Das zweite Symphoniekonzert war eigentlich ein Liederabend mit Kammerorchester: keine Blechbläser waren notwendig, nur eine Oboe, ein Englischhorn, zwei Schlagzeuger sowie Orgel und Celesta – 5 Musiker ergänzten das Streichorchester im Verlauf des Abends. Zu Beginn ertönte eine der bekanntesten Bach Kantaten: BWV82 Ich habe genug. Armin Kolarczyk sang, Justin Brown dirigierte und der Solo-Oboist Stephan Rutz stahl erst mal allen die Schau. Der Dirigent ging den ersten Satz etwas zu flott an, als habe er es eilig, genug zu haben. Die Eingangsarie wandelte sich dabei zu einem virtuosen Oboenstück. Danach stimmte dann die Architektur und die Kantate wurde überlegt und überzeugend interpretiert, ohne allerdings die Intensität und Intimität einer Aufführung im sakralen Raum zu erreichen.
Michael Tippetts Corelli Fantasie, eine modern interpretierte Art des Concerto grosso mit solistischem Streichtrio, war eine angenehme Überraschung: ein kurzes, abwechslungsreiches und unterhaltsames ca. 20 minütiges Intermezzo, das stilecht im Stehen interpretiert wurde.
Nach der Pause folgte Schostakowitschs 14. Symphonie. Man wird nur selten jemanden finden, der diese als sein Lieblingsstück oder als Schostakowitschs beste Symphonie bezeichnen würde. Ganz im Gegenteil: ein unvorbereiteter Hörer könnte es als schwer zugänglich oder frustrierend erleben. Der Komponist hat 14 Gedichte vertont, die sich mit dem Thema Tod beschäftigen. Ein Spätwerk, 1969 uraufgeführt, 6 Jahre vor dem Tod Schostakowitschs. Barbara Dobrzanska und Konstantin Gorny sangen und es geschah etwas Seltenes: Sänger und Dirigent zeigten so viel Engagement und Können, im Falle Konstantin Gornys möchte ich es fast Herzensangelegenheit nennen, daß sie es schafften ein sprödes Stück durch eine perfekte Aufführung zum Erfolg zu führen. Es spricht für das Karlsruher Publikum, daß es mehrheitlich erkannte, welche großartige und bravouröse Leistung ihm geboten wurde.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.