Die taurische Iphigenie hinterließ bei der gestrigen Premiere einen zwiespältigen Eindruck: ein sensationeller Armin Kolarczyk, eine sehr gute musikalische Umsetzung und eine konventionelle und nett arrangierte Inszenierung, die ganz ohne Einfälle und Überraschungen daherkommt und bei der sich das Regieteam selber im Weg steht: man wollte eine Inszenierung mit einer Moralpredigt verknüpfen - wo das passiert, ist das Ergebnis Kitsch. Die gestrige Aufführung war erneut ein Beispiel dafür, daß ein plakatives 'gut gemeint' synonym ist zu künstlerisch 'Thema verfehlt'.
Das ist umso bitterer, weil man gestern nicht nur Gluck auf die Bühne brachte, sondern auch theaterfremde Menschen. Das Karlsruher Theater engagierte Asylbewerber als Statisten - das hat aber leider in diesem Fall weder einen künstlerischen noch einen inhaltlichen Mehrwert, sondern hinterließ bei genauer Analyse und angesichts der künstlerisch banalen Umsetzung einen unschönen Verdacht, der sich bei der Intendanz Petzer Spuhlers schon zuvor einstellte: ein opportunes Thema wird relativiert und instrumentalisiert, um Aufmerksamkeit zu generieren. Es bleibt das ungute Gefühle, daß hier Menschen wie bei einer Zirkusattraktion verwertet werden: sie sind das Mittel, der Zweck ist die Außenwirkung für das Theater. Hauptsache man ist in den Medien und im Gespräch.
Worum geht es (1)? - Vorgeschichte
Es handelt sich um eine Episode der Atriden-Sage, deren prominentesten Mitglieder das Ehepaar Agamemnon und Klytämnestra sowie deren Kinder Iphigenie, Orest und Elektra sind. Die Göttin Artemis (in Glucks Opern mit dem lateinischen Namen Diana versehen) zwang Agamemnon, den Heerführer der griechischen Truppen, die unterwegs nach Troja waren durch eine Windstille in der Hafenstadt Aulis zu einem Menschenopfer: seine eigene Tochter. Iphigenie erklärte sich bereit, für Griechenland zu sterben. Artemis aber rettete sie in letzter Sekunde, indem sie Iphigenie nach Tauris brachte, wo sie als ihre Priesterin diente. Anstelle der vermeintlich getöteten Iphigenie lag ein Opfertier. Diese Episode vertonte Gluck als Iphigenie in Aulis.
Worum geht es (2)? - Handlung
Handlungsort: Die Halbinsel Krim in antiker Zeit, ca. 15 Jahre nach den Ereignissen in Aulis. In Tauris leben die Skythen. Ihrem König Thoas hat Artemis weissagen lassen, daß ihm ein schreckliches Ende bevorsteht, wenn er nicht ihr alle Eindringlinge und Fremde opfert. Die Menschenopfer führt die Priesterin der Artemis durch: Iphigenie. Nach einem Sturm werden zwei Griechen am Strand festgesetzt: Orest und sein Begleiter Pylades. Orest wird von den Eumeniden (den Rachegöttinnen, auch als Erinnyen und später latein als Furien bezeichnet) für ein ungesühntes Verbrechen verfolgt, denn Orest war zu Blutrache verpflichtet und führte sie aus: er tötete seine Mutter Klytämnestra, die ihren Gatten Agamemnon tötete, der seine Tochter Iphigenie vermeintlich opferte. Orest und Iphigenie erkennen sich erst am Ende der Oper, als die Priesterin Iphigenie ihren Bruder töten soll und sich weigert. Der wütende Thoas wird daraufhin von Pylades getötet (die Weissagung der Göttin Artemis traf zu, der nicht geopferte Fremde tötet den König). Artemis erscheint und unterbindet eine weitere Konfrontation zwischen Skythen und Griechen, die in ihre Heimat zurückkehren dürfen.
Haltungsschaden: Eine Inszenierungskonzept als Moralpredigt
Im Programmheft bezichtigt sich das Regie-Team zumindest des Totschlags: "Wenn
wir an die ertrinkenden Flüchtlinge im Mittelmeer denken, verhalten wir
uns genauso wie Thoas: Wir töten die Fremden bzw. lassen sie sterben,
weil wir Angst haben."
