Eine weitere erfolgreiche Wiederaufnahme aus der letzten Spielzeit mit geringer, aber wichtiger personeller Veränderung: statt Christina Niessen gab der Karlsruher Publikumsliebling Barbara Dobrzanska ihr Rollendebüt und wurde erwartungsgemäß umjubelt. Frau Dobrzanska ist ein Phänomen: gleichgültig welche Rolle sie übernimmt – andere Sänger erscheinen nur noch in Nebensätzen und in Relation zu ihr. Dabei ist die Karlsruher Besetzung vorzüglich: Bernhard Berchtold (ihn wird der neue Tenor Andrea Shin ersetzen), Ulrich Schneider, Matthias Wohlbrecht, Stefanie Schaefer und Sonja Borowski-Tudor sangen bereits letzte Spielzeit sehr erfolgreich die Premiere und waren auch an diesem Abend sehr gut. Sebastian Kohlhepp, der ab diese Spielzeit die Rolle des Vanja übernimmt, ist ein Zugewinn.
Justin Brown, der Dirigent der Premiere, hat an Christoph Gedschold übergeben.
Die Inszenierung hat auch bei der Wiederaufnahme nicht durchgehend überzeugt: sie lebt von den Bühnenbildern und der gelungenen Umsetzung der ausdrucksstarken musikalischen Passagen in den ersten beiden Akten. Der dritte Akt ist aus verschiedenen Gründen der am wenigsten überzeugende: Katjas Verzweiflung hin zum Selbstmord fehlt die innere Spannung und wird nur sängerisch getragen: die Personenführung (individuell und im Chor) wirkt einfallslos.
Da Barbara Dobrzanska erst 2012/2013 wieder eine Premiere singen wird, wurde ihr Rollendebüt an diesem Abend von der Intendanz entsprechend gewürdigt: GI Spuhler und Operndirektor Schaback verteilten Blumen an die Sänger, zeigten vor und nach der Aufführung Präsenz und wurden dabei verstärkt durch Chefdramaturg Dr. Feuchtner und der designierten neuen Pressechefin Frau Johner. Es kam also fast etwas Premierenstimmung auf.
PS: Drei neue Sänger verfolgten die Aufführung im Zuschauerraum: Stefania Dovhan, Rebecca Raffell und Lucas Harbour.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.