Eine Spielzeit bei der die Intendanz wechselt bedeutet einen Einschnitt und einen Aufbruch. Was bleibt in Karlsruhe vom ersten Jahr unter Peter Spuhler übrig? Begann 2011 ein Intermezzo oder eine Ära? Und wer wird Spuren hinterlassen in der Erinnerung und den Herzen des Publikums?
Es scheint sich abzuzeichnen, daß es eine Ära Spuhler geben wird, denn betrachtet man die Generalsanierung und den geplanten Neubau des Schauspiel- und Probenhauses und die Öffnung zu neuen Zuschauergruppen (vor allem auch im Kinder- und Jugendbereich), scheint Peter Spuhler einen signifikanten Beitrag zur zukünftigen Gestalt des Badischen Staatstheaters zu leisten und ihm stehen einige Herkulesaufgaben bevor. Man kann ihm nur viel Glück wünschen, daß die Modernisierung des Hauses und die gesellschaftliche Verankerung als kulturelles Zentrum in der Mitte der Stadt gleichermaßen erfolgreich sein werden.
Wenn man vorherige Intendanzen betrachtet, dann fällt auf, daß man am
Badischen Staatstheater diesmal voraussichtlich keinen Intendanten hat,
der seine Karriere in Karlsruhe beenden wird, sondern der -wie viele
andere seiner Mitarbeiter- hier wahrscheinlich einen Zwischenhalt macht
und dessen berufliche Vollendung später und an einem anderen Haus
erfolgt. Damit erklärt sich einiges: der Elan, etwas zu leisten, der
Wunsch, sich zu profilieren und zu gelten, der Versuch, sich einen Namen
zu machen. In verschiedener Hinsicht profitieren die Zuschauer davon
und vielen wird in dieser Spielzeit aufgefallen sein, daß Mitarbeiter
mit Namensschild anzutreffen sind und es stets Einführungen gibt.
Hier hat sich der Wechsel besonders für das Publikum bemerkbar gemacht. Das
Staatstheater tritt sympathisch und nett auf. Mit wenigen Maßnahmen hat
man nach außen einen offenen, sehr engagierten und bürgernahen Eindruck vermittelt und oft verteilt Spuhler noch selber spät abends nach Vorstellungsende
Publikationen und Materialien an das Publikum. Ein Einsatz, der Respekt
und Anerkennung verdient.
Zur künstlerischen Seite.
Es ist offensichtlich, daß wir bereits Zeuge einer Ära sind, und zwar die von Birgit Keil und Vladimir Klos. Denn wenn man etwas an dieser Spielzeit hervorheben will, dann vor allem eine Sparte: das Ballett hat begeistert! Birgit Keils Kompagnie hat spätestens in dieser Spielzeit den Sprung an die Spitze geschafft! Vier Handlungsballette (nächstes Jahr kommt mit Giselle noch ein fünftes hinzu), darunter zwei Aufsehen erregende und das Publikum begeisternde Uraufführungen (Siegfried und Momo), die ihr Publikum gefunden haben. Die Zuschauer strömten, um dabei zu sein. Die Ballett Kompagnie erwies sich diese Spielzeit als das Aushängeschild des Hauses an der Baumeisterstraße. Über die Leistungen der Tänzer als Ausdruckskünstler und Leistungssportler kann man nur schwärmen. Wer in Karlsruhe etwas empfehlen oder verschenken möchte, ist mit Ballettkarten auf der sicheren Seite. Ich kann es nur wiederholen: wir erleben gerade das goldene Karlsruher Ballettzeitalter. An die Ära Keil / Klos, die auch die Ära Salamanka / Menha / Diego de Paula / Kuyler und ebenso die Ära Chalendard / Andrade / Blanche / Fonseca / Newman / Velloso und die vieler anderer Tänzer ist, wird man sich eines Tages wehmütig erinnern. Auf die weitere Entwicklung kann man gespannt sein. Ein herzlicher Glückwunsch an alle Tänzer, Verantwortlichen und Beteiligten.
