Montag, 12. Dezember 2016

Wagner - Die Walküre, 11.12.2016

Seit der wackligen Übernahme der Intendanz durch Peter Spuhler manövriert sich das Badische Staatstheater immer wieder orientierungslos wirkend in den Krisen- und Zweifelmodus. Die Intendanz benötigt Erfolge, um zumindest den Anschein qualitativer Normalisierung zu beweisen. Einem prestigereichen Premierenabend wie bei der Walküre kommt dann entscheidende Bedeutung für die Außendarstellung zu - doch auch gestern galt: Mehr Schein als Sein!
Richard Wagners Walküre gehört im Hochgebirge der Opernwelt zu den höchsten Gipfeln des Himalaya. Nichts sollte für einen Regisseur einfacher sein, als diese Oper zu inszenieren, deren Dramatik so offenkundig ist, deren Fallhöhe ihrer Figuren nur alles oder nichts, Sieg oder Niederlage, Macht oder Ohnmacht, Tod oder Leben kennt. Alles ist existentiell, nichts beliebig - Hochspannung zwischen tragischen Wechselfällen. Die Walküre ist groß, größer, überlebensgroß. Regisseur Yuval Sharon erklärte folglich "Man hat selten die Möglichkeit, so ein tolles Stück auf die Bühne zu bringen!“ und lieferte doch nur eine bestenfalls durchschnittliche Arbeit ab, deren Personenregie die Spannung oft nicht trägt oder sie nicht steigern kann. Sängerisch bleibt man dazu klar hinter der letzten Walküre aus dem Jahr 2005 zurück. Die Gewinner der gestrigen Premiere waren Justin Brown und die Badische Staatskapelle sowie Ewa Wolak und auch Katherine Broderick, die neu im Ensemble ist.

Wie es euch gefällt, Teil 2
Der Ring des Nibelungen ist die große Erzählung unter den Opernwerken, ein Mythos des Werdens und Vergehens, der Hoffnung und Verzweiflung, der Gier und der Opferbereitschaft, des Willens und der Verneinung des Willens, der Vergangenheitsbewältigung und ein wenig auch des Neustarts. Der neue Karlsruher Ring der Beliebigkeit will keine große Erzählung schaffen, sondern vier Regisseure zeigen jeweils, was ihnen lediglich zu den einzelnen Werken eingefallen ist. Im Rheingold (mehr dazu hier) war das nicht viel, eine vorgetäuschte, sich rein illustrativ zeigende Perspektive, die den ganzen Ring im Vorabend zeigen wollte und amüsant überspielte, daß die Form leer blieb, doch der Unterhaltungswert war vorhanden. In der Walküre ist die Perspektive ebenfalls rein illustrativ: Projektionen und Video, manche Effekte erinnern an Walt Disney-Filme. Nur nach Zusammenhängen und Sinn sollte man nicht forschen. Wieso auch, man will lediglich unterhalten. Was hübsch verpackt ist, kaschiert die inhaltliche Leere.
 
Worum geht es?
Die Walküre handelt von Liebe. Ehen im Ring sind unglücklich, die Liebe existiert nur in freier Beziehung. Der erste Akt handelt von Sinnlichkeit und Erotik, das Geschwisterpaar Siegmund und Sieglinde findet trotz Sieglindes Ehemann in inzestuöser Liebe zusammen. Im Zentrum des zweiten Akts stehen Eheprobleme: Wotan hat elf uneheliche Kinder während seiner Ehe mit Fricka gezeugt, da kann der  Haussegen schon mal schief hängen, die Gattin stellt wegen des Ehebruchvorfalls der Geschwister alternativlose, tödliche Forderungen, die ihr Mann nicht ablehnen kann. Und im dritten Akt kulminieren Familienverhältnisse: Brünnhilde, die große Romantikerin, steht im Schnittpunkt zweier Tragödien: der menschlichen Schicksalstragödie und der göttlichen Willenstragödie. Sie konnte zwar nicht ihren Halbbruder Siegmund retten, dafür aber ihre schwangere Halbschwester Sieglinde, die Siegfried gebären wird. Die Aufopferung als "hehrstes Wunder", das Liebeserlösungsmotiv, mit dem die Götterdämmerung und damit der ganze Ring höchst symbolisch endet, ertönt als Dankmotiv der Sieglinde an Brünnhilde zum ersten Mal. Der dritte Akt endet unvergeßlich: das Mitleid wird der ungehorsamen göttlichen Tochter zum Verhängnis, innige Verbundenheit unwiederbringlich zertrennt, der Vater, der gerade erst seinen Sohn töten ließ, muß auch noch seine Tochter bestrafen und verstoßen und versöhnt sich doch auch mit ihr. Sie wird als Strafe zum Mensch, er vereinsamt unwiderruflich, sie wird die lieblose Herrschaft des Rings in den kommenden Opern beenden, er wird sie daran nicht hindern.