Lieber Leser, töten Sie etwa auch Fremde oder lassen sie sterben? Können Sie angesichts der Not der von Rußland bedrohten Ukrainer (und vielleicht bald der Balten) überhaupt noch schlafen? Helfen Sie den verfolgten Christen im Orient? Oder spenden Sie für die Ärmsten der Armen im vom Erdbeben verwüsteten Nepal? Weltweit gibt es ca 50 Millionen Flüchtlinge. Und noch viel schlimmer dran sind die, die sich die Flucht nicht leisten können. Wem soll man helfen?
Wenn Sie sich schuldig fühlen, lesen sie bitte nicht weiter und tun Sie sofort etwas für Ihr Seelenheil. Denn exhibitionistische Selbstbezichtigungen kommen nur von Wichtigtuern. 'Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es!' Oder man ermöglicht anderen finanziell, es zu tun. 5,6 Milliarden Euro werden diese Jahr vom Steuerzahler für Asylbewerber aufgebracht. Geben Sie freiwillig mehr Geld!
Tatsächlich ist es übrigens so, daß Afrika zuschaut, wie seine Bevölkerung im Mittelmeer ertrinkt, wie kriminelle Schlepperbanden und korrupte afrikanische Beamte Afrikaner ausbeuten und in den Tod schicken und nur die europäische Marine und einige humanitäre Gruppierungen (meines Wissens alle aus christlich geprägten Gesellschaften, nicht aus moslemischen) retten Menschen.
Moralprediger muß man beim Wort nehmen! Es könnten ja Heuchler unter ihnen sein.
Wenn es übrigens dem verantwortlichen Intendanten und dem Regieteam Ernst mit diesem Anliegen sein sollte, daß sie "Fremde töten bzw. sterben lassen", dann werden Sie nächste Woche in den Badischen Neusten Nachrichten
und auf der Homepage des Staatstheaters die Meldung lesen, daß das Regieteam auf einen Teil seiner Gage und der ebenfalls aus
Steuergeldern bezahlte Intendant Peter Spuhler zweckgebunden für ein Jahr auf 10%
seines Gehalts verzichtet, um den Steuerzahler bei der Bewältigung des
aktuellen Flüchtlingsandrangs im Mittelmeer zu entlasten oder sie ihren Job wechseln und zukünftig konkret helfen. Wenn Sie das
nicht lesen sollten, dann ging es nur um die eigene Profilierung und es
gilt für diesen Personenkreis Heinrich Heine:
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.
Was ist zu sehen (1)?
oder
Was nicht passt, wird passend gemacht
Im Programmheft ist ein unfreiwillig komisches und teilweise einseitig pauschalisierendes und oberflächliches Konzeptionsgespräch abgedruckt, das zeigt, wie man eine Handlung verbiegt und verändert, damit sie zu den Absichten des Inszenierungsteams passt. Dabei ist man sich im Regieteam darüber im Klaren, daß Asylbewerber nicht sinnvoll in die Handlung integriert werden können oder einen gedanklichen Mehrwert bilden, die Regie kann "nur allgemein mit dem Anderssein dieser Menschen arbeiten" und "emotionale Bezüge" herstellen, so das Programmheft. Die Asylbewerber stehen ohne sinnvolle Funktion als „Gestrandete“ auf der Bühne uns sollen idealerweise "dem musikdramatischen Geschehen so besonderes Gewicht verleihen". Leider nur das "besondere Gewicht" eines künstlerischen Relativismus, der ein kindergärtnerisch moralisierendes und banal pauschalisierendes Ergebnis produziert.
Um die Asylanten in einer Ablehnungswelt zu
positionieren, ist einiges an simpler Schwarz-Weiß-Zeichnung nötig.
Thoas wird nicht als tragische Figur, sondern als Bösewicht interpretiert: "In einem fremden Land herrscht ein Diktator. Sehr abgeschottet von der Welt" und "Thoas praktiziert das „Ausländer raus!“ von heute". Thoas soll also anscheinend ein Putin-Typ sein. Man gesteht ihm allerdings Ängste zu: "Thoas wehrt sich wohl auch dagegen, daß Tauris zu einer griechischen Kolonie wird". Um schlechte Symbolik zu vermeiden, darf er am Ende nicht sterben - ein ihn mordender Asylbewerber wäre dann doch kein gutes Bild.