Es war auch die Spielzeit der Badischen Staatskapelle, die große Auftritte hatte! Die besten Symphoniekonzerte lieferte sie allerdings bei den Balletten: Siegfried und Tschaikowsky (Nußknacker / Schwanensee) waren ein Genuß. Bei den Symphoniekonzerten gab es in der vergangenen Saison viele
Ausgrabungen, aber keine Entdeckungen. Ein zwar abwechslungsreiches und
interessantes Programm, daß aber für meinen Geschmack zu selten begeisterte. Hier stimmte die Auswahl nicht ganz. Der große Farbenreichtum und die stilistische Kompetenz des Orchesters wurden eher bei so unterschiedlichen Werken wie Rigoletto, Trojaner, Romeo und Julia auf dem Lande und Lohengrin überzeugend gezeigt. Lohengrin unter Justin Brown und Siegfried unter Christoph Gedschold waren die beeindruckendsten orchestralen Leistungen. Die Opernaufführungen konnten sich immer hören lassen. Zum 350-jährigen Jubiläum also eine sehr gute Spielzeit der Musiker und Dirigenten.
Auch die Oper hat Erinnerungswürdiges beigesteuert. Mit Berlioz' Trojaner gelang ein spektakulärer und grandioser Start, mit Delius' Romeo und Julia auf dem Lande eine schöne Entdeckung, mit Wallenberg eine spannende Umsetzung. Rigoletto und Lohengrin litten an der uninspirierten Inszenierung und machten nur musikalisch positiv auf sich aufmerksam. Bei den Händel Festspielen konnte man vom Boom profitieren, den die letzte Intendanz über fast ein Jahrzehnt vorbereitet und ausgelöst hatte.
Die Auswahl der Opern interessiert vor allem die Liebhaber: man hört vieles, was man
nur selten zu Gehör bekommt. Als Opern-Fan und Opern-Sammler freut man sich über Berlioz, Delius, Tüür, Spontini und Britten. Musste man sich im ersten Jahr
ein Repertoire noch erarbeiten, wird im zweiten Jahr Vielfalt und
Abwechslungsreichtum des Spielplans wieder wachsen und die
Betriebstemperatur erreicht. Doch viel hängt bei den kommenden Premieren davon ab, daß die Inszenierungen erfolgreich sind. Die Sparte ist bei Joscha Schaback und
Bernd Feuchtner in kompetenten Händen.
Die neuen Sänger überzeugten: Heidi Melton, Andrea Shin, Sebastian Kohlhepp, Eleazar Rodriguez sowie Stefania Dovhan, Katharine Tier und Rebecca Raffell machen auf ihre weitere Entwicklung neugierig. Dazu kommen die großartigen neuen Sänger in Bariton-Lage: vor allem Seung-Gi Jung und Jaco Venter hatten große Momente. Unter den bewährten Favoriten des Ensembles bleiben Barbara Dobrzanska, Armin Kolarczyk und Konstantin Gorny unumstritten Publikumslieblinge. Eine sehr gute Spielzeit, die Anlaß zur Vorfreude auf die kommenden Premieren und Wiederaufnahmen gibt.
Der Chor zeigte erneut seine große Klasse und Leistungsfähigkeit.
Viel zu tun gab es diese Spielzeit: Trojaner, Rigoletto, Blaubart,
Romeo und Julia auf dem Dorfe, Lohengrin, Wallenberg - viel zu singen, viel zu
spielen und wenig Zeit sich auszuruhen. Und doch war ich in keiner
Vorstellung, in der der Chor Schwächen zeigte. Chorleiter Ulrich Wagner hat den Sängern sehr gut getan: seit seiner Übernahme vor einigen Jahren
sieht man den Damen und Herren die Freude wieder an und sie beklatschen Ihren Chef bei Premieren immer stürmisch.
Die Zusammenfassung der meines Erachtens nicht zufriedenstellenden Spielzeit im Schauspiel findet sich hier. Zusammenfassend lässt sich sagen, daß es zu wenig Aufbruchstimmung und Elan gab. Eine Spielzeit ohne positive Höhepunkte und ganz ohne erinnerungswürdige Produktionen. Eine neue Ära zeichnet sich hier noch nicht ab. Es sind die etablierten Künstler, die ihren Stempel aufdrücken. Es ist also noch die Ära Tank / Wagner / Krause / Schmidt / Schlegel und anderer bewährter Künstler. Man kann gespannt sein, wer sich dazu gesellt.
Sehr erfolgreich ist aber die inoffizielle Sparte Chansons, Songs und Musical. Denn noch etwas scheint begeistert zu haben: die Musikrevue Dylan
mit Songs und Szenen aus dem Leben Bob Dylans war ständig ausverkauft.
Glückwunsch an Heiner Kondschak, der damit wohl das richtige Gespür für
Musik und Umsetzung bewiesen hat. Big Money und der Jacques Brel Abend hatten ebenfalls regelmäßig sehr viele Zuschauer.
