Simple Minds in einem Blog über das Badische Staatstheater? Nun, wenn man im Opernhaus mit Liederabenden über Bob Dylan (geboren 1941) und Rio Reiser (geboren 1950) ein Publikum anspricht, das ca. 50-60+ Jahre alt ist, dann ist es nur eine Frage von ca 10-20 Jahren bis man musikalisch in den 1980/90ern landet, also ein Publikum ansprechen wird, das aktuell noch ein 2-3 stündiges Konzert stehend und tanzend erleben kann und dann im Opernhaus sitzend sich erinnernd begeistern lassen will. Und in Karlsruhe erinnert man sich auch gerne an die Simple Minds, waren sie doch 1997 der erste, lange geheim gehaltene Star-Act beim Karlsruher "Das Fest", dem kostenlosen Open-Air in der Günter-Klotz Anlage, das im gleichen Jahr auch Neneh Cherry und Suzanne Vega zu bieten hatte und damit in neue Dimension vorstieß. Simple Minds in einem Blog über das Badische Staatstheater ist also auch ein augenzwinkernder Tribut an die primäre Zielgruppe dieser Texte.
Die in Glasgow 1978 gegründeten Simple Minds sind nun schon über 30 Jahre erfolgreich, haben über 60 Millionen Tonträger verkauft und gehören zu den Bands, die in den 1980er ihre ersten großen Erfolge erzielten und bis heute noch regelmäßig Konzerte geben. Sie gelten als beindruckende Live-Band und sind bekannt für ihre Spielfreude und langen Konzerte und reichhaltigen Zugaben und auch gestern waren die zahlreichen Zugaben im ausverkauften Tollhaus der Höhepunkt des Abends. Schon früh warnte der 55jährige Sänger Jim Kerr das Karlsruher Publikum (das überwiegend eine Altersgruppe von ca 40-50jährigen umfasste), daß es sich seine Kräfte einteilen solle. Nach 2,5 Stunden endete das Konzert, als es am schönsten war und nachdem die Stimmung sich linear gesteigert hatte,
Nur zwei Band-Mitglieder der Simple Minds sind übrig geblieben: der
charismatische Sänger Jim Kerr und Gitarrist Charlie Burchill. Ergänzt
hat man sich für diese Tour vorzüglich: Schlagzeuger Mel Gaynor, der
Keyboarder Andy Gillespie, die Sängerin Sarah Brown und der Bassist Ged
Grimes sorgten für einen hochprofessionellen Abend, der keine Routine
ausstrahlte.
Das Greatest Hits Album der Simple Minds umfasst 50 Songs auf 3 CDs. Mindestens drei Welt-Hits davon hört man auch noch heute oft im Radio. Wobei es sich die Band einerseits leisten kann, auf eine Pflichtnummer zu verzichten: das auch aus einer Bierwerbung bekannte Belfast Child wurde gestern nicht gespielt. Andererseits hat man genug Songs zur Verfügung, um das berühmte Don’t You Forget About Me mit seinen stimmungsfördernden hey-hey-hey-hey's und la lalala la's im Hauptprogramm und Alive and Kicking inmitten der Zugaben zu spielen
Musikalisch klingen die Simple Minds dank Jim Kerrs Stimme unverkennbar und doch haben sie stilistische Änderungen durchlebt: Von der Punk-Band zur 80er Jahre New Wave-Band (das Musikgefühl der 80er hört man immer wieder bei den typischen Keyboard-Klängen dieser Zeit) zur Fußballstadion-Band (noch vor wenigen Jahren waren Simple Minds als Vorgruppe der Rolling Stones engagiert und stellten diese stimmungsmäßig in den Schatten. Hier findet sich bei youtube ein anderes Beispiel von 1997) und zurück zur rockigen Pop-Band. Die innere Entwicklung vom Musiker zum Big Business und zurück zur Musik hat man trotz Höhen und Tiefen erfolgreich gemeistert.
Fazit: es war bestimmt nicht die letzte Tour der Simple Minds. Dafür sind sie zu gut und ihre Musik zu stark in der Erinnerung einer Generation verankert.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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