Leseempfehlung:
Das Programmheft von Dramaturg Dr. Boris Kehrmann faßt Wagners Motive und Motivation ausführlich zusammen.
  
Was ist zu sehen?
Laut Regisseur Yuval Sharon sind "Zeit und die Wahrnehmung von Zeit zentrale Ausgangspunkte“ seines Verständnisses der Walküre. Eine auffällige Bedeutung hat das für das Geschehen nicht. Die Kostüme von Sarah Rolke konkretisieren keine sozialen Verhältnisse und keine bestimmte Zeit. Wie bereits im Rheingold oder auch in den beiden letzten Karlsruher Ringproduktionen sieht man eine zeitlose Phantasie-Walküre. Die Bühne des immer einfallsreichen Sebastian Hannak und die für die Stimmung wichtige Lichtregie von Stefan Woinke sind klar auf der Habenseite dieser Produktion.

1.Akt
Der Regisseur beschreibt sein Konzept wie folgt: "Die erinnerte Vergangenheit ist bei Siegmund und Sieglinde genau so präsent wie die Gegenwart. Manchmal lassen sie sich kaum unterscheiden. Erst wenn man seine Vergangenheit beherrscht, gewinnt man Identität und Namen. So sind wir auf die Idee des endlosen Flurs gekommen. Er ist eine Art Gefängnis mit geschlossenen Türen. Hinter ihnen verbergen sich all die Erinnerungen, Sehnsüchte, Hoffnungen. Ein Haus ist die perfekte Metapher für den begrenzten Wahrnehmungsradius des Menschen. „Die Welt ist ein Zimmer“, ... Darum bleiben wir „im Haus“, wenn Siegmund und Sieglinde im 2. Akt in den Wald fliehen. Der Wald ist eine Projektion, genauso illusionär wie ihr Leben im 1. Akt.“

Man befindet sich also
in einem Flur, der durch eine bewegliche Wand mit vielen Türen in der Tiefe beschränkt ist und durch Licht, Farbe und projizierte Schattenspiele das Geschehen untermalt, Türen gehen auf, zeigen etwas Bedeutungsschwangeres und schließen sich. Stimmungen werden erzeugt, Rückblenden erläutern Vorgeschichten, man wechselt kurz in einen semikonzertanten Modus und holt drei Holzbläser auf die Bühne - das alles ist nett anzusehen. Die Personenregie ist der große Schwachpunkt bei Yuval Sharon. Sie ist bestenfalls routiniert. Dem Kammerspiel für bis zu drei Darsteller fehlt die Spannung, die Hitze und die Sinnlichkeit. Was im letzten Jahrzehnt beim Karlsruher Ring des italienischen Regisseurs Denis Krief gelang, nämlich die Figuren zum Leben zu erwecken, Zwischenmenschliches zum Erleben zu bringen, ging der Premiere gestern ab - die stetige Steigerung bis zur leidenschaftlich-erotischen Befreiung übertrug sich nur bedingt. Ein szenisch konventioneller erster Akt, aber auch nicht mehr.