Über die beiden anderen Sparten -Kinder-/Jugendtheater und Volkstheater- kann ich inhaltlich nichts sagen. Das Junge Staatstheater hat sich in kürzester Zeit etabliert und schließt eine Lücke. Das es für Jugendliche beispielsweise tanzpädagogische Projekte gibt, ist eine großartige Entwicklung, um sich als Theater bei einem jungen Publikum zu etablieren und das angestaubte Flair, das frühere Generationen mit Kulturinstitutionen verbanden, vergessen zu machen. Hier scheint der Start von Null auf Hundert bravourös gelungen zu sein; eine sehr beachtliche Leistung.
Die Volkstheaterprojekte sprechen nur einige wenige Beteiligte an und haben meines Erachtens nur eine Bedeutung für eine kleine Gruppe, die sich aber gefunden hat. Partizipations- und Teilhabemöglichkeiten sind Angebote auf der Höhe der Zeit.
Zur Außendarstellung:
Der Großteil der Besucher
nimmt einen Intendanzwechsel in der Regel nur marginal wahr. Nur die Stammzuschauer
-die Fans, die Aficionados, die Liebhaber, die regelmäßigen Mehrfachbesucher oder wie man sie auch nennen will- interessieren sich dafür, wer gerade die Sparte
leitet oder wie ein Regisseur heißt oder ob er schon zuvor in Karlsruhe
tätig war oder welcher Künstler für welche Rolle besetzt wurde. Diese
Minderheit bemerkt die Kleinigkeiten, die bei der Mehrheit keine
oder nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Mehrheit will für ihr Geld gerechtfertigterweise gut unterhalten werden. Umso wichtiger und erfolgreicher waren deshalb auch die oben genannten Bemühungen, ein offenes Klima zu schaffen. Bei diesen Bemühungen ist bestimmt noch einiges mehr möglich.
Dennoch: Die Selbstdarstellung fand ich manchmal etwas zu laut, etwas zu
angeberisch: man präsentiert sich mit etwas zu viel Selbstlob als hätte
man das Publikum davon zu überzeugen, Stärken wahrzunehmen. Es fehlt mir
etwas das Vertrauen und die Bescheidenheit, gute Arbeit als selbstverständlich anzusehen. Aber das ist sehr subjektiv wahrgenommen ...
Ein richtiges Marketingkonzept ist noch nicht erkennbar. Vor allem die früher monatlich erscheinende Theaterzeitung, die für viele die zentrale Informationsquelle war, wurde durch eine unregelmäßig erscheinende und etwas lieblos wirkende Quartalszeitschrift abgelöst, die viel zu wenig Inhalt transportiert. Die veränderte Situation bei den Publikationen ist ein weiteres Änderungsmerkmal der neuen Intendanz.
Ergänzt wird die neue Außendarstellung auch durch verstärkte Internetpräsenz: Facebook, Twitter, Online-Gästebuch - schön, daß es sie gibt. (Auch dieser Blog folgt unabsichtlich der zeitgemäßen Prämisse, daß nur das geschehen ist, was im Netz medial reflektiert wird.)
Zuschauerzahlen sind wichtig (mehr dazu hier und auch hier).
Hier die offizielle Statistik des Badischen Staatstheaters
- Ca 275.532 Zuschauer in dieser Spielzeit bedeutet eine ähnliche Zuschaueranzahl wie 2010/11 (277.550) und mehr Zuschauer als 2009/10 (261.696) und 2008/09 (265.430).
- Die meisten Zuschauer hatte die Kinderproduktion Der kleine Muck (22.494), die Produktionen Dylan (15.370) und Rigoletto (12.968).
- Die beste Auslastung erzielten Alessandro, Nußknacker, Schwanensee, die Vorstellungen der Akademie des Tanzes, Dylan und Big Money – alle jeweils 100%. Die Sparten Ballett und Musical sind beim Publikum die großen Gewinner der Spielzeit. Die Händel Festspiele waren populär wie nie.
- Die Gesamtauslastung lag bei 81% (2010/11: 84 %).
- Die Zahl der Gesamtveranstaltungen lag bei 786 (2010/11: 769).
