Mit der kurzen Ouvertüre zur Oper Maskerade des dänischen Komponisten Carl Nielsen begann gut gelaunt die neue Konzertsaison und bereits dieser Einstieg war so gelungen, daß man Nielsen am liebsten noch länger zuhören wollte.
Es folgte eine deutsche Erstaufführung. Dreamscapes (eine Wortschöpfung aus Dream und Landscape, also in etwa Traumschaften) nannte der dänische Komponist Jesper Koch (*1967) sein der Cellistin Michaela Fukačová gewidmetes Cellokonzert. Beide waren bei der deutschen Erstaufführung in Karlsruhe dabei. Während bei vielen neuen Kompositionen die Vielschichtigkeit des Klangbilds beeindruckt und Effekte dominieren, ist Jesper Koch vorrangig ein Erzähler. Sein Cellokonzert ist überwiegend unaufgeregt mit auftretenden Unruhen. Sein Traum schlägt nie in einen Albtraum um und klingt harmonisch aus. Doch leider fehlt der Musik trotz aller erzählerischen Durchhörbarkeit das Traumhafte und die landschaftliche Ausstrahlungskraft. Der Name Dreamscapes verspricht ein wenig mehr, als das Stück zu halten vermag. Komponist und Cellistin bekamen herzlichen Applaus für ein schönes, aber für einige vielleicht nicht restlos überzeugendes Konzert.
Nach der Pause folgte die 1. Symphonie von Gustav Mahler - der Erstling, der aber kein Anfang ist. Nun ist Justin Brown ja schon einige Jahre als GMD in Karlsruhe und mein persönlich stärkstes, schönstes und nachhaltigstes Erlebnis seiner Konzerthistorie war sein Dirigat der rekonstruierten 10. Symphonie von Mahler. Eine über Tage anhaltende Begeisterung, an die ich mich gerne erinnere. Meine Vorfreude war also groß und wurde gestern nicht enttäuscht. Mit über 100 Musikern spielte die Badische Staatskapelle und ihr Dirigent eine wunderbar gelungene und mitreißende 1. Symphonie, bei der alle Instrumentengruppen einen ausgezeichneten Eindruck hinterließen und Justin Brown stets die richtige Wahl traf und Mahlers Symphonie mit perfektem Ausdruck präsentierte. Der Jubel des Publikums für Orchester und Dirigent war hochverdient. An alle ein dankbares und begeistertes BRAVO für diese beeindruckende Aufführung!
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.