2. Akt
Die erste Hälfte des zweiten Akts ist dem Regisseur noch am besten gelungen. Wotan hat nichts mehr zu hoffen. Egal wie unermüdlich er steigt, er tritt auf der Stelle. Deswegen bin ich auf die Idee mit der Rolltreppe im zweiten Akt gekommen.“, erläutert Sharon. Der Beginn des zweiten Akts spielt auf einer Treppe, die nach oben oder unten fahrt. Eine simple Metapher - mal geht es hoch, mal geht es herab. Na ja .. . Wieder zum Regisseur: "Der Gott ist nicht mehr der mächtige Betrüger des Rheingolds. Wotan gewinnt seine wahre, tiefe und tragische Identität in den Augen des Publikums erst mit dieser göttlichen Offenbarung. Wagner sah in ihr das Zentrum des gesamten Rings. Darum wollte ich unbedingt eine so theatralische wie ungewöhnliche Lösung für diese schwierige Szene finden. Sie ist der Kern meines Konzepts." Wotans großer Monolog wird durch Videoeinblendungen wie eine Rückschau in einem Film erzählt - ein Zugewinn an Anschaulichkeit ist die Folge. Wer die Walküre noch nie gehört und gesehen hat, kann hier profitieren.
Die zweite Hälfte spielt wieder in dem Gang aus dem ersten Akt und zeigt, wie wenig dem Regisseur zur Geschichte von Siegmund und Sieglinde eingefallen ist. Das Schicksalsfragenmotiv der Todesverkündung ist eigentlich eine geniale Szene, die in zweifacher Weise etwas Überlebensgroßes zu bieten hat, das Leben nach dem Tod, das Siegmund für etwas noch Größeres ablehnt: die Liebe. Der  Regisseur läßt Brünnhilde und Siegmund in Stummfilm-Manier Bewegungen ausführen, die teilweise wie eine Reminiszenz an Nosferatu erscheinen. Bemerkenswert ist hier nichts - solide und konventionell ist man auch größtenteils im zweiten Akt.

3.Akt
Der Regisseur erklärt: "Der dritte Akt bringt die Krise. Hier steht die Zeit still. Dies gab uns die Idee einer Schneewüste ein. Sie erinnert an Caspar David Friedrichs Gemälde 'Die verlorene Hoffnung', an die tragische Ausweglosigkeit. Diese Eislandschaft motiviert auch, warum die Walküren so laut singen müssen. Im tobenden Schneesturm muß man laut rufen, um auf sich aufmerksam zu machen."

Der Walkürenritt ist eine Filmsequenz: im Schneesturm in müllabfuhrorangenen Kostümen springen die Wotanstöchter mit dem Fallschirm in einem Hochgebirge ab - was sie da tun und wen sie suchen wird nicht spezifiziert, hier geht es um Effekte, nicht um Folgerichtigkeit. Richard Wagner und Walt Disney haben ihr künstlerisches Speeddating und passen nur oberflächlich zusammen. Die große Enttäuschung ist der Dialog Wotan-Brünnhilde. Erneut hat Regisseur Sharon keine Ahnung, was er mit seinen Figuren tun soll. Man sieht Alibibewegungen und Therapiebeschäftigung (Wotan stochert mit seinem Speer am Boden herum). Brünnhilde wird tiefgefroren, die Verbindung zum vorangegangenen Rheingold von Regisseur David Hermann ist dort der Schnee auf dem Brünnhildenfelsen. Die Flammenszene hat man schon suggestiver und bezwingender gesehen. Der bewegendste Abschied, ja man möchte sagen der ganzen Kunstgeschichte, findet nicht statt, die Bühne bleibt fast steril.

