! Ihr Einfluß ist hier nebensächlich, die fehlende Mutterfigur wird bspw. gar nicht thematisiert. Diese einseitige Gewichtung verzerrt bereits theoretisch. Es ist naheliegend, Schillers Jugendwerk als Grundlage für den Terrorismus- und Gewaltdiskurs zu nehmen. Doch gerade nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo in Paris ist das Thema wieder ganz oben auf der Aktualitätsliste. Salehpours Gegenversuch  wirkt da einfach nur unzureichend.

Die Karlsruher Inszenierung sollte also "stark zugespitzt auf einen abwesenden Vater" sein. Und "Der Vater ist in dieser Inszenierung keine Figur, sondern eine Idee." Viele Eingriffe waren notwendig, um Salehpours Konzept auf die Bühne zu bringen. Die Hälfte der Figuren wurde gestrichen, darunter auch der Vater, der von einem Chor gesprochen wird. Das Treffen zwischen Karl und seinem Vater im 5. Akt findet nicht statt. Amalia wird nicht getötet, sondern emanzipiert sich. Schillers Stück endet nicht mit dem berühmten "Dem Mann kann geholfen werden", sondern mit einer Textstelle Karls, die Amalia in den Mund gelegt wird.

Fazit (2): Schon bei der Premiere sind diese Hampelmann-Räuber von der Tagesaktualität abgehängt worden. Das übergestülpte Konzept der Vaterlosigkeit ist psychologisch zu oberflächlich und eindimensional und bleibt auf der Bühne ohne Wirkung.
Ein scheinbarer "Erfolg" werden diese Räuber wohl trotzdem:in den kommenden Monaten wird man viele Schulklassen zwangsdurchschleusen und die werden sich dabei wahrscheinlich auch gut unterhalten. Selbst der altbacken und harmlos inszenierte und in der Hauptrolle fehlbesetzte Danton wurde so vermeintlich "erfolgreich". Aber mal ehrlich: für diese Leistungen benötigt man kein hochsubventioniertes Staatstheater. Da findet man stärkere Ideen in geringer dotiertem und weniger professionellem Umfeld!


Team und Besetzung:
Karl Moor: Luis Quintana
Franz Moor: Maximilian Grünewald
Amalia von Edelreich: Florentine Krafft
Spiegelberg: Ralf Wegner
Schweizer: Jonathan Bruckmeier
Roller: Johannes Schumacher
Schufterle / Herrmann: Michel Brandt

Regie: Mina Salehpour
Bühne: Jorge Enrique Caro
Kostüme: Maria Anderski

5 Kommentare:

  1. Lieber Honigsammler, Ihren treffenden Worten kann mich anschließen. Als bekennder Alt-68er (Jahrgang 1945) war ich gestern doppelt betroffen:
    Als Zuschauer einer entpolitiserten Aufführung, die in keiner Hinsicht Schiller, dem Werk oder unserer Zeit gerecht wird und es auch gar nicht erst versucht.
    Da ein Enkel meiner Frau anwesend war, konnte ich die Schüler-Meinung über die Inszenierung erfahren. Sie klang wie über eine Komödie im Privatfernsehen mir Worten wie "witzig" und "goldig".
    Mein Geld bekomme ich für diese seichte "Mogelpackung" wohl nicht zurück.

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    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar. Es kommt auf die Erwartungshaltung an - wir beide wünschten uns keine Kuschel-Räuber mit witzigen Szenen und goldigen Charakterisierungen. Mal schauen, wie die Presse-Experten reagieren, soweit sie überhaupt noch über Karlsruhe berichten. Mit diesen Räubern ist man in Tallage und weit entfernt von der Spitze.

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  2. Ich bin sehr erleichtert über Ihren Klare Worte. Wieso muss man ein Drama als Komödie inszenieren und diese albernen Texte hinzuerfinden (Beispiel Verkleidung mit Brille). Es ist eine Verballhornung.
    Ich freue mich sehr über das Zitat von Gunnar Heinsohn. Haben Sie 2010 seine Vorträge am ZKM gehört, die damals in der Vortragsreihe von Bazon Brock und Peter Sloterdijk organisiert wurden? Es gab ein anschauliches Beispiel: Wenn die Bundesrepublik von 1950 bis 2000 die gleiche Geburtenrate gehabt hätte wie Palästina lebten heute 300 Millionen Menschen in Deutschland!

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    1. Vielen Dank und ja: auf Heinsohn wurde ich durch die Vortragsreihe im ZKM aufmerksam.

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  3. @anonym: Vielen Dank für Ihren Kommentar. Allerdings fällt es mir grundsätzlich schwer, den Kunstbetrieb zu ernst zu nehmen. Vor allem Mißerfolge sind für mich legitim - Experimente gehen auch mal schief. Ihre schöne Metapher "Vampire alles Schöpferischen und Lebendigen" finde ich sehr anschaulich, würde ich mir aber für schwerwiegendere Fälle aufheben wollen.

    Ich werde mir diese Räuber wahrscheinlich sogar ein zweites Mal anschauen - dann aber in der richtigen Stimmung: als gedankenfreie Unterhaltung nach einem langen Arbeitstag, einem üppigen Abendessen und einigem Rotwein in etwas gleichgültigerer Haltung. Wenn ich keinen Schiller erwarte, kann ich mich über die verhampelte Inszenierung bestimmt gut amüsieren, denn es gab schauspielerisch schöne Szenen und vor allem Ralf Wegner (der mich schon im Dezember in Verrücktes Blut beeindruckt hat) und Maximilian Grünewald (der mit seinem Auftritt als Franz jetzt von mir einen Bonus für die nächste Rolle bekommt) und auch die anderen Mitspieler zeigen viel Engagement. Und auch szenisch gab es einige gute Einfälle, die auch zu Recht viel Applaus vom Publikum bekamen. Sogar das Programmheft verzichtet auf die früher immer wieder vorkommenden Schlampereien. Diese Räuber versagen nur in der Haltung der Regie, nicht auf der Bühne - und damit haben sie durchaus eine (wenn auch schwache) Berechtigung.

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