Glückwunsch an die neue Intendanz! Der sympathische und offene Stil wird auch vom Publikum honoriert. Die Besucherzahlen sind laut Badischem Staatstheater bisher nur um 3% gesunken.
Die Besucherzahlen sind allerdings nicht vollständig konsistent aufgeschlüsselt:
45.043 Oper (84 % Auslastung)
27.584 Junges Staatstheater (93% Auslastung)
30.303 Schauspiel (77% Auslastung)
21.551 Ballett (100% Auslastung)
11.036 Konzert (fast 100% Auslastung)
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= 135.517 Zuschauer
Anscheinend wurden für andere Veranstaltungen noch ca. 16.000 weitere Karten verkauft (?). Laut Staatstheater lag die durchschnittliche Auslastung aller Sparten und Spielstätten in den ersten sechs Monaten bei 85% mit insgesamt 151.244 Besuchern. In einem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres kamen knapp mehr Besucher (155.872 Besucher / 87% Auslastung in 2010/2011).
Sensationelle 27.584 Zuschauern kamen in 125 Aufführungen des neu gegründeten Kinder- und Jugendtheaters. Glückwunsch: Die Leiterin Ulrike Stöck hat es geschafft eine neue Sparte
sehr
erfolgreich zu etablieren.
Wenn man diese neu hinzugekommenen 27.584 Besucher des Kindertheaters von der Gesamtbilanz (151.244) abzieht, würde das allerdings einen deutlichen Zuschauereinbruch bei den anderen Sparten bedeuten, vor allem in der Oper! Dort wäre das der geringeren Anzahl an Aufführungen in dieser Spielzeit geschuldet. Nächste Spielzeit sollten dann also bei bestehendem Repertoire eine deutlich höhere Zuschaueranzahl als 2010/2011 zu erwarten sein, ca 175.000 zur Halbzeit 2012/2013, wenn das Kinder- und Jugendtheater seine Auslastung hält.
Birgit Keil und Vladimir Klos können stolz auf Ihr Ballettcorps sein: bei einer Auslastung von stolzen 100% und 21.551 Besuchern sind sie unumstritten die beliebteste Sparte, die noch mehr Karten verkaufen könnte.
Glückwunsch an Justin Brown und die Badische Staatskapelle: sie konnten Ihre Besucherzahlen in den Konzerten um ca 10% auf 11.036 Zuschauer steigern und sind rechtzeitig zum 350. Orchestergeburtstag fast zu 100% ausgebucht!
Das Musiktheater hat wenig überraschend weniger Besucher: Mit einer Auslastung von 84% und 45.043 Besuchern liegt das Musiktheater etwas unter den Vergleichszahlen. Allerdings ist das verständlich: ein neues Repertoire muß erst aufgebaut werden; der Spielplan ist im ersten Jahr nach einem Wechsel mit starken personellen Veränderungen immer etwas eintöniger. Dazu kommen viele wenig bekannte Opern, die sich erst etablieren müssen.
Sehr schön, daß die Händel Festspiele einen Besucherrekord von erstmals über 13.000 Zuschauern erreicht haben! In den letzten zehn Jahren haben Achim Thorwald und Thomas Brux regelrecht einen Boom ausgelöst, den Bernd Feuchtner mit einem sehr vielfältigen Programm weiterführte.
Das schwächste Kind wird ja üblicherweise am stärksten verhätschelt. Viel Mühe gibt sich das Staatstheater, um die Schwäche des Schauspiels zu kaschieren. Immerhin 77% Auslastung bei 30.303 Besuchern. Das sind fast 3000 Besucher mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Allerdings kann man sich nur wenig mit diesem Zeitraum vergleichen. Das letzte Jahr unter der Leitung von Knut Weber war schon durch die Wechselvorbereitungen sein schwächstes Karlsruher Jahr. Der Publikumsfavorit Big Money war erst in der zweiten Hälfte der letzten Spielzeit im Spielplan.
Wenn man bedenkt, daß die Musikshows Big Money und Dylan in dieser Saison praktisch ständig ausverkauft sind, dann wird einem erst bewußt wie schwach die Sparte Schauspiel an sich, also ohne Musikstücke, dasteht. Für das reine Sprechtheater sind die Zeiten gerade schwer. Aus den vielen schwachen Inszenierungen hat sich das neugierige und aufgeschlossene Karlsruher Publikum die beiden stärksten herausgesucht: Orpheus steigt herab (95% Auslastung) und Amphitryon (93% Auslastung) sind sehr gut besucht, auch wenn beide meines Erachtens Mittelmaß sind und nicht das Niveau zeigen, das man für diese Stücke in Karlsruhe erwarten kann.
FAZIT: Die erste Halbzeitbilanz ist leider wenig aussagekräftig. Das traditionell treue
Karlsruher Publikum ist offen und neugierig genug, um sich nicht durch
personelle Wechsel das Interesse an seinem Theater nehmen zu lassen. Mit
viel mehr Spannung ist das Ergebnis am Ende der ersten Spielzeit und
dann vor allem im zweiten Jahr zu erwarten. Erst an den Halbzeit- und
End-Statistiken 2012/2013 wird sich die neue Theaterleitung messen lassen
können.
Mit der neuen Spielzeit wird eine vom Verwaltungsrat beschlossene Ticketpreiserhöhung von knapp 10% (!) einhergehen. Dabei wird es eine deutlich höhere Anhebung bei den teureren Kartenkategorien geben als in den niedrigeren Segmenten.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
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@G.R.
AntwortenLöschenVielen Dank!
Zieht man die Zuschauer des "Jungen Staatstheaters" ab, dann sind bisher tatsächlich 30.000 gut zahlende Besucher weniger gekommen als in der Spielzeit zuvor. Da die Auslastung nur um wenige Prozentpunkte gesunken ist, liegt das folglich an der geringeren Anzahl an Aufführungen.
Bei einem Intendanzwechsel mit neuen Sängern muß erst ein neues Repertoire aufgebaut werden. Deshalb dürfen die Zahlen deutlich niedriger liegen.
Wenn man 2010/2011 zur Halbzeit ca 150.000 Zuschauer in Oper, Ballett und Schauspiel hatte, dann wird es zukünftig aufgrund des neuen Kinder- und Jugendtheaters noch mehr Zuschauer geben, wenn das Niveau gehalten wird. In einem Jahr also die Anzahl 2010/2011 (ca 150.000) + 20.0000 neue junge Zuschauer.