Was ist zu hören?
Justin Brown und die Badische Staatskapelle waren die Stars des Abends - ein wunderbar farbiges und beredtes Musizieren,  meistens bestens temperiert, nur im dritten Akt verlor Brown ein wenig die Balance und wurde zu langsam. Doch was für ein schöner Klang, Fülle ohne Völle, schlank und mächtig, zart und aufbrausend und in hohem Maße konsequent klingend. BRAVO!
Sieglinde ist die neu im Karlsruher Ensemble befindliche Katherine Broderick, die gestern sehr gut debütierte: eine schöne Stimme mit dramatischen Steigerungsmöglichkeiten und mit sehr guter Aussprache. Auf ihre weiteren Auftritte kann man sich freuen.
Als Siegmund begann Peter Wedd mit individuell timbrierter Stimme und intelligenter Phrasierung, die er im Verlauf des Abend nicht mehr konsequent durchhielt - er verlor an Deutlichkeit. Wo Lance Ryan vor einigen Jahren den abschließenden Ruf "Wääääääääääälsungenblut" mit kaum endenden Kraftreserven sekundenlang hielt, ging Wedd gestern kein Risiko ein. Wie man aus guten informierten Kreisen hört, wird er auch in der Götterdämmerung als Siegfried zu hören sein.
Dem Wotan von Renatus Meszar kann man im Vergleich zum Rheingold eine gute Steigerung attestieren. Dennoch ist er kein rundum überzeugender Obergott: seine Stimme kennt monotone, matte und farblose Momente, seinem Timbre fehlt dann die Dramatik. Die Längen im dritten Akt lagen gestern auch bei Meszar, der den Zwiespalt Wotans nicht immer spannenden Ausdruck verlieh, erst ganz am Ende lief er zu großer Form auf.
Ist Brünnhilde für Heidi Melton die richtige Rolle oder sollte sie lieber wieder die Sieglinde singen? Gestern überzeugte sie mit einer reichen und wunderbaren Mittellage, doch erneut hatte sie Probleme in der Höhe und produzierte auch einige Töne, die man nicht erwartet hätte.
Ewa Wolak zeigte als Fricka, wie die Figuren in der Walküre zu klingen haben: hochdramatisch und unerbittlich - alles oder nichts. Wolak hatte gestern alles, nämlich Spitzenformat - BRAVA!
Avtandil Kaspeli hatte als Hunding hingegen keinen guten Tag erwischt: zweimal mußte ihn die Souffleuse retten, aber auch solche Tage können vorkommen.
Unter den Walküren fiel vor allem Barbara Dobrzanska mit ihrer wunderbaren Stimme auf!

Fazit: Musikalisch hörenswert, sängerisch solide mit Momenten der Enttäuschung, optisch um Originalität bemüht bei überwiegend nichtssagender Personenregie. Ein deutlicher Abfall sowohl gegenüber der letzten Walküre (2005-2013) als auch dem aktuellen Rheingold, das zwar ebenfalls nur illustrativ konzipiert ist, aber wesentlich unterhaltsamer und origineller wirkte. Schade, man durfte eigentlich viel mehr erwarten, so gehört diese Walküre deutlich in die Kategorie: mehr Schein als Sein.

PS: Viele werden es verpaßt haben: in den Pausen wurde der Schwank "Der Ministerpräsident und seine Gattin wollten eigentlich etwas essen" gespielt. Hauptdarsteller waren Ministerpräsident Kretschmann und seine Frau. Zum ersten Akt kamen sie wohl zu spät und schauten von der Intendantenloge zu, den 2. und 3. Akt erlebten sie im Parkett, 6. Reihe. Doch was die beiden in der Pause mit vollendetem Gleichmut über sich ergehen lassen mußten war witzig. Der total aufgeregte Intendant -wann kann er sich schon mal so im Sonnenlicht und Zentrum der Aufmerksamkeit wähnen?- redete unentwegt beim Essen auf die Kretschmanns ein, stellte Leute vor, die unbedingt ihren Bückling anbringen wollten oder um Fotos baten. Spuhlers Ehemann durfte mit an den repräsentativen Tisch, andere mußten mißgünstig stehend auf Audienz warten. David Hermann (Regisseur des Rheingolds) und Tobias Kratzer (Regisseur der Götterdämmerung) wurden vorgestellt. Und sogar der Oberchefgeneraldramaturg Jan Linders hatte einen Auftritt: er brachte als Bedienung auf einem Tablett mehrere Flaschen einer amerikanischen Limonade vorbei - ein Schelm, wer nun zu viel dabei denkt. Schade, daß die beiden Pausen nicht gefilmt wurden: sie hätten die Vorlage zu einer Realsatire geben können. Ob Kretschmann weiß, wie künstlerisch unzufriedenstellend das Haus geleitet wird?

Besetzung und Team
Sieglinde: Katherine Broderick
Siegmund: Peter Wedd
Hunding: Avtandil Kaspeli
Wotan: Renatus Meszar
Brünnhilde: Heidi Melton
Fricka: Ewa Wolak

Helmwige: Barbara Dobrzanska
Gerhilde: Christina Niessen
Ortlinde: Ina Schlingensiepen
Waltraute: Katharine Tier
Siegrune: Dilara Baştar
Roßweiße: Tiny Peters
Grimgerde: Kristina Stanek
Schwertleite: Ariana Lucas

Musikalische Leitung: GMD Justin Brown
Regie: Yuval Sharon
Bühne: Sebastian Hannak
Licht: Stefan Woinke
Kostüme: Sarah Rolke
Video: Jason Thompson

4 Kommentare:

  1. "Ob Kretschmann weiß, wie künstlerisch unzufriedenstellend das Haus geleitet wird?"
    Besser gefragt: ob Kretschmann weiß, wie der Intendant seine Mitarbeiter behandelt hat?
    Nach oben buckeln, nach unten treten - auf diese Weise könnte man auch mal einen Ring erzählen.

