Seit 1988 bin ich steter Besucher des Badischen Staatstheaters. Bei vielen Opern-, Theater-, Konzert- und Ballettvorstellungen im Jahr und Besuchen in anderen Städten verliert man schon mal den Überblick. Dieser Tagebuch-Blog dient mir seit der Spielzeit 2011/12 als elektronische Erinnerung. Bitte beachten Sie meine Intention: ich bin kein Journalist oder Kritiker, sondern schreibe hier lediglich persönliche Eindrücke, private Ansichten und Vermutungen für mich und Angehörige nieder.
Donnerstag, 4. August 2016
R.I.P. Günter von Kannen (*1940 †2016)
Günter von Kannen war einer der raren Fälle eines Charaktersängers - er besaß nicht nur eine große Stimme, sondern hinterließ auch Eindruck, bei ihm hatte man das Gefühl, etwas Mustergültiges dargestellt zu bekommen, wer ihn erlebt hat, erinnert sich an ihn. Seit 1977 sang er regelmäßig in Karlsruhe (seit 1979 auch in Zürich) in vielen Hauptrollen, 1985 wurde er hier zum Kammersänger ernannt, er gastierte an den großen Opernhäusern, von 1988 bis 1992 und 2000/2001 übernahm er in Bayreuth den Alberich im Ring, drei mal sang er dort auch den Klingsor. In Karlsruhe erlebte er verschiedene Triumphe: vor allem als großartiger Hans Sachs in den Meistersingern, Sir Morosus (Die schweigsame Frau), La Roche (Capriccio) und als Cardillac in Hindemiths gleichnamiger Oper setzte er für mich einen Maßstab, der nur schwer zu überbieten sein dürfte. Günter von Kannen verabschiedete sich im letzten Jahrzehnt am Badischen Staatstheater als Falstaff in Verdis Oper, letzte Woche ist er in Karlsruhe gestorben - es bleibt das Gefühl des Verlusts und vor allem das Gefühl des Glücks, ihn als großen und beeindruckenden Opernsänger auf der Bühne erlebt zu haben.