Dienstag, 21. Juni 2016

7. Symphoniekonzert, 20.06.2016

Ein weiteres sehr gelungenes Symphoniekonzert mit hohem Spektakelwert durch das Konzert für Solo-Schlagzeuger Frozen in Time, das auf seinem Siegeszug durch die Konzertsäle nun auch in Karlsruhe Begeisterung auslöste.

Le loup ist Ballettmusik (UA 1953) des französischen Komponisten Henri Dutilleux (*1916 †2013) zu einem Gleichnis des französischen Dramatikers Jean Anouilh (dessen Theaterstücke eigentlich mal eine Wiederentdeckung verdient hätten). Die Musik erinnert an eine Mischung aus Strawinsky und französischer Klangtradition mit Einflüssen vom Jazz - überraschend farbig und abwechslungsreich und tatsächlich ein sehr schöner Konzerteinstieg mit einem Stück, das kaum jemand gekannt haben wird.

Von Avner Dorman konnte man in Karlsruhe bereits Werke hören (mehr zu ihm hier und hier), nächstes Jahr wird er hier seine Oper Wahnfried uraufführen - die freundschaftliche Beziehung zu GMD Justin Brown macht's möglich. Mit Frozen inTime präsentierte man gestern dem Karlsruher Publikum ein Werk, das bereits bei seiner Uraufführung 2007 stehende Ovationen auslöste,  Simone Young dirigierte in Hamburg, der damalige Solo-Künstler trat auch gestern in Karlsruhe auf und begeisterte das Publikum - Martin Grubinger ist Schlagzeuger und spielt in diesem Werk eine Vielzahl von Instrumenten, darunter Marimba und Kuhglocken und andere Schlaginstrumente, die leider auch das Programmheft nicht mit Namen benennt. Reichhaltig sind auch die Ursprünge und Vorbilder: südindische und westafrikanische Rhythmen, Tango, Jazz, Swing, asiatische und europäische Einflüße (das Programmheft nennt für den mittleren Satz Mozart) - Dormans Konzert ist ein Konzert als Spektakel, das das Publikum mitreißt und begeistert - nicht nur gestern in Karlsruhe, sondern in vielen Konzertsälen - Frozen in Time ist ein internationaler "Hit", ein Werk, das gute Chancen hat, in naher Zukunft nicht wieder aus den Konzertplänen zu verschwinden. Bravo, Herr Dorman! Der mittlere langsame Satz mit delikat meditativem Charakter zeigt, zu was Schlagzeuger in der Lage sind, die Ecksätze - rhythmisch, fetzig, teilweise laut und körperlich - sind Spektakel, im Orchester sind neben dem Solisten vier weitere Schlagzeuger anwesend und tragen zur Klangvielfalt bei. Wie ein Leichtathlet mit Körperspannung auf den Startschuß wartet, stand Grubinger vor dem Einsatz des Dirigenten - das Konzert ist körperlich fordernd und schweißtreibend und für die Zuschauer auch optisch spannend. Der Solist ergriff vor der Zugabe das Wort, bedankte sich beim Orchester und entschied sich für die Trommel, auf der er Rudiments als Show vorführte. Das Publikum zeigte sich begeistert angesichts der Mischung aus Virtuosität und Unterhaltungswert.

Nach der Pause folgte die 7. Symphonie von Antonin Dvořák, die ein wenig im Schatten der sehr beliebten 9. und beliebten 8. steht während die Symphonien 1 bis 6 kaum einmal zu hören sind. Daß die gestrige 7. Symphonie so überzeugend und spannend  erklang, ist ein Verdienst von GMD Justin Brown. Es schien ihm eine Herzensangelegenheit zu sein, Brown dirigierte auswendig, ohne Partitur und wie aus einem Guß: jedes Tempi stimmte, jede Nuancierung hatte Wirkung, die Badische Staatskapelle überzeugte gestern über das ganze Konzert mit hoher Spielkultur, Holz- und Blechbläser hatten sehr schöne Solo-Momente, die Streicher glänzten besonders bei Dvořák, dessen Vorbild unüberhörbar war: man fühlte sich teilweise wie in einer Brahms-Symphonie. Das Allegro maestoso war umwölkt und drohend, das folgende Poco adagio hatte einen geheimnisvollen Charakter, das Scherzo mit markanter Melodie, dem Finale gab Brown etwas Pathetisches  in dramatischer Auslegung - eine 7. Symphonie, die sich manche gemerkt haben werden und nachhören wollen - die Badische Staatskapelle legte die Meßlatte gestern hoch!

2 Kommentare:

  1. Das Regietheater wird immer schlimmer und unsinniger:

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/deutsche-oper-berlin-nur-im-schritt-ist-alles-fit-14296523.html

    Gruß Klaus

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