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    1. Vielen Dank für den Hinweis und den Regie-Vorschlag!
      Auf Ihre Fragestellung bin ich hier ja zuvor schon öfters eingegangen.
      Ihr Regiekonzept wäre ein guter Teilaspekt einer konkretisierten Deutung und paßt in die Zeit, als Wotane immer mit Aktentasche auftraten.

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  2. Während auf der Homepage des Staatstheaters naturgemäß die Jubeltöne abgedruckt werden, sind viele Berichte ziemlich kritisch mit der Regie:

    "m Detail ist das zuviel Rampe und Gestenkonvention. Im Großen und Ganzen ohne jegliche Deutungsambition jenseits der bloßen Bebilderung. Und dann das Video zum Walkürenritt – das kann eigentlich nur ironisch gemeint sein. Aber gesichert ist das nicht. [...] Auch, dass sich der Gott ziemlich plagen muss, um mit seinem Speer ein Loch für Brünnhilde ins Eis zu hacken, ist kaum erklärbar. Es bewahrt ihn aber vorm Rumstehen. Aus der Rolle wäre er damit nicht gefallen."
    (nmz)

    "The biggest problem is that, like so many young theatre directors who come to opera, Sharon does not know operatic clichés well enough to avoid them. [...] At its best, Sharon’s production is abstract and dissociative, but Wagner does not function in a void. Approaching Wagner with too little knowledge of reception history does not free the director from past attempts, it guarantees the repetition of past mistakes."
    (Financial Times)

    "Doch wird Sharons inhaltlich recht arme Deutung mit zähen Längen diesem Giganten der Operngeschichte kaum gerecht. Schade. [...] Vitaler sind die echten Figuren bedauerlicherweise nicht. Sehr schnell sehnt man sich bei Sieglinde und Siegmund nach einer fesselnden Personenführung."
    (BNN)

    Was mich interessieren würde: was fanden Sie regietechnisch schlecher - Rheingold oder Walküre ? Ich tendiere weiterhin zum Rheingold, das zu viel wollte. Da ist mir eine Walküre, die gar nicht weiß, was sie will oder soll, fast lieber...

    Beste Grüße,
    Florian Kaspar

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    1. Herzlichen Dank Herr Kaspar für Ihre Mühe der Kritiken-Zusammenfassung!

      Sie stellen eine schwere Frage! Es ist bisher kein ambitionierter Ring. Beide Inszenierungen wollen illustrieren und Augenfutter liefern, vergessen dabei aber, ihre Figuren zu entwickeln, Leidenschaften zu formen, Fallhöhen zu schaffen und das Drama aufzuzeigen.
      Das Rheingold ist ein Gleichnis über Macht und ihre korrumpierende Wirkung, Regisseur David Hermann setzt aber nur auf Bebilderung. Das Bühnengeschehen ist meines Erachtens originell und unterhaltsam gelungen, aber inhaltlich bedeutungslos, der Regisseur zielt kunstvoll am Kern vorbei.
      Die Walküre ist Psychologie und Drama, Regisseur Sharon zielt auf den Kern, wirkt aber handwerklich beschränkter als Hermann. Er setzt ebenfalls zu sehr auf visuelle Effekte und hat dabei seine Figuren vergessen.
      Im Wagnerschen Sinn ist Yuval Sharon halbwegs dran und kann es nur nicht umsetzen, David Hermanns Konzept ist gänzlich ohne Triftigkeit, ein unwesentliches Rheingold, aber gut umgesetzt.
      Mein aktuelles Zwischenfazit: handwerklich ist mir das Rheingold von David Hermann tendenziell lieber: auch wenn der Rote Faden fehlt, ist es einfallsreicher im Detail und für mich unterhaltsamer.
      Im Februar gehe ich erneut in die Walküre, im März wieder ins Rheingold – vielleicht sehe ich dann klarer …..

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