Dienstag, 21. Juli 2015

8. Symphoniekonzert, 20.07.2015

Die Ouvertüre zu Bedřich Smetanas Oper Die verkaufte Braut stimmte gestern schwungvoll und rasant in das letzte Konzert der Spielzeit ein.
Der tschechische Komponist Miroslav Srnka (*1975) gehört aktuell zu den großen Namen und wird im Januar 2016 in Deutschland überregionale Aufmerksamkeit bekommen: da wird die Bayerische Staatsoper in München seine Oper South Pole uraufführen, und zwar mit dem designierten neuen Chef der Berliner Philharmoniker Kiril Petrenko am Pult, Thomas Hampson als Roald Amundsen, Rolando Villazón als Robert Scott sowie Hans Neuenfels als Regisseur. Eine sehr gute Wahl, Srnka im Karlsruher Symphoniekonzert mit einer deutschen Erstaufführung vorzustellen. Sein Konzert für Klavier und Orchester erwies sich als ein sperriges Werk - mehr konstruiert als komponiert. Ein Solistenkonzert, bei dem der Solist anfänglich vom Orchester überdeckt wird. Man hört einen Klangbrei, bei dem der Pianist enorm viel Noten spielen muß, aber kaum in Szene tritt - ein Anspielen gegen Klang- und Tonmassen. Immer wieder blitzen gute und ungewöhnliche Einfälle und Höreindrücke auf, bilden sich aber kaum zum konsistenten Eindruck. Nur der langsame Mittelteil verdichtet sich mit Tönen von gestopften Posaunen und zarten Klängen - ein Notturno zum Hinhören. Der schnelle Abschluß ähnelt wieder dem ersten Teil: etwas Breiiges, das aber schnell fließt. Pianist Nicolas Hodges manövriert sich durch das einsätzige, ca 25 minütige Konzert mit atemberaubend souveränen Spiel.
   
Kaum ein GMD lässt sich diese Symphonie entgehen: Kazushi Ono dirigierte sie, Anthony Bramall dirigierte sie, Justin Brown dirigierte sie nun nicht, sondern überließ Sie dem Gastdirigenten: Hector Berlioz' Symphonie fantastique. Hätte Brown doch selber zum Dirigentenstab gegriffen, werden vielleicht einige nach der gestrigen Vorführung gedacht haben. Cornelius Meister blieb hier als Dirigent seltsam farblos, bei aller durchaus guter Qualität erreichte er nie einen Spannungsgrad, der das Publikum aufgeregt nach vorne auf die Sitzkante rutschen ließ. Sowohl nach Ono als auch nach Bramall war eine physische Anspannung im Raum fühlbar, gestern verließ man kaum die Komfortzone. Das Publikum jubelte nach einem heißen Sommertag trotzdem. Überhitzt dürfte sich bei diesem von der Badischen Staatskapelle sehr schön musizierten Berlioz kaum jemand haben. Dem Dirigenten gelang keine Binnenspannung, eine Symphonie fantastique, der das Phantastische, das Abgründige und Doppelbödige verloren ging. Schade - die erste Symphonie fantastique, die mich kalt ließ.
  
Dennoch zum Abschluß dieser Konzertsaison ein herzliches Danke an die Badische Staatskapelle und Justin Brown für eine außerordentliche spannende und abwechslungsreiche Konzertsaison, die dadurch besonders wurde, daß man viele Solokonzerte lebender Komponisten spielte, die wirkliche Entdeckungen waren.