Montag, 10. September 2018

Stuttgarter Machenschaften - nicht nur am Staatstheater

Peter Spuhler hat als Generalintendant des Badischen Staatstheaters keine guten Jahre hinter sich. Wieso seine Amtszeit über 2021 eventuell sogar noch mal verlängert werden soll, bleibt einigen Beobachtern ein Rätsel. Aber mit der zuständigen Stuttgarter Wissenschaftsministerin Teresia Bauer hatte der Intendant bisher stets eine mächtige Fürsprecherin, die nun massiv unter Beschuß gerät. In einem Urteil des Verwaltungsgerichts soll festgestellt worden sein, daß die Ministerin mit rechtswidrigem Handeln die ehemalige Rektorin der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg Dr. Claudia Stöckle aus dem Amt gedrängt hat. Die SPD-Landtagsfraktion fordert Bauers Rücktritt (mehr hier), die Grünen-Politikerin habe in der Affäre um die Verwaltungshochschule Ludwigsburg wiederholt gelogen. Der stellvertretende Vorsitzendende der SPD-Fraktion Sascha Binder erklärte: "Eine Ministerin, die die Fürsorgepflicht gegenüber Beamten so mit Füßen tritt und mehrmals die Unwahrheit gegenüber dem Parlament sagt, darf in einer Landesregierung kein Amt bekleiden."
In Karlsruhe werden nun ungute Erinnerung an 2015 und die Affäre Spuhler wach, als die Ministerin und der Intendant damit scheiterten, den Verwaltungsdirektor des Badischen Staatstheater Michael Obermeier aus seinem Amt zu entfernen.

Ministerin Bauer griff damals zugunsten des Intendanten in die Abläufe am Staatstheater ein. Damit hatte sie allerdings nicht die Erfordernisse ihrer Entscheidung in Betracht gezogen, Obermeier setzte sich erfolgreich juristisch zur Wehr. Zuvor stellten sich sehr schnell die Mitarbeiter des Badischen Staatstheaters an seine Seite. Personalrat, Orchestervorstand und Chorvorstand erklärten, daß "die überwiegende Mehrheit der Mitglieder des Hauses hinter Herrn Obermeier steht und schockiert ist, daß ein solcher Schritt erwogen wird". Es formierte sich ein so lauter Protest am Badischen Staatstheater, daß sogar das Fernsehen über den Eklat berichteten. Der Absetzungsversuch von Ministerin Bauer und Intendant Spuhler scheiterte kläglich und wurde nun zum Eigentor. Das Machtspiel geriet in den Verdacht der gemeinschaftlichen Schikane gegen Obermeier, der sich aber nicht einschüchtern ließ und sich bis heute standhaft zur Wehr setzt (dazu demnächst hier mehr).

Spuhlers "Führungsstil" als Intendant geriet im Gegenzug so sehr in die Kritik, daß der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup sich gezwungen sah, eine Mediation einzuleiten. Mit Steuergeldern wurde ein externes Beratungshaus engagiert, das die Probleme in Folge der Intendanzübernahme von Peter Spuhler analysieren sollte. Die Hoffnungen in diese Maßnahme wurde bald ernüchtert, Mentrup mag Sozialdemokrat sein, als Oberbürgermeister ist er wohl vor allem Arbeitgeber. Die Mediation erwies sich als kosmetische Übertünchung und diente der Ruhigstellung. Bis heute ist der Mediationsbericht nicht veröffentlicht, die Resultate werden den Mitarbeitern anscheinend bisher vorenthalten.

Die neuen Vorwürfe gegen Ministerin Bauer geben den Vorkommnissen ein noch bedenklicheres Geschmäckle und auch das Verhalten von Intendant Spuhler sollte nun erneut durchleuchtet werden. Wenn die Politiker des Verwaltungsrats verantwortlich, mitarbeiter- und publikumsfreundlich handeln wollten, kommen sie an einem Intendanzwechsel 2021 kaum vorbei, es sei denn, die Bequemlichkeit des Aussitzens feiert ihren lethargischen Pyrrhus-Sieg.