Der Muttermörder Orest (in diesem Kontext also ein krimineller Asylant?) kommt zu den Menschenopfer bringenden barbarischen Skythen (in diesem Kontext die Europäer?) und man fragt sich, was er dort will. Am Ende darf er gerettet mit seiner Schwester und dem Abbild Artemis' in seine Heimat zurückkehren (eine Erinnerung daran, daß Asyl nur ein vorübergehendes Bleiberecht bedeutet?). Iphigenie ist eine quasi versklavte Billiglohnarbeiterin, die die Drecksarbeit macht (eine Anspielung darauf, daß Politiker Zuwanderung zu sehr als nationalen Macht- und Vorteilsfaktor sehen und nichts also gesellschaftspolitisches Risiko?). Nicht
die Göttin Artemis schreitet am Ende ein und stiftet Frieden, sondern Iphigenie übernimmt ihre Rolle und
löst den Konflikt (beide sind eine Stimmlage). Da versteckt sich dann in Karlsruhe noch etwas Religions- und Kapitalismuskritik: "Artemis, der bisher geopfert wurde, wird jetzt selbst geopfert.". Iphigenie kleidet sich mit Artemis' goldenem Gewand, überwindet den Konflikt und ist glücklich, als sie das letzte Stück Gold von ihrer Haut gekratzt hat. Die Lösung ist also einfach: man muß sich von seinen Werten trennen, damit alle glücklich werden. Die schwache Schlußszene ist dann unsäglicher Kitsch: Friede, Freude, Eierkuchen ohne Sinn, szenisch als läppischer Tanz - das ist so naiv, daß es nicht mal als Utopie taugt. Siegert nannte die Asylbewerber vorab "in schöner Weise naiv" - das Opern-Ende ist hanebüchen naiv. In über 25 Jahren als Opernbesucher kann ich mich an kein Schlußbild erinnern, das ähnlich kitschig und heuchlerisch war.
Was ist zu sehen (2)?
oder
Wo Theorie und Praxis nicht zusammenfinden
Nach so viel theoretisierendem Regie-Unsinn kann man zumindest der Inszenierung über weite Strecken attestieren, daß sie oberflächlich betrachtet stabiles Handwerk ist und konventionell daherkommt. Wer sich vorher nicht informiert, wird kaum etwas vom schwachen gedanklichen Unterbau bemerken, das Dünnbrettbohren verhindert über weite Strecken nicht, daß man das Bühnengeschehen optisch gut verfolgen kann. Regisseurin Arila Siegert hat bereits eine ähnliche Arbeit in Karlsruhe gezeigt: Frederick Delius' Romeo und Julia auf dem Dorfe. Wie damals arbeitet Sie viel mit der Drehbühne, setzt immer wieder den Chor gekonnt in Szene und weiß, wie man mit Licht Stimmungen schafft. Nur dramatische Verdichtungen scheinen ihr nicht zu liegen: spannend und emotional ergreifend ist diese Iphigenie szenisch zu selten, nur musikalisch baut sich Spannung auf.
Bühnenbildner Thilo Reuther macht alles richtig: Die Bühne ist "ein unsicheres Terrain", "das Zentrum ist der Opferplatz. Ein Gefängnis natürlich auch. Seine Größe könnte von oben bestimmt sein, mal hoch, mal niedrig. Es besteht immer die Gefahr des Absturzes, und zwar sowohl für die Täter als auch für die Opfer. Der Boden ist dünn, die Realität fragil. Alles kann sich ständig ändern. Vielleicht ist, trotz der Größe der Bühne, alles eng. Wege sind nicht frei, sondern vorgeschrieben wie in einem Korsett ..." - für die Iphigenie hat Reuther ein flexibles und düsteres Umfeld geschaffen.
Was ist zu hören?
Jubel für alle. Begeisterte Bravos gab es gestern zu Recht für Armin Kolarczyk in der Rolle des Orest: Stimme und Ausdruck sind bei ihm in überragender Form. Um solche Sänger baut man ein Repertoire! Man kann in Karlsruhe nur hoffen, daß es endlich gelingt, besser für die Sänger zu planen. Katharine Tier singt eine teilweise hochdramatische Iphigenie und überzeugt fast durchgängig, nur bei den hohen Tönen verengte sich ihre Stimme. Für Steven Ebel scheint die Rolle des Pylades ideal: sein Timbre passt genau. Überraschenderweise sang nicht wie erwartet und anfänglich angekündigt Seung-Gi Jung, sondern der Bariton Lucia Lucas, dessen Stimme zwar weniger variabel und ausdrucksstark ist, aber der etwas zu einseitigen Rollenauslegung der Regie gut entspricht
Chor und Orchester zeigten sich in gewohnt sehr guter Form. Zum Abschied dirigierte Christoph Gedschold (er wechselt nach Leipzig) einen gut temperierten, klassischen Gluck, der nach meinem Geschmack etwas barocker, herber und harscher hätte ausfallen können.