- Zuschauergewinne fanden in fast allen Sparten statt: Konzert (+ 10,6 %), Ballett (+ 8,6%) und Schauspiel (+ 6%. Hier profitiert man davon, daß Dylan und Big Money eingerechnet werden. Zieht man die 15 ausverkauften Dylan-Vorstellungen mit mehr als 15.000 Zuschauer ab, ergibt sich eine traurige Bilanz des Schauspiels).
- Die Oper hat verständlicherweise aufgrund des Neuaufbaus des Repertoires und der geringeren Vorstellungsanzahl weniger Besucher erreicht (- 11,1%).
- Man muß immer im Auge haben, daß die Zuschauer der neuen Sparte des Kinder-/Jugendtheaters bei Vergleichen mit früheren Spielzeiten extra berechnet oder ausgewiesen werden sollten. Andernfalls ist ein Vergleich zum Vorjahr, als es diese Sparte so noch nicht gab, nur begrenzt aussagekräftig. Laut Staatstheater hatte man über 50.000 Kinder und Jugendliche erreicht. Wenn diese in den 275 Tausend Gesamtzuschauern enthalten sind, so ist die präsentierte Zuschauerbilanz nicht wirklich mit den Vorjahren zu vergleichen. Wenn man die neu hinzugekommenen Kinder- und Jugendlichenbesuche abziehen würde, ergäbe sich ein anderes Bild.
In eigener Sache: Herzlichen Dank für die vielen freundlichen, informativen und konstruktiven Kommentare und
Nachrichten anlässlich dieses Blogs.
Was als
Erinnerungsstütze und Gedankensammlung für eine winzige Zielgruppe
gedacht war, hat viel mehr Aufmerksamkeit gewonnen, als ich den Texten
ursprünglich beimessen wollte. Ich werde mich bemühen, die Erlebnisse
der kommenden Saison auf ähnliche Weise zu dokumentieren.
In
acht Wochen, am 15. September eröffnet das Theaterfest die neue
Spielzeit. Allen Freunden und Anhängern des Badischen Staatstheater
wünsche ich einen schönen Sommer und eine gefühlt kurze theaterfreie
Leidenszeit bis zum Saisonbeginn.
ÜBERBLICK 2011/2012
Oper:
Berlioz - Die Trojaner
Delius - Romeo und Julia auf dem Dorfe
Händel - Alessandro
Händel - Giove in Argo
Janacek - Katia Kabanova
Mozart - Don Giovanni
Offenbach - Ritter Blaubart
Tüür - Wallenberg
Verdi - La Traviata
Verdi - Rigoletto
von Einem - Dantons Tod
Wagner - Lohengrin
Ballett:
Momo
Nußknacker
Schwanensee
Siegfried
Schauspiel:
Becker - Jakob der Lügner
Erpulat/Hilje - Verrücktes Blut
Handke - Immer noch Sturm
Kleist - Amphitryon
Kleist - Hermannsschlacht
Lessing - Minna von Barnhelm
Lotz - Der große Marsch
Schiller - Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
Sloterdijk - Du musst dein Leben ändern
Sophokles/Rihm - Auf Kolonos
Williams - Orpheus steigt herab
Konzerte:
Symphoniekonzerte
Geburtstagskonzert für Wolfgang Rihm
Die vier Countertenöre
Kammerkonzert
Orchesterfest
Diverses:
Händel Festspiele 2012
Theaterfest 2011
Zuschauerumfrage
Halbzeitbilanz
PS: Nur zum privaten Gebrauch / persönliche Statistik für die Spielzeit 2011/2012:
20 Opernbesuche / 12 Produktionen
10 Schauspielbesuche / 11 Theaterstücke
11 Konzertbesuche/ 11 Konzerte
7 Ballettbesuche / 4 Produktionen
2 weitere Besuche: Theater- und Orchesterfest
Fazit: 50 Abende im Badischen Staatstheater: Eine gute Spielzeit mit künstlerischen Steigerungsmöglichkeiten.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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Ich will mich anschließen: sehr interessante und fundierte Beiträge. Als Mittwochs-Abo-Inhaber lese ich sie reglmäßig. Ich wünsche Ihnen einen schönen und nicht verregneten Sommer!
AntwortenLöschenIch freue mich schon auf die Fortsetzung Ihrer Berichte in der nächsten Spielzeit- ich bin ein eifriger Leser Ihres Blogs. Einen schönen Sommer, Faramonda
AntwortenLöschenVielen Dank für den Zuspruch und Ihnen allen einen schönen Sommer!
