Peter Spuhler hat als Generalintendant des Badischen Staatstheaters keine guten Jahre hinter sich. Wieso seine Amtszeit über 2021 eventuell sogar noch mal verlängert werden soll, bleibt einigen Beobachtern ein Rätsel. Aber mit der zuständigen Stuttgarter Wissenschaftsministerin Teresia Bauer hatte der Intendant bisher stets eine mächtige Fürsprecherin, die nun massiv unter Beschuß gerät. In einem Urteil
des Verwaltungsgerichts soll festgestellt
worden sein, daß die Ministerin mit rechtswidrigem
Handeln die ehemalige Rektorin der Fachhochschule für öffentliche
Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg Dr. Claudia Stöckle aus dem Amt
gedrängt hat. Die SPD-Landtagsfraktion fordert Bauers Rücktritt (mehr hier), die Grünen-Politikerin habe in der Affäre
um die Verwaltungshochschule Ludwigsburg wiederholt gelogen. Der stellvertretende Vorsitzendende der SPD-Fraktion Sascha Binder erklärte: "Eine Ministerin, die
die Fürsorgepflicht gegenüber Beamten so mit Füßen tritt und mehrmals
die Unwahrheit gegenüber dem Parlament sagt, darf in einer
Landesregierung kein Amt bekleiden."
In Karlsruhe werden nun ungute Erinnerung an 2015 und die Affäre Spuhler wach, als die Ministerin und der Intendant damit scheiterten, den Verwaltungsdirektor des Badischen Staatstheater Michael Obermeier aus seinem Amt zu entfernen.
Ministerin Bauer griff damals zugunsten des Intendanten in die Abläufe am Staatstheater ein. Damit hatte sie allerdings nicht die Erfordernisse ihrer
Entscheidung in Betracht gezogen, Obermeier setzte sich erfolgreich juristisch zur Wehr. Zuvor stellten
sich sehr schnell die Mitarbeiter des Badischen Staatstheaters an seine Seite. Personalrat,
Orchestervorstand und Chorvorstand erklärten, daß "die überwiegende
Mehrheit der Mitglieder des Hauses hinter Herrn Obermeier steht und
schockiert ist, daß ein solcher Schritt erwogen wird". Es formierte sich ein so lauter Protest am Badischen Staatstheater, daß sogar das Fernsehen über den Eklat berichteten. Der Absetzungsversuch von Ministerin Bauer und Intendant Spuhler scheiterte kläglich und wurde nun zum Eigentor. Das Machtspiel geriet in den Verdacht der gemeinschaftlichen Schikane gegen
Obermeier, der sich aber nicht einschüchtern ließ und sich bis heute standhaft zur Wehr setzt (dazu demnächst hier mehr).
Spuhlers "Führungsstil" als Intendant geriet im Gegenzug so sehr in die
Kritik, daß der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup sich
gezwungen sah, eine Mediation einzuleiten. Mit Steuergeldern wurde ein
externes Beratungshaus engagiert, das die Probleme in Folge der
Intendanzübernahme von Peter Spuhler analysieren sollte. Die Hoffnungen
in diese Maßnahme wurde bald ernüchtert, Mentrup mag Sozialdemokrat
sein, als Oberbürgermeister ist er wohl vor allem Arbeitgeber. Die Mediation
erwies sich als kosmetische Übertünchung und diente der Ruhigstellung.
Bis heute ist der Mediationsbericht nicht veröffentlicht, die Resultate
werden den Mitarbeitern anscheinend bisher vorenthalten.
Die neuen Vorwürfe gegen Ministerin Bauer geben den Vorkommnissen ein noch bedenklicheres Geschmäckle und auch das Verhalten von Intendant Spuhler sollte nun erneut durchleuchtet werden. Wenn die Politiker des Verwaltungsrats verantwortlich, mitarbeiter- und publikumsfreundlich handeln wollten, kommen sie an einem Intendanzwechsel 2021 kaum vorbei, es sei denn, die Bequemlichkeit des Aussitzens feiert ihren lethargischen Pyrrhus-Sieg.
Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.