Gekünstelt statt kunstvoll
Was sich bei der Premiere vor zwei Wochen abzeichnete, bestätigte auch die gestrige Matinee-Vorstellung des Don Pasquale. So eine schöne Oper, so engagiert gesungen und musiziert, und doch gab es lahmen Applaus. Der szenische Funke springt nicht über, der Regisseur hat nicht nur keinen Sinn für Komik, er kriegt aus keine Steigerungen zuwege, es wird nie wirklich turbulent oder rasant, und nicht einmal Klamauk und Slapstick sind originell oder witzig. Die Regie will pseudo-moderne Aspekte einfließen lassen, das Ergebnis wirkt allerdings verstaubt und langweilig. Es gibt Kissenbezüge, die komischer sind. Wer unbewußt auf Vorstellungen körperlich reagiert, der kann Nackenschmerzen bei diese Inszenierung bekommen vom ständigen Kopfschütteln und seufzen über vertane Szenen. So eine schöne Oper, doch so lieblos und reizlos in Szene gesetzt.
Es sang die Premierenbesetzung, aus einem so homogenen und starken Quartett kann man kaum jemand hervorheben, doch neben Tiziano Bracci, Armin Kolarczyk und Eleazar Rodriguez zeigte gestern Uliana Alexyuk noch eine Steigerung, sie sang nuancenreicher mit sehr schönen Stimmfarben.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.