Musik, die 1761, 1800 und 2004 uraufgeführt wurde, stand im Mittelpunkt des 3. Symphoniekonzerts, darunter zwei Frühwerke und drei eher seltener zu hörende Stücke.
Eine Art von früher Programmmusik sind die Tageszeiten-Symphonien: die gestern zu hörende Nr. 6 (Beiname: Le Matin / Der Morgen) sowie Nr. 7 (Le Midi / Der Mittag) und Nr. 8 (Le Soir / Der Abend) von Joseph Haydn (*1732 † 1809). Sie zeigen Haydns Phantasiereichtum in einer frühen Stufe seiner Innovationskunst. Le Matin beginnt sinnfällig, ein Sonnenaufgang zu Beginn, Vogelgezwitscher und Naturschilderung, es kommt auch noch ein Cembalo zum Einsatz. Bemerkenswert die schönen Solomomente, bspw. die Flöte im ersten, dritten und vierten Satz, die Violine von Janos Ecseghy im zweiten, das Fagott und andere Bläser im dritten und auch ein Kontrabass darf auftrumpfen. Wer Haydn spielt, muß dessen Kreativität und Phantasie hörbar machen, dann gelingen die Werke so spielerisch wie gestern der Morgen. Dirigent Rubén Dubrovsky brachte es entspannt, elegant und verspielt zu Gehör.Der deutsche Komponist und Dirigent Christian Jost (*1963) schrieb 2004 ein Konzert für Trompete in B und Orchester mit dem Beinamen Pietá. In memoriam Chet Baker als Teil einer Reqiuem-Trilogie (es gibt ein Dies Irae für Posaune und Orchester sowie ein Lux Aeterna für Altsaxophon und Orchester.). Vor Corona war geplant, einer Oper von Jost in Karlsruhe aufzuführen. In diesem Zusammenhang war Pietá für ein Symphoniekonzert im April 2020 zum Kennenlernen geplant und kam epidemiebedingt nun mit 2,5 Jahren Verspätung zu Gehör. Musikalisch wirkt das Trompetenkonzert fast wie Filmmusik, wenig melodiös, dafür sehr atmosphärisch und wellenförmig an- und absteigend, zu- und abnehmend, lauter und leiser werdend. Dabei wird die Trompete oft mit Dämpfer ungewohnt leise uns subtil gespielt. Ein Beginn im Zwielicht, ein ganzes Konzert mit einem etwas einseitigen Charakter des Rätselhaften und Undurchschaubaren, wie aus einem Film Noir aus Hollywood, ein Requiem ohne vertikale Transzendenz, das sich horizontal ausbreitet. Überhaupt eine anschauliche Musik, die wie eine Stimmungsuntermalung klingt und gelegentlich zu gleichförmig wirkt. Trompeter Simon Höfele ist ein großer Könner, wie er hier ständig gefordert wird, ist fast schon körperlich nachempfindbar, dazu noch bravourös im Ergebnis - Höfele machte dieses Konzert zum Erfolg und Josts Musik sollte auch zukünftig eine weitere Chance bekommen. Das erste Kennerlernen hinterließ einen guten Eindruck. Als Zugabe spielte Höfele Chet Bakers My funny valentine.
Nach der Pause dann die Symphonie Nr. 1 C-Dur op. 21 von Ludwig van Beethoven und sie erklang so, wie man sie sich erhofft: kraft- und freudvoll mit spürbarer Spielfreude. Die verhaltene Introduktion als Vorstellung und erste Visitenkarte mündete schnell in ein vorwärtsdrängendes Allegro, in deren Seitenthema verschnauft wird bevor ein neuer Anlauf genommen wird. Das Andante tönte bei Dubrovsky versonnen, das Scherzo war typisch klingender Beethoven, stürmend mit Wendungen und ein bemerkenswert schönes Trio als Kontrast. Im Schlußsatz setzte sich schnell eine beschwingte gute Laune durch, Dubrovsky gelang der Spannungsaufbau hin zum Finale und der belohnende Applaus war herzlich.