Fazit: Musikalisch unbedingt hörenswert, optisch nett arrangiert und in oberflächlicher Stimmung gut erträglich. Wer genauer hinschaut oder in kritischer Stimmung ist, darf über inhaltliche Haltungsfehler und banalen Kitsch den Kopf schütteln und sich fragen, wieso angesichts des brisanten Themas ein künstlerisch so schwaches und nichtssagendes Konzept abgenickt wurde.
Besetzung und Team:
Iphigenie / Diana: Katharine Tier
Orest: Armin Kolarczyk
Pylades: Steven Ebel
Thoas: Lucia Lucas
Eine Griechin: Constanze Kirsch
Ein Skythe: Yang Xu
Der Tempeldiener: Mehmet Altiparmak
1. Priesterin Camelia Tarlea
2. Priesterin Nicole Hans
Musikalische Leitung: Christoph Gedschold
Regie: Arila Siegert
Bühne: Thilo Reuther
Kostüme: Marie-Luise Strandt
Licht: Rico Gerstner
Chorleitung: Stefan Neubert
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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Die künstlerische Ausbeutung der aktuellen Flüchtlingskatastrophe mithilfe real existierender Flüchtlingen war in Karlsruhe dieses Jahr schon bei "Cosi fan tutte goes Syria" im Tollhaus zu ertragen. Auch die gestrige "Medee" in Mainz verwurstet diese Thematik:
AntwortenLöschenhttp://opernschnipsel.de/2015/06/14/medee-mainz-13-6-2015/
(Florian Kaspar)
Vielen Dank für den Hinweis! Ich kann mir eigentlich gut vorstellen, daß man etwas über Flüchtlinge, dramatische Fluchten und tragische Entscheidungen auf die Bühne bringen kann, aber das nur als individuelle Geschichte über schuldlosen Jammer, der niemals durch Fürsorgemaßnahmen behoben werden kann. Moralpredigten mit Schuldzuweisungen, erhobenem Zeigefinger und Weltverbesserungsanspruch sind zutiefst unkünstlerisch. Also keine plumpe Stellungnahme, sondern eine Schilderung der Widersinnigkeit und Monstrosität der Flucht wäre für mich der richtige Ansatz.
LöschenBravo! Sie trauen sich, zu schreiben, was jeder einigermaßen klar denkende Besucher der Premiere erkennen musste, was aber sicherlich die BNN in ihrer Funktion als "Hofberichterstattung" nicht erwähnen wird: Die Beteiligung von Flüchtlingen an der Inszenierung war nur auf Außenwirkung sprich Medienwerbung eingesetzt (s. bereits erfüllt im Vorbericht, BNN vom 9.6.2015). So wurden die beteiligten Flüchtlinge nicht nur benutzt sondern zynisch missbraucht insbesondere im 1. Akt, mit der Darstellung beim Überlebenskampf im Wasser und der Opferung! Ich stimme Ihnen auch zu bei der Beurteilung der sehr oberflächlichen "Konzeptionsgespräche" im Programmheft, die ebenfalls peinlich offenbaren, wie wenig vom Stück her der Einsatz der Flüchtlinge begründet ist. Bei der Beurteilung der beteiligten Solisten kann ich mich Ihnen nicht immer anschließen, aber ich bin auch nur Dilettantin und verfüge sicherlich nicht über so ein Wissen und Vergleichsmöglichkeiten wie Sie. A.Kolarcczyk war mit Stimme und Darstellung überragend, K. Tier mitunter doch schrill und wenig differenziert, was aber im weiteren Verlauf der Oper besser wurde und vielleicht der Premierenaufregung geschuldet war. Allerdings fand ich stimmlich und darstellerisch die Rolle von Thoas total fehlbesetzt, während S. Ebel , von einigen "Ausrutschern", sicherlich ebenfalls dem Premierenfieber geschuldet, den Pylades sehr lyrisch sang. Das Bühnenbild fand ich ebenfalls hervorragend und auch die Inszenierung, außer o.g. "Ausstlelungsmerkmal" nicht ideenlos; z.B. die Choreographie des Chores in einzelnen Bildern, abgesehen vom läppischen Schlussbild. Alles in allem: unter vielen mittelmäßigen Produktionen doch eine annehmbare.