AntwortenLöschenLieber Honigsammler,
AntwortenLöschenmit viel Interesse und Neugierde habe ich Ihre Erlebnissberichte verfolgt und viel durch ihre Einsichten erfahren, dafür vielen Dank! Ihre Spielzeit-Fazit war mir fast zu zahm, aber zu Schauspiel haben Sie ja dankenswerterweise klare und wie ich finde passende Worte gefunden. Ich hoffe Sie verfolgen weiterhin kritisch, was die neue Intendanz anstellt.
Mit freundlichen Grüßen
Georg B.
Vielen Dank für Ihre Nachricht! Und ja, das werde ich tun.
LöschenHallo Honigsammler,
AntwortenLöschenvielen Dank für die sehr gute Analyse zur ersten "Spuhler-Spielzeit"
am Bad. Staatstheater. Die schreibende Zunft hat sich da ja sehr zurückgehalten und weitgehend unreflektiert die Bilanz-Zahlen der
Intendanz übernommen.
Vielleicht darf ich der offensichtlichen Zuschauer-Schwäche im Schauspiel eine eigene Beobachtung anfügen: Die Modeerscheiung, mehr und mehr "das Volk" auf die Bühne zu holen, vergrault natürlich die Liebhaber professionller Schauspielkunst. Um es überspitzt zu formulieren: Niemand aus dem Bildungsbürgertum möchte "Kreti und Pleti" in einer Art Selbstverwirklichungs-Theater auf Schulniveau erleben - und gibt folglich erzürnt das Schauspiel-Abo zurück.
Dageben will die große "Migranten-Anwerbung" scheinbar nicht so recht gelingen. Jedenfalls sind bisher keine neuen Abo-Zirkel entstanden, die auch nur annähernd die Verluste beim Stammpublikum aufheben.
Es scheint aber trotzdem Mittel und Wege zu geben, gerade junge Menschen jedweder Herkunft an ein Haus zu binden. 30 Kilometer entfernt, im kleinen Stadttheater Pforzheim, stellt diese Gruppe mit ihrem hochgelobten "Abo8+" mittlerweile die größte Abogruppe und übertrifft mit 445 Mitgliedern sogar die Volksbühne.
Das Rezept ist ganz einfach: Das Theater hat sich für die Jugendlichen total geöffnet und bietet zu den acht Schauspielen ein Plus an Workshops hinter der Bühen (Maske, Schlosserei etc) Das lockt scheinbar die jungen Leute in Massen an und bindet sie an das Haus.
Dem Honigsammler jedenfalls einen schönen Sommer und frischen Nektar aus vielen Spielzeit-Blüten in der kommenden Spielzeit!
H. Erhardt, Karlsruhe
Guten Tag Herr Erhardt, herzlichen Dank für Ihren Beitrag.
LöschenIch stimme Ihnen zu: Volkstheater ist ja ok, aber die Vorstellungen haben absolut nichts im Abonnement verloren.
Danke für den Hinweis: Über das Stadttheater Pforzheim höre ich immer wieder Gutes. Ideen scheint es genug zu geben, wenn auch vielleicht noch kein allgemeines Erfolgsrezept. Das Kinder- und Jugendtheater in Karlsruhe hatte zumindest im ersten Jahr sehr viele Zuschauer (, die aber dem Haus kurz- und mittelfristig finanziell keine Erleichterung bringen) und ich hoffe und erwarte, daß auch in den kommenden Jahren dieses Niveau zumindest gehalten wird.
Am Ende der nächsten Spielzeit sollte dann aber die 300.000 Zuschauergrenze auch deshalb wieder überschritten werden, weil man jetzt mehr Karten durch Kinder /Jugendliche absetzt und in allen Sparten der Regelbetrieb läuft.
Ich hoffe auf eine blühende neue Spielzeit.
Guten Tag!
AntwortenLöschenIch habe heute zum ersten Mal aufgrund einer Empfehlung Ihre Vorstellungsberichte gelesen und finde es sehr gut und unterhaltsam geschrieben. Es machte mir richtig Spaß im Rückblick mich durch Sie an die von mir besuchten Vorstellungen erinnern zu lassen. Oft haben Sie den gleichen Eindruck wie ich. Ich werde Sie zukünftig regelmäßig lesen. Machen Sie so weiter!
Mit freundlichen Grüßen
D.& S. Mall
Vielen Dank für das Lob! Ich werde hoffentlich auch nächstes Jahr möglichst oft den "richtigen Eindruck" vermitteln
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