Dienstag, 30. Januar 2018

4. Symphoniekonzert, 29.01.2018

Das 4. Symphoniekonzert der Saison war ein touristisch-pastorales Wohlfühlkonzert in herzlicher Stimmung.
 
Das American Prelude Nr. 3 von Detlev Glanert (*1960) wurde 2015 im texanischen San Antonio vom Karlsruher Gastdirigenten Sebastian Lang-Lessing uraufgeführt. Glanert, ein Schüler Hans Werner Henzes, ist auch Komponist von bisher 13 Opern -eine stattliche Anzahl!-, seine erste Symphonie wurde bereits 1985 in der Berliner Philharmonie gespielt. Das kurzweilig-abwechslungsvolle amerikanische Vorspiel bestand u.a. aus Blech-Fanfaren, flotten Rhythmen, geheimnisvollen Stimmungen und monumentalen Ballungen wie aus Hollywood-Breitwandfilmmusik - man fühlt sich fast schon touristisch animiert zu einer Reise in die USA oder einen Blockbuster-Kinobesuch. Musik, die das Interesse an Glanert als Komponist weckt und ihren Zweck zum Einstieg voll erfüllte.

Das Klavierkonzert Nr. 5 in F-Dur von Camille Saint-Saëns (*1835 †1921) trägt den Beinamen „Ägyptisches“, da die Inspiration aus einem Ägypten-Aufenthalt 1896 stammt. Saint-Saëns' Konzert verarbeitet visuelle und akustische Impressionen eines Winteraufenthalts und duftet nach Neugierde und Entdeckerfreude mit einem Schuß Exotik und viel guter Laune. Pianist Lucas Debargue transformierte dieses wunderschöne Konzert zu Beginn in ein inneres, introspektives Erlebnis, erkundend, beobachtend, behutsam und lyrisch. Die ersten zwei Sätze waren impressionistisch, im 3. Satz gaben dann expressive Klänge den Ton an. Das Ergebnis war ein voller Erfolg mit herzlichem Applaus und vielen Bravos. Erneut zwei Zugaben, zuletzt Erik Saties Gnossiene Nr. 1, machten Lust auf mehr und es gibt mehr! Debarque wird am morgigen Mittwoch, 31.01.18 einen solistischen Klavierabend mit Werken von Schubert und Szymanowski geben, auf den man sich freuen kann.

Johannes Brahms gilt oft als Komponist männlicher, herber, leidenschaftlicher und ernster Musik, seine musikalischen Emotionen gehen tief, sein Werk ist ein seelisches Grazioso con Spirito, dessen Gemüt in den Klängen der tiefen Streicher fundiert. An seiner 1. Symphonie hatte er über ein Jahrzehnt lang gefeilt, im November 1876 wurde sie in Karlsruhe uraufgeführt. Seine 2. Symphonie op.73 in D-Dur komponierte er im Sommer 1877 in kurzer Zeit am Wörther See, wo er von den landschaftlichen Reizen und dem schönen Wetter inspiriert wurde und quasi sein Pastorale schuf. Das Werk beginnt in typisch brahmschen Tonfall und entwickelt sich lyrisch-lieblich, mühelos fließend, gelassen und heiter durchwirkt. Zu Beginn gibt ein Allegro und Adagio, beide aber non troppo und dennoch leuchten die Emotionen stark, manchen Dirigenten spielen das leicht und pastoral, manchen betonen die Schwerkraft. Dirigent Sebastian Lang-Lessing fand den ganzen Abend über stets die richtige Haltung und Balance, ein Konzert wie aus einem Guß. Brahms dirigierte er auswendig, ohne Partitur - man merkte auch so, daß er genau wußte, wie er den Klang wollte. Langer und starker Applaus für ein sehr schön gelungenes Konzert und eine souverän agierende Badische Staatskapelle.