Da ich bei der Wiederaufnahmen-Premiere von Giselle am 17.11.2012 verhindert bin, war ich umso dankbarer für das Angebot, die Generalprobe zu besuchen. Vielen Dank an den Verantwortlichen und die Gesellschaft der Freunde des Badischen Staatstheaters!
Die gestrige Generalprobe zeigte, daß man sich Giselle in neuer Besetzung nicht entgehen lassen sollte! Die Choreographie von Peter Wright stammt aus dem Jahr 1965 und hatte ihre Uraufführung durch das Stuttgarter Ballett (im gleichen Jahr war dort auch Onegin von John Cranko zu sehen). Birgit Keil war 21 Jahre alt, als sie 1966 in Giselle debütierte. Sie tanzte zuerst die Königin der Wilis im März 1966 (bei der Generalprobe hatte sie sich schmerzhaft am Steißbein verletzt und tanzte dennoch), im Juni 1966 erfolgte dann auch ihr Debut als Giselle.
2013 ist Birgit Keil 10 Jahre als Ballettdirektorin am Badischen Staatstheater. In ihrem zweiten Jahr war Giselle im Dezember 2004 ihr abendfüllendes Handlungsballett für Karlsruhe - damals mit Anaïs Chalendard als Giselle, Emmanuelle Heyer als Königin der Wilis und Flavio Salamanka als Graf Albrecht. Salamanka ist bekanntermaßen seit langer Zeit Publikumsliebling und erster Solist und tanzt auch diese Spielzeit als Albrecht.
Die Kontinuität des Karlsruher Ballettcorps erkennt man, wenn man liest, wer 2004 als Gruppentänzer und als Studenten der Akademie des Tanzes dabei waren: Blythe Newman (die als Momo begeisterte) und Bruna Andrade (diese Spielzeit als Königin der Wilis) - beide sind seit dieser Spielzeit erste Solistinnen. Barbara Blanche, Elisiane Büchele (die Giselle dieser Wiederaufnahme), Patricia Namba, Sabrina Velloso und Arman Aslizadyan (alle fünf inzwischen Solisten) sowie bspw. Jussara Fonseca, Xue Dong und Ronaldo dos Santos. Also lauter Tänzer, die heute noch in Karlsruhe sind und die durch Birgit Keil ihre Tänzerkarriere hier erfolgreich weiterentwickelt haben. Die Wiederaufnahme von Giselle ist in diesem Jahr also einerseits ein Beweis der eigenen Stärke und auch ein Schaulaufen für möglicherweise nachrückende Tänzer der Mannheimer Akademie des Tanzes.
Giselle -die Geschichte einer Liebe, die größer ist als der Tod- besteht aus zwei atmosphärisch unterschiedlichen Akten. Besonders der zweite (Geister-)Akt, in dem die Wilis auf Befehl ihrer Königin Rache an Albrecht nehmen sollen und er von Giselle bis zum Morgengrauen verteidigt wird, erinnert an Schwanensee und steht ihm an Spannung und Dramatik in nichts nach. Hervorzuheben ist, daß man im zweiten Akt 30 Tänzer auf der Bühne hat: 2 männliche (F. Salamanka, B. Bejleri) und 28(!) Tänzerinnen, davon 24 Gruppentänzerinnen. Diese schiere Vielzahl ist nur durch die Kooperation mit Keils Akademie des Tanzes möglich und kann so nur von sehr wenigen Bühnen gezeigt werden.
Christoph Gedschold dirigierte die Partitur von Adolphe Adam und gestern konnte man bereits erahnen, daß Giselle wieder beides ist: Ballettklassiker und Konzerterlebnis.
Hervorheben muß man auch Ausstatter Michael Scott. Was hat er nicht für zeitlose, schöne und in Erinnerung bleibende Bühnenbilder und Kostüme in Karlsruhe geschaffen:
beispielsweise La Bohème, Madama Butterfly und Lucia di Lammermoor für die Oper, Anna
Karenina, Romeo und Julia und Der Nussknacker im Ballett.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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