AntwortenLöschenP.S. Ich finde das Absenden des Kommentars ziemlich schwierig, so gelingt es mir nicht, unter dem Namen "Dilettantin" zu schreiben.
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Sänger verdienen meines Erachtens immer Nachsicht - die Stimme ist ein so fragiles Instrument, daß es auch mal Imperfektionen geben darf. Und dann gibt es einfach Lieblingsstimmen, denen man gerne zuhört und Stimmen, die weniger berühren - manche mochten die Callas, andere die Sutherland lieber. Ihre Beurteilung der Sänger ist für mich absolut nachvollziehbar.
LöschenSie haben bezüglich des Bühnenbilds Recht und das muß ich auch noch mal betonen: Das Bühnenbild ist hervorragend, Licht, Stimmung und optischer Eindruck hätten eine spannendere Iphigenie verdient, Die Personenführung hat das verhindert: Thoas gewinnt zuwenig Profil- auch sein Kostüm als Mischung aus -ja was eigentlich- Freibeuter und Kapitän? erschloß sich mir nicht. Andere Konstellationen bleiben sehr konventionell, die Wiedererkennung des Geschwister im letzten Akt fand ich zu unterkühlt. Ideenlos bezog sich bei mir auf die Personen-Regie, nicht auf Bühne und Chor.
@Marco Polo: Zusammengefasst ist diese Iphigenie musikalisch sehr gut und lohnenswert und auch die Inszenierung ist über weite Strecken gut und hätte die Chance auf eine sehr gute Resonanz gehabt, wenn man denn sein selbst gewähltes Thema künstlerisch umgesetzt hätte.
AntwortenLöschenNachdem die BNN wie oben im Kommentar (14.06 um 12.23) befürchtet Hofberichterstattung macht (man macht einen "Kniefall" und will "unvergessliche Szenen" entdeckt haben) will ich Ihre dankenswerter Weise deutliche Kritik noch in einer Hinsicht schärfer fassen: für mich ist die Regie nicht heuchlerisch, sondern verlogen und bietett ein typisch affirmatives Erlebnis für Gut- und Bessermenschen, an deren Wesen die Welt genesen soll. Man klatscht begeistert und wird nie einen Finger krümmen, sondern sich immer nur wichtig machen und aufspielen. Und das von einem Intendaten, der dafür bekannt ist, wenig menschlich mit seinen Mitarbeitern unzugehen. Ich häbe einen alternativen Regievorschlag: Thoas Spuhler und die kulturschwachen Skythen (sein Stab) wollen Orest Obermeier abschieben, doch die zivilsierten Griechen (die Mitarbeiter des Badsichen Staatstheaters) retten ihn vor den Nachstellungen des Thoas und der Minister-Göttin Diana Bauer.
AntwortenLöschenBleiben Sie um Himmels willen bei ihrer klaren Linie!
VG, Hajo
Vielen Dank für den Kommentar. Ihr Regie-Vorschlag gefällt mir und ließ mich befreit lachen :-)
Löschen@Klaus: danke für den Hinweis. Das scheint mir das übliche Vorgehen zu sein ...
AntwortenLöschen@Ivo: für diesen Vergleich fehlt dann nur noch die passende Oper ....
@anonym
AntwortenLöschenVielen Dank für Ihren Kommentar. Bzgl. Ihrer Aussage zur Intendanz: ""billig, von Qualität keine Spur" - Man kann Mißstände bekämpfen und Aufmerksamkeit generieren - es dauert nur seine Zeit. Und man muß immer wieder die Unzufriedenheit durchsickern lassen. Und man benötigt Vergleichszahlen: wo wird mehr ausgegeben, wo wird eingespart? Spart man an den Künstler zugunsten der Theoretiker und Administratoren? In vielen Punkten werde ich wahrscheinlich mit Ihnen übereinstimmen - aber den Protest müssen Sie innerhalb des Hauses organisieren. Irgendwann -vielleicht nach der Landtagswahl- gibt es die Möglichkeit, einiges wieder gerade zu rücken. Aber dazu müssen viele zusammen und gleichzeitig an einem Seil ziehen.
@Medusa: Ihre kritische Meinung gegenüber dem Generalintendanten wird von anderen geteilt. Diesbezüglich bekomme ich immer wieder Mitteilungen mit klaren Aussagen.
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